Troja

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Amy
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Mo 24. Mai 2004, 13:20 - Beitrag #81

Ich hab den Film jetzt auch gesehen. Meine Eltern haben ihn vor mir gesehen und bezeichneten ihn als "Kinderfilm". Meiner Meinung nach ist er das auch. *lol* Ich bin jetzt nicht sehr begeistert, obwohl man ihn schon gesehen haben sollte. Das einzig wirklich gute, was mir an dem Film gefiel, war die Musik. :shy:
Ganz ehrlich: Ein zweites Mal würde ich ihn mir nicht mehr ansehen. Es liegt nicht an den vielen Schlachten (*große Schlachten mag und in so einem Film mehr will*), sondern .. argh, ich kanns nicht beschreiben.
Am Anfang war er sehr langatmig und das Ende kam viel zu schnell. Es stellten sich noch viele Fragen, die nicht egklärt wurden: Haben Helena und co. überlebt, oder wurden sie doch von den Griechen noch gefasst. Als so kleine Dinge. :)
Aber jede hat ne andere Meinung.

Raiden/Yuji
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Mo 24. Mai 2004, 16:01 - Beitrag #82

Ich finde auch das es sehr lange dauert, eh richtig Handlung anfängt. Aber die Schlachten an sich sind gut gemacht und die Musik ist klasse. Außerdem spielt Brad Pitt seine Rolle super.
lg
Yuji

Yux
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Mo 24. Mai 2004, 16:16 - Beitrag #83

die schauspieler haben ihren job gut gemacht... keine frage.

nur ein problem hatte ich mit dem film: ich wusste nicht auf wessen seite ich sein sollte... einerseits wollte ich, dass die trojaner gewinnen, doch wollte ich auch, dass Achilles überlebt :(

Amy
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Mo 24. Mai 2004, 18:04 - Beitrag #84

So erging es meiner Freundin und mir. Wir wussten nicht, ob wir zu dem netten Hektor halten sollten oder zu Achilles.
-> Ich = Achilles Sie -> Hektor
*g*
Brad Pitt spielte schon gut, aber bis jetzt gefiel er mir am Besten in "Legenden der Leidenschaft". Dort überzeugte er so in seiner Rolle, dass ich Gänsehaut bekam. Der Film ist für alle Brad-Pitt-Liebhaber nur zu empfehlen! :s1:

Amy
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Mo 24. Mai 2004, 18:16 - Beitrag #85

Uuunnndd. Ich hab mich totgelacht, als Paris sich an das Bein von Hektor geklammert hat. Erst den Mund weit aufreißen und große Töne spucken und dann auf allen vieren zu dem großen Bruder kriechen. Das fand ich etwas erbärmlich.

Padreic
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Mo 24. Mai 2004, 18:27 - Beitrag #86

Ich war mittlerweile auch drin und kann sagen, dass er mich zwar nicht voll überzeugt hat, aber besser war, als ich erwartet habe.

Verständnis habe ich für ein paar Veränderungen des Originals aus cineastischen Gründen, z. B. dass Paris Helena aus Menelaos Gastfreundschaft heraus mitnahm und nicht, als dieser nicht da war. Auch die anderen Änderungen waren größtenteils vertretbar, Kürzungen mussten wohl leider auch sein (auch wenn ich einige Szenen wirklich gern dringesehen hätte), weil das Werk ob seiner Länge in 3 Stunden eigentlich unverfilmbar ist. Ein bisschen krass fand ich aber die Darstellung von vergangener Zeit. Es wirkte irgendwo so, als ob die Griechen ihr Heer innerhalb von höchstens zwei Wochen aufgestellt hätten (ein Jahr wäre wohl angemessener gewesen) und als ob der Krieg um Troja auch keine drei Wochen gedauert hätte (zehn Jahre waren es bei Homer). So etwas hätte man andeuten können.
Worüber ich mich sehr gefreut habe, war, dass es sich um ein geschlossenes Ganzes handelte, wozu eben wohl auch der Mut zu Kürzungen und Umänderungen gehörte (wie es beispielsweise beim HdR-Film IMHO nicht so ganz gelungen ist). Auch die Schauspieler waren besser als erwartet, Brad Pitt war zwar sicherlich keine Idealbesetzung für Achilles, hat aber durchaus nicht schlecht gespielt (auch wenn er zwischenzeitlich mehr wie ein Profi-Killer denn wie ein Heroe wirkte). Der zwischenzeitlich enthaltene Pathos hat mich auch gefreut, auch wenn er stellenweise leider ein wenig hollywood-kitschig wurde. Über die Auslassungen von handelnden Göttern kann man wohl geteilter Meinung sein, aber das war wohl auch aus filmerischen Gründen ratsam.
Insgesamt kann ich auch sagen, dass mir der Anfang (so die ersten 70 Minuten, dann war bei uns Pause) ein Stück besser gefallen haben, als der Rest, weil beim Rest irgendwie zu viel etwas phantasieloser Kampf war.

Padreic

Traitor
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Di 25. Mai 2004, 12:45 - Beitrag #87

Eine der größten Filmenttäuschungen der letzten Jahre.

Die Handlung des Originals war schlecht umgesetzt, aber das hatte ich schon erwartet. Allein durch das Weglassen des gesamten Götter-Hintergrunds wirkte alles irgendwie ein bisschen sinnlos, da die ja eigentlich die Haupttriebfedern des Konfliktes sind. So wirkte der Schritt von der persönlichen Fehde zum gigantischen Krieg einfach nicht wirklich nachvollziehbar.

Aber das hatte ich wie gesagt auch nicht anders erwartet. Viel schlimmer waren für mich die Patzer in Bereichen, die man besser hätte machen können und damit zwar einen dem Original nicht gerecht werdenden, aber guten Film hätte machnen können.

Da wären zum einen die Schauspieler. Hektor hat mir richtig gut gefallen, mit Paris konnte ich leben. Odysseus war etwas blass, aber auch noch ok. Aber Achilles war unglaublich weit daneben - er wirkte so übertrieben gespielt arrogant, dass es eigentlich eher zickig wirkte. Lief die ganze Zeit mit Schmollmund und gekräuselter Nase rum - nein danke, das ist doch nicht der grimmige Krieger, den man kennt. Agamemnon und Menelaos wirkten durch ihre Dicke eher wie Witzfiguren, Priamos halb bekifft.

Und dann die Schlachtszenen. Die Heeresszenen strotzen nur vor üblen Logikfehlern (1000 Schiffe fahren übers Meer. Die ersten landen an, man sieht unzählige direkt dahinter. Nachher liegen dann vielleicht 50 am Strand, der Rest ist einfach verschwunden. Oder die viel zu simplen Listen - Achilles' Hinterhalt im Tempel, der Angriff der Trojaner mit den Heuballen. War alles so holzhammerig gezeigt, dass man die jeweiligen Gegner nur noch für stohdumm halten konnte)
Bei Mann-gegen-Mann-Kämpfen wirkte das Ganze dann einfach nur billig. Warum bitte muss man beim Kampf Hektor gegen Achilles jeden Schwertstreich mit einem "Swuuusch" unterlegen? Warum hüpft Achilles herum wie in einem Hongkong-Kampffilm? Und, vor allem, warum ist das ganze beim Millionenbudget so schlecht gemacht, dass man nach jedem Move einen Schnitt sieht?

Auch die allgemeinen Spezialeffekte waren eher schwach... der Hafen von Sparta am Anfang sah ganz billig gemodelt aus.
Und ein weiterer Punkt ist die Synchronisation... größtenteils haben sie 1:1 das Team von HdR verwendet, was sehr unfreiwillig komisch wirkt. Und einige andere (Helena) klingen einfach nur dumm.

Schlecht war auch der Handlungsablauf - man merkte nichts vom Verstreichen der Jahre, und plötzlich kam Odysseus die Idee mit dem Pferd, und dann war nach 5min alles vorbei. Man merkte quasi, dass der Film dem Regisseur schon zu lang geworden war... vielleicht kann das Ende ja eine Extended Edition ansatzweise retten.

Abschließend also - wir gingen alle aus dem Kino und sagten "Oh man, was für ein schlechter Film"

Kuriosität am Rande: Habe ich, als die Bewohner des Umlandes nach Troja geflüchtet sind, wirklich Lamas beim Vieh gesehen???

Fargo
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Di 25. Mai 2004, 16:23 - Beitrag #88

Original geschrieben von Traitor
Schlecht war auch der Handlungsablauf - man merkte nichts vom Verstreichen der Jahre, und plötzlich kam Odysseus die Idee mit dem Pferd, und dann war nach 5min alles vorbei.


Kleiner Einschub: Petersen scheitert hier gar nicht an der Vermittlung im Off verstreichender Zeit. Er hat den Kampf gegen Troja zum Blitzkrieg gemacht. Die Dialoge verzahnen das Geschehen ganz eindeutig.

1. Tag: die Landungsoperation.

2. Tag: scheiternder Sturmangriff der Griechen.

3. Tag: beide Heer lecken ihre Wunden. Die Griechen überlegen, den Feldzug abzubrechen, die Trojaner streiten über den Sinn eines Ausfalls.

4. Tag: der trojanische Gegenangriff scheitert.

5. Tag: Achill erschlägt Hektor, Priamos erbittet und erhält die Leiche seines Sohnes und eine zwölftägige Kampfpause für die Trauerfeierlichkeiten.

6. - 17. Tag: Trauerpause.

18. Tag: die Griechen täuschen ihr Abrücken vor, die Trojaner ziehen das Pferd in die Stadt. In der Nacht wird die Stadt erobert.


Petersen hat also den Krieg für die ungeduldige Zappinggeneration aufbereitet. Das verläuft ganz parallel zu den realen Kriegen der TV-Demokratien. Die Feldzüge von heute müssen rasch zu Ende gebracht werden, sonst schwindet ihre Akzeptanz.

Mein kleiner Verdacht: Hitler würde unter heutigen Medienbedingungen den Zweiten Weltkrieg gewinnen. In den westlichen Demokratien wäre weder für Churchill noch für Roosevelt der Krieg führbar, wenn die Verluste und Niederlagen der Alliierten allabendlich die TV-Schirme füllten.

Petersens "Troja", der mich ebenfalls ziemlich enttäuscht hat, ist also nahe am Zeitgeist.

Troja

Traitor
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Di 25. Mai 2004, 16:47 - Beitrag #89

Hm, das ist ein ganz interassanter Gesichtspunkt - dass die Zeitdarstellung nicht schlecht gelungen oder aus Unfähigkeit quasi aufgegeben, sondern ganz bewusst weggelassen wurde.
Einerseits passt das dazu, dass im Film der Schrecken des Krieges, der in der Sage gerade durch die lange Dauer so stark geschildert wird, gegenüber dem Heldentum völlig verschwindet.
Zum anderen will der Film aber doch mit den Off-Kommentaren am Anfang und Ende gerade darauf hinaus, wie groß, legendär und einmalig dieser Krieg war. Und das wäre ein 18tägiger Blitzkrieg eigentlich nicht sonderlich...

Fargo
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Di 25. Mai 2004, 16:58 - Beitrag #90

Da stimme ich Dir zu, Traitor - das ist eine von vielen Schwächen des Films. Aber das Drehbuch lässt die Figuren ganz bewusst immer wieder auf Geschehnisse vom Vortag hinweisen oder etwas für den nächsten Tag planen. Man kann nur zweifeln, ob die Griechen am ersten Tag nach der Trauerpause oder gar am letzten Tag des Waffenstillstands abzurücken vorgeben.

Sehr bemerkenswert finde ich auch die teuer aufgebauten Kulissen, für die sich der Film nie richtig Zeit nimmt. Die Kamera klebt dauernd an den Gesichtern und nimmt Troja nur nebenbei wahr. Da führt sich das große Kino selbst ad absurdum und versucht auszusehen wie ein Fernsehmehrteiler.

Vermutlich hat Petersen auch noch viel Material in der Schubalde, so dass die Plotte später im TV über vier Abende gestreckt werden kann. Dann werden es immer noch bloß achtzehn Tage Krieg sein, aber sie werden uns garantiert wie zehn Jahre vorkommen.

Fargo

Elbereth
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Mi 26. Mai 2004, 00:29 - Beitrag #91

Ich kann eure Kritik nicht ganz nachvollziehen. Dass die Götter weggelassen werden und die kriegsdauer verkürzt wird, war ziemlich klar, schon bevor der Film raus war, und den Rest hat Petersen meiner Meinung nach ziemlich gut umgesetzt. Ok, ich bin kein Experte in Sachen Synchronization oder Qualität der Kulissen, aber die Charaktere waren überzeugend (wieso war Achilles übertrieben? er entsprach vielleicht nichts 1:1 der Buchvorlage, aber das tat auch der ganze film nicht), die Hauptelemente der Geschichte kamen gut rüber (z.B. dass man sich eigentlich für keine Partei entscheiden konnte) und die Filmmusik war sehr schön.

Ich hoffe jetzt kommen keine Vorwürfe, dass ich den Film zu oberflächig betrachte, aber anscheinend haben viele leute viel zu hohe Erwartungen an die Bucherfilmungen. Ich war z.B. positiv überrascht, denn ich habe viel schlimmeres erwartet, besonders wenn man sieht wieviel Schrott es sonst noch so gibt. Und ein Film mit einem Buch zu vergleichen halte ich eh für sinnlos.

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Mi 26. Mai 2004, 00:58 - Beitrag #92

Ich kann Elbereth nur zustimmen, natuerlich hat der Film einiges geandert bzw. weggelassen, aber diese Sachen waren nicht so wichtig, die Zeitdarstellung war fuer einen Kinofilm angemessen und es spielt fuer die Haupthandlung ueberhaupt keine Rolle wie lang der Krieg nun tatsaechlich dauerte. Genauso macht es fuer den Film keinen Unterschied ob nun Hector Ajax umgebracht hat oder dieser Selbstmord beging. Ihr koennt euch natuerlich auch darueber aufregen dass Achilles von Paris erts ma Ende nach dem Falle Trojas getoetet worden ist, aber ist es wirklich so wichtig.
@Traitor
Deine ganzen Punkte sind zwar richtig doch irrelevant, das dieser Krieg legendaer ist bzw werden wird wird dem Zuschauer auch so klar, das gleich gilt fuer den Schrecken des Krieges. Die Lange des Krieges ,nach Homer, dient meiner Meinung ja eher dazu die Patt-Situation des Kriegs zu verdeutlichen,.
Alle die den Film wegen der diskutierten Punkte nicht mogen sollen doch besser Zuhause bleiben und die Illiad lesen, am besten in griechisch so, dass sie sich dann schoen uber den Film aufregen koennen!

Traitor
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Mi 26. Mai 2004, 14:25 - Beitrag #93

@Elbereth:
Dass die Götter weggelassen werden und die kriegsdauer verkürzt wird, war ziemlich klar, schon bevor der Film raus war,

Naja, wann Fehler bekannt werden, ist mir für deren Bewertung reichlich egal ;)
wieso war Achilles übertrieben? er entsprach vielleicht nichts 1:1 der Buchvorlage, aber das tat auch der ganze film nicht
Achilles soll sehr arrogant wirken, ja. Aber muss man das mit so einer Mimik darstellen? Pitt trug in fast jeder Szene einen dicken Schmollmund zur Schau, was mitten in einem Krieg einfach albern wirkt. Und auch durch seine Texte und Aktionen wirkte er eher wie ein verzogener Schnösel als wie ein überlegener Krieger, der aus Grimm und verletzter Ehre den anderen gegenübersteht.

@Native: Über die Details wie Ajax' Tod habe ich mich ja gar nicht erst aufgeregt. Die hatte ich, wie beschrieben, so erwartet, und sie machen auch nicht wirklich viel aus.
es spielt fuer die Haupthandlung ueberhaupt keine Rolle wie lang der Krieg nun tatsaechlich dauerte.
Das dagegen hat für mich mit die entscheidenste Bedeutung der ganzen Sage. Schon allein wegen der Folgesagen wie Odyssee oder Atriden. Und eben wegen der Besonderheit des Krieges - außer durch die 1000-Schiffe-Szene hatte ich an keiner Stelle des Filmes den Eindruck, einem besonderen historischen Ereignis beizuwohnen. Es war eine kurze Racheexpedition eines machtgierigen Königs, an deren Ende eine mehr oder weniger durchschnittliche Stadt (siehe dazu Fargos Kommentar über die Kulissen) abgebrannt wurde und wo zwischendurch einige nette Zweikämpfe stattfanden. Was ist daran so legendär?

Alle die den Film wegen der diskutierten Punkte nicht mogen sollen doch besser Zuhause bleiben und die Illiad lesen, am besten in griechisch so, dass sie sich dann schoen uber den Film aufregen koennen!
Wie im ersten Post geschrieben, werfe ich dem Film gar nicht vor, im Detail das Original zu verletzen oder diesem nicht gerecht zu werden. Das ist absolut nicht erreichbar, noch weniger als beim Herrn der Ringe. Was ich ihm vorwerfe, ist die Schwäche im filmischen Bereich - keine Botschaft mehr, schwache Schauspielleistungen und vor allem Kämpfe und Effekte. Auch ohne die Ilias perfekt wiederzugeben, hätte man einen sehr guten Fiilm abliefern können.

Elbereth
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Mi 26. Mai 2004, 19:08 - Beitrag #94

@Traitor:

Naja, wann Fehler bekannt werden, ist mir für deren Bewertung reichlich egal


Ja, aber das hat immer noch einen grossen Einfluss auf die Erwartungshaltung im Bezug auf den Film. Das bedeutet, wenn man von vorne rein weiss, dass bestimmte Aspekte im Film weggelassen werden (und das müssen nicht unbedint "Fehler" sein, sondern vielleicht hat sich der regisseur einfach andere ziele gesetzt), dann ändert man dementsprechen seine Erwartungen oder man lässt den Film ganz sein. So mache ich das zumindest ;) . Denn sonst ist doch eine Enttäuschung vorprogammiert.


Achilles soll sehr arrogant wirken, ja. Aber muss man das mit so einer Mimik darstellen? Pitt trug in fast jeder Szene einen dicken Schmollmund zur Schau, was mitten in einem Krieg einfach albern wirkt. Und auch durch seine Texte und Aktionen wirkte er eher wie ein verzogener Schnösel als wie ein überlegener Krieger, der aus Grimm und verletzter Ehre den anderen gegenübersteht.



Von mir aus, er wirkte wie ein verzogener, arrogater und genialer Kriegsschnösel :D . Was isr daran so schlimm? Und ausserdem, HAT Brad Pitt nun mal so einen Schmollmund.

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Mi 26. Mai 2004, 19:38 - Beitrag #95

Ich jedenfalls kann keine Schmollmund bei Achilles erkennen und er wirkt auch sehr arrogant auf mich, ich sge sogar, das Brad Pitt seine Rolle als Achilles sehr gut spielt und ich mir keinen besseren Schauspieler fuer die Rolle kann vorstelle.
@Alle denen man es nicht recht machen kann ;)
Werdet Regiseure(oder wie man das schreibt) und dreht eure eigene Version von der Illiad ;)

Traitor
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Mi 26. Mai 2004, 23:36 - Beitrag #96

Zur Erwartungshaltung: Ein Film sollte auch die überzeugen können, die nur vom Namen und Thema interessiert hineingehen, ohne sich vorher mit durchgesickerten Infos genau über alles informiert zu haben.

Zu Achilles/Brad Pitt: So schlimm daran ist, dass die Rolle damit extrem geschwächt wird - er wurde quasi zur Hauptperson des Filmes aufgebaut, wirkt aber absolut unsympathisch und auch nicht im Gegenzug beeindruckend oder heroisch.
Und was Brad Pitt angeht - der Schmollmund ist bei ihm durchaus nicht unvermeidlich. Er ist eigentlich ein ziemlich wandlungsfähiger Schauspieler, siehe 12 Monkeys. Aber hier wurde er vom Regisseur als Schönling verpflichtet und zum reinen Schönling spielen gezwungen.

Fargo
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Do 27. Mai 2004, 19:50 - Beitrag #97

Original geschrieben von Elbereth
...anscheinend haben viele Leute viel zu hohe Erwartungen an Buchverfilmungen... Und einen Film mit einem Buch zu vergleichen halte ich eh für sinnlos.


Jein. Von einem Film zu erwarten, dass er einem den eigenen Leseeindruck auf der Leinwand ausbreitet, ist natürlich Quatsch.

Erstens ist die eigene Lektüreerfahrung nichts weiter als eine Interpretation, und jeder Leser baut sich bekanntlich seine eigene zusammen. Und zweitens arbeiten Literatur und Film mit ganz unterschiedlichen Mitteln, haben unterschiedliche Stärken und Schwächen. Ein Film kann kein Buch getreu umsetzen, so wenig, wie ein Buch einen Film getreu nacherzählen kann.

Der Spaß an einer Verfilmung ist es ja gerade, die Interpretation von jemand anderem zu sehen, und den Stoff mit anderen Mitteln dargestellt zu finden, was notwendig andere Aspekte betont. Das kann von einer sacht anderen Sichtweise der Dinge im Vergleich zum eigenen Leseeindruck bis hin zu einer radikalen Uminterpretation der Vorlage gehen, zu einer Verfilmung, die eher die Gegenthese als die Parallelerzählung zum Buch sein will.

Trotzdem kann es ganz erhellend sein, Sinn und Buch zu vergleichen. Ein Buch zeigt schon mal ein paar Dinge, die sich aus einem Stoff herausholen lassen. Wenn der Film anderes vorschlägt, dann kann man zumindest vergleichen, ob das ähnlich ergiebig, gar interessanter, oder vielleicht doch flacher ist. Der Vergleich mit dem Buch ist kein Vergleich mit dem Urmeter. Aber er kann einen darauf aufmerksam machen, dass ein Film sich Unwichtigem widmet, obwohl sehr viel Interessanteres vor seiner Nase liegt.

In dieser Hinsicht hat mich Petersens "Troja" enttäuscht, etwa durch die verschämte Art, auf die er mit der homoerotischen Beziehung von Achilles und Patroklos umgeht.

Und ob ein Krieg zehn Jahre dauert, oder ein paar Tage, das macht für mich auch einen verdammten Unterschied, was die Psyche der Beteiligten angeht, von den Folgen für Volk, Wirtschaft, Kultur mal ganz abgesehen.

Original geschrieben von Native
Alle, die den Film wegen der diskutierten Punkte nicht mögen, sollen doch besser zuhause bleiben und die Ilias lesen, am besten in Griechisch, so dass sie sich dann schön über den Film aufregen können!


Das finde ich keine sehr glückliche Aussage. Die könnte man auch so deuten: "Wer in einer Diskussion ganz anderer Meinung ist als ich, soll gefälligst die Klappe halten."

Dass Petersen, wenn er einen Stoff anpackt, der über die Jahrtausende vielen Menschen viel bedeutet hat und noch immer in vielen Lesern intensive Gefühle und sehr unterschiedliche Gedanken auslöst, sehr kritisch unter die Lupe genommen wird, damit werden er und Du schon leben müssen. Petersen will die Bekanntheit des Stoffes nutzen, also muss er auch damit klar kommen, dass es schon viele Erwartungen an die Umsetzung gibt.

Oldtimer Fargo, der bei Homer nicht zuerst an die Simpsons denkt :)

Padreic
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Do 27. Mai 2004, 20:21 - Beitrag #98

Ein Vergleich zwischen Buch und Film ist hier wohl nicht nur aus den allgemein gültigen Gründen unpassend, sondern vor allem auch, weil die Ilias vor mehr als 2500 Jahren geschrieben wurde und Petersen das Ganze wesentlich moderner behandelt hat. Damit meine ich primär nicht eine gewisse Sensationslastigkeit, sondern eine deutliche Akzentverschiebung in Motivationen und Lösungen. Beispielsweise ist der Punkt erwähnbar, wie eben aus der Privatfehde ein großer Krieg wurde. Im antiken Epos waren die Götter hier stets Triebfeder, der Film hat viel mehr Wert auf das Politische gelegt, insbesondere in der Figur des Agamemnon. Das ist schon in sich verständlich, insbesondere nach der Einleitung.

Ich denke, man muss auch bedenken, dass wir es hier nicht mit irgendeinem Regisseur, sondern immerhin mit Wolfgang Petersen zu tun haben, der immerhin einen Film wie 'Das Boot' gedreht hat. Durch eine Schulpflichtveranstaltung (deren Sinnigkeit ich hier wohl nicht diskutieren will...) bin ich dazu gekommen, den Film ein zweites Mal zu sehen, und am Anfang hab ich mal mehr auf Details wie Kameraführung etc. geachtet und muss sagen, dass das schon gute Arbeit ist (der Anfang, so bis die Griechen auf's Meer fahren, gefällt mir immernoch sehr gut...).
Ich wäre so auch sehr vorsichtig damit, zu sagen, dass der Film keine Botschaft hat. Dass da tiefsinnige Gedanken drinstecken, will ich nicht behaupten, doch allein durch den Komplex Ruhm-Kriegerleben-Gehorsam kann man IMHO schon nicht mehr davon sprechen, dass der Film keine Aussage hat.

Übrigens fand ich es gar nicht mal schlecht, dass sich der Film nicht viel Zeit für seine Kulissen nimmt. Nur weil sie viel gekostet haben (genauso wie die Darsteller ;)), heißt das nicht, dass die Bedeutung für den Film immens ist.

Ich will ganz sicher den Film nicht über den grünen Klee rühmen, da waren durchaus einige Sachen, die mich wirklich störten (z. B. die miserable Kriegstaktik der Trojaner am Anfang, die Zeitdarstellung...), aber vor allem hat mich das wieder davon überzeugt, dass die Ilias nicht verfilmbar ist, noch weniger als der HdR, vor allem in der Zeit. Aber es war trotzdem lohnenswert. Und Petersen ist ein guter Regisseur, der einen Film aus einem Guss hingekriegt hat, auch wenn ihm das Ende etwas entgleitet.

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Do 27. Mai 2004, 21:13 - Beitrag #99

@ Fargo:

Ein Buch zeigt schon mal ein paar Dinge, die sich aus einem Stoff herausholen lassen. Wenn der Film anderes vorschlägt, dann kann man zumindest vergleichen, ob das ähnlich ergiebig, gar interessanter, oder vielleicht doch flacher ist.


Welchem Stoff? Gibt es etwa andere schriftliche Überlieferungen von dem Trojanischen Krieg? Also ich meine, die halbwegs detaillierten? :confused: Ich lasse mich gerne belehren, aber ich ging davon aus, dass "Ilias" die Grundlage ist, und deswegen macht der vergleich wenig Sinn, denn der Film wäre nur, wie du es selber schon gesagt hast, eine Interpretation.


In dieser Hinsicht hat mich Petersens "Troja" enttäuscht, etwa durch die verschämte Art, auf die er mit der homoerotischen Beziehung von Achilles und Patroklos umgeht.


Achilles und Patroklos hatten eine homoerotische Beziehung?? :confused: Ich kann das irgendwie nicht glauben, denn dieser Aspekt ist mir sowohl im Buch als auch im Film entgangen

Fargo
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Fr 28. Mai 2004, 22:27 - Beitrag #100

Original geschrieben von Padreic
Ein Vergleich zwischen Buch und Film ist hier wohl nicht nur aus den allgemein gültigen Gründen unpassend, sondern vor allem auch, weil die Ilias vor mehr als 2500 Jahren geschrieben wurde und Petersen das Ganze wesentlich moderner behandelt hat.


In diesem Punkte Einspruch, Euer Ehren.

Es ist ja nicht so, dass wir hier eine historische bzw. historisierende Lesart des Textes, also den verwegenen Versuch, Homer so wahrzunehmen, wie ihn Zeitgenossen aufgefasst haben mögen, gegen eine moderne Interpretation des Textes durch das Medium Film ausspielen.

Wir lesen ihn heute, auf usnere Art, also ist das, was wir aus ihm herausholen, eine moderne Interpretation. Und dieses Leseerlebnis kann man sehr wohl mit dem Filmeindruck vergleichen - das ist ja was anderes als zum alleinigen Maßstab machen. ;)

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