Sprachverfall

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Ratte
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Do 3. Jul 2003, 07:22 - Beitrag #61

Original geschrieben von syco23

"Come in and Find out" ist doch ein Werbesolgan, ich glaub von
Tschibo, oder?


Douglas!

Traitor
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Do 3. Jul 2003, 11:51 - Beitrag #62

Laut meinem Wörterbuch existiert "to hand out" = austeilen, ebenso das Nomen "handout" für "Reklamezettel" oder "Arbeitsblatt". Ist also kein typischer, nur im deutschen existierender Pseudo-Anglizismus, sondern ein echtes englisches Wort. Was natürlich nichts an seiner völligen Unnötigkeit ändert.

JaY
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Do 3. Jul 2003, 15:01 - Beitrag #63

Ich weiß nicht was ich zu diesem Thema sagen soll wenn eigentlich schon alles gesagt wurde was ich denke und meine!
Ich habe mal aus jux und tollerei als ich wieder mal bei meinem Local Dealer for Books war einfach mal in einen Duden für Jugendsprache geblättert, erschreckend was ich dort alles für Wörter gelesen habe, die kannte ich ja zum teil noch nich oder hatte sie noch nie gehört und ich bin erst 21. Mir ist auch aufgefallen das viele Kinder mit 6 oder 8 Jahren Wörter benutzten, von denen sie höchst wahrscheinlich nicht mal was sie bedeuten und ich selbst wo bestimmt nicht prüde oder verklemmt ist nicht einfach so sagt, bzw. nur mit "vorgehaltener Hand" weil es sich nicht gehört sie in der Öffentlichkeit zu benutzten.

Habt ihr änliche Erfahrungen gemacht?

syco23
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Do 3. Jul 2003, 15:25 - Beitrag #64

Also mit Schimpfwörtern bin ich als Kind nicht sehr sparsam umgegangen. Mittlerweile hat sich durch Vernachlässigung aber mein Schimpf-Wortschatz ordentlich verkleinert. Außerdem sind so infantile Idiotenwörter wie "Futtkanister" weggefallen :D

"Handout" find ich eigentlich nicht schlecht. Überleg dir doch mal was für eine Stimmband-Abnützung sich zusammensumiert, wenn ein Lehrer sein Lehrerleben land z.B. statt "das Handout von .. " jedesmal "die Blätter, die ich ... austeilen lies" - ds ist 4 Silben vs. 9 Silben. ;)

JaY
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Do 3. Jul 2003, 15:36 - Beitrag #65

Ok das ist nicht schlecht muß ich auch ehrlich zugeben dennoch bin ich im regelfall gegen das von der jufgend so geliebte "Kanack-Deutsch" denn
1. Diskriminiert es die, welche es wirklich nicht besser können;
2. Macht man sich meiner Meinung damit nur lächerlich;
3. Sollte man doch wohl so sprechen das es jeder versteht oder einfach mal salopp gesagt sein dummes Maul halten:)

Marc Effendi
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Do 3. Jul 2003, 17:46 - Beitrag #66

@Traitor: aber wenn ich "Come in and find out" wörtlich übersetze heißt es wirklich: komm rein und finde raus. Richtigerweise müßte es dann Come in and find IT out heißen, oder?

Noch so ein paar Dinge: ich hab Kollegen, deren Berufsbezeichnung lautet "Underwriter" (Unterschreiber???) oder Account Manager, also sinngemäß ein Berechnungs-Chef...

JaY
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Do 3. Jul 2003, 18:12 - Beitrag #67

Ja ja Imer diese Wortspielerreien

als erstes hab ich Dreher gelernt, während der Ausbildung wurde es zum Zersapnungsmechniker Fachrichtung Drehtechnik danach folgter der Rotationsdesigner und jetzt sind wir Mechaniker für Rotationsdesign schon komisch was innerhalb von 5 jahren so für Berufe gibt

Fargo
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Do 3. Jul 2003, 18:13 - Beitrag #68

Nein, Efffendi, das 'it' brauchst Du nicht. Du kannst ja auch im Deutschen sagen : "Kommen Sie rein und begreifen Sie" - dann schwebt ja auch suggestiv offen, was man da begreifen soll. Das "Come in and find out" ist ein nettes englisches Wortspiel, aber als Anglizismus völlig überflüssig.

Wie 'underwriter' auch.

Aber die Typen, die ihre Bürowelt derart sprachlich auflackieren, fühlen sich eben gleich wie 'global players' - das wird noch viel schlimmer kommen, wart's ab.

Fargo

JaY
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Do 3. Jul 2003, 18:15 - Beitrag #69

Sorry der Spruch "Come in and find out" ist nicht von Thibo sndern Von Duglas einer Parfümerie.

Das mit den Berufsbezeichnungen wird meiner bescheidenen Meinung eh überbewertet. Hauptsache man hat Arbeit oder nicht?

Marc Effendi
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Do 3. Jul 2003, 20:00 - Beitrag #70

Original geschrieben von JaY-82
Das mit den Berufsbezeichnungen wird meiner bescheidenen Meinung eh überbewertet. Hauptsache man hat Arbeit oder nicht?


Theoretisch ja. Aber wie Fargo geschrieben hat, fühlen sich dann einige Herrschaften besonders wichtig. Unsere Firma hat letztes Jahr eine Bank gekauft, die kurz vor dem Konkurs stand und die nennen sich jetzt "integrierte Wholesale-Bank". Wobei man den ersten und den letzten Teil deutsch ausspricht. Ein echter Zungenbrecher. Man will wohl zum Ausdruck bringen, das man nun alles verkaufen kann am Bankschalter, aber das klingt trotzdem doof.

Traitor
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Do 3. Jul 2003, 20:10 - Beitrag #71

Bei dem Slogan Zustimmung an Fargo, genau so verhält es sich.
Zu den Berufsbezeichnungen muss man aber sagen, dass rein deutsche Ersetzungen mindestens so bescheuert sind. Der Elektroinstallateur wird demnächst in Elektroniker umgetauft - eine völlige Sinnumkehrung! Denn zwischen Elektrik und Elektronik liegen Welten. Ersteres meint normale elektrisch betriebene Geräte, letzteres eigentlich Mikrochips und ähnliches, womit diese Berufsgruppe nichts zu tun hat.
@syco zum Handout: Ein simples "Blätter" im Allgemeinfall oder eben "Thesenblatt" bei Referaten&Co sollte es doch auch tun.

Skuld
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Do 3. Jul 2003, 20:27 - Beitrag #72

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Original geschrieben von JaY-82
Sorry der Spruch "Come in and find out" ist nicht von Thibo sndern Von Duglas einer Parfümerie.


Wurde weiter oben schon gesagt ;)
Tja...wie ich glaub ich schon mal geschrieben hab, finde ich es nicht unbedingt schlecht, wenn wir ein paar englische Sachen ins Deutsche übernehmen...Englisch ist sowieso viel praktischer und ich ziehe es dem deutschen vor ^^
Zum Thema Wortspielen...wer kennt die Fa Werbung? "Wie Fa willst du gehen?" Ich finde, dass hätten sie ruhig Englisch lassen können, weil der Wortwitz einfach mehr zur Geltung kommt...."How Fa would you go?"

Naja... :D

Marc Effendi
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Do 3. Jul 2003, 20:52 - Beitrag #73

Ich stelle jetzt mal eine Theorie auf: Anglizismen - eine Frage des Charakters

These: Anglizismen werden gern und oft von Personen gebraucht, die a) in ihrem Charakter nicht oder noch nicht gefestigt sind oder b) sich von anderen Personen abgrenzen wollen und sich selber in einen elitären Zirkel stellen

Beweis: ich war mal auf einem Seminar, bei dem gruppendynamische Prozesse beziehungsweise Teamarbeit untersucht werden sollte. Dabei gibt es in einer Gruppe oder einem Team 4 Grund-Positionen. Ich möchte mich hier auf eine beschränken: die sog. Movers (schon wieder ein Anglizismus). Der Mover kennzeichnet sich dadurch, das er jeder Idee erstmal aufgeschlossen ist und diese dann auch ohne groß nachzudenken umsetzt. So als Art Lemming-Effekt. Einer springt voraus und alle anderen springen hinterher. Nachdem, was ich mittlerweile über Assessment-Centers und Trainee-Programme (schon wieder) weiß, sind dort die Movers sehr gern gesehene Leute, die dann schlußsendlich auch Karriere machen und in Führungspositionen unserer Unternehmen stehen. Die Movers selber kann man jedoch auch wieder in zwei Gruppen unterteilen: starke und schwache Mover. Starke Mover entwickeln eigene Ideen und setzen diese dann auch um, wärend schwache Mover eher die Lemminge sind, die hinterherspringen. Da die letzteren aber in der Mehrheit sind, werden hauptsächlich die wahrgenommen. Werden nun verbreitet Anglizismen eingesetzt, so werden die schwachen Mover dies ohne groß nachzudenken nachplappern.

Einen schwachen Mover würde ich als charakterlich nicht gefestigt ansehen, denn er wird sein Sein jemandem anpassen, den er als Leitwolf anerkennt. Diese Leute ziehen ihr Selbstwertgefühl aus ihrer elitären Position und grenzen sich dabei von anderen ab. Q.E.D.

Oder lieg ich falsch?

Skuld
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Do 3. Jul 2003, 20:55 - Beitrag #74

Du könntest Recht haben...allerdings stell ich weder bei mir, noch bei anderen Leuten, die Anglizismen "benutzen" eine Mover Einstellung, wie du sie beschreibst, fest. Also kann ich deine Theorie weder bestätigen noch widerlegen. ;)

Traitor
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Do 3. Jul 2003, 21:03 - Beitrag #75

In vielen Fällen wird diese Theorie zutreffen. Anglizismen sind halt Mode, sie machen "cool" und beliebt. Genau wie bei Kleidung, Musik usw passen sich schwache Personen dann dieser Massenbewegung an.
Aber es gibt auch genug Personen, die aus anderen Motiven Anglizismen verwenden. ZB denke ich, dass Unternehmen diese oft bewusst verwenden, um den wirklichen Inhalt eines Wortes / Slogans nicht allzu offensichtlich zu machen. Bestes Beispiel wäre wohl die Musik: was auf Deutsch ein billiger Schlager wäre, mit dem niemand was zu tun haben will, hören sich auf Englisch Millionen an, da die Primitivität des Textes nicht auffällt.

Feuerkopf
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Fr 4. Jul 2003, 10:53 - Beitrag #76

Lingua franca

Dazu passt, dass zwar rd. 98 % aller Deutschen einigermaßen Englisch zustande bringen, aber weniger als 1/4 der Briten Deutsch können. ;)

Ich bin der Meinung, man soll Anglizismen und andere Lehnwörter dort verwenden, wo sie sinnvoll sind. "Desktop" ist kürzer als "Benutzeroberfläche", "Event" kling sympathischer als das bürokratische "Veranstaltung". Aber nicht um jeden Preis und in jedem Rahmen.

Krautwiggerl
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Fr 4. Jul 2003, 13:52 - Beitrag #77

98%? sehr optimistisch... ;)

Übrigens gibt es noch einen anderen Grund, warum man Anglizismen verwendet (so wie es mir teilweise unterläuft): man hat soviel mit englisch zu tun, dass man manchmal unbewussterweise "switcht" (das hier ist deswegen ein Anglizismus, weil der Begriff so in der Sprachwissenschaft anerkannt ist). Dasselbe passiert mir übrigens auch mit dem Italienischen: mir rutscht fast immer "Veneto" raus, anstatt Venezien zu sagen. Nur als Beispiel.
Man würde sich wundern, wieviele deutsche Wörter auch in Fremdsprachen übernommen wurden. "Kindergarden" sollte ja bekannt sein, aber im englischen gibt es z.B. "schadenfreude" (wirklich!!!), da hier kein eigenes Wort existiert oder umständlich paraphrasiert werden müsste. Außerdem empfehle ich diesen Pseudos, die meinen, mit Anglizismen würden sie weltmännisch wirken, die Unterhaltung mit einem Engländer, der auch deutsch kann, empfehlen. Die sind zumeist der Meinung, dass sie Anglizismen in der deutschen Sprache ganz schön lächerlich wirken, gerade da das deutsche ohenhin meist exzellente eigene Wörter dafür kennt.

Padreic
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Fr 4. Jul 2003, 16:37 - Beitrag #78

Das schon genannte Hand-Out wird bei uns an der Schule im Normalfall für die Blätter benutzt, die man nach einem Referat austeilt, damit die Leute nicht mitschreiben müssen. Ich benutzte den Ausdruck auch manchmal, besonders, wenn mich der Lehrer fragt, ob ich denn auch ein Hand-Out austeilen würde oder Ähnliches.

Ich benutze, denke ich, ungefähr durschnittlich viele Anglizismen. Ich habe es nicht nötig, mich mit besonders viel Anglizismen von anderen abzusetzen, aber ich halte es auch nicht für nötig, mich mit besonders wenig Anglizismen von anderen abzusetzen. Wenn es ein gleichgutes deutsches Wort für etwas gibt, werde ich wohl zumindest im Geschriebenen dieses benutzen, aber wie schon gesagt, ist das bei so Manchem nicht der Fall.
Nehmen wir z. B. wieder den Musikbereich. Soll ich sagen "Wie findet ihr das neue Lied von Blind Guardian?" Das sind keine Lieder, die sie machen. Das Wort 'Stück' würde schon besser passen, aber das klingt schon sehr nach klassicher Musik. Dann weicht man eben auf das englische 'Song' aus, weil das, zumindest im Deutschen, allgemeiner gebraucht wird.
Manchmal benutzt man auch sehr bewusst eingesetzte Lehnwörter, wenn man sehr exakt schreiben will. So etwas sieht man auch in philosophischen Texten häufiger, auch wenn dort meist nicht aus dem Englischen, sondern eher aus dem Deutschen, dem Lateinischen oder dem Altgriechischen entlehnt wird.

Und zu den 98%: Ich würde eher sagen, dass so viele der Deutschen in etwa deutsch können ;).

Padreic

Krautwiggerl
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Fr 4. Jul 2003, 17:00 - Beitrag #79

"Song" finde ich aber auch unpassend für eine Band wie Blind Guardian.:D
Ich sag immer "kennst du diese Nummer von Blind Guardian?" ;)

Padreic
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Fr 4. Jul 2003, 17:07 - Beitrag #80

Da hat wohl jeder seinen eigenen Sprachgebrauch. Für mich fällt alles, was nicht klassische Musik (im weitesten Sinne) ist, und Gesang hat, auf jeden Fall unter den Begriff 'Song'. 'Nummer' würd ich für so etwas nie gebrauchen ;). Wenn ich über eine ganze CD spreche, sage ich auch ab und zu 'Track' und wenn ich sie besonders ehren möchte auch mal 'Stück' oder 'Komposition'.

Padreic

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