Original geschrieben von AJ
Ich weiß echt nicht, was an diesem Film so typisch amerikanisch war?
Die gesamte Perspektive.
- Da ist zum Beispiel ein amerikanischer Flugzeugträger, der irgendwo vor Afrika kreuzt. Wegen geopolitischer Interessen? Nein. Nur zum Schutz amerikanischer Bürger, eventuell noch als Basis humanitärer Aktionen, eventuell noch als Auge der Welt. Aber nie und nimmer als Hitech-Knüppel von Uncle Sam.
- Da ist zum Beispiel die Tatsache, dass sich die Amerikaner falsch verhalten. Hollywood also scheinbar amerikanische Selbstkritik formuliert. Aber was ist der Fehler der ursprünglichen militärischen Intervention? Dass sie nicht weit genug geht! Dass sie in ihren Zielen zu begrenzt ist. Die Soldaten weiten ihr Operationsziel auf eigenen Faust aus - und natürlich aus rein humanitären Gründen. Und sie werden selbst Opfer bringen müssen - weil sie nicht zahlreich genug sind, weil ihnen massive Unterstützung aus der Luft fehlt, etc. Was bleibt beim Zuschauer im Hinterkopf zurück? Die hätten in dieses fermde Drecksland ruhig mal massiv einmarschieren und aufräumen sollen. Aus rein humanitären gründen. Die Menschen dort hätten sich gefreut. Eine ziemlich gefährliche Botschaft.
- Da ist zum Beispiel der Schauplatz. In Nigeria gibt es hier einen Genozid muslimischer Milizen an christlichen Bevölkerungsteilen. Nigeria gehört aber zu jenen Ländern Afrikas, in denen wenigstens das nicht vorkommt. Warum wählt der Film Nigeria? Weil Hollywood schlau sein und die Einmischung in einen realen afrikanischen Konfliktherd (wie Liberia) vermeiden will. Damit niemand sagen kann, das Kino betriebe mal wieder Bushs Propagandapolitik. Einen rein fiktiven Staat wählt man aber auch nicht, damit das Ganze authentischen Kitzel behält. Die Botschaft? Letztlich sind alle Länder und Regionen Afrikas gleich, ein einziges blutiges Chaos. Grenzen, Flaggen, Namen tun nichts zur Sache.
- Da ist zum Beispiel die ständige Erinnerung daran, dass Amerikaner alles besser können. Nicht nur besser kämpfen. Erinnere Dich mal daran, AJ, wie die Navy Seals den Einheimischen beim Laufen im Dschungel hie und da noch zeigen, wo sie wie am besten hintreten sollen, um voranzukommen. Bevor das jetzt wie eine anti-amerikanische Tirade klingt, bringe ich gerne den Hinweis, dass Ähnliches auch US-Kritikern aufgefallen ist. Dem von mir sehr wegschätzten Roger Ebert beispielsweise, der bemängelte:
The story is very simple, really. Willis and his men must lead the doctor and her patients through the jungle to safety. Rebel troops pursue them. It's a question of who can walk faster or hide better; that's why it's annoying that Dr. Hendricks is constantly telling Waters, "My people have to rest!" Presumably (a) her African patients from this district have some experience at walking long distances through the jungle, and (b) she knows they are being chased by certain death, and can do the math.
Das waren jetzt nur mal ein paar Punkte, vielleicht kommen von anderen ja noch ein paar Beispiele.
Fargo