@AJ
Es ist leicht zu sagen, dass man damals im Bezug auf Ideologien aufgeklärt war. Stimmen tut es IMHO nicht in diesem Sinne. Nationale Bewegungen waren damals allgemein sehr stark, schon vor dem Auftreten der Nationalsozialisten, die Demokratie war alles andere als gefestigt, viele waren im Grunde eher Monarchisten als Demokraten. Dazu kam noch die Weltwirtschaftskrise, in der viele um ihren Lebensunterhalt stark kämpfen mussten. Hier traten nun die Nationalsozialisten auf und schafften es mit viel Propaganda die Ängste und Sorgen eines Teils der Bevölkerung auszunutzen. Dadurch und durch Bündnisse mit anderen Parteien gewannen sie immer mehr Macht und konnten auch immer mehr Propaganda einsetzen. Schon 1933 kam es dazu, dass, wer auch nur Sozialdemokrat (geschweige denn Kommunist oder dergleichen) war um sein Leben fürchten musste, ebenso jeder, der seine Meinung gegen das Regime äußerte. Es gelang auch den Nationalsozialisten den Massengedanken heraufzubeschwören: Ein Einzelner wird sich meist gegen das Regime ausgesprochen haben, aber wenn die Leute in der Masse waren und einige es fanatisch befürworteten, ließen sie sich mitreißen. Bei den jüngeren kam noch die Quasi-Pflicht-Einziehung in die HJ hinzu, wo man wirklich nicht mehr von ideologie-freier Aufklärung sprechen kann, ganz im Gegenteil, man wurde mit geschickter Propaganda, Kameradschaftsgedanken etc. nur so eingenebelt.
1939 kam dann der Krieg. War es denn wirklich so klar, dass es eine ungerechte Sache war? Polen hatte wesentliche Teile der deutschen Ostgebiete auf recht fragwürdige Weise annektiert und mit Frankreich hatte Deutschland eine schon lang andauernde Feindschaft, die durch den Versailler "Vertrag" noch stark angeheizt wurde. Trotzdem würde ich sagen, dass die meisten sicherlich nicht begeistert in den Krieg zogen, aber sie wollten nicht als Deserteure standrechtlich erschossen werden. Als dann die Fronten von den Alliierten zurückgedrängt wurden, galt es für den national Denkenden das Vaterland zu verteidigen. Dass die Alliierten für eine für eine durch und durch gerechte Sache kämpften, ist IMHO Blödsinn, insbesondere nicht an der Ostfront. Was die Sowjets an Greueltaten an der Zivilbevölkerung ausgeübt haben, ist sicherlich nicht wenig. Was der Feind mit der deutschen Bevölkerung machen würde, wurde natürlich auch Gegenstand der Propaganda.
Ich will damit sicher nicht die Kriegsverbrechen der Deutschen entschuldigen, doch zu sagen, dass jeder deutsche Kriegsteilnehmer ein Verbrecher war, der es hätte besser wissen müssen, ist IMHO Blödsinn. Um die "psychische" Lage im dritten Reich aus subjektiver Sichtweise kennenzulernen, kann ich übrigens die Bücher "Geschichte eines Deutschen" von Haffner und "Kirschen der Freiheit" von Andersch empfehlen.
Und zu den Exekutionen:
Ich finde die Sichtweise, dass die Italiener nach ihrer Kapitulation noch Freunde waren, etwas seltsam. Man könnte es auch so ausdrücken, dass sie die Deutschen im Stich gelassen haben. Das war natürlich angesichts der Lage und des deutschen Regimes mehr als verständlich und auch berechtigt, nur dürfen sie sich dann nicht wundern, von den Deutschen als Feinde angesehen zu werden...
Padreic