Er war unbewaffnet und es hatte nicht in seiner Absicht gelegen, sie hier abzupassen. Aber es kam ihm auch nicht ungelegen. Langsam schritt er auf Opinia zu und blieb wenige Zentimeter vor ihr stehen, sah ihr tief in die blauen Augen. "Mir ist es egal, was ihr den anderen erzählt, aber solltet ihr mich belügen, werdet ihr sterben. Vergesst das nie", sagte er leise und drohend. Dann ging er dicht an ihr vorbei zum Ausgang. Er verstärkte die Angst der Elfe damit um einiges. Warum gaubte er ihr einfach nicht? Was hatte sie denn getan?
Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie hielt sie mühsam zurück und humpelte weiter in Richtung ihres Zimmers. Das Mal schien nun mehr zu schmerzen als zuvor.
Jade hatte hinter der Tür alles mitgehört und fragte sich das Gleiche wie Opinia. Sie verstand ihn einfach nicht. Leise ließ sie ihr Schwert zurück in seine Scheide gleitenund öffnete die Tür. Er war offensichtlich nach draußen gegangen, um nach den Pferden zu sehen. Nur gut, das heute Neumond war. So konnte er das Geheimnis von Moonlight und Shadow nicht entdecken.
Zayed war indessen bei den Ställen angekommen und trat ein. Belial schnaubte freudig, als er seinen Herrn erblickte. Er ging zu seinem Hengst und streichelte in sanft. Nach kurzer Überlegung ergriff er eine Bürste, die in der Ecke lag und begann ihn zu striegeln. Nachdem sie angekommen waren hatte er das zwar auch schon kurz getan, allerdings nur oberflächlich. Außerdem wusste er, dass Belial es mochte. Ein entspannter Ausdruck trat auf sein Gesicht und er konzentrierte sich voll auf seine Arbeit, während er leise mit seinem Hengst sprach.
Nach einer Weile verfiel er dabei automatisch in seine Muttersprache und das Pferd spitzte die Ohren. Auch wenn sie sehr kehlig klang, hatte sie doch eine beruhigende Wirkung auf beide. Zayed erzählte ihm immer eine Geschichte oder aber seine Sorgen, wenn er bei ihm war. Belial war für ihn mehr, als nur ein Tier. Es war ein Freund und der einzige mit dem er noch so sprechen konnte, denn in Minas Tirith gab es niemanden, der vom gleichen Volk war wie er.
Jade schlich sich hinter ihm her zu den Ställen und beobachtete ihn eine Weile und hörte fasziniert zu. Seine Worte waren ihr fremd, aber sie hörte an seiner Stimme, dass er seinem Hengst etwas erzählte. Was er ihm wohl anvertraute? Sie wollte eigentlich nicht stören... Solte sie ihn fragen, weshalb er sich so seltsam verhielt?