Ein Name, kein Zweifel, ist eine Weichenstellung fürs Leben. Ich empfehle das gelegentliche Anhören von "A Boy Named Sue" von Countryaltmeister Johnny Cash.
Feuerkopfs Bedenken sind mir daher schon klar. Wird das Rattenjunge in der Schule permanent gehänselt werden, immer mal wieder die Hucke voll bekommen, später im Leben immer wieder mokanter Skepsis begegnen, bei Personalchefs z.B., die Bewerbungsunterlagen aussortieren. weil es Nicodemus heißt? Möglich ist das durchaus.
Andererseits gibt es ja nichts Schlimmeres, als einen der in der Masse verschwindenden Modenamen einer Generation zu tragen -man denke an die armen Kevins, für die es das Recht geben sollte, sich gegen zwanzig Cent in Briefmarken vom Standesbeamten einen neuen Namen schicken zu lassen.
Da würde ich Nicodemus - so fern Ihr Euch versichert habt, dass dieser bis gerade eben noch ältliche und absonderliche Name nicht gerade wieder ins Laufen kommt - schon vorziehen.
Was ich aber wirklich sehr zweifelhaft finde, das ist die Festlegung des privaten Rufnamens als Amts- und Umgangsnamen. So ein Namen lebt und entwickelt sich, und zu dieser Entwicklung tragen der Gerufenen und die Rufenden gleichermaßen bei. 'Nick' ist eine der Ableitungsmöglichkeiten von Nicodemus, Nico wahrscheinlich später die gewöhnliche Abkürzung, Emu eine ganz furchtbare, und Ode, der Kommissar lässt grüßen, für mich auch eine grässliche. Aber überlasst doch Eurer Sohnesratte in Widerstreit mit seiner Umwelt, welche Ableitung von Nicodemus er tragen oder durchsetzen will, schränkt ihn nicht gleich ein. Es ist Euer Recht und Privileg, ihm familienintern die Koseform Nick zu geben, aber macht es nicht amtlich. Lasst ihm die Chance, zu entscheiden. Vielleicht sind ihm später die Assoziationen zu "Nick Knatterton" und "Nick Danger" unangenehmer als die Tatsache, dass er mit "Nico" so heißt wie ein Steven-Seagal-Film.
Auch so ein Mittelinitial ist eine heikle Sache. Das macht auf jeden Fall Sinn, wenn man einen Allerweltsnachnamen wie Müller, Maier Schmidt trägt, wenn man aber doch nicht durch die Prätention des ständigen Führens zweier Vornamen, möglichst einer davon ausgefallen, auffallen möchte. Wenn man also Maier heißt, dann ist zwar Sebastian Maier schon ein bisschen individueller, aber Sebastian Runewicht Maier wäre noch eindeutiger. Ist aber auch ein bisschen sehr dick aufgetragen. Sebastian R.Maier ist da zur innerbetrieblichen und postalischen Identifikation wohl durchaus hinreichend.
Wenn Euer Junges also Nicodemus Fürchtegott Ratte heißen soll, lasst ihm selbst die Chance, ob er den Mittelnamen fallen lasse, ständig führen oder zum Initial abkürzen will. Oder ob er Kurzform und Initial kombinieren will: Nico F. Ratte.
Mal aus Erfahrung gesprochen: die standesamtlichen Papiere werden nicht besonders sorgfältig überprüft. Wenn der Junge seinen ersten Pass beantragt, wenn er seinen Führerschein macht, vielleicht auch, wenn er sein erstes Konto eröffnet, muss er sich entscheiden. Die Kombination aus seinen Namen, die er dann wählt, haftet ihm an.
Namenseinzeller Fargo