ShockkInventar


Beiträge: 2725Registriert: 28.08.2002
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Moench kritisiert hier einen Aspekt an deiner Einstellung, der auch mir missfällt.
Zu dem Punkt, die Soldaten wussten alle, was sie taten: Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass sich mehrere Millionen Männer bewusst, wissend und enthusiastisch in den Dienst einer solche Maschinierie gestellt haben? Das Prinzip hatten wir beim ersten Weltkrieg auch schon, da waren alle verblendet, das Volk wie die Armee glaubten an einen Krieg von Wochen, an eine gerechte Sache, aber keiner wusste so recht, worum es ging.
Du sagst, dass der Krieg falsch war. Richtig. Aber diese Soldaten sind nicht Hitler, Göring, Goebbels gewesen. Sondern nur Soldaten. Die werden ausgebildet, und dann gehorchen sie Befehlen, ohne nachzufragen, dass macht einen guten Soldaten aus. Wenn einem solchen Mann gesagt wird geh da hin und schiesse auf die dann macht der das auch, ohne nachzufragen.
Wenn du die Soldaten der deutchen Seite schon wegen "ihrer Taten" bestrafen möchtest, weil sie Menschen getötet haben, wieso verschonst du dann die Russen, Amerikaner, Briten? Die haben ebenfalls Menschen getötet und gehören dann - nach deiner Logik - genauso bestraft.
Du wirfst mir vor, ich würde deinen Konjunktiv nicht beachten und deine Aussagen verzerren. Du schreibst, du hättest als Kommandeur niemanden deiner Feinde am Leben gelassen, und ich antworte darauf. Sei mit solchen Unterstellungen nicht so schnell bei der Hand, vor allem dann nicht, wenn du so eine extremistische Meinung vertrittst.
"Ein normaler Mensch wird schon wissen, was richtig und falsch ist". Was ist normal? Kannst du das sagen? Waren dann alle Deutschen in der Kriegszeit nicht normal? Oder waren sie alle vom Falschen überzeugt? Wohl kaum. Speziell im Krieg, regiert von einer extrimistischen Gruppe, die durch desolate Zustände im Staat an die Macht kam und das erste mal massivst Propaganda einsetzte, gelten diese einfachen Regeln von "normale Menschen wissen" nicht mehr.
Du sagst das du glaubst das du mehr darüber nachdenkst. Und ich sage das tust du nicht. Du schreibst hier, als Kommandant der Alliierten hättest du alle Soldaten der Deutschen getötet. Du schreibst hier, du würdest selber Menschen und Feinde töten und foltern. Du schreibst hier, dass es doch ganz einfach wäre, zwischen richtig und falsch, gut und bösezu unterscheiden. Und du befürwortest in sehr krassen Positionen Rache und Vergeltung.
Um zum Thema zurück zu kommen - das alles sind Dinge, vor denen die Genfer Konventionen bewahren sollen. Und das ist es auch, was mich so auf die Palme bringt. Es geht nicht in meinen Kopf, wie ein Mensch, aufgewachsen in einer Demokratie, und zwar in der wohl weltkriegskrititischsten aller Demokratien, ernsthaft so eine Meinung haben kann. Ich verstehe es einfach nicht. Du vertrittst einfach so Gewalt, Rache, Folter, Totschlag, und nennst dich Mensch und Bürger einer Demokratie. Und genau deswegen behaupte ich, dass du nicht wirklich darüber nachdenkst, was du schreibst. Respektive - falls du das doch tust und genau das da das Ergebnis deiner Reflexion ist, dann tut mir das leid für dich.
P.S.: Kleiner Exkurs zum Töten. Du schreibst so einfach, dass du einen Menschen töten würdest in bestimmten Situatonen. Du hast schonmal abgewiegelt, als ich versucht habe, dir zu erklären, was ich dir damit sagen will, also versuche ich es erneut.
Stell dir vor, du hast vor dir einen Menschen. Irgendeinen. Und der hat nun meinetwegen im Verlaufe eines Krieges oder Konfliktes gegen dich gekämpft. Das macht ihn zwar zu einem Feind, nicht aber zu einem Unmenschen. Dieser Mann hat wahrscheinlich Familie. Er hat eine Frau, vielleicht Kinder, und wenn nicht, dann hat er Eltern und Freunde. Er hat ein Zuhause, er hat Hobbys, vielleicht liest er gerne Bücher und trinkt gerne Tee. Er hatte eine Jugend, eine Kindheit, eine Reifephase, vielleicht Beziehungen, er hatte Spaß, Leid, er hat gelernt. Er ist ein Mensch. Und dieser Mensch steht oder liegt nun vor dir. Und du sagst, du würdest einfach abdrücken bzw. das Töten generell in solchen Situationen für gerechtfertigt halten.
In diesem Moment, mit diesem Akt, reduzierst du den Menschen vor dir zu einem Tier, fast zu einem Objekt. Von der rohen, physischen Gewalt der Penetration eines menschlichen Körpers durch eines oder mehrere Projektile mal ganz angesehen, was für sich auch schon eine sehr abstossende Angelegenheit sein muss, vernichtest du damit ein Leben. Eine Vergangenheit, eine Erinnerung, Beziehungen, Freundschaften, Erfahrungen, eine Seele. Hast du jemals innegehalten und über das Leben nachgedacht? Das Leben ist so eine einzigartige Sache, so seltsam, dass wir uns dessen bewusst sind, so einzigartig.
Das ist es, was mich an deinen Exkursen zum Töten stört. Für dich scheint das Töten ein Prozess wie jeder Andere zu sein. Du sprichst darüber, als sei es nebensächlich, als sei es selbstverständlich. Nur ist es das nicht, denn mit dem Töten endet kein Zustand, sondern ein Leben, eine Existenz.
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