Sie wird wohl jeder kennen: Leute, die anscheinend ausgesprochen intelligent sind, aber trotzdem keinen Erfolg haben. Oder an sich eine hohe Intelligenz zu haben scheinen, trotzdem aber völlig borniert und diskussionsunfähig sind. Deshalb die Frage: Kann man beurteilen, ob jemand seine Intelligenz auch wirklich nutzt? Wenn ja, wie? Oder würdet ihr sogar wahre Intelligenz nur als "die Intelligenz, seine Intelligenz zu nutzen" definieren?
Ich denke, prinzipiell kann man das Nutzen von Intelligenz an zwei Punkten festmachen. Einmal, ob der Mensch Erfolg hat. Dabei ist Erfolg im weitesten Sinne gemeint - sowohl ökonomischer Erfolg (Karriere) als auch sozialer Erfolg (Freunde und Familie) und privater Erfolg (generell "erfülltes Leben"). Ein Hochbegabter, der in der Schule schlechte Noten schreibt, hat also genauso Defizite in der Nutzung seiner Fähigkeiten, wie ein Fachidiot, der sich nicht um den Rest der Welt kümmert - der Erste könnte eigentlich mit seinen geistigen Ressourcen mehr leisten, wenn er sie nur richtig nutzen könnte/wollte, der Zweite erkennt nicht, wie er sie in sozialen Bereichen einsetzen kann.
Das zweite Kriterium ist die Fähigkeit zur Meinung. Von einem wahrhaft intelligenten Menschen erwarte ich, dass er eine eigene, gut ausgebaute Meinung hat, die er gegen andere verteidigen, aber auch selbstkritisch hinterfragen kann. Ein Mensch kann noch so viel Erfolg haben und noch so große theoretische Intelligenzleistungen vollbringen, wenn er zu soetwas nicht in der Lage ist, verschenkt er für mich sein Potential immer noch. Zur eigenen Meinung gehört auch eine gewisse Mindestbildung - Intelligenz und Bildung sind nicht das gleiche, aber Intelligenznutzung erfordert Bildung.