Angst in den Medien

Das Forum für allgemeine Diskussionen! Alle Themen, die nicht in andere Bereiche passen, können hier diskutiert werden.
Shockk
Inventar
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2725
Registriert: 28.08.2002
Mi 28. Apr 2004, 20:12 - Beitrag #1

Angst in den Medien

Wenn ich mir die Nachrichten heutzutage anschaue ... ich habe dazu mittlerweile fast keine Lust zu. Ich werde mir weiterhin jeden Tag die Tagesschau ansehen, allein, weil ich informiert bleiben möchte und über das Geschehen in der Welt im Bilde zu sein wünsche, aber sonderlich motivierend ist das alles nicht.

Auf der Jagd nach Quoten machen mittlerweile keine Sender, ob Radio oder Fernsehn, davor halt, tausendfach gebrauchte Schlagwörter und Phrasen zu benutzen.

Ich kann das Wort "Terrorismus" nicht mehr hören. Warum sind es nicht Übergriffe von Aufständigen oder Angriffe von Paramilitärs? Nein, es müssen immer Anschläge von Terroristen sein. Zumal es meistens immer "mutmassliche" sind.

Oder auch der Jahrestag von Tschernobyl vor zwei Tagen - sicherlich war es eine ungemeine Katastrophe, die der Welt die durch die Abhängigkeit von modernern Technik entstandene Gefahr vor Augen geführt hat. Aber wenn man zwei Tage lang Panikartige Horrogeschichten auch auf ARD und ZDF hört kommen mir die Zweifel. Die Strahlungsschäden waren sicherlich enorm, es gab viele Tote und das Gebiet ist jahrhundertelang verseucht. Aber in der Ukraine, in Russland und den ehemaligen Ostblockstaaten leben noch immer Menschen, in den Medien hörte es sich so an, als wäre Osteuropa eine Strahlenwüste.

Ich finde, die Medien sollten aufhören, so viel Angst und Schrekcen zu verbreiten, nur weil es Quoten bringt. Sicherlich ist die Weltpolitik zZ nicht angenehm, aber man muss es nicht übertreiben. Micheal Moore hat das m.E. in "Bowling for Columbine" gut auf den Punkt gebracht.

Youkai
Active Member
Active Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 176
Registriert: 28.04.2004
Mi 28. Apr 2004, 22:55 - Beitrag #2

Ich find das auch "auf gut deutsch gesagt" ziemlich scheisse, aber was will man machen ... wen man sich mal CNN und BBC anguckt dan sag ich nur sei froh das das nicht unsere regulären nachrichten sender sind, den die sind es wirklich am übertreiben mit ihren Irak stories ...

Nuvoin
Cool Member
Cool Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 258
Registriert: 28.02.2003
Do 29. Apr 2004, 09:51 - Beitrag #3

Zugegeben sind viele Sachen etwas "aufgeheizt" mit Schlagworten etc.
Aber dieses ganze Theater hat sicherlich auch etwas positives. Wenn man z.B. nie etwas von dem Unglück in Tschernobyl mitbekommt, dann weiß man evt. auch nicht was es für Auswirkungen hat. Und so sind sich vielleicht viele Leute nicht der Gefahr bewusst und befürworten z.B. die Kernenergie einfach ohne darüber nachzudenken.

Diesen Abschreckungeffekt halte ich deswegen für sinnvoll. Dadurch entsteht ein negatives Bild zu solch einer Gewalt und sie regt das Publikum zum nachdenken an.

Elbereth
Good Member
Good Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 455
Registriert: 17.03.2004
Do 29. Apr 2004, 13:51 - Beitrag #4

Andererseits verliert dieser Abschrekungseffekt durch seine viel zu häufige Benutzung an Wirkung. Wenn ich vor 3 Jahren "ein mutmassliche(r) Terroranschlag/Terrorist/Terrororganisation" in Radio oder fernsehen gehört habe, habe ich immer hingehört, aber mittlerweile, wo man das jeden tag hört, schalte ich oft weg, weil es eh immer das gleiche ist, und auch "harmloseren" Eregnisse so bezeichnet werden

Nuvoin
Cool Member
Cool Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 258
Registriert: 28.02.2003
Do 29. Apr 2004, 18:35 - Beitrag #5

Ok, das hatte ich jetzt ganz Übersehen. :)

Also sollten sie die Pegel dieser Begriffe für kleinere Dinge etwas reduzieren, bzw. nur für die größeren verwenden.

Andere Idee: Und was ist, wenn diese Begriffe jetzt so oft benutzt werden, da es einfach so viel schlimmer seit damals geworden ist?

Feuerkopf
Moderatorin
Moderatorin

Benutzeravatar
 
Beiträge: 5707
Registriert: 30.12.2000
Do 29. Apr 2004, 18:51 - Beitrag #6

Wer hat was davon?

Die USA sind ein gutes Beispiel.

Dort wird seit ein paar Jahren eine konsequente Desinformation der Bevölkerung betrieben. Die Nachrichtensender sind in den Händen einiger weniger zumeist erzkonservativer, regierungsnaher Besitzer.
Diese haben ein vitales Interesse daran, dass sich nichts ändert an der heutigen Situation.

Wenn Menschen Angst haben, dann unterstützen sie denjenigen, der behauptet, er könne sie beschützen.

Wenn Menschen Angst haben, dann winken sie eiskalt kalkulierte Gesetzesänderungen wie den Patriot Act einfach durch und wundern sich hinterher, dass sie freiwillig ihre bürgerlichen Rechte massiv eingeschränkt finden.

Wenn Menschen Angst haben, dann kann man gezielt ihren Hass schüren und ihnen einen Sündenbock anbieten. Saddam Hussein hatte überhaupt nichts mit dem Anschlag aufs World Trade Center zu tun, aber fragt mal die Amerikaner dazu...

Und so konnte ein Krieg geführt werden, der angeblich edlen Zielen diente.

Wer Angst hat, der ist gelähmt, der kann nicht mehr vernünftig denken. Der schlägt vielleicht auch um sich.

Angst ist ein Mittel der Mächtigen, die Bevölkerung einzuschüchtern und zu kontrollieren.

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
Do 29. Apr 2004, 21:18 - Beitrag #7

Feuerkopf schrieb:
Angst ist ein Mittel der Mächtigen, die Bevölkerung einzuschüchtern und zu kontrollieren.


Wie wahr! Schon immer haben Herrscher dadurch ihr Macht zu festigen versucht, daß sie Angst vor einem (oft imaginären) äußeren (oder sogar inneren, man denke an die Juden im 3. Reich) "Feind" geschürt haben.

Was mich vor allem besorgt, ist, daß Sender wie z.B. SAT 1 und auch viele Radiosender in ihren Nachrichtensendungen Musik und Bilder als Untermalung einsetzen und damit die teilweise recht vernünftig formulierten Nachrichtentexte emotionalisieren.
Ich finde, daß dies eine Mißbrauch öffentlicher Sendefrequenzen ist und eigentlich auch eine Pervertierung des Nachrichtenbegriffes.

Meine Nachrichtenquellen sind vornehmlich der Deutschlandfunk und fürs Regionale meine Tageszeitung, allerdings angesichts ihrer Entwicklung mit zunehmendem Unbehagen.

blobbfish
Listenkandidat
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 3022
Registriert: 26.01.2003
So 2. Mai 2004, 15:27 - Beitrag #8

Nun, zum Glück gehöre ich zu den Leuten, die sich weder über Fernsehen, Radiosendungen, Zeitungen und Internet über das Weltgeschehen informieren. Das hat auch seine Gründe, teils von den Medien, teils von der Politik an sich. Den Politikpart will cih da mal außen vor lassen und mich auf die Medien konzentrieren. Janw hat ja schon gesagt, dass viele Informationen mit Gefühlen untermalt werden, es wird versucht, uns Gefühle unterzujubeln, die wir nicht haben, so dass wir denken, dass es wirklich schrecklich ist und wie schlimm es für uns ist, wenn uns das wiederfährt. Ein Ereignis, was Hunderte bis Tausende Kilometer entfernt ist, findet somit paktisch vor unserer Haustür statt. Wir werden in eine Sache verwickelt, die uns garnicht betrifft. Dadurch macht sich die Angst unter uns breit. Der Zweck ist natürlich die Kontrolle, wir werden eingepfercht udn zwar nicht räumich sondern etwas abstrakter in Gedanken und freiheiten. Wir werden dazu gebracht Dinge nicht mehr zu tun, die wir normalerweise tun und wir werden dazu gebracht, Dinge zu tun, die wir normalerweise nicht tun.

Die Propaganda hat viele Gesichter.

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
So 2. Mai 2004, 15:36 - Beitrag #9

Für mich ist es wichtig, denn doch etwas bescheid zu wissen, und zwar möglichst ohne diese wertende Untermalung. Wem das ebenso geht, dem kann ich den Deutschlandfunk, die öffentlichrechtlichen Nachrichten, Arte und Zeitungen wie FAZ und ZEIT (und noch einige andere) nur empfehlen.
im Deutschlandfunk gibts auch gute Features.


Zurück zu Diskussion

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste