So stand es in der Zeitung.
Auch wenn es in England nicht Homo-Ehe heisst, sondern Homosexuelle auf dem Standesamt im Beisein von Zeugen eine "bürgerliche Partnerschaft" eingehen können, die mit ähnlichen Rechten und Pflichten verbunden ist wie eine Ehe, etwa bei Renten- und Erbschaftsansprüchen. Im Gegensatz zu Heterosexuellen steht ihnen diese Form der Partnerschaft offen, in der auch mit Unterzeichnung des Vertrages der Partner als Elternteil anerkannt wird, wenn der andere Kinder hat. Also mich persönlich ist das ja egal, denn mich betrifft es ja nicht, aber warum eine Sonderbehandlung? Warum nicht gleiches Recht für alle, so oder so?
Der Respekt vor unseren homosexuellen Mitbürgerinnen und Mitbürgern verbietet uns, vorschnell ein Urteil zum Wunsch nach Eheschließung zwischen Gleichgeschlechtlichen zu fällen. Allerdings darf man sich als noch Jahre vom Coming-out entfernter Hetero erstaunt fragen: Feiert hier nicht die Ehe ein Comeback durchs (Achtung, haha!) Hintertürchen, gefördert von Grünen und SPD, von denen man dies am wenigstens erwartet hätte? Es ist ja nicht so, dass Schwule bisher nicht geheiratet hätten. Sei es, um die Eltern zu beruhigen, oder weil anders eine Karriere in gewissen Branchen nur schwer vorstellbar gewesen wäre. Jetzt aber sollen und können Schwule Schwule heiraten dürfen. Und das in Zeiten, in denen immer mehr Heteropaare auch ohne Trauschein total glücklich sind. Frage: Nix gelernt, die schwulen Brüder und Schwestern???
Der geneigten Leserschaft wird nicht entgangen sein, dass hier leider pauschal von Schwulen und Lesben geredt werden muss, um die politische Korrektheit nicht zu verletzen. Aber natürlich ist die Palette der gleichgeschlechtlichen Liebenden so farbenprächtig wie die Natur selbst, und jetzt wird zugegeben, dass eine "Ledertucke" aus anderen Motiven zum Standesamt gehen wird als eine "Schwabenschwuchtel" oder eine "Hardcore-Lesbe". Und da fängt es schon an! Denn das Standesamt ist eine Säule unserer Gesellschaft. Um es im Geiste der FAZ zu sagen: Niemand hat etwas dagegen, dass homosexuelle Lebensgemeinschaften (nie hätte ich gedacht, dass mit dereinst diese Formulierung aus der Feder fliesst, während die Kraft, die stets verneint, hämisch in mir flüstert: Los, schreib: heiratswütige Tucken, du Heuchler!) juristisch den Heterosexuellen gleichgestellt werden, und etwa am Krankenbett nicht nur vom Sexualpartner, sondern auch vom Lebensgefährten aufgesucht werden zu können. Ebenso beim Kapitel Erbschaft. Viele Familienväater quält, während sie beispielsweise nach Dienstschluss mit Kindersitz auf der Rückbank im Schritttemp den Drogenstrich abfahren, der Gedanke: Wird meine liebe Gattin einmal genügend erben? Wer dagegen jahrelang in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft gelebt hat, erbte bis dato nichts. Das ist ungerecht. Deshalb: offizielle Gleichstellung von Daddy Staat, ein Wisch - und weg! Aber muss es gleich eine richtige Ehe sein, liebe Schwule, so ganz doll, mit allem Pi, Pa und Po? Dürfen wir nicht auch weiterhin das Gefühl haben, wenn wir in Köln auf der Deutzer Brücke zwei Herren, ganz in Leder, Händchen haltend "bummeln" gehen sehen, dass da irgendwo was anders ist, als wenn Mutti und Vati mit Schleier vorden Altar treten? Deshalb: Absicherung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften, allerdings mit folgenden Zusätzen:
1. Homosexuell Auszubildende in Friseursalons haben während des Kundenbetriebs die Entgegennahme von Todesfällen akustisch andersn zu kommentieren als einen Wasserrohbruch. Ein pauschales "Ächt? Oh Gooooooooottt, wie schräääcklich" hat zu unterbleiben. (Habe dies am Montag selbst erlebt!!!).
2. Weinkrämpfe, wenn die Yamamoto-Hose in der Reinigung ruiniert wird, sind verboten.
3. Auf Psychokrisen in Kneipen und Cafés, weil zwei Tage vor dem Geburtstag noch kein passendes Geschenkpapier gefunden wurde, steht Straflager.
4. Wir merken uns den Satz von Otto Schily: "Ehe und Familie sind mehr als eine heterosexuelle Partnerschaft."
Also werfen sich mir folgende Fragen auf:
- Absolut nichts gegen Gleichstellung der Partnerschaft vor dem Gesetz - aber warum gleich "Ehe"? Kann man das nicht anders formulieren, schließlich ist es ja auch von der Sache her etwas anderes, auch wenn die Rechte und Pflichten die gleichen sein sollen.
- Warum müssen sich Schwule und Lesben oft selbst zur Schau stellen und sich selbst zelebrieren? Warum muss man sich feiern, wenn man so anders ist? (CSD in Köln). Und warum muss man sich gerade so einem alten Brauch wie einer PARADE bemächtigen um sein "anders-sein" der Öffentlichkeit vorzuführen? Es gibt ja auch keine Parade mit dem Motto - "Yippie! Wir sind hetero!!!"
Man möge es mir erklären.