11.9. und zweiter Weltkrieg

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Padreic
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Di 16. Sep 2003, 20:06 - Beitrag #21

@AJ
Ich kann mich da Schockk anschließen.

Man kann die ganze Situation nicht so einfach von außen beurteilen, man muss sich in die damalige Lage versetzen bzw. es versuchen, weil man sich wohl gar nicht wirklich in die Lage versetzen kann. Fahnenflüchtige wurden damals erschossen. Da hatte man erstmal die Wahl zwischen an die Front gehen und erschossen werden, obwohl man es wohl keine Wahl nennen kann. Wenn man jahrelang auf Nazi-Schulen und in der Hitler-Jugend war (wo man auch keine Wahl hatte. Zur Schule musste man und wenn man irgendwas außerhalb der Schule mit Freunden machen wollte, musste man zur HJ) und dann plötzlich dort rausgerissen und an die Front geschickt wirst, obwohl du natürlich auf den Krieg "vorbereitet" wurdest (als ob man darauf vorbereiten könnte), im Grunde unvorbereitet, dann bist du, bevor du das ganze mal in Ruhe durchdenken kannst, schon im Krieg drin und dazu auch in der Kameradschaft unter einem Offizier, der dich erschießen lässt, wenn du fliehst, da kannst du das auch nicht in Ruhe durchdenken. Und ich denke, selbst wenn die Leute es durchdenken konnten, dass sie wirklich Menschen töten müssen, dann kann man vielleicht sagen, dass es nicht gut war, dass sie es getan haben, aber man kann niemanden dafür wirklich verurteilen, dass er getötet hat, weil er nicht getötet werden wollte, besonders, wenn er Leute tötete, die ihn sonst getötet hätten. Wer der Aggressor war, wer im Recht war, war damals für den Einzelnen sowieso kaum durchschaubar.

Und meinst du, die Soldaten wurden für das, was sie getan haben, nicht genug bestraft? Die (wenn ich mich recht erinnere) Genfer Konvention legt gewisse Bedingungen für Kriegsgefangene fest, die gewährleisten sollen, dass Kriegsgefangene wirklich nur festgehalten und zum leichten Arbeitsdienst eingesetzt werden und dabei nicht unnötig gequält werden. Desweiteren dürfen sie nicht über die Dauer des Krieges hinaus festgehalten werden. Das wurde nicht im entferntesten eingehalten. Natürlich nicht von Russland (bzw. damals der Sowjetunion), das die Soldaten nach Sibirien verschleppte, wo sie unter unvollstellbaren Bedingungen zu schweren Arbeitsdienst gezwungen wurden, wobei etliche an Überarbeitung, Hunger und Kälte gestorben sind. Und diese Lager wurden erst sehr spät nach Kriegsende geschlossen. Aber auch Frankreich hat sich nicht an irgendwelche Konventionen gehalten. Die Gefangenen mussten dort auch schweren Arbeitsdienst leisten und Hunger leiden.

Und ich sage, ein Kriegsverbrechen ist ein Kriegsverbrechen, auch wenn der Kontext es etwas abmildern mag. Insbesondere ist ein Kriegsverbrechen zu verurteilen, wenn es keinesfalls Notwehr war. Wenn ein angegriffenes Land Partisanen einsetzt, so ist das vielleicht ein entschuldbares Land, wenn man in einem praktisch besiegten Land tausende Unschuldige bombadiert, sicher nicht.

Ich mag in dieser Frage auch nicht ganz objektiv sein, weil ich auch schon "vorbelastet" bin. Mein Großvater wurde damals mit 16 eingezogen worden und ist dann nachher in französische Kriegsgefangenschaft geraten. Er hat selbst nie davon erzählt, ich weiß nur ein paar Dinge von meiner Großmutter, aber das wenige, was ich weiß, ist schon erschreckend genug.

Padreic

Thod
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Di 16. Sep 2003, 21:12 - Beitrag #22

ich finde,aj, deine haltung zeigt deutlich, dass du in einer friedenszeit geboren bist, und dir krieg gar nicht vorstellen kannst. es ist schön dass das so ist, verspiele es nicht.

gruss,
thod

Fritz
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Mi 17. Sep 2003, 14:25 - Beitrag #23

@Padreic:
Da du die Misshandlung von Kriegsgefangenen ansprichst:
Wenn sich ein russicher Politoffizier ergeben hat, der zudem noch Jude war, wurde er erschossen, sein Kopf abgetrennt und an das Reichsichershauptamt in Berlin geschickt (sog. Kommisarbefehl).
Die normalen Kriegsgefangenen wurden in den deutschen Lagern nicht viel besser behandelt:
Sie bekamen größtenteils eine Schaufel in die Hand und durften sich als Unterschlupf ein Loch in den Boden graben. Und Arbeitsdienst mussten sie auch leisten. Mehr als 3 Millionen sowjetische Kriegsgefangene sind dabei gestorben.

Padreic
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Mi 17. Sep 2003, 15:08 - Beitrag #24

@Freak
Das ist mir durchaus im wesentlichen bekannt. Dass von Deutschen schreckliche Kriegsverbrechen begangen wurden, die diejenigen der Alliierten auch übertreffen (falls man da überhaupt eine Rangfolge setzen kann), ist wohl unbestritten, doch ich will mich gegen die Einstellung wehren, dass die Deutschen die alleinige Kriegsschuld hätten und alle Kriegsverbrechen nur als mehr oder weniger berechtigte Reaktion auf die der Deutschen geschehen wären, die man nicht verurteilen dürfte. Dass den Russen durch Deutsche schlimmste Übel widerfahren sind, ist bekannt, doch ist eine solche Rache sicher nicht legitim (und dazu noch schrecklich unmenschlich). Ich kann dir versichern, dass ich froh bin, dass Deutschland den Krieg nicht gewonnen hat, doch Gräueltaten verurteile ich auf beiden Seiten.

Padreic

AJ
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Mi 17. Sep 2003, 16:02 - Beitrag #25

Ich kann Freak eigentlich nur zustimmen.

Über die Methoden der Russen braucht man nicht viel zu sagen, die haben ihre Gefangene wirklich gut bestraft. Aber die Deutschen sind in der Hinsicht viel schlimmer gewesen. Die haben sogar ihre Verbündete, die Italiener nach der Kapitulation ins Gefangenenlager geschickt, oder erschossen.

Der Krieg ist halt grausam, aber Deutschland wollte diesen Krieg. Deshalb sollte man nicht von Kriegsverbrechen auf der Seite der Allierten reden. Deutschland hat die Schuld für den Kriegsausbruch.


@Padreic
Das tut mir leid, dass du auch davon betroffen warst. Aber dann versetz dich mal in die Lage der Juden, der Allierten und all den Menschen, denen auch großes Leid zugefügt wurden ist.

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Mi 17. Sep 2003, 16:40 - Beitrag #26

nun, von russisscher geschichte scheinst du da wohl wenig zu kennen. die standen den deutschen nämlich, auch in bezug auf ihre verbündeten nicht nach.

gruss,
thod

AJ
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Mi 17. Sep 2003, 16:57 - Beitrag #27

@Thod

Ich weiß nicht worauf du anspielst. Aber ich hoffe mal nicht auf den Nichtangriffspakt von 1939 zwischen Deutschland und der UdSSR. Deutschland hat diesen Pakt gebrochen.


nun, von russisscher geschichte scheinst du da wohl wenig zu kennen.


Stimmt, dafür interessiere ich mich nicht.

Thod
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Mi 17. Sep 2003, 17:03 - Beitrag #28

nee, ganz sicher nicht. ich spiele da auf das verhalten zu den ostblockstaaten an, auf den stalinismus, die rote armee in der direken nachkriegszeit, dem verhältnis zu polen, u.v.m.
die liste der greueltaten ist dort sicher unendlich, und nicht nur auf die kurze zeit, die vergleichweise die nazis in deutschland das sagen hatten, beschränkt. und selbst zahlenmässig ist stalin vor hitler leider führend. die tötungen von vermeintlichen regimgegnern, oder einfach nur von intellektuellen, oder denne, die im verdacht standen sowas werden zu können oder zu zu sein sind sicher mit den deuteschen judenverfolgungen zu vergleichen. hier wie dort wurde grossflächig die eigene bevölkerung ausgerottet. man sollte das imho nicht vergleichen, aber ich finde es erschütternd, wenn ich immer diese schwarzweismalerei der guten aliierten und bösen deutschen höre.

gruss,
thod

Padreic
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Mi 17. Sep 2003, 17:21 - Beitrag #29

@AJ
Ja, die Leute wurden dafür bestraft, dass sie Deutsche waren. Und man darf nicht vergessen, dass insbesondere die Soldaten schon eine unvorstellbare Strafe hatten: Sie mussten den 2. Weltkrieg miterleben und sogar an ihm mitwirken.

Der Krieg ist halt grausam, aber Deutschland wollte diesen Krieg. Deshalb sollte man nicht von Kriegsverbrechen auf der Seite der Allierten reden. Deutschland hat die Schuld für den Kriegsausbruch.

Deutschland hat die Schuld an dem Kriegsausbruch, da kann ich dir prinzipiell zustimmen, auch wenn man bedenken muss, dass der Versaillier Vertrag an dem ganzen nicht ganz unschuldig war. Man muss aber auch sagen, dass die Sowjetunion den Krieg mit begonnen hat.
Aber ich bleibe dabei, dass jedes Kriegsverbrechen, was die Alliierten begangen haben, insbesondere, wenn es keine direkten Reaktionen auf die der deutschen Seite, also durch Völkerrecht verbotene Verteidigungsmaßnahmen (wie z. B. der schon genannte Partisanenkrieg), ein Kriegsverbrechen genannt werden muss. Wenn jemand am Boden liegt, dann ist es eine Untat, noch draufzutreten, egal, was dieser jemand vorher gemacht hat. Kriegsgefangene noch nach dem Krieg zu misshandeln ist keine direkte Folge des Krieges und wäre nicht annähernd notwendig gewesen.

Padreic

Shockk
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Mi 17. Sep 2003, 22:36 - Beitrag #30

AJ, du gibst offen zu, nichts von der russischen Geschichte zu wissen, und versuchst dennoch, an einer Diskussion, für die deren Kenntniss - wenigstens in Grundzügen - unvermeidbar ist, teilnehmen zu wollen?

Der Krieg ist halt grausam, aber Deutschland wollte diesen Krieg. Deshalb sollte man nicht von Kriegsverbrechen auf der Seite der Allierten reden. Deutschland hat die Schuld für den Kriegsausbruch.


HITLER wollte diesen Krieg. Und seine machtgierigen Anhänger. *Deutschland* sicherlich nicht. Pauschlaisierungen sind bequem, wa?

Über die Methoden der Russen braucht man nicht viel zu sagen, die haben ihre Gefangene wirklich gut bestraft. Aber die Deutschen sind in der Hinsicht viel schlimmer gewesen. Die haben sogar ihre Verbündete, die Italiener nach der Kapitulation ins Gefangenenlager geschickt, oder erschossen.


Die Russen haben ihre Gefangenen *gut* bestraft? Lächerlich, sry, aber ein anderes Wort fällt mir diesbezüglich nicht ein. Erstens sind Bestrafungen nie wirklich "gut", und zweitens haben die Russen sicherlich gänzlich anderes getan. Ich sage nur Sibirien, und das ist noch ein harmloses Beispiel.

@Padreic
Das tut mir leid, dass du auch davon betroffen warst. Aber dann versetz dich mal in die Lage der Juden, der Allierten und all den Menschen, denen auch großes Leid zugefügt wurden ist.


Ok, dann versetz du dich mal in die Lage all der Mütter und Kinder, die Männer, Väter und Söhne verloren, ohne zu wissen wofür, alle die Männer, die grundlos starben, all die Menschen, die, ohne das sie groß etwas tun konnten, mitverfolgen mussten, wie am Ende ihr gesamtes *Land* in Trümmern lag.

Es gehört mittlerweile zum Deutsch-Sein, dass man sich mit diesem Krieg auseinandersetzt. Ich bezweifle, das es viele Staaten gibt, die sich so intensiv - auf allen Ebenen - mit ihrer Geschichte auseinandersetzen. Damit haben wir einen gewissen "Vorsprung" in derartigen Auseinandersetzungen mit uns selbst im Vergleich zu anderen Staaten. Ich glaube derartige Pauschalisierungen wie ich sie da lese habe ich zuletzt in der 5ten Klasse in Kanada gehört.

AJ
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Mi 17. Sep 2003, 22:57 - Beitrag #31

HITLER wollte diesen Krieg. Und seine machtgierigen Anhänger. *Deutschland* sicherlich nicht. Pauschlaisierungen sind bequem, wa?


Ich glaube derartige Pauschalisierungen wie ich sie da lese habe ich zuletzt in der 5ten Klasse in Kanada gehört.


Willst du behaupten, dass du die "Amis" noch nie pauschalisiert hast? Du unterstellst mir etwas, was du selbst und auch andere bei den Amerikanern machen. Vor allem beim jüngsten Beispiel mit dem Irak-Krieg.


Ok, dann versetz du dich mal in die Lage all der Mütter und Kinder, die Männer, Väter und Söhne verloren, ohne zu wissen wofür, alle die Männer, die grundlos starben, all die Menschen, die, ohne das sie groß etwas tun konnten, mitverfolgen mussten, wie am Ende ihr gesamtes *Land* in Trümmern lag.


Das selbe trifft auch auf die Gegenseite zu. Und vor allem auf die Juden.

Shockk
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Mi 17. Sep 2003, 23:05 - Beitrag #32

Das das selbe auch auf die Gegenseite zutrifft weiss ich selber. Habe ich - soweit ich meine Beiträge richtig in Erinnerung habe - auch nicht geleugnet. Allerdings schliesse ich mich hier Padreic an: Du tust so, als wären alle Deutschen pauschal Monster in diesem Krieg gewesen. Als hätten alle den Krieg gewollt, alle gehetzt, alle verfolgt, alle gemordet. Und das ist nun mal falsch. Und du vertrittst ebenfalls die These, als wären die Allierten - vergliche mit den pösen Teutonen - wahre Engel gewesen. Waren sie nun mal aber nicht. Denn das ist nun mal ebenfalls falsch.

Was die Pauschalisierungen angeht - schön, dass du so sehr darauf eingehst, dass du gleich einen Konter fahren musst. Prima Argumentationsstil.
Ja, ich pauschalisiere von Zeit zu Zeit auch gerne. Es ist simpel, es ist in Verbindung mit Schlagworten auch manchmal effektiv. Aber ich passe auf, wo ich das tue. Ich habe zum Irak-Krieg keinen Bezug. Für mich ist das nur ein abstraktes Konstrukt aus den Nachrichten. Und selbst wenn ich die Amerikander gerne mal verurteile - ich versuche im Regelfall, es nicht dabei zu belassen. Wenn, dann liefere ich meistens ein paar Beispiele und/oder Argumente mit.

Zum zweiten Weltkrieg (über meine Großeltern) und zu den Deutschen als solchen habe ich als einer von ihnen allerdings schon einen Bezug. Und einen solchen Bezug sollte jeder haben, der aus Deutschland kommt/der in Deutschland langfristig lebt, denn es ist elementarer Bestandteil unseres Staates und Erbes.

AJ
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Mi 17. Sep 2003, 23:23 - Beitrag #33

Das das selbe auch auf die Gegenseite zutrifft weiss ich selber. Habe ich - soweit ich meine Beiträge richtig in Erinnerung habe - auch nicht geleugnet. Allerdings schliesse ich mich hier Padreic an: Du tust so, als wären alle Deutschen pauschal Monster in diesem Krieg gewesen. Als hätten alle den Krieg gewollt, alle gehetzt, alle verfolgt, alle gemordet. Und das ist nun mal falsch. Und du vertrittst ebenfalls die These, als wären die Allierten - vergliche mit den pösen Teutonen - wahre Engel gewesen. Waren sie nun mal aber nicht. Denn das ist nun mal ebenfalls falsch.


Es ist doch ganz normal, dass ich als unbetroffener Sympathien für die Allierten habe, und dass ich auch "Hitler-Deutschland" für diesen Krieg verurteile.

Was die Pauschalisierungen angeht - schön, dass du so sehr darauf eingehst, dass du gleich einen Konter fahren musst. Prima Argumentationsstil.


Wer selbst gerne pauschalisiert, sollte es nicht anderen vorwerfen. Wenn du zwei mal mich darauf hinweist, und dann auch die 5. Klasse erwähnst, dann kann ich dich doch auch darauf hinweisen.

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Mi 17. Sep 2003, 23:30 - Beitrag #34

Wieso ist es "normal", Sympathien für die Alliierten zu haben? Wenn man sich ein wenig mit der Situation der Deutschen auseinandersetzt, findet man auch hier Gründe zum Sympathisieren. Nur weil die Deutschen auf den ersten Blick die bösen waren, heisst es nicht, dass nicht auch hier Gutes zu finden ist.

Ausserdem - zum x-ten Mal - es geht nicht darum, dass du mit den Alliierten sympathisiert. Das ist legitim. Es geht darum, dass du Deutschland pauschal verurteilst. Das ist nicht legitim.

Wer selbst gerne pauschalisiert, sollte es nicht anderen vorwerfen. Wenn du zwei mal mich darauf hinweist, und dann auch die 5. Klasse erwähnst, dann kann ich dich doch auch darauf hinweisen.


Sei mal ehrlich, liest du dir meine Beiträge eigentlich *komplett* durch? Ich beschränke mich nicht auf das Pauschalisieren, sofern ich es anwende. Und im Gegensatz zu zB dir in diesem Thread mache ich das nicht derart konstant und konsequent. Wie gesagt. Ich liefere auch gerne Argumente und Beispiele.

Was die fünfte Klasse angeht - das letzte mal, dass ich von jemandem gehört habe, alle Deutschen seien böse Nazis (gewesen), war nun mal in der 5ten.

JaY
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Mi 17. Sep 2003, 23:31 - Beitrag #35

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So jetzt kommt mein Break!

Wenn alle deutschen im 3.Reich schlecht waren, was war dann mit den Geschwistern Scholl und ihren Helfern?

Den Krieg wollte genau genommen nur eine kleine Schicht! Das deutsche Volk hat sich nur Führen lassen. Geb hier mal nen lese Tip: Die Welle das Buch erklärt ganz gut wie Rassenwahn und so eine Ideologie entstehen kann.

Ich weiß von meiner Nachbarin sie hat beide Weltkriege mitgemacht (sie starb vor 2Jahren mit 97Jahren) sie hat immer erzählt das sie sich vor den Besatztungsmächten im Wald versteckt haben aus Angst vergewaltigt zu werden.

Ich kann daraus Schlußfolgern: Das alle Allierten gegen geltendes Menschenrecht verstoßen haben. Genauso wie die Deutschen im Krieg.

Außerdem wird hier versucht die USA als Superhelden Darzustellen. Wenn ich das höre muß ich fast kotzen. Wieviele Farbige haben die USA im vergleich zu Weisen im Krieg eingesetzt? Wenn ich mich nicht ire Waren es im Vietnam und Korea Krieg mehr als 2/3 Farbige. Sie haben sie einfach nur als Kanonenfutter benutzt. So ist es auch heute Noch!

Außerdem was mir gerade auffällt ist das die USA nur einen einzigen Krieg gewonnen haben den sie auch angefangen haben und zwar irgendwann in den 70ern in Flakland oder so ähnlich. Ansonsten haben sie sich irgendwann eingemischt und standen dann wenn auch nicht immer zu Recht als große Helden da.

Korea - haben sie eins vor den Latz bekommen
Vietnam - haben sie hoffnungslos versagt
Irak 92 - Mehr schlecht als Recht
Somalia - Schön war das nicht
Afganistan - Ohne die Un-Schutztruppe wäre dort immer noch keine ruhe die Bevölkerung will keine amis im Land da lieber die Deutschen die hier als "böses" Volk dargestellt werden.
Irak 03 - Braucht keine Erklärung, oder?
Falklad - aber nur weil 2/3 der Bevölkerung Amis sind/waren

Man kann nicht sagen das eine Nation schlimmer ist als eine andere, denn man weiß nie wie sich die andere in der gleichen situation verhalten hätte.

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der Tag ist für mich ein Tag der fast ist wie jeder andere nur das ich eben daran denke welches unrecht geschehen ist und was daraus geworden ist. nicht mehr und nicht weniger!

Gilmor
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Do 18. Sep 2003, 07:09 - Beitrag #36

@AJ: kann es sein, dass Du der Meinung bist, Unrecht mit Unrecht bestrafen zu dürfen?
Hier möchte KEIN Diskussionteilnehmer die Schuld der Deutschen während des dritten Reiches in irgendeiner Art herunter reden. Man möchte hier NUR verhindern, dass es im zweiten Weltkrieg nur "einen" Schurkenstaat gab. Denn hier geht es um die Wahrheit, und nicht um die Tatsache, wer den ersten Stein geworfen hat. Im zweiten Weltkrieg haben sich fast alle Nationen wie Bestien benommen, wenn sie die Chance dazu gehabt haben. Und deshalb sollte man aufhören, permanent auf die Deutschen rumzuhacken, sie als MOnster darzustellen und dieser vergangenen Generation das schlimmste an den Hals zu wünschen.

Und wenn Du Dich wirklich nicht mit der russischen Geschichte auskennen solltest, ein Tipp von mir; mach es einfach mal. Denn dann wirst Du lernen, dass es nicht nur um zweiten Weltkrieg Verstöße gegen die Menschenrechte gab. In den russischen Gulags ging es noch '45 noch ganz gut ab. Und da ist der Vergleich mit den deutschen Konzentrationslagern nicht weit hergeholt. Sollen wir deshalb den Russen in Grund und Boden bombardieren?

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Do 18. Sep 2003, 09:57 - Beitrag #37

Es ist doch ganz normal, dass ich als unbetroffener Sympathien für die Allierten habe, und dass ich auch "Hitler-Deutschland" für diesen Krieg verurteile.

das ist nur dann normal, wenn man von der russischen geschichte, die ja auch alliierte waren, nichts, aber auch rein gar nichts gelernt hat.
und was andere länder angeht: die engländer haben einen krieg mit china geführt, um mehr opium absetzen zu könnne, wenn man von napoleon absieht braucht man für die franzonsen nur mal nach afrika zu schauen, und wenn man den amerikanern die sache mit den indianern übersieht, dann möchte ich dort dennoch kein schwarzer zu, vor und nach den bürgerkriegsjahren sein.
doch das alles ist gegen den stalinismus und seine blutigen vergehen gegen das eigene volk (sowas bestrafung zunennen ist *übelster* zynismus) gar nichts.

jemand unbeteiligter, der unvoreingenommen ist, steht dem, wie auch hitler, aufgrund der menschlichen tragödien sprachlos gegenüber. mehr nicht.

gruss,
thod

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Do 18. Sep 2003, 10:58 - Beitrag #38

Ich würde trotzdem nicht zwischen Ursache und Wirkung unterscheiden, und ich würde auch die Bedingungen nicht außer Acht lassen, unter denen einzelne Nationen im Krieg so gehandelt haben, wie sie das taten.

Beispiel Flucht, Vertreibung, Bombenkrieg:

Ich will die Racheakte und die Verstöße gegen das Völker- und Menschenrecht gewiss nicht klein reden. Aber als die Deutschen Polen und die Sowjetunion überfielen, da war Teil ihrer Agenda das rationalisierte, institutionalisierte, industrialisierte Töten von Menschen. Und zwar nicht als Mittel, um den Sieg zu erringen (denn den Krieg könnte man ja als industrialisiertes Töten definieren), sondern umgekehrt: der militärische Sieg sollte das groß angelegte Töten erst möglich machen. Das ist ein fundamentaler Unterschied zum Bombenkrieg der Alliierten der stets ein Mittel zur rascheren Beendigung des Krieges sein sollte.

Als die rote Armee (und die Mobs und Milizen der Polen und Tschechen) die deutsche Bevölkerung im Osten misshandelten, geschah das auf Grund des Denkens, diese Deutschen hätten kein Recht mehr, dort zu leben und müssten fortgeschunden werden. Als die Deutschen zuvor im Osten gewütet hatten, geschah das aus dem Denken heraus, die Menschen dort hätten überhaupt kein Recht zu leben (die Juden und Zigeuner) bzw. seien allenfalls als viehartige Arbeitssklaven existenzberechtigt ("slawische Untermenschen").

Das ist ein enormer Unterschied. Insofern ist für mich nicht das Ausmaß der Rache erstaunlich, sondern die relative Begrenzung. Die Soldaten der vorrückenden Roten Armee waren ja nicht von ungefähr und nicht nur durch Propaganda mit Hass geladen: beim verlustreichen Zurückdrängen der deutschen Invasoren hatten sie ja nicht nur um das eigene Leben kämpfen müssen, sondern Bezirk um Bezirk ein mutwillig zerstörtes Land zurückerobert (Taktik der "verbannten Erde"). Die Deutschen hatten sich bemüht, nach ihren zu dieser Zeit zum Glück bereits begrenzten Möglichkeiten eine Mondlandschaft zurückzulassen. Der Unterschied muss enorm gewesen, als die sowjetischen Truppen aus den schwelenden Resten des eigenen Landes und dem verwüsteten Polen in das infrastrukturell ja völlig intakte deutsche Ostgebiet einrückten (das war ja ein ländlicher Raum, der anders als die Großstädte die Spuren des Krieges nur in der Abwesenheit der Männer und dem Mangel an Konsumgütern zeigte). Von diesem 'gemütlichen', behäbigen, nach Jahren der losgebrochenen Hölle noch immer intakten Deutschland aus war der Versuch gestartet worden, sie und ihre Welt einfach auszulöschen.. Kann sich jemand vorstellen, was in diesen Soldaten vorgegangen sein mag ?

Einen erschütternden und sehr selbstkritischen Einblick in das Geschehen auf sowjetischer Seite damals geben die Erinnerungen des russischen Schriftstellers und Dissidenten Lew Kopelew, "Aufbewahren für alle Zeit". Kopelew war überzeugter Kommunist und sowjetischer Kommissar an der Front, aber er hat sich gegen den Befehl zu systematischen Vergeltungs- und Racheakten aufgelehnt und ist in Stalins Lagern gelandet. Das Buch gibt es auch als Sammelband mit Kopelews hochinteressanten Erinnerungen an seine Jugend, der Erklärung, wie und warum jemand überzeugter Kommunist werden und wie er sich die hässliche Wirklichkeit des Terrors eine Weile als herrlichen Marsch in die glückliche Zukunft deuten konnte, sowie der Schilderung des Leben nach den Lagern:

Lew Kopelews Autobiographie

Zum Bombenkrieg: der wird in Deutschland meist als bloßer Terrorakt der Alliierten gesehen. Das war er aber nicht. Er hatte seinen Ursprung nicht im Wunsch, möglichst viele Deutsche möglichst schnell zu töten. Er war ein militärisches und politisches Instrument, das den Verantwortlichen zu dieser Zeit als einzige Methode erschien, so etwas wie einem militärischen Sieg auch nur nahe zu kommen. Und das ist nicht einmal einfach ein historischer Irrtum. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass der Zweite Weltkrieg ohne diese Bombardements noch sehr viel schlimmer verlaufen wäre. Das könne wir gerne diskutieren, aber jetzt muss ich arbeiten.

Noch schnell ein Wort zu Dir, Jay: Du meinst auf keinen Fall den Krieg um die Falkland-Inseln bzw. die Malvinas im Jahr 1982 zwischen England und Argentinien. Damit hatte die USA wenig zu tun. Du meinst eventuell die Grenada-Invasion 1983, eine Schaufensteraktion der Reagan-Regierung?

Fargo

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Do 18. Sep 2003, 11:20 - Beitrag #39

@ Fargo:

Danke, für die Berichtigung, hab die Grenada-Invasion 1983 wohl mit den Falkland-Inseln verwechselt. Wenn ich so irgendjemand auf den Fuß getreten bin tut mir das Leid. Nochmals danke sonst hätte ich das wohl ewig so im Gedächtnis gehabt!

Fargo
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Do 18. Sep 2003, 11:50 - Beitrag #40

Falkland, nicht Flakland, Jay. Um Dein Gedächtnis jetzt ein für allemal mit den richtigen Daten zu füttern. ;)

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