zum umgang mit dem tod angesichts eines materialistischen weltbildes finde ich immer die beiden benn-gedichte "schöne jugend" und "kleine aster" sehr bezeichnend.
Schöne Jugend
Der Mund eines Mädchens, das lange im Schilf gelegen hatte,
sah so angeknabbert aus.
Als man die Brust aufbrach, war die Speiseröhre so löcherig.
Schließlich in einer Laube unter dem Zwerchfell
fand man ein Nest von jungen Ratten.
Ein kleines Schwesterchen lag tot.
Die anderen lebten von Leber und Niere,
tranken das kalte Blut und hatten
hier eine schöne Jugend verlebt.
Und schön und schnell kam auch ihr Tod:
Man warf sie allesamt ins Wasser.
Ach, wie die kleinen Schnauzen quietschten!
kleine Aster
Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt
Irgendeiner hatte ihm eine dunkelhelllila Aster
zwischen die Zähne geklemmt.
Als ich von der Brust aus
unter der Haut
mit einem langen Messer
Zunge und Gaumen herausschnitt,
muß ich sie angestoßen haben, denn sie glitt
in das nebenliegende Gehirn.
Ich packte sie ihm in die Brusthöhle
Zwischen die Holzwolle,
als man zunähte.
Trinke dich satt in deiner Vase!
Ruhe sanft,
kleine Aster!
diese gedichte sind genau so beschrieben, wie man als materialist die welt betrachtet. dennoch spürt man, dass da was falsch ist. "so geht man mit toten nicht um" könnte man meinen. irgendwas ist an dem blick halt falsch. und wenn man sich dran gewöhnt hat, und sich tatsächlich dazu gebracht hat, die welt so zu sehen, dann, so würde man sagen, sollte man sich psychatrisch behandeln lassen. sowas wird auch nicht als normal gesehen, ein solcher mensch hätte keine ethischen wurzeln mehr, und würde in der gesellschaft sicher auch keinen platz geboten bekommen.
ein grab ist eben mehr, als eine sammlung von knochen, oder molekülen.
gruss,
thod