München - Schalke 04 kann endlich aufatmen: Ein neuer Trainer ist gefunden.
Was sich seit vergangener Woche schon abgezeichnet hatte, wurde am Dienstagmittag Gewissheit. Zeitgleich gaben Jupp Heynckes und die "Königsblauen" ihre Zusammenarbeit zur neuen Saison bekannt. Der 58-Jährige erhält einen Zweijahresvertrag mit Option auf ein weiteres Jahr.
"Kündigung" im Dezember 2002
"Ich habe am Vormittag Schalkes grünes Licht gegeben, dass ich komme", sagte Heynckes auf einer Pressekonferenz bei seinem derzeitigen Klub Athletic Bilbao. (Ist Heynckes der richtige Mann für Schalke? Jetzt im Fußball-Forum diskutieren!)
Schon zuvor hatte praktisch festgestanden, dass der Ex-Nationalspieler die Basken nach dem Ende seines zweijährigen Vertrages am Saisonende verlassen wird. Bereits im Dezember 2002 hatte Heynckes Bilbaos Präsident Uria erklärt, dass er nicht verlängern wolle.
"Ich freue mich riesig"
Diese Meinung änderte auch ein neues Angebot des Klubs am 11. Juni nicht mehr. Er hätte gerne seine Trainer-Laufbahn in Bilbao beendet, sagte Heynckes. Aber die geringe Rückendeckung in Teilen des Vereins und der Öffentlichkeit nach dem schwachen Saisonstart hätten zum Meinungswechsel geführt.
"Jetzt freue ich mich riesig, mich nach vielen Jahren wieder einer neuen Herausforderung stellen zu können - besonders auf Schalke. Bei diesem Klub wurde im letzten Jahrzehnt ausgezeichnete Arbeit geleistet", erklärte der gebürtige Mönchengladbacher, der zuletzt in der Saison 1994/95 bei Eintracht Frankfurt in der Bundesliga gearbeitet hatte.
Erste Gespräche bereits am 12. Mai
Auch die Schalker zeigten sich hocherfreut über das Ende ihrer wochenlangen Trainersuche. "Damit haben wir den Trainer verpflichtet, der für uns von Anfang an erste Wahl gewesen ist", sagte Manager Rudi Assauer.
Schon am 12. Mai hatten die Gelsenkirchener erste Gespräche mit dem Wunsch-Kandidaten geführt. "Er hat einen Rieseneindruck bei uns hinterlassen", erklärte Assauer. "Zum einen waren wir von seiner Fußball-Philosophie angetan, zum anderen hat uns besonders seine Auffassung zum Thema Disziplin gefallen."
Die Disziplinlosigkeit der Mannschaft auf und außerhalb des Spielfeldes gilt als Hauptgrund für das enttäuschende Abschneiden in der abgelaufenen Saison, die der Klub nur als Siebter beendet hatte. "Hier muss viel mehr Disziplin rein", hatte auch Ersatz-Kapitän Ebbe Sand gefordert.
"Missverständnis" Trainerstab
Dass es dennoch nicht zu einer schnellen Einigung kam, lag nach Schalker Lesart an einem "Missverständnis". Demnach hatten die Verantwortlichen den Eindruck, dass der Coach sein Trainerteam mitbringen wolle. Die Gelsenkirchener wollten aber weiter mit Torwart-Trainer Oliver Reck und Reha- und Konditionstrainer Dr. Christos Papadopoulos zusammenarbeiten.
Daher verhandelten Assauer und Co. danach mit weiteren Kandidaten. Doch weder mit Bart van Marwijk noch mit Felix Magath oder Christian Groß kam eine Einigung zustande. "Einige haben sich aufgrund ihrer nicht vorhandenen Seriosität disqualifiziert", meinte der Manager offenbar mit Blick auf diese Trainer.
"Andere wiederum haben sich absolut professionell verhalten. Obwohl wir mit ihnen gesprochen haben, sind sie mit keinem Wort an die Öffentlichkeit gegangen - und es waren absolute Top-Leute."
Seit einer Woche wieder Kontakt
Also nahm der Klub nach den Fehlschlägen am 9. Juni erneut Kontakt mit Heynckes auf. "Die Frage des Trainerstabs war für mich nicht so entscheidend", sagte der ehemalige Bundesliga-Profi und -Trainer, der neben Frankfurt auch Borussia Mönchengladbach (1979 bis 1987) und Bayern München (1987 bis 1991) betreute.
Das einzige Problem war die Situation in Bilbao, wo Heynckes noch um den Einzug in den Uefa-Cup kämpft. Trotzdem wich er am Dienstag von seiner noch am Vortag geäußerten Aussage ab, er werde erst nach dem Saisonfinale in Spanien am Sonntag Auskunft über seine Zukunft geben.
Ex-Assistent Eddy Achterberg kehrt zurück
Nun bleiben ihm noch fünf Tage bei Athletic mit dem alles entscheidenden letzten Spiel am Sonntag bei seinem Ex-Klub Real Madrid. Schon drei Tage später wird er dann bereits das Auftakttraining von Schalke 04 am 25. Juni leiten.
Ihm zur Seite stehen neben Reck und Papadopoulos als Assistent Eddy Achterberg, der schon von 1998 bis 2000 bei S04 arbeitete, und als Konditionstrainer Uwe Speidel.