Einerseits:
ich kann nicht ganz einsehen, dass man, überspitzt gesagt, für die Verweigerung des Kriegsdienstes dem Staat was vorlügen muss und überprüft wird, als ob man dem Kanzler als Leibwächter dienen will und andererseits jedem Honk eine Knarre in die Hand gedrückt und das Töten auf Befehl gelehrt wird. Insofern wäre es wirklich sinnvoller, einen Sozialdienst als Pflicht für Männlein und natürlich auch Weiblein einzuführen und die Leute, die eine Waffe nutzen wollen, einer besonderen Prüfung zu unterziehen, also das genaue Gegenteil der jetzigen Situation.
Dieser Dienst müsste dann in der Tat allerdings eine gewisse Zeit dauern, damit die "Sozis" auch etwas können und nicht nur im Weg rumstehen.
Andererseits:
es ist ja schon heute so, dass Zivildienstleistenden Arbeiten zugemutet werden, die trotz Crashkursen bei Zivildienstschule und anderen Anbietern wie der Diakonie einfach die Fähigkeiten eines jungen Menschen übersteigen könnten, wenn z.B. in Altersheimen aufgrund der akuten Personalnot die Zivis Dienste übernehmen müssen, die eigentlich Aufgabe voll ausgebildeter Pfleger sind. Und diese Ausbildung erhalten Pfleger ja nicht grundlos: so lernen sie zum einen, den Pflegebedürftigen überhaupt zu nützen statt zu schaden, denn Pflege ist nun wirklich nichts, was man mal nebenbei machen kann. Aber auch der eigene Schutz sollte gelernt werden, nämlich das Zurechtkommen mit Sterbenden, dass jedem Menschen auf das Gemüt schlägt.
Insofern verstösst es meiner Meinung nach, und das ist nicht übertrieben gemeint, gegen die Würde von Pflegebedürftigen UND von schlecht ausgebildeten Pflege-Zivis/"Sozis", wenn in diesem Bereich gespart wird.
Und die Wahrscheinlichkeit, dass es zu solcherlei inadäquaten Besetzungen kommt, steigt natürlich, wenn es noch mehr Sozialdienstleistende gibt, weil die Einrichtungen dann ihr Geld woanders ausgeben. Ganz ohne Zivildienst wird freilich noch schlimmer, es reicht ja schon heute für viele Einrichtungen nicht mehr aus, was sie an Mitteln zur Verfügung haben.
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