Antisemitismus

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Artanis
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Sa 1. Mai 2004, 12:33 - Beitrag #21

@Feuerkopf

Ich kann mich mit dieser Perspektive nicht anfreunden. Nicht weil ich auf Andere hereinfalle, sondern weil ich die Konsequenzen dieser Anti-Antisemitismus Kampagne ganz deutlich vor Augen habe. Genauso wie der Solidaritätszuschlag anstatt Gräben zu schließen tiefere schafft, der Länderfinanzausgleich Unwillen erzeugt, genauso verschafft auch dieses Unantastbarkeitsdoktrin der faschistischen Sache Zulauf. Nicht die Reden der Faschisten überzeugen die orientierungslosen Jugendlichen, ganz im Gegenteil, die Entlassung Günzels hat den Faschisten mehr Anhänger eingebracht, als seine Solidaritätsbekundungen zu Hohmann. Hätte man es bei einer Ermahnung belassen, wäre diese Situation wesentlich eleganter gelöst worden. Aber die Jagd auf den Gebrauch antisemitischer Stereotype scheint ja allerheilligste Pflicht zu sein, Willkommen im Zeitalter der Dennunziation, auf diesem Weg wird keine Versöhnung erreicht, um so weniger noch, als alle anderen Nationen sich dieser Stereotype ohne Unterlass bedienen. Je vehementer wir den Antisemitismus mit derart falschen Waffen bekämpfen, desto mächtiger wird er, exakt wie der Terrorismus, eine Lektion die einige wohl noch zu lernen haben.

janw
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Sa 1. Mai 2004, 14:20 - Beitrag #22

@ Artanis: Die Politik des Staates Israel unter Netanjahu und jetzt Sharon gefällt mir auch nicht, genausowenig wie die Politik der Palästinenser unter Arafat, der immernoch im Hintergrund eine führende Rolle spielt. In dem Konflikt haben beide Seiten Fehler gemacht, nur werden jene des Staates Israel immer höher gehängt. Wobei, klar gesagt, die Autonomiebehörde wohl wirklich ziemlich zögerlich gegen Bombenleger und so vorgegangen ist, die sogar Kinder als Waffe einsetzen, von Korruption mal nicht zu reden.
Aber wenn ich Israel kritisiere, muß ich nicht zugleich auch vom Zentralrat der Juden in Deutschland fordern, daß er dasselbe tut. Ich kann mich nämlich gut in die Juden in Deutschland hinein versetzen, von denen einige tatsächlich noch immer von der Polizei geschützt werden müssen, ebenso teilweise ihre Einrichtungen. Und die verständlicherweise sehr genau verfolgen, ob da nicht wieder ein Klima in diesem Lande entsteht, durch subtile politische Beeinflussung wie z.B. durch Hohmann und Konsorten, der nicht energisch entgegen getreten wird, welches eine Wiederholung von Ausschreitungen möglich erscheinen lässt. Dies zuende gedacht kann ich auch verstehen, was der Staat Israel für diese Menschen bedeutet, nämlich in dem Fall der Fälle den einzigen Ort, der sie im Falle einer Bedrohung jederzeit aufnimmt.
Anmerkung: Mir kommt die Diskussion ein wenig so vor, als würde man von einer brutal entführten Bankangestellten, die eine 36stündige europäische Irrfahrt mit einem bewaffneten Bankräuber hinter sich hat, fordern, daß sie sich für eine Haftverschonung des Bankräubers einsetzt und es duldet, wenn die Kinder des Bankräubers auf dessen finanzielle und seelische Notlage als Entschuldigung für den Bankraub hinweisen.

Feuerkopf
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Sa 1. Mai 2004, 14:56 - Beitrag #23

Artanis,
ich verstehe, was Du meinst.
Es gibt den Spruch "Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht."
Hohmann hätte sicherlich ganz anders vor Augen geführt werden müssen, was er da halb unbedacht, halb wohlkalkuliert vom Stapel gelassen hat.
Ich wage nämlich zu bezweifeln, dass er verstanden hat, was ihm vorgeworfen werden kann.
So hat man ihn zu einer Art Märtyrer gemacht. Ganz falsch.

Wie - denkst Du - kann man vermitteln, was Antisemitismus ist und wo seine Gefahr liegt, ohne wie ein übereifriger Gutmensch zu wirken?

Artanis
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Di 4. Mai 2004, 20:00 - Beitrag #24

@Feuerkopf

Nun ich denke das ist ein sehr schwieriges Problem, ich vermute die Politik der ausgestreckten Hand wäre vielleicht wirkungsvoller, allerdings in beiderlei Richtungen.

Feuerkopf
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Mi 5. Mai 2004, 08:33 - Beitrag #25

Nur zum Verständnis:

Meinst Du damit, z. B. rechte Skins ernst zu nehmen mit ihren Sorgen, sie aber gleichzeitig "weiterzubilden" in Sachen Geschichte, sie z. B. mal eine jüdische Gemeinde besuchen zu lassen?
Sowas würde ich sofort unterschreiben. Schwierig allerdings, wenn allerorten die Gelder für Streetworker und Jugendeinrichtungen gestrichen werden...

fanvarion
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Do 6. Mai 2004, 19:45 - Beitrag #26

Hier einmal worüber wir diskutieren:
Quelle: http://lexikon.idgr.de/a/a_n/antisemitismus/antisemitismus.php

Antisemitismus

Der Begriff "Antisemitismus" wurde 1879 von Wilhelm Marr geprägt. In diesem Jahr erschien seine Hetzschrift "Der Sieg des Judentums über das Germanentum". Wörtlich übersetzt bedeutet der Begriff "Semitenfeindschaft", diese Feindschaft richtet sich aber ausschließlich gegen Juden. Das Phänomen des Antisemitismus reicht Jahrtausende zurück: Seit ihrer Zerstreuung in alle Welt nach der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 n.Chr. durch römische Truppen und der arabischen Eroberung im 7. Jahrhundert bildeten die Juden allerorts ziemlich wehrlose Minderheiten, die dennoch ihren kulturellen und religiösen Traditionen treu blieben. Sie bildeten oftmals homogene Gemeinschaften in der Diaspora und wurden so leicht zu Opfern von Angriffen ("Sündenbockfunktion"). Daneben gab es im Christentum einen ausgeprägten Antijudaismus, da sich die Juden nicht bekehren lassen wollten. Diese Judenfeindschaft schlägt sich auch im christlichen Schrifttum nieder und findet so ihre Tradierung über die Jahrhunderte hinweg. Besonders im fanatisierten Klima der Kreuzzüge (11.-13. Jahrhundert) kommt es zu schweren Ausschreitungen gegen die "Christusmörder". So sind viele Fälle überliefert, wo es unmittelbar vor Beginn eines Kreuzzuges zu Massenmorden an den Juden kam und ganze Gemeinden ausgelöscht wurden (z.B. Rouen, Troyes, Metz, Speyer, Mainz). Gottfried von Bouillon und sein wildes Kreuzfahrerheer richtete nach einmonatiger Belagerung von Jerusalem ein entsetzliches Blutbad unter der jüdischen Bevölkerung an und ließ sie alle bei lebendigem Leibe verbrennen.

Sie wurden beschuldigt, Brunnen zu vergiften und für den Ausbruch des "Schwarzen Todes", der Pest, machte man sie ebenfalls verantwortlich. Vorwürfe wurden gegen Juden erhoben, sie hätten angeblich den Hussiten-Aufstand gegen die Katholiken in Böhmen finanziert und als die Mongolen in Deutschland einfielen, hieß es, diese wären Abkömmlinge der "Zehn verlorenen Stämme Israels". Mit der Französischen Revolution kommt es erneut zu antijüdischen Ressentiments, werden sie doch in Personalunion mit dem Freimaurerbund der Illuminaten als Befürworter der Aufklärung für den Ausbruch der Revolution verantwortlich gemacht. Unter Napoleon heißt es dann, dieser würde die Juden mit besonderen Privilegien ausstatten, nachdem er zur Erörterung des "jüdischen Problems" ein "Sanhedrin" einberufen ließ. Das "jüdische Problem" war vor allen Dingen die Überschuldung französischer Bauern, die im Verlauf der Französischen Revolution vom Adel und Klerus konfiszierte Besitzungen erworben hatten und deshalb Darlehen bei jüdischen Geldleihern aufgenommen hatten. Die Revolution brachte nicht vorhergesehene hohe Steuerbelastungen und eine Geldentwertung mit sich und die Folgen wurden nunmehr den jüdischen "Wucherern" angelastet. In der Zeit tauchen dann auch vermehrt antijüdische Schriften und Flugblätter in Frankreich auf.

Dass die Juden dann auch für den Ausbruch der Russischen Revolution verantwortlich gemacht wurden, lag an der Propaganda der Russisch-Orthodoxen Kirche, die in den Juden einen Feind des Christentums und des Zaren zu erkennen glaubten. Als Folge dieser Kampagne kommt es in den Jahren 1881-82 sowie 1905 zu schrecklichen Pogromen an Juden. Dabei wurde die Stimmung gegen Juden vor allem mittels der sog. Ritualmordlegende angeheizt. Die Juden, so wird behauptet, würden unschuldige Christenkinder ermorden, um an das Blut zu kommen, welches sie angeblich für ihre geheimen Riten bräuchten. Wer sich ein wenig mit dem Judentum befasst hat, weiß jedoch, wie abwegig diese Behauptungen sind, da Blut im Judentum als unrein gilt und der Kontakt nach Möglichkeit zu meiden ist. Schon im Mittelalter kam es aufgrund dieser Ritualmordlegenden zu vielen Pogromen, Folterungen durch die Inquisition und zu Morden an Juden.

Der zaristische Geheimdienst, die "Ochrana", ist auch für die Herstellung eines der zählebigsten und infamsten antisemitischen Pamphlete verantwortlich, die "Protokolle der Weisen von Zion".

Die antisemitischen Hetzschriften und Übergriffe im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts lässt viele Juden einen Ausweg in der Assimilation suchen, welche in den meisten Fällen mit der Abkehr vom religiösen Judentum und der Taufe einhergeht. Bezeichnend für die Zeit ist das Bemühen von wissenschaftlichen Kreisen, die dem Umfeld der Völkischen Bewegung angehören, dem antisemitischen Ressentiment und Hass ein quasi wissenschaftliches Gewand zu verpassen. Ausgehend von Arthur Gobineau werden Juden nunmehr als eigene "Rasse" betrachtet. Diese Denkweise wird später von den Nationalsozialisten übernommen und führen über die Diffamierung, Entrechtung und Enteignung geradewegs zur industriell organisierten Massenvernichtung der Juden in den Vernichtungslagern. Um in der Bevölkerung eine Zustimmung zu den antijüdischen Maßnahmen zu erlangen, wird in Publikationen, durch das Radio, vor allem aber durch das Medium Film das Bild des "häßlichen Juden" gezeichnet. Hier sei vor allem der Film "Jud Süß" von Veit Harlan erwähnt. Hitler hat bereits in frühen schriftlichen Äußerungen dargelegt, dass er in seinem Hass gegen Juden deren völlige Entrechtung und Vernichtung anstrebt. In einem Brief vom 16. September 1919 formuliert er auf die Bitte des Generalstabsoffiziers Mayr seine Gedanken zur "Judenfrage":
"Der Antisemitismus aus rein gefühlsmäßigen Gründen wird seinen letzten Audruck finden in der Form von Progromen (sic!). Der Antisemitismus der Vernunft jedoch muß führen zur planmäßigen gesetzlichen Bekämpfung und Beseitigung der Vorrechte der Juden, die er zum Unterschied der anderen zwischen uns lebenden Fremden besitzt (Fremdengesetzgebung). Sein letztes Ziel aber muß unverrückbar die Entfernung der Juden überhaupt sein."[1]

Im Jahre 1934 wurde in enger personeller und finanzieller Verbindung mit dem Propagandaministerium in Berlin das Institut zum Studium der Judenfrage gegründet. Mit Rücksicht auf die arabischen Länder, wurde das Institut im Februar 1942 in "Antijüdische Aktion" umbenannt.

Der aktuelle Antisemitismus beruft sich in weiten Teilen auf das Schriftgut der "Völkischen Bewegung" und des Nationalsozialismus. Dabei sind antisemitische Ressentiments nicht nur aus rechten Kreisen zu vernehmen. Der linke Antisemitismus benutzt dafür gerne die Vokabel "Antizionismus". Unterzieht man die Vorhaltungen einer näheren Untersuchung, so wird offenbar, dass sich die Kritik gegen alle Juden richtet und vor allem gegen das Existenzrecht der Juden in Israel. Neben ultrarechten christlich-religiösen Kreisen in den Vereinigten Staaten pflegen in den vergangenen Jahren vor allem Anhänger der "Esoterik" einen Antisemitismus, der den Juden vorwirft, mittels einer "Weltverschwörung" eine "Ein-Welt-Regierung" errichten zu wollen. In diesem Dunstkreis tauchen immer wieder die alten Talmudfälschungen des August Rohling auf, die "Protokolle der Weisen von Zion" sowie die antisemitischen Schriften von Theodor Fritsch und Henry Ford. Für deren Verbreitung und Neuauflage sind neben dezidiert rechtsextremen politischen Gruppen auch esoterisch-verschwörungstheoretisch orientierte Autoren wie Jan van Helsing, Gary Allen und Des Griffin verantwortlich.

Der Antisemitismus äußert sich meist in aggressiver verbaler Form, durch Schändungen jüdischer Grabstätten, aber verschiedentlich auch durch Brandanschläge (z.B. der zweimalige Anschlag auf die Synagoge in Lübeck) und Gewalt gegen Personen. Bei Friedhofsschändungen steht die Bundesrepublik im europäischen Vergleich weit vorne. Die Aufklärungsquote ist bei diesem Delikt hingegen erschreckend gering.

Zu einer Fülle von antisemitischen Unterstellungen führen die Entschädigungsforderungen ehemaliger Zwangsarbeiter. Auch hier dienen "die Juden" als Zielgruppe, obwohl eben nicht nur Juden zum anspruchsberechtigten Personenkreis gehören, sondern viele ehemals verschleppte nichtjüdische Personen aus den Ostgebieten. (Zwangsarbeit) Als bekannt wird, dass sich viele Schweizer Bankhäuser an den sog. nachrichtenlosen Vermögen schadlos gehalten und keinerlei Anstrengungen unternommen hatten, mögliche Erben ausfindig zu machen, darüberhinaus jüdische Organisationen seit 1945 in solchen Bemühungen blockierten, hat die Öffentlichmachung dieser Fakten eine Fülle antisemitischer Äußerungen zur Folge. In zwei Interviews bezeichnete Bundesrat Jean Pascal Delamuraz jüdische Forderungen an Schweizer Banken als "Lösegeld-Erpressung". Auch Christoph Blocher, Chef der xenophoben Schweizerischen Volkspartei SVP und Gründer der "Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz" (AUNS), bedient antisemitische Klischees.

Ein besonders militanter Antisemitismus macht sich seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion in Rußland breit, weshalb die Ausreise von Juden ungebrochen anhält. Auch in Rumänien werden zunehmend Minderheiten, darunter die Juden diffamiert. Besonders tun sich darin mehrere Gruppen hervor, die sich auf die "Legion Erzengel Michael" berufen, einer Gründung des rumänischen Faschisten Corneliu Codreanu.

Auf der internationalen Rassismus-Konferenz in Durban, Südafrika, im Sommer 2001 wurde durch Vertreter islamisch geprägter Staaten der Versuch unternommen, Israel wegen seiner Politik gegenüber den Palästinensern offiziell als rassistischen Staat zu brandmarken. Mit dieser Kampagne sollte die UN-Konferenz ganz offensichtlich für antisemitische Ziele instrumentalisiert werden. Die USA wurden dabei als "Fünfte Kolonne Israels" auch von linken Gruppen angegriffen. Ein Vertreter der Anti-Defamation League berichtete in einem Leserbrief an die New York Times vom 5. September 2001, dass durch die Arabische Rechtsanwaltsvereinigung antisemitische Broschüren verteilt wurden, in einem anderen Bericht war davon die Rede, dass Transparente mit den Aufschriften "Hitler hätte den Job zu Ende bringen sollen", "Zionismus ist Rassismus" und "Schluss mit der israelischen Apartheid" entrollt wurden. Ungestört konnten Flugblätter mit der Aufschrift "Licence to kill a Jew" verteilt werden. Zur Konferenz zugelassene NGO-Gruppen boten auch die "Protokolle der Weisen von Zion" zum Verkauf an, antisemitische Karikaturen seien allerorts präsent gewesen, so der Bericht.[2]

In der Bundesrepublik sorgte im Jahr 2002 der "Antisemitismus-Streit" für Aufregung, den der Landtagsabgeordnete Jamal Karsli mit einem Interview in dem neurechten Blatt Junge Freiheit ausgelöst hatte. Karsli, eben von den Grünen zur FDP übergetreten, hatte darin heftige Kritik an Israel geübt und sprach gleichzeitig von einer "zionistischen Lobby", welche einen großen Einfluss auf die Politik Deutschlands habe. Bereits Wochen zuvor hatte Karsli auf seiner Website eine Presseerklärung veröffentlicht, in der er das israelische Militär beschuldigte, "Nazimethoden" anzuwenden. Der damalige stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende und NRW-Politiker Jürgen Möllemann nahm Karsli öffentlich gegen die Kritik in Schutz und überbot in seiner Verteidigung Karslis Äußerungen. Er empfahl ihm zwar, Begriffe wie "zionistische Lobby" zu vermeiden, da diese "in Deutschland leicht als antisemitisch missdeutet werden", zeigte in einem Interview mit der taz jedoch Verständnis und Sympathie für die organisierten Selbstmordattentate gegen israelische Zivilisten. Gegen Israels Politik würde er sich auch wehren, sagte Möllemann, "und zwar mit Gewalt ... auch im Land des Aggressors". Der inzwischen verstorbene FDP-Politiker war gleichzeitig Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft.

Ende Oktober 2003 erschüttern die antisemitischen Äußerungen des Martin Hohmann die Republik. Der CDU-Bundestagsabgeordnete aus der hessischen Provinz hatte in einer Rede zum Nationalfeiertag am 3. Oktober Juden als "Tätervolk" bezeichnet. Nach Bekanntwerden dieser Rede wird Hohmann nach langem Zögern seiner Partei aus der Bundestagsfraktion ausgeschlossen.

Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center und auf das Pentagon durch arabische Terroristen der Al-Quaida ist weltweit eine Zunahme antisemitisch motivierter Gewalttaten und Agitation zu verzeichnen. Der Angriff auf das Symbol des Welthandels bediente das Klischee vom "Weltjudentum", das eine "zionistische Weltherrschaft" bzw. eine "Einweltregierung" anstrebe und seinen Sitz an der "Ostküste" habe. Der Anschlag löste einen regelrechten Boom verschwörungstheoretischer Literatur aus. Fast durchgängig wird darin die Täterschaft von Osama bin-Ladens Terrororganisation Al-Quaida bestritten. Der amerikanische Rassist und Antisemit David Duke etwa behauptet, Israel habe zu dem Terroranschlag angestiftet und diesen logistisch unterstützt. Zudem sei Bin Ladens Terrorganisation vom israelischen Geheimdienst Mossad gesteuert. Bereits kurz nach dem Angriff auf das World Trade Center gab der zum Rechtsextremisten mutierte ehemalige RAF-Terrorist Horst Mahler eine Erklärung mit dem Titel "Independence Day live" heraus, in der er das Drama des 11. September als "das Ende des amerikanischen Jahrhunderts, das Ende des globalen Kapitalismus" und damit "das Ende des weltlichen Jahwe-Kultes" prognostizierte. Ähnlich abenteuerliche und mit dubiosen - oftmals rechtsextremen - Quellen belegte Behauptungen stellen die Autoren Mathias Bröckers, Gerhard Wisnewski and Andreas von Bülow auf, deren Bücher reissenden Absatz finden.[3] Nach einer in der ZEIT veröffentlichten Umfrage glauben inzwischen 19 Prozent der Bundesbürger, dass die USA den Anschlag selbst in Auftrag gegeben haben. Als Drahtzieher werden in den verschwörungstheoretischen Schriften insbesondere die neokonservativen Berater um Präsident Bush verdächtigt, deren Namen eine jüdische Herkunft vermuten lassen, und die gleichzeitig als die "Falken" in der Frage des Irak-Kriegs gelten.

MC
Anmerkungen:
zit. nach: Werner Maser: Adolf Hitler. Legende, Mythos, Wirklichkeit. Bechtle, München 1971, S. 174 (genannte Quelle: Hauptstaatsarchiv München, Abt. II, Gruppen-Kdo. 4, Bd. 50/8), vgl. auch Detlev Claussen: Vom Judenhass zum Antisemitismus, 2.Aufl. Darmstadt, 1988, S. 190-193
Im Oktober 2003 wird durch einen Bericht des Historikers Edwin Black bekannt, dass diese Aktionen mit beträchtlichen Spendengeldern der amerikanischen Wohltätigkeitsorganisation "Ford Foundation" finanziert wurden. Vgl. IDGR-Nachrichten: Ford Foundation maßgeblicher Finanzier antiisraelischer Aktivitäten, 19.10.03
Zur journalistischen Qualität dieser "Werke" siehe den Artikel von Albrecht Kolthoff: Masse statt Qualität, In: Klartext, Ausgabe Nr. 5/03
Quellen:
Rohrbacher
Eban
bnr
William Totok: Rumänien wird zur Hochburg der Antisemiten, taz, 27.10.98. Lexikon: Antisemitische Aktion, Digitale Bibliothek Band 25: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, S. 920 (vgl. EdNS, S. 365)
Weiterführende Literatur:
Wolfgang Benz (Hg.): Antisemitismus in Deutschland. Zur Aktualität eines Vorurteils. Deutscher Taschenbuch Verlag, München. 1995
Wolfgang Benz, Werner Bergmann: Vorurteil und Völkermord. Entwicklungslinien des Antisemitismus. Herder. Freiburg, Basel, Wien. 1997
Werner Bergmann: Geschichte des Antisemitismus. C.H. Beck, München, 2002
Elisabeth Brainin, Vera Ligeti, Sami Teicher: Vom Gedanken zur Tat. Zur Psychoanalyse des Antisemitismus. Brandes & Apsel, Frankfurt a.M., 1993
Henryk M. Broder: Der ewige Antisemit. Über Sinn und Funktion eines beständigen Gefühls. Fischer Taschenbuch, Frankfurt, 1986.
Margret Chatwin: Die Rolle des Antisemitismus im Rechtsextremismus, In: Thomas Grumke, Bernd Wagner (Hrsg.): Handbuch Rechtsradikalismus, Leske + Budrich, Opladen, 2002, S.173-187
Horst Dichanz/Nadine Hauer/Peter Hölzle/Imme Horn (Hrsg.): Antisemitismus in Medien. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1997, ISBN 3-89331-275-7
Hermann Graml, Angelika Königseder, Juliane Wetzel (Hgg.): Vorurteil und Rassenhass. Antisemitismus in den faschistischen Bewegungen Europas. Metropol Verlag, Berlin 2001
Stefan Rohrbacher, Michael Schmidt: Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile. Rowohlts Enzyklopädie. Reinbek. 1991
IDGR-Lexikon:
Holocaust
Freimaurer
New World Order (NWO)
Zionismus
Weitere Artikel:
Friedrich Paul Heller: Holocaustleugnung und neuer Antisemitismus, 2002
ders.: Kampf gegen die "Ostküste", 2001 Margret Chatwin: Der alte Hass. Holocaustleugnung und Antisemitismus in arabischen Ländern, 2002
dies.: Falsche Fuffzger: Verschwörungsthesen, Zahlenmystik und Außerirdische, 1998
Albrecht Kolthoff: "Noch nicht den vollen Durchblick". Die Affäre Hohmann, IDGR 5.11.03
ders.: Wer redet vom "Tätervolk"?, IDGR 14.11.03
Siehe auch:
Hagalil: Warum gegen die Juden?
H-Ref: "Es gibt nämlich gar keinen Antisemitismus !!!"
NS-Archiv: Himmler: Ein Auftrag an Kaltenbrunner
Antisemitism World Report
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Meiner Meinung muss Antisemitismus auf der gesamten Welt vernichtet werden. Der Punkt ist das überall auf der Welt gegen andere Rassen, Völker oder Religionen gekämpft wird. Auch auf Aussagen verschiedener Schriften unterschiedlichsten Religion.

Dabei kann man feststellen das viele Menschen leicht zu beeinflußen sind. Häufig aus Aussagen der Presse, die nur einen Teil des Bereiches beleuchtet und das meistens zusammenhanglos.
Wahrscheinlich gäbe es gar nicht soviel Antisemiten auf dieser Welt wenn sie nicht von Menschen, Kirchen(Glaubens-)führeren Presse beeinflußt würden und dann daraus Halbwahrheiten zusammenbauen.

Meine Meinung ist wenn die Presse nicht so sensationsgeil wäre und sich die Zeit nehmen würde Gut ausgearbeitete Berichte (die von allen Seiten beleuchtet werden) senden würde wäre der schlechte Informationsstand weltweit besser und der Antisemitismus wäre nicht so stark ausgeprägt.

Beispiele:
(Haben nichts mit Antisemitismus direkt zu tuen sondern die Beeinflußbarkeit der Menschen)
Die Macht der Presse und des Staates. In den USA glauben immer noch über 60% der Menschen das der Iran Biowaffen besitzt das der Krieg gerechtfertigt ist.
In Deutschland:
Das die Steinkohle immer noch die meisten Subventionen bekommt. Unterschlagen wird von den Grünen das die Windkraftanlagen inzwischen mehr bekommen.

Artanis
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Fr 7. Mai 2004, 15:55 - Beitrag #27

@Fanvarion

Interessant, dass du von allen Seiten beleuchtete Berichte forderst und dann diesen Text zitierst, der genau so billig Meinungsmache betreibt, wie jeder Artikel in der Bild.
Ich habe nur einige Belege hinterlegt.


Karsli, eben von den Grünen zur FDP übergetreten, hatte darin heftige Kritik an Israel geübt und sprach gleichzeitig von einer "zionistischen Lobby", welche einen großen Einfluss auf die Politik Deutschlands habe. Bereits Wochen zuvor hatte Karsli auf seiner Website eine Presseerklärung veröffentlicht, in der er das israelische Militär beschuldigte, "Nazimethoden" anzuwenden. Der damalige stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende und NRW-Politiker Jürgen Möllemann nahm Karsli öffentlich gegen die Kritik in Schutz und überbot in seiner Verteidigung Karslis Äußerungen. Er empfahl ihm zwar, Begriffe wie "zionistische Lobby" zu vermeiden, da diese "in Deutschland leicht als antisemitisch missdeutet werden", zeigte in einem Interview mit der taz jedoch Verständnis und Sympathie für die organisierten Selbstmordattentate gegen israelische Zivilisten. Gegen Israels Politik würde er sich auch wehren, sagte Möllemann, "und zwar mit Gewalt ... auch im Land des Aggressors".



Ende Oktober 2003 erschüttern die antisemitischen Äußerungen des Martin Hohmann die Republik. Der CDU-Bundestagsabgeordnete aus der hessischen Provinz hatte in einer Rede zum Nationalfeiertag am 3. Oktober Juden als "Tätervolk" bezeichnet. Nach Bekanntwerden dieser Rede wird Hohmann nach langem Zögern seiner Partei aus der Bundestagsfraktion ausgeschlossen.

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Fr 7. Mai 2004, 19:25 - Beitrag #28

Es ist offensichtlich sehr schwierig, ein so emotional belastetes Thema auf einer ruhigen Ebene zu diskutieren.

Jedenfalls haben wir eine Menge Hintergrundinformationen, inzwischen.

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