@Xardas:
Die Gesellschaft kann es meines Erachtens nicht.
Im Endeffekt gibt es nur zwei Wege, moralische Grundsätze zu begründen: entweder sind sie von einem Gott gegeben, oder sie sind gesellschaftliche Konventionen. Lehnt man ersteres ab, folgt logisch letzteres.
Wie es bereits schon gesagt wurde stehst du vor der Wahl zwei Menschen zu retten. Du kennst beide nicht, aber du weißt, dass einer dieser Menschen vielen anderen das Leben retten kann. Wahrscheinlich wirst du dich deswegen für ihn entscheiden, oder?
Du verwechselst objektive und subjektive Ebene. Es besteht ein Unterschied zwischen der Wahl einer Person, wen er retten soll, und dem Wert, der allgemein einem menschen zugemessen werden sollte.
@Maurice:
Der Mensch ist eine Sache wie unendlich vieler anderer auf dieser Welt und wir versuchen allen einen Wert zu geben und drücken dies mit vorliebe in Zahlen aus, warum sträuben wir uns so bei uns selbst? Wie selbstverliebt und eingebildet der Mensch doch ist... Hat er Angst, dass er bei einer Bewertung nicht gut abschneiden würde?
Prinzipiell spricht nichts dagegen, dem Menschen einen Wert beizumessen. Ich bin aber überzeugt, dass jede Gesellschaft, die ihm einen niedrigeren Wert als "den höchsten von allen Dingen" zuweist, nicht funktionieren würde oder aufs übelste unerwünschlich wäre.
Zu deinen Fallbeispielen:
1) Bunker. Hier hängt es davon ab, was diese drei Menschen entscheiden. Ob sie die Situation als so hoffnungslos ansehen, dass sie ein Opfer bringen müssen - dann wäre das Losen die ideale Möglichkeit, wenn sich niemand ganz freiwillig meldet. Es wäre aber auch nichts dagegen einzuwenden, wenn sie entscheiden, alle weiterzuleben und verzweifelt auf eine letzte Rettung zu warten. Eine Wertbemessung muss hier nicht vorgenommen werden.
2) Komapatient: zu kompliziertes Thema, um es hier am Rande abzuhandeln. Kurzer Abriss meiner Meinung: eine Frage der Aussichen auf Spontanheilung/Entwicklung einer neuen Behandlungsmethode. Und, ob das, als was der Patient lebt, für ihn selbst erhaltenswert ist (soweit man das von außen bestimmen kann). Auch keine direkte Frage des Menschenwerts, eher der Verantwortungsübernahme.
@Luinalda: Leider muss man in der Wirklichkeit etwas mehr differenzieren. Mein System dabei ist: Eine Tötung ist immer falsch, belädt einen immer mit Schuld. Aber es gibt Situationen, in denen die Schuld der Nichttötung schrecklicher wäre als die Schuld der Tötung, oder die Umstände es nicht vermeidbar machen, dann ist diese Schuld tragbar und die Tat akzeptabel.