Phänomen CSU

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Marc Effendi
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Mi 10. Sep 2003, 16:38 - Beitrag #1

Phänomen CSU

Ich habe heute in der Zeitung gelesen, das die CSU bei der Landtagswahl ein Traumergebnis von über 60% der Stimmen erwarten darf.

So langsam finde ich das unheimlich, manchmal beeindruckend, was die da auf die Beine stellen. Ich meine man hat nicht den Eindruck, das man in Bayern politikmüde ist oder die ewige schwarze Regierung satt hat. Manchmal denke ich, das man einen Pappaufsteller von irgendjemand nehmen könnte und ihn für die CSU kandidieren lassen könnte und er würde Ministerpräsident werden....

Was meint ihr: woran liegt das? Ists das Stimmvieh, das sich keine Änderung wünscht? Ists die gute Politik?

Thod
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Mi 10. Sep 2003, 16:40 - Beitrag #2

ja, irgendwie beides. das stimmvieh scheint halt mit der politik zu frieden zu sein.

lieber den spaz in der hand, als die taube auf dem dach. nochdazu wo die taube hier mehr als zerfledert und kränklich wirkt...

gruss,
thod

Traitor
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Fr 12. Sep 2003, 13:39 - Beitrag #3

Als Hauptfaktor sehe ich die Unfähigkeit der dortigen SPD an, eine Alternative darzustellen. Sie kriegen keinen wirklich charismatischen Kandidaten aufgestellt (was man Stoiber und seinen Vorgängern auch anlasten kann, diese Bedingung erfüllten sie immer) und schaffen es nicht, aus den durchaus vorhandenen Fehlern der Regierung Profit zu schlagen.
Solange sich also die CSU keinen ganz großen Fauxpas leistet (Skandale und Gemauschel scheinen in Bayern ja nicht darunter zu fallen) oder die SPD einen wirklich guten Grund dazu liefert, gibt es für den Wähler gar keinen Grund, etwas an der Tradition zu ändern.

Thod
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Fr 12. Sep 2003, 14:28 - Beitrag #4

ich verstehe nicht, was an diesem stoiber so charismatisch sein soll. ich find, er macht eher ne erbärmliche figur.
da sind eher die kommunalen grössen, und die wirtschaftliche entwicklung sowie in diesem fall die rot-grüne bundespolitik schuld, dass die csu so gut da steht.

gruss,
thod

Marc Effendi
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Fr 12. Sep 2003, 16:35 - Beitrag #5

Ich weiß nicht, ob man das so sehen kann. Schliesslich gab es auch schon in anderen Bundesländern, die entweder tiefrot oder tiefschwarz waren, Machtwechsel. Aber in Bayern steht sowas wohl in den nächsten Jahren nicht zur Debatte.

@Traitor: Renate Schmid z.B. ist eigentlich durchaus eine fähige Politikerin, aber sie hat es auch nicht fertiggebracht, die SPD aus der Versenkung zu holen. Ich denke nicht das dort fähige Leute fehlen. Die sind dann vielleicht nur in der falschen Partei...

Traitor
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So 14. Sep 2003, 17:28 - Beitrag #6

@Thod: Persönlich finde ich seine Art auch eher lächerlich, das kommt aber daher, dass ich die ganze Art solchen Auftretens nicht ausstehen kann. Innerhalb dieser Art erscheint er mir ziemlich charismatisch.

@Marc: In diesen anderen Bundesländern haben die Regierungen es dann eben irgendwann nicht mehr geschafft, dieses Szenario aufrechzuhalten. ZB indem es ihnen nicht so wie der CSU gelang, ihre Skandale herunterzuspielen - siehe Hamburg.
In der falschen Partei kann ein Politiker eigentlich nicht sein, die andere würde ja seinen Ansichten widersprechen. Wenn ein noch so fähiger Politiker die SPD dort nicht retten können, würde das wennschon heißen, dass die Ansichten dieser Partei für das Bundesland völlig ungeeignet sind, sprich die Bayern ganz anders denken als der Rest Deutschlands. Und dagegen wird sich ja immer gewehrt...

Maglor
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So 21. Sep 2003, 16:55 - Beitrag #7

DIe Ursachen sind geschichtlich.
Es gibt ne Menge Leute die wählen ihr Leben lang die selbe Partei wie ihre Eltern. Das macht man halt so. Und den Muff los zu werden ist nicht ganz einfach und in Bayern scheint eine Menge erbliche CSU-Anhänger zu geben.
Es gibt in der Politik so genannte Realos und diverse Spießer die unbedingt in irgendein blödes Amt wollen oder einfach nur zur Regierung gehören wollen. In den meisten Ländern findet man solche in CDU und SPD oder auch manchmal in der FDP und Freien Wählergemeinschaften. (Ich rede von Politik ohne Ideologie) In Bayern verschlingt die CSU logischerweise die ganze Gruppe. Die SPD verkommt dadurch in Bayern zur linken Splittergruppe, da ihr der seltsame Realo fehlt.
MfG Maglor

SoF
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So 21. Sep 2003, 21:01 - Beitrag #8

Re: Phänomen CSU

Original geschrieben von Marc Effendi
Ich habe heute in der Zeitung gelesen, das die CSU bei der Landtagswahl ein Traumergebnis von über 60% der Stimmen erwarten darf.

Traumergebnis? Das ist für die CSU in Bayern normal ;D Bei den Bundestagswahlen hatte die CDU 67% in Bayern bekommen. Ich habe auch heute wieder für die CSU gewählt. Wieso? Ich bin ziemlich "zufrieden" hier in Bayern. Wenn man sich andere, vor allem SPD regierte Bundesländer anschaut ... naja ^^

Neo-Matrix
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So 21. Sep 2003, 23:14 - Beitrag #9

Hallo,
das denke ich aber auch!

Wirklich gut ist keine Partei, aber auch wenn der Stoiber nicht so beliebet ist wie der Schröder, so denke ich doch das er mehr auf dem Kasten hat!
Von irgendwo muß die gute wirtschaftliche Lage in Bayern ja kommen, gell!


Und wenn man sich die letzte Wahl anschaut, dann hat Stoiber den Schröder ja auch geschlagen!

Schöder kam doch nur wieder hoch wegen der Flutkatastrophe! Da haben sich die Deutschen gleich wieder einlullen lassen, denn da hätte doch jede Partei/Politiker geholfen, das war ja nun nix besonderes!

Troztdem hat es SPD gegen CDU betrachtet nicht gereicht!
Die CDU lag leicht vorne!

Wer die Wahl enschieden hat, war für mich Gregor Gysi und Möllemann!

Ganz einfach, Gysi hat durch seine BonusmeilenAffäre die PDS runtergezogen! Die PDS Wähler wnderten zu den Grünen ab!

Möllemann hat mit seinem Flugblatt die FTP runter geschraubt, dadruch wurde Rot/Grün erneut Regierungpartei und der Bundeskasper kaspert munter weiter!

Gruß, Neo-Matrix

Fritz
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Mo 22. Sep 2003, 16:21 - Beitrag #10

Wo ist der Zusammenhang zwischen Möllemann und dem File Transfer Protocol? ;)
Katastrophen sind halt einfach die Stunden der Exekutive, da ist es klar das ein Kanzler der schnelle Hilfen verspricht gewählt wird, und nicht jemand, der verspricht, das es schnelle Hilfe gibt, wenn er denn gewählt wird.
Das die gute wirtschaftliche Lage in Bayern von irgendwoher kommt ist klar. Aber ist das allein die CDU? Bayern und Baden-Württemberg sind schon jeher wirtschaftsstärker gewesen. Marx kommt ja auch aus Baden-Württemberg, und er konnte es sich im 19. Jahrhundert als Fabrikbesitzer leisten über die Rechte seiner Arbeiter nachzudenken. Dies als historisches Beispiel.

Thod
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Mo 22. Sep 2003, 16:39 - Beitrag #11

bayern galt wegen seinem agrarschwerpunkt lange als strukturschwach.

gruss,
thod

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Mo 22. Sep 2003, 18:13 - Beitrag #12

Na ja, ich (als Bayer) sags mal so: ich hab die CSU gewählt - trotz Stoiber. Ich habe nämlich echt nicht das Gefühl, dass wir hier eine wirkliche Alternative haben, und auch nicht, dass wir in Bayern (wohlgemerkt) eine brauchen. Im Großen und Ganzen bin ich nämlich zufrieden. Wenn schon was anderes, dann am ehesten die Freien Wähler, die es auch immerhin auf 4% gebracht haben (mehr als die FDP!). Denen habe ich in der gleichzeitigen Bezirkstagswahl (oder so) meine Stimme gegeben; landesweit hab ich kein Land gesehen für die. Insbesondere muss ich echt sagen, habe ich somit bei der sogenannten "Denkzettel-Aktion" gegen Rot-Grün in Berlin mitgemacht.

So, liebe Politiker (aller Couleur), macht was daraus, sowohl aus den gewonnenen Stimmen als auch aus den gewonnenen Erfahrungen.

Ganz abgesehen davon, dass Schröder und Co. diese LTW von Hause aus abgeschrieben hatten...

Thod
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Mo 22. Sep 2003, 19:15 - Beitrag #13

nuja, was die freien wähler angeht, da frag ich mich immer, wofür die eigentlich stehen...

gruss,
thod

Feuerkopf
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Di 23. Sep 2003, 00:57 - Beitrag #14

Die CSU ist ein Phänomen. Die CDU würde Einiges dafür geben, wenn sie in anderen Bundesländern auch nur annähernd solche Dauer-Ergebnisse erreichen würde.
Vielleicht liegt es an der historischen Eigenständigkeit Bayerns. Die SPD hat nie gewagt, sich in Bayern vom Bund abzugrenzen.

Wenn ich der wenigen Kritik glauben darf, so hatt Stoiber in diesem Wahlkampf eigentlich auch nicht gesagt, was er denn so anders machen würde als die Schröder-Regierung. Er brauchte nur die Gunst der Stunde zu nutzen und so tun, als sei er eine Alternative.

Vielleicht kann mir einer der hier anwesenden Bayern mal erklären, WAS denn eigentlich der erfolgreiche bayerische Weg ist, den Stoiber angeblich geht. Und der uns Nicht-Bayern ins Haus steht, wenn's so weiter läuft. Denn Angie soll mal nicht glauben, dass sie in drei Jahren an Edmund vorbeikommt.

Thod
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Di 23. Sep 2003, 11:10 - Beitrag #15

stoiber kommt wohl hauptsächlich auf dem land an. man nimmt ihm den biederen familienvater, der sich von seinen enkeln von der arbeit ablenken lässt, hier einfach ab.
eine alternative braucht er zu schröder nicht herauszustellen. er sagt einfach, bayern ginge es besser als anderen, (wer will das schon im einzelnen nachweisen) und er sei der garant dafür.

so phrasen, wie das modell bayern nach deutschland fürhren und so, machen sich wohl gut, bringen aber imho faktisch nichts. geraden neuwähler, die wohl die angst vor dem arbeitsplatz beschäftigt, wollen halt etwas wählen, was irgendwie geborgenheit vermittelt. dabei werden halt auf klischees wie tradition und so verwiesen, und dabei geht völlig unter, dass stoiber überhaupt keine ahnung hat, was das denn ist, wofür er da so schwärmt.

gruss,
thod

teut
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Do 25. Sep 2003, 22:23 - Beitrag #16

Aus dem Süden kommt das Licht!!! Alle Macht den arbeitsamen braven Ausbeutern menschlicher Reserven so wie in USA Italien usw.

Marc Effendi
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Fr 26. Sep 2003, 07:10 - Beitrag #17

Original geschrieben von teut
Aus dem Süden kommt das Licht!!! Alle Macht den arbeitsamen braven Ausbeutern menschlicher Reserven so wie in USA Italien usw.


Wärst Du vielleicht so nett, und würdest uns verdeutlichen, was Du damit meinst?

Thod
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Fr 26. Sep 2003, 10:47 - Beitrag #18

also ich verstehe das so.
- bei teuts geht die sonne im süden auf, und im norden unter.
- als geschichtlich interessierter mensch weiss teut, dass brav aus der wortwurzel für tapfer kommt. anscheinend gibt es bei ihm zu hause keine menschlichen reserven, die er ausbeuten kann, und darum stellt er sich ausbeuter als arbeitsam und tapfer vor, die eine fast unmögliche leistung erbringen. als beispiel für völker die ihm da voraus sind, und denen er nachstrebt führt er dann unsere freunde, die amerikaner und italiener an.

ist doch ganz einfach, oder?

gruss,
thod

teut
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Sa 27. Sep 2003, 12:42 - Beitrag #19

@THOD du weist mehr als ich ich find deine Erklärung meines Übelegens einfach klasse:s1:

Maglor
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So 28. Sep 2003, 01:10 - Beitrag #20

Was mir jetzt neulich beim checken der Prozentanteile aufgefallen ist hat mich schon entsetzt.
60%, das ist die Entscheidung der Bayern, aber jede zehnte Stimme ist wetlos.
In Bayern gab es neben den sonstigen Parteien die FDP und die starken Freien Wahlen die an der 5%_HÜrde scheiterten. ZUsammen machen sie mehr als zehn % der Stimmen aus. Irgendwie Furchtbar!
MfG Maglor

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