Krasse Geschichten ... hier meine:
November 1993. Klein-Seeker hat den Fürherschein seit 2,5 Wochen. Vom Ersparten hats nen BMW 315 gegeben. Früh morgens, neblig. Ich will ne Lehrjahrskollegin abholen und fahr mit 80 über ne leicht abschüßige Allee (Birken). Plötzlich ne Eisplatte auf der Straße, ich rutsche rechts vom Teer, das Auto ruckelt, ich erschreck mich und versuche langsam nach links gegenzulenken. Ohne Erfolg. Die Birken kommen immer näher. Verdammt. Ich dreh das Lenkrad immer weiter nach links, bis Anschlag. Dann hat der Reifen wohl wieder Bodenkontakt! Ich rase quer über die Straße auf die Bäume der anderen Seite zu, reiße das Lenkrad jetzt nach rechts. Die Kurvenlage dieses alten Modells mit Heckantrieb ist enorm! Ich schaukle die Kiste richtig auf, sprich - ich mach das mit links-rechts ungefähr vier Mal, dann schaff ichs nicht mehr. Ich seh nur noch eine armdicke Birke auf mich zukommen, ich mäh sie um, dann wirds schwarz.
Das nächste was ich weiß: Kopfüber häng ich im Gurt, das Radio jammert vor sich hin, meine Nase fühlt sich seltsam an und mir brummt der Schädel. Überall liegen Scherben. Ich schnall mich ab und knall aufs Lenkrad (in diesem Moment hab ich mir wohl das Nasenbein gebrochen!), krabble aus dem Wagen und seh mich um. Ich steh ca. 30 Meter in einem Acker, das Auto auf dem Dach, alles Dunkel. Der Nebel ist immer noch da und es ist kalt. Ich laufe langsam zur Straße und plötzlich seh ich ein Glitzern, daß sich über den gesamten Teer vor mir ausbreitet - das Licht von Scheinwerfern bricht sich in Glasscherben. Ein Auto kommt, hält an und fragt, ob da noch jemand drin ist. Ich denk mir "Wo?" und dreh mich um. Da liegt er, mein Wagen - auf dem Kopf, die Schnauze in der Mitte bis zur Frontscheibe eingeknautscht, der Kofferraum platt und die einzige Tür, die nix abgekriegt hat ist die Fahrertür, durch die ich rausgeklettert bin.
Ich schüttle den Kopf und sag ihm, er soll ca. 400 Meter ins nächste Dorf fahren, da steht ein Mädel, das auf mich wartet. Ich komme nach. Er steigt ein und ich lauf weiter zur Straße. Kommt mir gar nicht in den Sinn, daß ich unter Schock stehen könnte, daß der andere mich ja hätte mitnehmen können, daß er eigentlich hätte nachsehen sollen, ob ich wirklich alleine war ... es ist kalt und ich spüre, wie Blut an meinen Lippen gefriert.
Nach wenigen Minuten kommt ein Wagen auf mich zu - das Mädel.
Als es hell wird, sieht man alles: ich war von der Fahrbahn abgekommen, hatte die kleine Birke geköpft und mit der Schauze über einen Hügel gebrettert, der das Auto zwei Meter in die Luft schleuderte, wo es kopfüber an eine dickere Birke gedonnert ist, die dem Aufprall gut überstanden hat - nur etwas Rinde fehlte. Die Autoscheinwerfer lagen im Graben hinter der Birke - wie im schlechten Comic sind sie wohl beim Aufschlag aus den Fassungen geflogen. Die Birke stoppte das Auto, es donnerte auf Dach, rutschte über die Straße und riß einen Grenzpfahl mit, bis es schließlich im Acker zum liegen kam. Ab der kleinen Birke fehlt mir jegliche Erinnerung - aber so muß es gewesen sein.
Kosten:
1500 DM für die kleine Birke, die neu geplanzt werden mußte.
35 DM für den Grenzpfosten.
5 DM Bearbeitungsgebühr seitens der Gemeinde.
Auto: schrott.
Nase gebrochen und ne Menge blauer Flecken ... und keinen fahrbaren Untersatz.
Gruss,
Seeker
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