Raiden/YujiVIP Member
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Zayed zuckte leicht zusammen und drehte sich um. In der gleichen Bewegung fuhr er sich mit der Hand übers Gesicht, um die Tränen wegzuwischen und zog sein Schwert.
Mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen sah er in Richtung Tür und man konnte fast deutlich die Aura von Gewalt spüren, die ihn jetzt umgab. Sie erlosch jedoch, als er registrierte, dass dort lediglich eine nun etwas verschreckte Jade stand. Es hatte keinen Sinn sie anzufahren, weil sie ihn gestört hatte, er verfluchte sich im Nachhinein sowieso wieder dafür, dass er sich so gehen lassen hatte. Mit einem leisen Scharren glitt sein Schwert zurück in die Scheide und er entspannte sich, lächelte sogar ein klein wenig.
"Was kann ich für euch tun?" Sein Auftreten hatte Jade verunsichert, sodass sie nun kurz nach Worten suchen musste, ehe sie zögerlich begann: "Ich brauche euren Rat... Es geht um das Wohl von ganz Mittelerde." Sie wollte gerade dazu ansetzen ihm von ihrem Treffen mit Opinia und Lyra zu berichten, als ein jüngerer Krieger hereingestürmt kam. Fragend zog Zayed eine Augenbraue hoch. "Was gibt es?" Der junge Soldat holte hastig Luft und sagte hastig:" Es geht um Serena, ihr müsst mitkommen. Schnell!" Sein Vorgesetzter wandte sich an Jade: "Es tut mir leid, aber wir müssen unsere Unterhaltung wohl später fortsetzten. Ich treffe euch dann bei Sonnenuntergang wieder hier." Mit diesen Worten schritt er schnell hinter seinem Rekruten hinterher, der eilig voraushastete. Über dieses abrupte Ende ihres Gespräches war Jade nicht gerade erbaut, aber sie wusste, dass er sich später auf jeden Fall die Zeit nehmen würde. Sie dachte immernoch über dieses seltsame Funkeln in seinen Augen nach, als er sich umgedreht hatte. Es war einer der wenigen Einblicke, den er- wenn auch unabsichtlich- in seine Gefühlswelt erlaubt hatte.
Zayed folgte dem Soldaten unterdessen weiter zu Serenas Quartier, vor dem weitere seiner Kameraden bereits warteten. Eine meinte leise zu Zayed:" Sie gebärdet sich wie ein Tier und scheint völlig den Verstand verloren zu haben. Wir haben sie gefesselt und dachten es wäre vielleicht besser, wenn ihr davon erfahren würdet." Sein Vorgesetzter nickte und trat nach einem knappen "Danke" in Serenas Quartier. Sie saß in einer Ecke, am Bettpfosten festgebunden und brummelte vor sich hin. Ihre sonst glänzenden Haare waren nun so trüb wie ihre Augen und hingen schlaff herab. Nichts war mehr von ihrer Schönheit geblieben, sie sah aus wie ein Häufchen Elend und Speichel lief ihr über das Kinn. Zayed runzelte die Stirn und kniete sich vor ihr hin. Sie reagerte nicht, als er ihr die Haare aus dem Gesicht strich und sie leise ansprach. "Serena?", er rüttelte sie an der Schulter. Ihr Blick blieb dumf auf einen Punkt hinter ihm gerichtet, als er ihr Kinn anhob und ihr den Speichel wenigstens etwas aus dem Gesicht wischte. Er fragte sich, warum seine Leute sie gefesselt hatten. Er sah in ihr nicht unmittelbar eine Gefahr. Die Worte des Soldaten kamen ihm wieder ins Gedächtnis. "Sie gebärdet sich wie ein Tier...", hatte er gesagt. Welche Krankheit mochte sie wohl befallen haben?
Es war höchst selten, dass in diesen Zeiten hier noch jemand verrückt wurde.
Serenas Blick wurde wieder etwas klarer und sie murmelte fast unverständlich seinen Namen. Er fragte sie, was mit ihr los wäre, erhielt jedoch keine Antwort. Plötzlich jedoch trat ein Funkeln in ihre Augen, dass ihn zutiefst abschreckte, es sah aus als hätte jemand von ihr Besitz ergriffen und sie sprengte die Fesseln, als wären sie nie vorhanden gewesen. Im Schwung ihrer Bewegung riss sie Zayed, der genau vor ihr gesessen hatte von den Füßen, Er hatte nicht reagieren können, so schnell es gegangen. Schmerzhaft prallte er mit dem Kopf gegen die Wand und sah für einen Moment lang Sterne. Benommen schüttelte er den Kopf um wieder klar sehen zu können und plötzlich gewahrte er Serena, die mit einem Messer in der Hand, dessen Spitze grünlich verfärbt war, neben ihm saß und zustach. Er rollte sich schnell zur Seite, sodass sie ihn lediglich in den Arm traf und richtete sich auf.
Zayed wechselte sein Schwert in die linke Hand, nachdem er es gezogen hatte, da er seinen Arm nicht richtig einsetzen konnte. Blind vor Wut rannte seine ehemalige Schülerin auf ihn zu. Ihr Gesicht war von einem Hass verzerrt, den er sich nicht erklären konnte. Ein triumphierender Ausdruck trat in ihre Augen als sie ihm nahekam....
... und direkt in seine Klinge lief. Blut sickerte aus ihrem Mundwinkel, aber sie Lächelte trotz des Wissen, dass sie nun sterben würde. Mit seltsam veränderter Stimme sagte sie: "Wir werden zurückkommen- niemand kann uns aufhalten, nicht einmal du, Verräter!" Sie sackte zusammen und erschlaffte. Er wusste nicht genau, wie er das eben Gehörte zu deuten hatte, aber es beunruhigte ihn sehr. Er streckte die Hand aus, um sein Schwert aufzuheben...
...beziehungsweise versuchte es. Ihm wurde plötzlich leicht schwindelig und hielt sich kurz an einer Tischkante fest. Er schrieb diesen Anfall seinem malträtierten Kopf zu, der sich nun mit dumpf an und abschwellenden Schmerzen meldete. Schnell zog er das Schwert wieder aus Serenas Leiche und reinigte die Klinge kurz. Er beauftragte einige seiner Männer damit, sie wegzubringen und ging in sein Quartier, um seinen Arm notdürftig zu verarzten.
Wie sollte er das nur Jade erklären? Irgendwie mochte er sie und er wusste, dass sie mit Serena befreundet gewesen war..
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