Original geschrieben von Fargo
Du hast Dich völlig richtig verhalten. Du triffst Menschen, mit denen Du eigentlich nichts zu reden hast. Aber ein Gruß erhält erstens die Gesprächsfähigkeit, der Kanal wird sozusagen offen gehalten, und er wirkt auf eine sehr tiefe Ebene unseres tierischen Unterbewusstseins, er signalisiert dem wachsamen Tier im Gegrüßten, dass dieses andere Tier sich nicht in feindseliger Absicht nähert.
Die anderen haben sich konsequent falsch und unhöflich verhalten. Starren signalisiert dem Tier in uns, dass da ein Angriff erwogen oder vorbereitet wird, und dem höher entwickelten sozialen Wesen in uns, dass sich da gerade jemand ein Urteil über uns anmaßt. Klassische Eskalationsstufe: "Gibt's was zu glotzen?" oder "Brauchen Sie ein Foto?", heute eher: "Glodsch Du, Alda?"
Oh, da bin ich beruhigt... aber, es gibt praktisch keine Möglichkeit, sich als höflicher Mensch gegen Unhöfliche zu wehren. Es gibt keine. Man kann dann höchstens die Unhöflichkeit mit gelassner Höflichkeit ertragen oder es kommt halt eben doch zur Eskalation. Ich hatte ja zum Glück einen Bau, in den ich mich als Kaninchen vor den Blicken der Schlangen zurückziehen konnte.
Original geschrieben von Seeker
Was ich nicht mag, ist wenn man "normal" höflich ist und das Gegenüber denkt, man sei plötzlich bester Kumpel, weil man gegrüßt hat! Ich hätt mir manchmal in den eigenen Hintern beißen können ... es gibt auch Leute (ich kenne zwei Beispiele bei mir auf der Arbeit), die Höflichkeit als Signal für "Du grüßt mich, ich darf Dir also meine Lebensgeschichte erzählen!" werten.
Solche Menschen kenne ich leider auch. Nach einem simplen 'Guten Tag' wird man sie nicht mehr los. Es ist zum Verrücktwerden. Was bilden sich solche Leute eigentlich ein? Kann ja sein, dass diese total einsam sind, aber... bei allem Respekt, ich weiß auch warum...

Ich bin weiß Gott niemand, der wenig redet, nein, weiß Gott nicht, aber man sollte vorallem als Viel-Redner ein Gespür dafür entwickeln, wenn man sein Gegenüber nervt, aufzuhören oder das Thema zu wechseln. Ich finde das gehört auch zu Höflichkeit - ein Gespür für andere Menschen zu entwickeln, Situationen richtig einzuschätzen, wann wieviel Höflichkeit gut ist.
Mal zu dem Schul-Beispiel: Es wäre wirklich ziemlich übertrieben, jeden auf dem Schulhof zu grüßen, der einem begegnet (kleines Beispiel: meine Schule hat über 1000 Schüler und über 80 Lehrer - da wäre ich den ganzen Vormittag beschäftigt^^)
Aber wenn ich z.B. spazieren gehe oder so und mir kommt ein Mensch entgegen, grüß ich den, weil ich es immer so schön finde, wenn die Leute dann lächeln und zurückgrüßen.
Oder, hach, mein Lieblingsfall: Es hat sich jemand verwählt am Telefon und ich gehe ran. Ich sag immer 'Ist doch nicht so schlimm' und wünsche dem jenigen noch einen schönen Tag, sie wünschen mir einen zurück, bedanken sich und sind hocherfreut.
Mousy Dark