Die besten Redner oder warum man Politikern nicht traut!

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Aesos
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Mi 4. Jun 2003, 11:56 - Beitrag #1

Die besten Redner oder warum man Politikern nicht traut!

Wozu doch der Englisch Unterricht taugt :s1:

Habe wöchentlich Unterricht in der Firma um mein English zu verbessern,
dabei machen wir eine Menge Smalltalk um unsere Sicherheit im Gespräch zu steigern...

So sind wir zufällig zum Thema "Gute Redner" gekommen...

Und am Ende kammen so Namen wie Herzog und Rau...

Auch Gysi wurde genannt...
Habe dann erwähnt das Gysi teilweise zu gut reden konnte um Ihm trauen zu können,
ich habe bei Ihm immer nach den "Lügen" gesucht...
Keine Gefunden aber trozdem immer ein flaues Gefühl in der Magen gegend gehabt...

Warum ?

Hm bin am Ende drauf gekommen,
Hitler war ja auch jemand der mit seinen Reden die Massen hinter sich gebracht hat,
so viel schlimmes er auch getan hat, seine Reden wirkten auf jeden Fall damals extrem überzeugend...

Daraus haben wir dann geschloßen das dies die große Skepsis
der Deutschen ausmachen könnte,
die ANGST noch mal so getäuscht und hinters Licht geführt zu werden...

Meine Lehrerin ist Britin ist gegen den Krieg,
meint aber das vielleicht diese Denkweise in vielen Köpfen ist,
was meint Ihr ist das Fehlende Vertrauen in Amerika und diese Redenschwinger wirklich so begründbar ?

Oder was meint Ihr...

Feuerkopf
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Mi 4. Jun 2003, 12:03 - Beitrag #2

Absolut!

Ich bin ja leicht besoffen zu quatschen, gebe ich zu. Ich habe eine große Vorliebe für rhetorisch bewanderte Menschen. Mir ist aber auch klar, dass es sowas wie "Schwarze Rhetorik" gibt, und dass gute Redner auch gute Manipulatoren sein können.

Im Übrigen war nicht Hitler der geniale Redner, sonder Joseph Goebbels, der sein sprachliches Handwerk als Jesuitenschüler gelernt hatte.

Mir imponieren immer Leute, die fließend und druckreif sprechen können, wie Joschka Fischer.
Er ist auch ein gutes Beispiel, wie ein Job einen Menschen verändert. Sprach er früher gern Tacheles, so ist er inzwischen ein Meister im eleganten Nichts-Sagen.

Herzog war übrigens nicht halb so elegant wie Richard von Weizäcker, der immer in einfachen, kurzen Sätzen sprach. Deshalb waren seine Reden auch so eindrucksvoll.

Ich denke, man soll die Leute weniger an ihren Worten als an ihren Taten messen. ;)

Ratte
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Mi 4. Jun 2003, 12:30 - Beitrag #3

Original geschrieben von Feuerkopf

Ich denke, man soll die Leute weniger an ihren Worten als an ihren Taten messen. ;)


Volle Zustimmung! :s1:

Aber Papier ist eben geduldig - und weil so viel zitiert wird, passen die meisten Politiker sehr genau auf, was sie sagen, wieviel sie verraten und wen sie (nicht!) vor den Kopf stoßen!

In diesem Zusammenhang gibt es übrigens in der aktuellen P.M. einen interessanten Artikel über Übersetzungen und Dolmetscher. Hier ein Auszug:
»Traduttore-traditore«, besagt ein altes italienisches Sprichwort: Ein Übersetzer ist ein Verräter. Adolf Hitler hätte dem sicher zugestimmt, wenn er gewusst hätte, welche Spielchen sein Dolmetscher Eugen Dollmann mit ihm trieb: »Ich trat neben Hitler ans Mikrofon und sprach italienisch für Italiener. Es wurde eine sehr südliche Ansprache, die mit den Worten Hitlers nicht das Geringste zu tun hatte, weil ich einfach nicht wusste, was er gesagt hatte. Aber es wurde eine sehr erfolgreiche Rede, weil ich zu den Italienern sprach, wie sie es verstanden. Ich bin noch heute sicher, dass der rasende Beifall meiner Stegreifrede galt und nicht Hitlers Monolog.«
Der »Führer« habe dergleichen nur selten bemerkt, schreibt Dollmann in seinen Erinnerungen. Ebenso unbemerkt betätigte sich der Dolmetscher zunehmend auch als Diplomat. Als Mussolini gegenüber Hitler einmal nachdenkliche Töne anschlug, formulierte Dollmann lieber »ein paar markige Aussprüche vom Siegeswillen der Achse (Berlin–Rom; d. Red.)«. Und übersah dabei, dass Mussolini den Sinn dieser Worte durchaus verstand. Aber der »Duce« sagte nur: »Sie haben recht, Dottore, wir wollen ihn nicht ärgern.«


Der ganze Artikel ist übrigens sehr zu empfehlen und findet sich hier!

Mithrandir
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Mi 4. Jun 2003, 16:10 - Beitrag #4

Um zu Aesos ursprünglicher Frage zurückzukommen: Ich denke, dass diese "Angst" sehrwohl in den Köpfen einiger Deutscher steckt. Der "gebildete" Anteil der Bevölkerung, ist aber bestimmt vorsichtiger oder misstrauischer , als Leute , die sich weder für Politik, noch für Geschichte oder Bildung interressieren.
Also die Mehrzahl wird, so glaube ich , von den Medien und deren Auslegung solcher Reden und Statements in ihrer Meinungsbildung "geführt" .
Leider ist diese Art der Information heutzutage meist wiedersprüchlich und/oder verwirrend. Daher kommt wohl das allgemeine Misstrauen.

Noriko
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Mi 4. Jun 2003, 16:20 - Beitrag #5

rhetorische kunst ist eine sache, doch charsma ist eine andere, auchs ehr entscheidende.
Hitler hatte eine ungllaubliche ausstrahlung auf die menschen gehabt haben. es war weniger was er gesagt hat, sondern wie er es gesagt hat.

ich habe auch ein gewisses rhetorsiches talent und binr echt eloquent leut meinen lehrern,a ber ich habe kein charisma, zumindest kein besonderes, weswegen das was ich sage nciht so ankommt bzw aufgenommen wird.

Traitor
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Mi 4. Jun 2003, 17:48 - Beitrag #6

Dass man hinter rhetorisch starken Reden/Texten leichter Fallen wittert, ist eine gute Beobachtung. Dazu wird wohl sehr stark der Gedanke beitragen "Wer die Wahrheit sagt, hat es doch nicht nötig, sie so zu verpacken", der aber natürlich ein unzulässiger Umkehrschluss aus "Wer lügt, muss es gut verpacken" ist. Selbst wenn die Aussage noch so wahr ist, ist es meist nötig, sie geschickt zu verpacken, um zu überzeugen oder schlicht um ernst genommen zu werden - ein Politiker, der zu einfach spricht, wird nicht für voll genommen, da man von einem Politiker einfach eine gewisse "Abgehobenheit" erwartet. Wenn man, wie Feuerkopf es bei Weizäcker beschreibt, jedoch auch einfache Sprache geschickt präsentieren kann, ist es wohl die geschickteste Art, da man sowohl überzeugt als auch kein Misstrauen weckt.
Ein interessantes Phänomen ist übrigens auch "wenn er meiner Meinung entspricht, ist der Text argumentativ, wenn nicht, ist er manipulativ": über rhetorische Mittel, die man im ersten Fall als völlig korrekt ansieht, macht man sich im zweiten Fall her und nimmt sie als Beweis für die Unseriösität. Selbst wenn man darauf bewusst achtet, ist die Tendenz noch klar zu finden.


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