
Das oberige sind Verhaftungen von Falun Gong Übenden auf dem Platz des Himmlischen Friedens.
Das folgende ist ein Bericht über die Verfolgung einer Bekannten von mir.
(sorry es ist ein bißchen lang, aber ich hab es trotzdem reingepackt weil es sehr gut die Situation in China darstellt)
Mittlerweile hat sie in meiner Stadt Assyl beantragt,
wir wissen noch nicht ob es gewährt wird.
Ihr könnt auch auf folgende Seite schauen:
das ist ein ähnlicher Fall.
(den Nachnamen hab ich vorsichtshalber weg gemacht)
"Mein Name ist DU. Am 4. Mai 1978 wurde ich in der Stadt Yingkou, Provinz Liaoning, China geboren.
Seit Oktober 1998 praktiziere ich Falun Gong, eine traditionelle Buddhistische Kultivierungsschule in China, durch die ich bis heute immer gesund bleibe und mich wieder richtig nach deren Prinzipien „Ehrlichkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“ richten kann.
Doch aus Neid hat Chinas ehemaliger Staatschef, Jiang Zemin, beschlossen, das vom Volk sehr beliebte Falun Gong auszumerzen. Juli 1999 begann in China die grausame Unterdrückung.
Jeder Praktizierende, egal wer man ist, egal wie lange man die Übungen schon gemacht hat, egal ob man weiterhin in der Öffentlichkeit die Falun Gong-Übungen praktiziert oder „alleine zuhause“ übt, wird von dieser Verfolgung betroffen. Die einzige Möglichkeit, wenn ein Falun Gong-Praktizirender weiterhin seine „Freiheit“ in China genießen will, besteht darin, daß man sich offiziell von Falun Gong trennen erklären und es zudem kräftig verleumden muß.
Meine Erlebnisse in China
1. Druck von meiner Universität
Nach dem Beginn der Verfolgung zwangen die Führungskräfte meiner Uni, die Marine Universität Dalian, die Falun Gong praktizierenden Studenten, mit ihrem Praktizieren des Falun Gong aufzuhören. Und man mußte Falun Gong noch schriftlich verleumden und einen Garantiebericht schreiben, Falun Gong nicht mehr zu praktizieren. Wir wurden in einem Raum zusammengehalten, man durfte den Raum nicht verlassen und in der Nacht auch nicht schlafen, wenn man keinen „befriedigten“ Bericht produzieren konnte.
Da ich Falun Gong nicht aufgeben wollte, suchten mich die Unipräsidenten, der Parteichef der Uni, der Fakultät und der Klassenbetreuer ständig auf und sie forderten mich auf, alle meine Falun Gong-Bücher abzugeben. Sie erlaubten mir nicht, die Übungen im Campus zu machen und Kontakt mit anderen Studenten, die Falun Gong praktizierten, zu haben. Sie beauftragten sogar meine Kommilitonen, mich überall hin zu verfolgen und zu überwachen. Einmal haben sie meine Eltern aus meiner Heimat (einer Stadt, die ca. 160 km von Dalian entfernt ist) in die Uni gerufen mit der Hoffnung, mich von Falun Gong abbringen zu können. Sie bedrohten mich und meine Familienangehörigen noch, mich aus der Uni zu verweisen, wenn ich Falun Gong nicht aufgeben würde. (Damals wurde schon ein Student namens Liu Xingwang aus der Uni verwiesen, weil er Falun Gong nicht aufgeben wollte.) Danach stand ich unter großem Druck von der Universität und der Gesellschaft, mein ruhiges Leben wurde zerstört.
2. meine Reise nach Beijing Ende April 2000 und die Verfolgung danach
Am 21. April 2000 fuhr ich mit dem Zug nach Beijing und wollte dem Gesetz gemäß eine Petition der Regierung einreichen. Am Vormittag des 22. April kam ich in Beijing an, aber ich konnte das Petitionsbüro nicht finden. Als ich am 25. April auf dem Platz des Himmlischen Friedens stand, wurde ich von der Polizei gefragt, ob ich Falun Gong Praktizierende sei. Ich gab zu und wurde sofort in den Polizeiwagen geschoben und zur Polizeibehörde Niederlassung des Platz des Himmlischen Friedens gebracht. (Jeder Falun Gong-Praktizierende in China steht vor der Gefahr, festgenommen zu werden, wenn er auf der Straße geht und von einem Polizisten gefragt, ob er Falun Gong praktiziert. Denn die Falun Gong-Praktizierenden bleiben immer ehrlich und so geben sie meistens zu, die Polizei braucht sich gar keine Mühe zu geben, um sie festzustellen.)
Beim Verhör sagte ich die Wahrheit, dass ich Studentin der Marine Universität bin, so wurde ich eine Stunde später von der Polizei, die aus der Stadt Dalian gekommen ist, abgeführt und ins Vertretungsbüro des „Büros 621“ Dalian in Beijing eingesperrt (Das „Büro 621“ ist eine staatliche Einrichtung, die speziell für die Verfolgung an Falun Gong zuständig ist; das selbe Büro heißt in Beijing oder anderen Städten oft das „Büro 610“). Mein Personalausweis wurde auch beschlagnahmt. Am 27. April wurde ich zurück nach Dalian geschickt und in der Drogenentzugsstation der Justizbehörde eingesperrt – einer „Gehirnwäschestation“. Vorher wurde ich von vier großen Polizisten durchsucht, mein Buch „Zhuan Falun“ (Hauptwerk von Falun Gong) wurde gewaltsam weggenommen. Um mein Buch zurückzufordern, trat ich in einen Hungerstreik. Die Wärter bedrohten mich, dass sie mich ins Arbeitslager schicken würden. Sie sagten mir, dass die Richtlinien der Regierung gegenüber Falun Gong ist: „Man kann sie beliebig prügeln; wird jemand totgeschlagen, dann wird es als Selbstmord behandelt.“ Deshalb macht es ihnen nicht aus, ob ich mich im Hungerstreik befand.
In der Drogenentzugsstation wurden ich und andere Falun Gong Praktizierende gezwungen, sich Vorträge von dem Vorsitzenden der Justizbehörde Dalian anzuhören, in denen Falun Gong und dessen Gründer Herr Li diffamiert wurden. Inzwischen standen eine nach anderer Praktizierende auf und sagten der Polizei ruhig: „Ihr dürftet unseren Meister nicht beschimpfen. Wenn ihr ihn weiterhin beleidigt, höre ich nicht mehr zu.“ Die Polizisten kamen schnell von hinten her und schleppten sie weg und prügelten sie. Ich wollte eigentlich auch die Vorträge verhindern, aber diese Szene machte mir ängstlich. Ich stand nicht auf und wurde nicht geschlagen, aber es tat mir sehr leid. Eine Praktizierende verweigerte sich zum Vortrag zu gehen. Danach habe ich von einer anderen Praktizierenden erfahren, dass man ihr Hand- und Fußschellen angelegt und sie heftig geprügelt hat. Am Ende wurde sie in einer kleinen und engen Zelle allein eingesperrt. Dort gibt es keine Fester, keinen Sonnenschein, kein Licht, einfach dunkel und klein. Man konnte darin nicht gerade stehen, weil es zu niedrig ist, auch nicht hocken, sondern nur mit einer leidvollen Haltung bleiben.
Später habe ich erfahren, dass mein Onkel, der als Leiter der Abteilung für Politikforschung des Stadtkomitees der Stadt Dalian tätig war, sich an seine Bekannten gewendet. Mit seiner Hilfe wurde ich am 30. April 2000 gegen Bürgschaft freigelassen. Meine Eltern bezahlten dafür einige Tausende Yuan (Löhne einiger Monate in China) Strafgeld, bekamen aber keine Quittung.
3. meine Uni. Verweigert, mir mein Abschlußzeugnis zu geben.
Nach dem 1. Mai kam ich zurück zu meiner Universität. Weil die Vorsitzenden der Uni Angst hatten, dass ich den Kommilitonen meine Erlebnisse weitererzähle, wurde ich nicht mehr erlaubt, in der Universität zu wohnen.
Juni 2000 habe ich alle Abschlußprüfungen der Uni bestanden und meinen Studienaufsatz auch rechtzeitig abgegeben, der ebenfalls befriedigend war. Aber als ich mein Studium im Juli 2000 abschloß, verweigerte sich die Führung der Uni, mir mein Abschlußzeugnis zu geben, welches vom Erziehungsministerium hergestellt wurde. Erst nach ca. einem Jahr konnte mein Onkel mein Abschlußzeugnis mit seinem Einfluß als hoher Beamter zurückverlangen.
4. meine zweite Reise nach Beijing und mein Erlebnisse in Gewahrsam
Da viele Freunde von mir festgenommen und geschlagen wurden, wollte ich am 30.09.2000 noch einmal nach Beijing fahren, um während der Zeit der Nationalen Feiertage eine Petition der Regierung einzureichen. Im Fernbus nach Beijing gab es Schimpfwörter gegen Falun Gong und dessen Lehrer. Bevor der Bus abfuhr, stieg ein Polizist ein. Er schaute, wer wie Falun Gong Praktizierende aussieht, und dann forderte er ihn auf, die Schimpfwörter im Bus vorzulesen, falls man nicht danach handelte, wurde man festgenommen. (Genauso lässt man Falun Gong-Praktizierende erkennen. Oder man legt ein Bild von Herren Li Hongzhi vor den Türen des Zuges; jeder muss darauf treten, bevor er in den Zug einsteigt. Diejenigen, die dies nicht tun wollen, werden als Falun Gong-Praktizierende abgestempelt und sofort festgenommen!)
Am 01.10.2000 kam ich auf den Platz des Himmlischen Friedens. Gegen 9 Uhr fingen manche Falun Gong Praktizierende an, die Übungen zu machen, um zu appellieren. Ich sah, daß die Polizisten sie sehr schnell umzingelten und sie zusammen mit den Polizisten in Zivil sehr grausam schlugen. Danach wurden die Geschlagenen in den Polizeiwagen geschleppt. Tatsächlich bluteten manche geschlagenen Falun Gong-Praktizierende stark und das Blut verschmutzte den Boden. Ein daneben wartender Reinigungswagen kam sofort in Einsatz und vernichtete sehr schnell die Spuren der Verbrechen der Polizisten. Als ich dies sah, dachte ich, daß es nichts nutzt, wenn ich jetzt etwas machen würde. So habe ich nichts unternommen. Gegen Mittag verließ ich den Platz des Himmlischen Friedens und fuhr zu einem Freund von mir.
Am 06.10.2000 kam ich noch einmal auf dem Platz des Himmlischen Friedens und ich sah die selben Szenen wie vor ein paar Tage: Die Polizisten schlugen und nahmen Leute fest wie verrückt. So habe ich gar nichts getan und kehrte am 08.10 zurück nach Dalian, wo ich arbeite.
Am 16.10.2000 suchten zwei Polizisten (der eine heißt Yucheng Shan und der andere Xiaowen Wang) mich auf und brachten mich zur lokalen Polizeiwache, um mich zu verhören. Ich gestand, daß ich am 01.10 nach Beijing gefahren bin, allerdings habe ich gar nichts unternommen. So fragte mich Shan, ob ich jemals Übungen gemacht hätte, und ich sagte, daß ich die Übungen in der Wohnung meines Freundes gemacht habe. Dann sagte Shan: „Das genügt schon.“
Später habe ich von anderen Polizisten erfahren, daß alle Falun Gong-Praktiziereden, die während den Nationalen Feiertagen nach Beijing gefahren und irgendwo Übungen gemacht haben, als „Antirevolutionäre“ beschuldigt werden.
Ich wurde nicht - wie sie es mir versprochen haben - freigelassen, sondern in Gewahrsam genommen. In der Polizeiwache wurde uns – mir und anderen Falun Gong-Praktizierenden - der Schlaf beraubt, rund um die Uhr wurden wir überwacht, man darf sogar nicht einmal die Augen schließen. Das hat 3 Tage und 2 Nächte gedauert.
Einfach weil ich Falun Gong-Übungen in der Wohnung meines Freundes gemacht habe, wurde ich 15 Tage lang in Gewahrsam gehalten (siehe Anlage). Man durfte noch nicht einmal einen Berufung einlegen, denn die Fälle bezüglich Falun Gong dürfen im heutigen China allgemein keine Berufung einlegen, so die Antwort der Polizei.
5. Ich durfte nicht mehr weiter arbeiten
Nachdem ich endlich am 02.11.2000 freigelassen wurde, konnte ich auch nicht mehr weiter in meiner Firma arbeiten, denn mein Chef wagte nicht mehr, mich weiterhin anzustellen. So habe ich auch meine Arbeit verloren.
6. Ich kam nach Deutschland
Ich wünschte mir, eine freie und friedliche Umgebung für mein weiteres Leben finden zu können, so half mir mein Vater Anfang 2001, mich ins Ausland zu schicken.
Die Falun Gong-Praktizirenden konnten damals keinen Reisepaß bekommen. Nach dem Abschluß meines Studiums hat meine Uni Unterlagen über meine Tätigkeiten in Beijing zu meinem Wohnkomitee geschickt. Aber weil ich umgezogen bin, sind diese Unterlagen an meine alte Adresse gelandet. So konnte ich problemlos einen Reisepaß bekommen. Kurz nachdem ich in Deutschland war, sind diese Unterlagen auch an meine aktuelle Adresse weitergeleitet. Die Zuständigen des Wohnkomitees haben meine Eltern zuhause aufgesucht. Als sie aber erfahren, dass ich schon im Ausland bin, haben sie aufgegeben, etwas zu unternehmen.
Am 01.08.2001 kam ich nach Deutschland und studiere Deutsch in Göttingen bis heute.
Mit freundlichen Grüßen
DU,
2003-06-17"