Ich habe keine Angst vor dem Sterben, aber ich mache mir Sorgen, wie ich eines Tages sterben werde. Und damit meine ich jetzt nicht die Todesursache, sondern, wenn ich das mal so ausdrücken darf, die Atmosphäre. Soll heißen, werde ich allein in irgendeinem farblosen Hospiz sterben, weil die eigene Furcht der anderen Leute im Angesicht des sicheren Todes (dh. des meinen) größer ist als die Freundschaft, die sie mit mir verbindet?
Die Angst zu verdrängen - um nichts anderes handelt es sich ja hierbei - indem man sich einfach durch nichts mehr an die eigene Sterblichkeit erinnern läßt und jeden Gedanken diesbezüglich beseite schiebt, resultiert logischerweise darin, daß man anderen Menschen kurz vor ihrem Tod bzw. während des Sterbens nicht Gesellschaft leisten darf - man könnte ja ansonsten wieder Angst bekommen, nicht wahr?
Verzeiht, aber dies ist ein Thema, das mir persönlich sehr zu Herzen geht. Viele Menschen wollen den Tod einfach nicht wahrhaben, weil sie sich so vor ihm fürchten. Die Opfer sind dann die Sterbenden, die ihre letzte Reise alleine antreten müssen. Auch aus meinem Umfeld sind schon einige Menschen gestorben, unter anderem meine Lieblingstante und einige Zeit darauf ihr Mann, und meine Familie glaubte damals wohl, mich beschützen zu müssen. Jedenfalls wollte ich bei meiner Tante sein, aber das wurde mir damals verboten, mit der Begründung, ich sollte mich doch in meinem Alter noch nicht mit dem Tod auseinandersetzen. Ähm, hallo? Ein Mensch, den ich sehr gerne habe, stirbt, aber ich soll das einfach vergessen, oder was? *grr* Damals habe ich angefangen, mich mit dem Thema zu beschäftigen, und mir ist klar geworden, wenn der Tod nicht wieder vernünftig betrachtet wird, werde ich eines Tages sehr verbittert und einsam sterben. Früher verbrachten Sterbende ihre letzten Stunden im Kreis der Familie, sie riefen auch die Kinder ans Bett, alle nutzten die Gelegenheit, noch ein wenig Zeit mit der Person zu verbringen.
Der Tod ist nichts Schlechtes. Ich möchte mir nicht anmaßen zu sagen, der Tod wäre gut. Vielleicht gibt es Fälle, wo das angebracht wäre, bei starken Schmerzen und langer Krankheit, aber generell bewerte ich ihn neutral. Er ist unvermeidlich, und vermutlich im biologischen Lauf der Welt notwendig (was aber ein Diskussionsthema für sich wäre). Was ich bewerte, ist einzig und allein die Art der Menschen, mit dem Tod umzugehen, und daraus resultierend, das Sterbeerlebnis einer bestimmten Person. Wenn ich im Kreis der Leute, die ich liebe, an einem Ort, den ich mein Zuhause nenne, sterben kann, dann werde ich glücklich sein, und sterbe mit einem Lächeln. Dann habe ich keine Angst.
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