Jade spannte leise ihren Bogen und suchte die Baumkronen in ihrer Umgebung mit den Augen ab. Doch sie konnte nichts entdecken. Ein leises Knistern über ihr ließ sie ruckartig den Kopf heben. Über ihr war jemand. Die Halbelbin kniff die Augen zusammen, um ihren Beobachter auszumachen, doch in diesem Moment sah sie einen Schatten aus dem Blätterdach herabstürzen. Der Elb kam direkt vor ihr sicher auf dem Boden auf. Er wollte ihr einen Pfeil an die Brust setzen, doch hatte er nicht mit Jades schneller Reaktion gerechnet. Das Mädchen hatte vor Schreck das Gleichgewicht verloren, konnte sich aber abrollen und zielte nun mit dem Bogen auf den Elb. Dieser sah stirnrunzelnd Jades Pfeil an, der auf ihn gerichtet war. "Woher habt ihr diese Waffen. Sier wurden von unserem Volk hergestellt."
Jade sah ihr Gegenüber verbklüfft an. Sie kannte diese Stimme, auch wenn sie dunkler klang, als in ihrer Erinnerung." Falor, bist du das?" Der Elb sah sie überrascht an. "Jade?! Was tust du hier? Deine Tante wird dich nicht willkommen heißen." Die Halbelbin lächelte bitter. "Und du tust es scheinbar auch nicht. Dabei waren wir Freunde." Sie senkte ihren Bogen und sah Falor herausfordernd an. Dieser kam auf sie zu. "Wir sind noch Freunde und ich freue mich dich wieder zusehen. Aber gerade weil ich dich mag, kann ich dein Kommen nicht gutheißen. Sie wird wütend sein, dich vielleicht gefangennehmen. Das hast du nicht verdient und du wolltest auch nie zurück, oder? Also, was hat deine Meinung geändert?" Jade sah ihren alten Freund ernst an. "Wir sind in Gefahr, Falor. Ihr, Gondor, ganz Mittelerde. Etwas Neues ist da. Etwas Dunkles. Überall breiten sich Orks, Vulgs und andere Wesen dieser Art aus. Ich kann die Dunkelheit spüren, aber die meisten Völker ignorieren die Gefahr, weil der Krieg lang zurückliegt und weil es so bequemer für sie ist. Deshalb bin ich hier. Die Elben haben immer gekämpft, wenn es nötig war. Ich will euch um Hilfe bitten und euch warnen. Bald ist auch dieser Wald wieder in Gefahr." Falor war blass geworden, während Jade gesprochen hatte und nun schüttelte er leicht den Kopf. "Wir haben es auch gespürt. Dunkelheit, Hass und Macht. Und immer öfter trauen sich Vulgs und Orks bis an unsere Grenzen. Auch andere, uns unbekannte Wesen, durchstreifen die Umgebung. Noch sind wir überlegen, aber wir wissen nicht wie lang noch. Und deine Tante will das nicht wahrhaben. Sie lässt uns keine zusätzlichen Waffen herstellen, lässt keine weiteren Wachen aufstellen. Sie war immer eine schlechte Herrscherin, aber nun geht sie zu weit. Sie wird dich nicht anhören, Jade." Jade nickte traurig." Das habe ich befürchtet. Doch vielleicht hören die restlichen Elben mir zu. Wenn sie mir helfen wollen, kann sie nichts tun. Sie sitzt nicht rechtmäßig auf dem Thron und ich werde mir von ihr nichts sagen lassen. Kannst du mich bitte nach Caras Galadhon bringen?" Der Elb lächelte." Es ist schön dich wieder hier zu haben. Deinen Dickkopf hab ich schon fast ein wenig vermisst. Wenn du es wagen willst, sorge ich dafür, dass du ohne Probleme bis in die Stadt kommst. Ich glaube sogar, dass man dir zuhören und zustimmen wird. Vielleicht schaffst du es. Das würde mich und viele Andere freuen." Jade grinste Falor an. Dann folgte sie ihm durch den Wald hindurch in Richtung Caras Galadon.
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