Liebe ist....

Erlebnisse und Erfahrungen aus den schönsten und den traurigsten Stunden des Lebens. Träume von der perfekten Liebe und ein Kummerkasten für ihr Scheitern.
DarkMousy
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So 23. Nov 2003, 14:09 - Beitrag #61

Jiddu Krishnamurti

Hallöchen,

ich hab da mal nen schönen Text von Jiddu Krishnamurti zu diesem Thema. Den haben wir in Religion durchgenommen.



Liebe

Das Verlangen, in den persönlichen Beziehungen sicher zu sein, erzeugt unvermeidlich Leid und Furcht. Dieses Suchen nach Sicherheit fordert die Unsicherheit heraus. Haben Sie in irgendeiner Ihrer Beziehungen jemals Sicherheit gefunden? Haben Sie das? Wenn wir lieben und geliebt werden, wünschen sich die meisten von uns Sicherheit in dieser Liebe. Aber ist das Liebe, wenn jeder seine eigene Sicherheit, seinen eigenen Weg sucht? Wir werden nicht geliebt, weiI wir nicht zu Iieben wissen.
Was ist Liebe? Das Wort ist so belastet und verfälscht, dass ich es ungern gebrauche. Jeder-mann spricht von Liebe - jedes Magazin, jede Zeitung und jeder Missionar spricht unaufhörlich von Liebe. Ich liebe mein Heimatland, ich liebe meinen König, ich liebe irgendwelche Bücher, ich liebe diesen Berg, ich liebe das Vergnügen, ich liebe meine Frau, ich liebe Gott. Ist Liebe eine Idee? Wenn sie es ist, dann kann sie kultiviert, gehegt und gepflegt, herumgestoßen und verun-staltet werden, ganz nach Ihrem Belieben. Wenn Sie sagen, Sie lieben Gott, was bedeutet das? Es bedeutet, dass Sie die Projektion Ihrer eigenen Vorstellung lieben, eine Projektion Ihrer selbst, die in konventionelle Formen gekleidet dem entspricht, was Sie für edel und heilig halten. Darum ist es absoluter Unsinn zu sagen: »Ich liebe Gott.« Wenn Sie Gott anbeten, beten Sie sich selbst an - und das ist keine Liebe.

Da wir uns über diese menschliche Regung, die wir Liebe nennen, nicht klar werden können, flüchten wir in abstrakte Begriffe. Liebe mag die endgültige Lösung aller menschlichen Schwierig-keiten, Probleme und Qualen sein - wie werden wir also herausfinden, was Liebe ist? Durch bloßes Definieren? Die Kirche hat die Liebe auf ihre Art definiert, die Gesellschaft auf eine andere, und es gibt Abweichungen und Entstellungen jeder Art. Jemanden verehren, mit jemandem schlafen, Gefühlsaustausch, Kameradschaft - ist es das, was wir unter Liebe verstehen? Das ist zur Norm, zur Schablone geworden und ist so überaus persönlich, sinnenhaft und begrenzt, dass die Religionen erklärt haben, dass wirkliche Liebe weit darüber hinaus geht. In der menschlichen Liebe sehen sie Sinnenlust, Wettstreit, Eifersucht, den Wunsch zu besitzen, festzu-halten, zu herrschen, sich in das Denken anderer einzumischen, und da sie um die Komplexität dieser Dinge wissen, sagen sie, dass es eine andere Art der Liebe geben muss, eine göttliche, schöne, unversehrte, unverdorbene.
Überall in der Welt haben die sogenannten Heiligen behauptet, dass es unheilvoll sei, eine Frau anzusehen; sie sagen, dass man Gott nicht näher kommen könne, wenn man der Sexualität fröne. Daher stoßen sie sie beiseite, obgleich sie sich danach verzehren. Indem sie aber die Sexualität verneinen, ist es gerade so, als ob sie sich die Augen ausstächen und die Zunge ausrissen; denn sie verneinen die ganze Schönheit der Erde. Sie haben Herz und Geist verküm-mern lassen, sie sind ausgetrocknete menschliche Wesen, sie haben die Schönheit verbannt, weil die Schönheit mit dem Weiblichen verbunden ist.
Kann Liebe in eine heilige und eine profane, in menschliche und göttliche eingeteiIt werden, oder gibt es nur Liebe? Gehört Liebe dem einen und nicht den vielen? Wenn ich sage: »Ich liebe dich.», schließt das die Liebe zu den anderen aus? Ist die Liebe persönlich oder unpersönlich, moralisch oder unmoralisch? Kann es Liebe nur im Rahmen eines Familienkreises geben oder auch außerhalb? Wenn Sie die Menschheit lieben, können Sie dann den einzelnen lieben? Ist Liebe Sentimentalität? Ist Liebe Gefühlsregung? Ist Liebe Lust und Verlangen? Alle diese Fragen zeigen doch wohl, dass wir über die Liebe bestimmte Vorstellungen haben, was sie sein sollte oder nicht sein sollte, ein Modell oder ein Kodex, entwickelt durch die Kultur, in der wir leben.

Um nun in die Frage einzudringen, was Liebe ist, müssen wir sie zunächst von der jahrhun-dertealten Kruste befreien und alle Ideale und Ideologien darüber, was sie sein sollte oder nicht sein sollte, beiseite tun. Etwas aufzuteilen in das, was sein sollte, und in das, was ist, ist der trügerischste Weg, sich mit dem Leben zu befassen.
Wie kann ich nun herausfinden, was diese Flamme ist, die wir Liebe nennen - nicht wie sie einem anderen zu erklären ist, sondern was sie an sich bedeutet? Ich werde zunächst ausscheiden, was die Kirche, was die Gesellschaft, was meine Eltern und Freunde, was jeder einzelne und jedes Buch darüber gesagt haben, weiI ich selbst herausfinden möchte, was sie ist. Hier liegt ein gewaltiges Problem, das die ganze Menschheit umfasst. Es hat tausend Arten gegeben, sie zu definieren, und ich bin selbst in irgendeine dieser Schablonen eingefangen, je nach dem, was mir im Augenblick gefällt oder woran ich mich erfreue. Sollte ich mich daher nicht, um die Liebe zu
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verstehen, zuerst von meinen eigenen Neigungen und Vorurteilen befreien? Ich bin verwirrt, durch meine eigenen Wünsche zersplittert; darum sage ich mir: »Beseitige zunächst Deine eigene Verwirrung. Vielleicht gelingt es Dir, die Liebe durch das zu finden, was sie nicht ist.«
Die Regierung sagt: »Gehe hin und töte aus Liebe zu Deinem Vaterland.« Ist das Liebe? Die Religion sagt: »Gib die Sexualität aus Liebe zu Gott auf.« Ist das Liebe? Ist Liebe Begehren? Sagen Sie nicht nein. Für die meisten von uns ist es so - das Begehren nach Sinnenlust, der Genuss, der durch die Sinne, durch sexuelle Bindung und Erfüllung erlangt wird. Ich bin nicht gegen Sexualität, sehe aber, was sie in sich birgt. Was Sexualität Ihnen vorübergehend schenkt, ist die völlige Preisgabe Ihrer selbst, dann aber fallen Sie zurück in Ihre Unruhe und wünschen eine ständige Wiederholung jenes Zustandes, in dem es keinen Kummer, kein Problem, kein Selbst gibt. Sie sagen, dass Sie Ihre Frau lieben. In dieser Liebe ist sexuelle Lust enthalten, das angenehme Gefühl, jemanden im Hause zu haben, der nach Ihren Kindern sieht, der kocht. Sie sind von ihr abhängig; sie hat Ihnen ihren Körper gegeben, ihre Gefühle, hat Sie angespornt und Ihnen ein gewisses Gefühl der Sicherheit und des Wohlseins vermittelt. Dann wendet sie sich von Ihnen ab; sie langweilt sich oder geht mit einem anderen davon. Damit ist es um Ihre Gemütsruhe geschehen, und diese Störung, die Sie nicht mögen, wird Eifersucht genannt. Darin liegt Leid, Angst, Hass und Gewalttätigkeit. In Wirklichkeit meinen Sie: »Solange Du mir gehörst, liebe ich Dich, aber in dem Augenblick, da Du mir nicht mehr gehörst, beginne ich Dich zu hassen. So-lange ich mich darauf verlassen kann, dass Du meine sexuellen oder anderen Wünsche erfüllst, liebe ich Dich; aber in dem Augenblick, da Du aufhörst, meine Wünsche zu befriedigen, mag ich Dich nicht mehr.« So kommt es zur Feindschaft zwischen Ihnen, zur Trennung, und in diesem Zustand gibt es keine Liebe mehr. Aber wenn Sie mit Ihrer Frau leben können, ohne dass das Denken alle diese widersprüchlichen Zustände, diese endlosen Streitereien in Ihnen hervorruft, dann vielleicht – vielleicht - werden Sie wissen, was Liebe ist. Dann sind Sie völlig ungebunden, und ihre Frau ist es auch. Wenn Sie jedoch durch das Verlangen nach den Freuden des Daseins von ihr abhängig werden, sind Sie ihr Sklave. Wenn man liebt, muss Freiheit da sein, nicht nur von dem anderen, sondern auch von sich selbst.
Einem anderen anzugehören, von einem anderen seelisch gestützt zu werden, von einem anderen abhängig zu sein - dadurch entsteht innere Unruhe, Furcht. Eifersucht, Schuldgefühl. Und solange Furcht da ist, gibt es keine Liebe. Ein Mensch, der von Kummer geplagt wird, kann niemals wissen, was Liebe ist. Sentimentalität und Gefühlsüberschwang haben nichts mit Liebe zu tun. Und so ist Liebe mehr als nur Vergnügen und Begehren. Liebe ist nicht die Furcht der Gedanken, die immer aus dem Vergangenen kommen.

Aus dem Denken kann sich unmöglich Liebe entwickeln. Liebe wird nicht durch Eifersucht eingeengt und eingefangen, denn auch Eifersucht hängt mit dem Vergangenen zusammen. Liebe ist immer lebendige Gegenwart. Sie ist nicht <lch will lieben.> oder <Ich habe geliebt.> Wenn Sie die Liebe kennen, werden Sie niemandem folgen; Liebe gehorcht nicht. Wenn Sie lieben, gibt es weder Wertschätzung noch Geringschätzung.
Wissen Sie nicht, was es wirklich bedeutet, jemanden zu lieben - ohne Hass zu lieben, ohne Eifersucht. ohne Ärger, ohne den Wunsch, sich in das, was der andere tut oder denkt, einzumischen, ohne zu urteilen, ohne zu vergleichen -, wissen Sie nicht, was das bedeutet? Stellt man Vergleiche an, wenn man liebt? Wenn Sie jemanden von ganzem Herzen lieben, mit allen Kräften des Geistes und des Körpers, mit Ihrem ganzen Wesen - gibt es da noch ein Vergleichen? Wenn Sie sich dieser Liebe völlig hingeben, gibt es nichts anderes.
Kennt Liebe das Gefühl der Verantwortung und der Pflicht, und wird sie diese Worte gebrauchen? Wenn Sie etwas aus Pflicht tun, liegt darin noch Liebe? In der Pflicht gibt es keine Liebe. Der Begriff der Pflicht, der den Menschen gefangen hält, zerstört ihn. Solange Sie gezwungen sind, etwas zu tun, weil es ihre Pflicht ist, lieben Sie das nicht, was Sie tun. Wo Liebe ist, gibt es kein Gefühl der Pflicht und der Verantwortung.

Die meisten Eltern glauben bedauerlicherweise, dass sie für ihre Kinder verantwortlich sind, und ihr Verantwortungsgefühl besteht darin, den Kindern zu sagen, was sie tun sollen und was sie nicht tun sollen, was sie werden sollen und was sie nicht werden sollen. Die Eltern wünschen, dass ihre Kinder eine gesicherte Stellung in der Gesellschaft erlangen. Was sie Verantwortung nennen, ist Teil der Konvention, die sie anbeten; und es scheint mir, dass dort, wo konventionelle
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Regeln bestehen, Unordnung herrscht; sie sind nur daran interessiert, perfekte Bürger zu werden. Wenn sie ihre Kinder abrichten, sich in die Gesellschaft einzufügen, verewigen sie Krieg, Konflikt und Brutalität. Nennen Sie das Obhut und Liebe?
Eine wirkliche Betreuung würde darin bestehen, sich wie um einen Baum oder eine Pflanze zu bemühen, die man bewässert, deren Bedürfnisse man studiert; man sorgt für den besten Boden und kümmert sich um sie mit aller Umsicht und Zartheit. Aber wenn Sie Ihre Kinder für die Gesell-schaft abrichten, bereiten Sie sie dafür vor, getötet zu werden. Wenn Sie Ihre Kinder liebten, würden Sie keinen Krieg haben.
Wenn Sie jemanden verlieren, den Sie lieben, vergießen Sie Tränen - gelten diese Tränen Ihnen oder dem Toten? Wehklagen Sie Ihretwillen oder beklagen Sie den anderen? Haben Sie je um einen anderen geweint? Haben Sie um Ihren Sohn, der auf dem Schlachtfeld getötet wurde, geweint? Sie haben geweint, aber kommen solche Tränen nicht aus dem Mitleid, das Sie mit sich selbst haben? Oder haben Sie geweint, weil ein Mensch getötet worden ist? Wenn Sie aus Selbs-tbemitleidung aufschreien, haben Ihre Tränen keine Bedeutung, weil Sie nur mit sich selbst be-schäftigt sind. Wenn Sie jammern, weil Sie eines Menschen beraubt wurden, in den Sie sehr viel Zuneigung investiert hatten, war das keine wirkliche Zuneigung. Wenn Sie um Ihren Bruder weinen, der stirbt, dann sollten Sie es um seinetwillen tun. Es ist sehr leicht, um sich selbst zu wehklagen, weil der andere gestorben ist. Augenscheinlich weinen Sie, weil ihr Herz getroffen wurde, aber es ist nicht seinetwillen bewegt, sondern weil Sie sich selbst leid tun. Selbstbe-mitleidung aber macht Sie hart, engt Sie ein, macht Sie träge und stumpf. Wenn Sie um sich selbst weinen, wenn Sie wehklagen, weil Sie einsam sind, weiI Sie verlassen wurden, weiI Sie keinen Einfluss mehr haben, wenn Sie über Ihr Schicksal und Ihre Umwelt klagen und immer um sich selbst Tränen vergießen - ist das Liebe? Wenn Sie das verstehen, das heißt, wenn Sie damit unmittelbar in Kontakt kommen, wie wenn Sie einen Baum oder eine Säule oder eine Hand berühren, dann werden Sie einsehen, dass das Leid selbsterzeugt ist, dass das Leid durch das Denken geschaffen wird, dass das Leid das Ergebnis der Zeit ist. Vor drei Jahren hatte ich noch meinen Bruder, nun ist er tot, nun bin ich einsam und voller Kummer, niemand ist da, bei dem ich Trost oder Kameradschaft suchen kann, und das füllt meine Augen mit Tränen.
Wenn Sie darauf Acht geben, können Sie sehen, wie das alles in Ihnen vor sich geht. Sie können es mit einem Blick in seiner ganzen Bedeutung wahrnehmen, ohne durch Analyse Zeit zu verschwenden. In einem Augenblick können Sie das gesamte Gefüge und Wesen dieses belang-losen kleinen Dinges sehen, das wir das »Ich« nennen - meine Tränen, meine Familie, meine Nation, mein Glaube, meine Religion -, dieses Hässliche, es liegt alles in Ihnen. Wenn Sie es mit Ihrem Herzen sehen, nicht mit Ihrem Verstand, wenn Sie es aus der Tiefe Ihres Herzens erken-nen, dann haben Sie den Schlüssel zur Beendigung des Leides.
Leid und Liebe können nicht zusammen gehen. Aber in der christlichen Welt haben sie das Leid idealisiert, haben ihm im Kreuz Gestalt gegeben, es angebetet und deutlich gemacht, dass Sie niemals dem Leid entrinnen können, ausgenommen durch dieses eine bestimmte Tor. Das ist die wahre Struktur einer ausbeuterischen religiösen Gesellschaft.
Wenn Sie nun fragen, was Liebe ist, mögen Sie sich davor fürchten, die Antwort zu finden. Es mag einen völligen Umbruch bedeuten; die Familie mag aufgelöst werden; Sie mögen entdecken, dass Sie Ihre Frau oder Ihren Mann oder Ihre Kinder gar nicht lieben. Vielleicht müssen Sie das Haus zerstören, das Sie gebaut haben; vielleicht gehen Sie niemals wieder in den Tempel.
Aber wenn Sie dennoch den Wunsch haben, es herauszufinden, werden Sie erkennen, dass Furcht nicht Liebe ist, dass Abhängigkeit nicht Liebe ist, dass Eifersucht nicht Liebe ist, dass Besitzgier und Herrschsucht mit Liebe nichts zu tun haben, dass Verantwortungs- und Pflichtgefühl keine Liebe sind, dass Selbstbemitleidung keine Liebe ist, dass der Schmerz, nicht geliebt zu werden, keine Liebe ist. Liebe ist nicht das Gegenteil des Hasses, eben so wenig wie Demut der Gegensatz zur Eitelkeit ist. Wenn Sie das alles aus sich entfernen können, nicht durch Zwang, sondern indem Sie diese Dinge fortspülen, so wie der Regen den Staub vieler Tage von einem Blatt wäscht, dann werden Sie vielleicht zu jener seltsamen Blume hinfinden, nach der der Mensch immer hungert.
Wenn Sie keine Liebe in sich haben - nicht nur ein wenig, sondern in Hülle und Fülle -, wenn Sie davon nicht erfüllt sind, geht die Welt einer Katastrophe entgegen. Verstandesmäßig ist es Ihnen klar, dass die Einheit der Menschheit unbedingt notwendig ist und dass die Liebe der einzige Weg ist - aber wer wird es Sie lehren, wie Sie lieben sollen? Kann es Ihnen eine Autorität, eine
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Methode, ein System sagen, wie zu lieben ist? Wenn es Ihnen Jemand sagt, ist es keine Liebe. Können Sie sich vornehmen, Liebe zu üben? Können Sie sagen: »Ich will mich Tag für Tag niedersetzen und darüber nachdenken; ich will mich darin üben, freundlich und zartfühlend zu sein, und mich zwingen, den anderen Aufmerksamkeit zu schenken«? Wollen Sie behaupten, dass Sie sich zur Liebe erziehen können, dass Sie den Willen einsetzen können, um zu lieben? Wenn Sie Disziplin und Willen gebrauchen, um zu lieben, fliegt die Liebe zum Fenster hinaus. Wenn Sie die Liebe nach einer Methode oder einem System praktizieren, mögen Sie außer-ordentlich geschickt werden oder freundlicher, oder Sie mögen in einen Zustand der Gewalt-losigkeit geraten, aber das hat nichts mit Liebe zu tun.
In dieser zerrissenen, wüsten Welt gibt es keine Liebe, weil Vergnügen und Begehren die Hauptrollen spielen. Doch ohne Liebe hat Ihr Leben keinen Sinn. Und ohne Schönheit ist keine Liebe möglich. Schönheit ist nicht etwas, das Sie sehen - nicht ein schöner Baum, ein schönes BiId, ein schönes Gebäude oder eine schöne Frau. Schönheit ist nur vorhanden, wenn Sie im tiefsten Herzen wissen, was Liebe ist. Ohne Liebe und ohne das Gefühl für Schönheit gibt es keine Tugend, und Sie wissen sehr wohl, dass Sie mit all Ihrem Tun - die Gesellschaft ver-bessern, den Armen zu essen geben - nur mehr Unheil schaffen werden, denn ohne Liebe ist in Ihrem Herzen und in Ihrem Geist nur Hässlichkeit und Armut. Aber wenn Liebe und Schönheit in Ihnen wohnen, ist alles, was Sie tun, richtig, ist alles, was Sie tun, in Ordnung. Wenn Sie zu lieben wissen, dann können Sie tun, was Sie wollen, dann werden sich alle Probleme lösen.
So kommen wir zu der Frage: Kann der Mensch zur Liebe gelangen ohne Disziplin, ohne Gedanken, ohne Zwang, ohne irgendein Buch, einen Lehrer, einen Führer - kann er ihr begegnen, so wie man einen lieblichen Sonnenuntergang erlebt?
Ich glaube, dass eines absolut notwendig ist - und das ist Leidenschaft ohne Motiv, eine Leidenschaft, die nicht das Ergebnis irgendeiner Bindung oder Neigung ist, eine Leidenschaft, die nicht Lust ist. Ein Mensch, der nicht weiß, was Leidenschaft ist, wird nie um die Liebe wissen, weil die Liebe sich nur bei völliger Selbstlosigkeit entfalten kann.
Ein Mensch, der auf der Suche ist, hat keine Leidenschaft. Der Liebe zu begegnen, ohne sie zu suchen, ist der einzige Weg, sie zu finden; man muss ihr unbeabsichtigt begegnen und nicht durch Anstrengung oder Erfahrung. Sie werden entdecken, dass eine solche Liebe zeitlos ist. Solche Liebe ist sowohl persönlich als auch unpersönlich, sie gehört dem einen wie den vielen. Sie ist wie eine duftende Blume. Sie können ihren Duft wahrnehmen oder an ihr vorübergehen. Diese Blume ist für jeden da und besonders für den einen, der sich die Zeit nimmt, ihren Duft innig einzuatmen und sie mit Entzücken anzuschauen. Ob man ihr im Garten ganz nahe ist oder weit entfernt, für die Blume ist es das gleiche, weil sie voll des Duftes ist und ihn für jeden verströmt.
Liebe ist immer neu, frisch, lebendig. Sie hat kein Gestern und kein Morgen. Sie ist jenseits der gedanklichen Unruhe. Nur der unschuldige Mensch weiß, was Liebe ist, und der unschuldige Mensch kann in einer Welt leben, die ohne Unschuld ist. Dieses Ungewöhnliche, dass der Mensch ewig gesucht hat – durch Opfer, durch Anbetung, durch Beziehungen, durch Sexualität, durch jede Art von Lust und Leid -, wird er nur finden, wenn es dem Denken gelingt, sich selbst zu verstehen und auf natürlichem Wege zu einem Ende zu kommen. Dann hat die Liebe keinen Gegenspieler, dann ist die Liebe ohne Konflikt.
Sie mögen fragen: <Wenn ich eine solche Liebe finde, was geschieht dann mit meiner Frau, meinen Kindern, meiner Familie? Diese müssen Sicherheit haben.> Wenn Sie eine solche Frage stellen, waren Sie nie außerhalb des Gedankenbereiches, des Bewusstseinsraumes. Wenn Sie einmal außerhalb dieser Ebene waren, werden Sie niemals wieder eine solche Frage stellen, weil Sie dann wissen werden, was eine Liebe ist, in der es kein Denken und daher keine Zeit gibt.
Sie mögen diese lesen und fasziniert und entzückt sein. Um aber wirklich über Denken und Zeit hinauszugelangen und jenseits des Leides zu sein, bedeutet, sich dessen bewusst zu sein, dass es eine andere Dimension gibt, Liebe genannt.

Aus: Jiddu Krishnamurti, Einbruch in die Freiheit (München, 24. Aufl., 2001) S.77 – 86


Ich finde den Text sehr schön, weil er Liebe zwar nicht definiert, aber aufzeigt, was Liebe alles nicht ist. Liebe ist etwas, was einfach da ist, ohne Regeln, ohne Zwang, ohne Selbstnutzen.

Mousy Dark

SexyHexy
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Di 25. Nov 2003, 16:22 - Beitrag #62

Was ist eigentlich Liebe?

Ich war heute in der Schule sehr schockiert, weil wir im Englichunterricht auf das Thema Liebe gekommen sind und uns unser Lehrerin einen Vortrag darüber gehalten hat, dass es die Liebe eigentlich nicht gibt. Liebe zwischen Mann und Frau existiert sowieso nicht und wenn es etwas gibt was man als Liebe bezeichnen kann, dann ist es die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind. Besonders schockierend fand ich das sie tatsächlich meinte Männer wären unter keinen Umständen dazu fähig Liebe zu empfinden. Was haltet ihr von so etwas und was ist für euch Liebe? Hab mich mit ein paar Freunden schon drüber unterhalten wir konnten aber zu keiner ernsthaften Definition von Liebe gelangen. Von daher meine Frage: Was ist für euch eigentlich Liebe?

DarkMousy
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Di 25. Nov 2003, 16:54 - Beitrag #63

Gibt es das nicht schon?

Liebe ist... ja, also da möchte ich doch glatt auf den Text verweisen, den ich von Krishnamurti unter 'Liebe ist...' gepostet habe. Er zeigt auf, was Liebe alles NICHT ist, da sich Liebe nicht definieren lässt. Es ist wirklich schwer, denn letzendlich bleibt sie ein intensives, warmes Gefühl, welches sich durch freiwillige, uneiegenützige und keinen Regeln unterstellten Handlungen ausrdückt. Wenn wir Liebe im christlichen Sinne meinen, bezieht Liebe sogar ziemlich viel mit ein. Dann liebst du die Leute, die du uneigenützig grüßt oder anlächelst oder denen du die Tür aufhälst, ohne dabei zu denken, dass der andere dafür DICH jetzt mag. Dort kann der Begriff Liebe, wenn die Handlungen so erfolgen, wie ich beschrieben habe, stehen bleiben, solange man eben sagt, dass Liebe ein angenehmes Gefühl ist, was auf bestimmte Handlungen folgt. Es ist aber wieder keine Liebe, wenn man die Handlungen NUR macht, um das Gefühl zu erhalten. Dann ist es eine leichte Form von Egoismus (aber ganz leicht^^).
Aber der Text von Krishnamurti ist echt gut. Den solltest du mal lesen. Wir können ja dann auch da weiterdiskutieren^^


Mousy Dark

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Di 25. Nov 2003, 17:28 - Beitrag #64

Oh ich glaub ich krieg zu viel! Geb mir mal die Nummer von der Tussi! Ich galaube fast das die ne Frigide Lesbe ist! Nicht das am Lesbisch sein etwas schlimmes ist aber hey die tickt nicht Richtig!

Klar gibt es Liebe! Auch männer empfinden dieses Gefühl!

Liebe ist das Wort, das die meisten Facetten/Auslegungen hat.

SexyHexy
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Di 25. Nov 2003, 18:05 - Beitrag #65

Ne ne Lesbe ist sie nicht das ist ja das bekloptte die Frau ist sogar verheiratet und hat Kinder. Sie meinte aber sie hat ihren Mann geheiratet weil sie positive Gefühle ihm gegenüber hat, aber Liebe zwischen Mann und Frau kann einfach nicht existieren das ist nur Sex. Ein Mann kann sein Kind auch nicht wirklich lieben, weil er es nicht ausgetragen und geboren hat, deshalb können nur Frauen Liebe empfinden. Also ich persönlich finde diese Theorie auch schwachsinnig. Aber ich muss zugeben dsa meine Lehrerin sowieso nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Liebe ist für mich, dass der andere wichtiger ist als man selbst und man auch für ihn sterben (ok ist ein extremfall aber daran kann man es am besten demonstrieren) würde ohne vorher darüber nachzudenken. das man einfach über seinen eigenen egoismus hinweg kommt.

DarkMousy
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Di 25. Nov 2003, 18:19 - Beitrag #66

Original geschrieben von SexyHexy
Liebe ist für mich, dass der andere wichtiger ist als man selbst und man auch für ihn sterben (ok ist ein extremfall aber daran kann man es am besten demonstrieren)


Hallo Hexy,

tut mir leid das sagen zu müssen, aber DIESE Annahme ist falsch. Für jemanden zu sterben, bedeutet keine Liebe. Ich finde, es ist eher Liebe, wenn man versucht, FÜR jemanden zu leben, ohne dabei sich selber zu verlieren. In der Liebe sind beide Partner gleich gestellt vom Wert, du nicht mehr, als dein Partner - aber auf gar keinen Fall auch weniger. Liebe bedeutet Zweisamkeit (nicht nur unter Paaren, sondern immer dann, wenn Menschen aufeinandertreffen - sogar in der U-Bahn).
Liebe bedeutet auch, dass ZWEI Menschen glücklich sind und wenn du stirbst, egal aus welchem Grund, wird der andere Mensch traurig sein. Ich würde es so formulieren: Liebe ist, wenn zwei Menschen sich gleich wichtig sind (wobei hier wieder die Partnerschaft Vorraussetzung ist) und miteinander, so wie sie sind, im Füreinander leben.

Aber wie gesagt, gibt es Liebe auch außerhalb von Partnerschaften, weshalb ich meine Definition auf partnerschaftliche Liebe beschränke und nicht als allgemeingültig setze.

Mousy Dark

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Di 25. Nov 2003, 18:28 - Beitrag #67

So meinte ich das eigentlich gar nicht. Das hast du etwas falsch aufgefasst. Natürlich soll man nicht sterben, weil der Verlust eines wichtigen Menschen für den anderen immer schwer ist. Aber es ist einfach das man nicht mehr nur an sich selbst denkt. Liebe fängt da an wo der Egoismus aufhört. Vielleicht verstehst du so eher was ich meine.

DarkMousy
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Di 25. Nov 2003, 18:32 - Beitrag #68

Jo...

... auf der Ebene sind wir uns einig. Mir hat nur die Formulierung und das Beispiel mit dem Sterben nicht ganz gepasst. Liebe ist etwas voll und ganz uneigennütziges, was man gibt, ohne es zu merken und ohne etwas dafür zu verlangen, was aber trotzdem das schönste Gefühl ist, was ein Mensch fühlen kann. Nur das Gefühl darf nicht zum Grund werden, Liebe zu zeigen, sonst wird es wieder eigennützig...

Ich glaube, ich wiederhole mich... Aber HALLOOOO.... wie soll man Liebe definieren???


Mousy Dark

JaY
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Mi 11. Feb 2004, 01:07 - Beitrag #69

Liebe ist ...

die gefährlichste Waffe auf Gottes Erdboden.

Sie kann Frieden stiften und ihn Brechen.

Sie kann töten ohne das jemand ermordet wird und dennoch kann sie neues leben schaffen.

DieHappy1986
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Mi 18. Feb 2004, 23:33 - Beitrag #70

LIEBE IST DEM PARTNER ALLES ZU VERZEIHEN!!!!

Das habe ich gelernt.

Und das schönste was ich je von meiner Ex-Freundin( mit der ich LEIDER nicht mehr zusammen bin :sad: :sad: :sad: :s25: :s25: :s25: )bekommen habe war ein Wunderschönes WE nur mit ihr Alleine, mit lauter Überraschungen!

Also dann, is mein erster Beitrag hier auf dem Board! :)

Hoffe ich bin hier Erwünscht!!! ;)

MFG Tony

JaY
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Do 22. Apr 2004, 21:20 - Beitrag #71

Liebe ist ...

... zwei Herzen, ein Schlag!

the_quest
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Fr 23. Apr 2004, 14:39 - Beitrag #72

Liebe ist...

... wie eine Krankheit.
Man fängt sie sich ein und sie bereitet schmerzen.
Doch wenn erst mal das Schlimmste überstanden ist,
läuft meistens alles von allein....

JaY
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Do 24. Jun 2004, 20:45 - Beitrag #73

Liebe ist ...

... die Hölle auf erden

Shockk
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Mi 11. Aug 2004, 01:35 - Beitrag #74

Liebe ... Liebe ist ... komisch. Liebe kann mich erfüllen, Liebe kann mich glücklich machen, meinem Leben einen Sinn geben und mir als Stütze dienen, mir Trost und Zuversicht spenden ...

Und gleichzeitg ... gleichzeitig fühle ich mich leer, traurig, es ist so vieles sinnlos und ich habe keine Ahnung, wieso das alles so ist.

Warum ?

JaY
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Mi 11. Aug 2004, 16:08 - Beitrag #75

Willkommen im Club!

styler
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Mi 11. Aug 2004, 21:52 - Beitrag #76

Liebe ist...

am schönsten, wenn man sie mit jemandem teilen kann.

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Mi 19. Jan 2005, 15:40 - Beitrag #77

Liebe ist ...

... eine Erinnerung an schöne Tage

Koshiro
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Mi 19. Jan 2005, 15:50 - Beitrag #78

Liebe ist...

ein Meer aus Schmerz, Hoffnung und Wünschen!

Wenn man tief in sie hinab taucht, ist es schwer zu atmen und bei Sinnen zu bleiben...und passt man nicht auf, so verschlingt sie deinen Verstand.

JaY
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Mi 19. Jan 2005, 15:53 - Beitrag #79

Der Spruch würde ebensogut aufs Tauchen an und für sich passen *g* Ich sprech da aus Erfahrung

Ayane
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Mi 19. Jan 2005, 18:12 - Beitrag #80

Liebe ist...

...vollstes vertrauen dem partner gegenüber

... immer hinter dem partner zu stehen

... und den partner glücklich zu machen



und das alles tut mein schatzü^^
mal an dieser stelle... schatzü... ich liebe dich :)

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