Troja

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Fargo
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Fr 28. Mai 2004, 22:59 - Beitrag #101

Original geschrieben von Elbereth
Welchem Stoff? Gibt es etwa andere schriftliche Überlieferungen von dem Trojanischen Krieg?


Der Trojanische Krieg war einer der großen Erzählstoffe der Antike. So wie der Zweite Weltkrieg mal einer der großen Stoffe in Deutschland war. Es gab Ammenmärchen, Vollkssagen, Jahrmarkstschwänke und jede Menge dichterischer Verarbeitungen. Die Volkszeugnisse sind uns kaum, viele dichterische Texte nur in Bruchstücken und Zitaten überliefert. Insofern bilden Homers Dichtungen die intakte Ausnahme. Wir kennen aber genügend Varianten zu dem, was Homer erzählt - vieles ist andernorts ganz anders dargestellt und ausgemalt.

Diese alternativen Quellen meinte ich aber gar nicht mit dem Begriff Stoff, da haben wir uns missverstanden.

Wann immer jemand etwas erzählt, ob er/sie was ganz Neues erfindet oder ob er/sie etwas Vorhandenes variiert, bekommen wir einen Stoff angeboten, der uns zwar in einer bestimmten Ausformung und Gestaltung angetragen wird, aber doch nicht identisch mit dieser Gestaltung ist.

Einfaches Beispiel: Nick Hornby schreibt in "High Fidelity" über einen Mann, der einen kleinen Plattenladen hat, über die Liebe zur Musik, die Macken der Sammler, etc. Das ist sein Stoff, unabhängig davon, ob es andere Texte darüber gibt oder nicht. Und Du kannst Dir an jader Stelle überlegen, ob er dem Stoff gerecht wird, was er besonders betont und was er weglässt, was er wie beleuchtet, etc.

Original geschrieben von Elbereth
Achilles und Patroklos hatten eine homoerotische Beziehung??


Es gab immer wieder Zeiten und Gesellschaften, in denen diese Interpretation heftig bestritten wurde. Aber vielen Lesern scheint das die schlüssigste Interpretation dessen, was Homer da schildert, vor allem auch die beste künstlerische Ausbalancierung der Motive.

Im alten Griechenland war Männerliebe, bzw., Bisexualität, das Führen einer Ehe aus praktischen und dynastischen Gründen, begleitet von einem Verhältnis unter Männern als Refugium körperlicher Lusterfahrung und großer Emotion, völlig normal, das wurde offen gelebt. Homer musste also gar nicht dazu sagen, dass Patroklos und Achilles Liebhaber waren, das erschien seinen Zuhörern damals ganz schlüssig - erst das Gegenteil, ein derart inniger Umgang und ein solcher Gefühlsrausch ohne gelebte homoerotische Komponente wäre das Erwähnenswerte gewesen.

Frühere Verfilmungen waren da extrem prüde und retuschierten dieses Element weg. Allerdings gibt es in "Helen Of Troy" von Robert Wise aus dem Jahr 1956 ein paar versteckte Anspielungen.

Auch Petersen zeigt den Übungskampf der
beiden Freunde nicht als brutales Sparring, sondern als etwas Geschmeidiges, eine Art Tanz, ein Einander-Umgarnen, ein hitziges Vorspiel zu einem ganz anderen Miteinander der Körper. Aber er belässt es bei der Andeutung. Das ist mir zu wenig, der heterosexuelle Achilles, dessen Lust an Frauen in der Folge sehr betont wird, ist mir zu bieder.

Fargo

Padreic
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Sa 29. Mai 2004, 14:06 - Beitrag #102

@Fargo
Das Recht zu einem gewissen Vergleich zwischen Ilias und 'Troja' will ich auch gar nicht bestreiten. Aber es ist ja nicht nur so, dass Petersen, die Ilias moderner interpretiert, er interpretiert die Geschichte des Kampfes um Troja moderner und belässt es bei einer Inspiration durch die Ilias. Er macht es eher so, wie man heute aus den bekannten erzählerischen Grundmotiven des trojanischen Krieges eine Erzählung aufbauen würde. D.h. er schreibt sozusagen eine neue Geschichte um den trojanischen Krieg, grob an die Ilias angelehnt, und verfilmt dann diese. Ein direkter Vergleich zwischen Ilias und 'Troja' ist so zwar nicht völlig unpassend, aber auch kein wesentlichen Bewertungskriterium, denke ich.

Padreic

Fargo
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Sa 29. Mai 2004, 22:33 - Beitrag #103

Original geschrieben von Padreic
Aber es ist ja nicht nur so, dass Petersen, die Ilias moderner interpretiert, er interpretiert die Geschichte des Kampfes um Troja moderner und belässt es bei einer Inspiration durch die Ilias.


Da eben bin ich von Petersen enttäuscht - weil er nicht so sehr modern interpretiert, worauf ich sehr gespannt gewesen wäre, als schlicht trivialisiert.

Damit meine ich vor allem seinen Umgang mit den Göttern.

Ich habe gewiss nicht erwartet, dass er den Homerschen Blick auf die Olympier ins Kino bringt, diese selbstverständliche Akzeptanz der Götter als konkreter, sinnlicher, sich in Händel und Getümmel der Lebenden mischender Wesen.

Aber geht er stattdessen den interessanten Weg - also eine andere Gesellschaft zu zeigen, in der unterschiedliche Menschen auf sehr unterschiedliche Weise galuebn? Nein, er macht es sich sehr viel einfacher, er setzt einen sehr modernen Zynismus voraus. Die meisten seiner Kämpfer glauben gar nicht, für sie ist Glaube hohle Phrase. Dann gibt es ein paar scheele Priestertypen, für die ist Religion ein Geschäft, wie wir ahnen dürfen. Und dann gibt es Briseis als Glaubende - eine Figur, an der Glauben einfach ihre Hilf- und Schutzlosigkeit in einer brutalen, nach anderen Regeln funktionierenden Welt symbolisieren soll.

Das hätte ich mir, auch wenn es nicht die interessanteste Variante ist, noch gefallen lassen. Immerhin inszeniert Petersen die Absage an die Götter mit Achilles' Tempelschändung offensiv heraus. Aber er zieht das ja dann nicht wirklich als Thema durch, er deutet den Trojanischen Krieg nicht als ein Schlachten, in dem die Götter fallen und der Glaube verblutet. Das wäre tatsächlich eine moderne Gestaltung des alten Stoffes.

Nein, Petersen und Drehbuchautor David Benioff setzen den Abfall vom Glauben einfach auf breiter Front voraus. Und so treten denn die Figuren weniger als modernisierte Homergestalten auf, eher als moderne Genretypen, die man in archaische Kostüme gezwängt hat. Wie stand in einer Kritik zu lesen? Agamemnon und Menelaos stapften umher wie zwei mit der Mafia verbandelte Schrottplatzbesitzer aus New Jersey, die ihre Konkurrenten unter Druck setzen, ihre Läden zu verkaufen.

Da hat Petersen in meinen Augen nicht modernisiert, Padreic, da hat er dem Popcornpublikum mal wieder die Zumutung erspart, irgendwann könnten Leute ein wenig anders gedacht, gehandelt, geredet haben als die vertrauten Figuren, die jeden Samstag im Multiplex unter einem neuen Titel ihre alte Nummer abliefern.

Das finde ich langweilig, aber es ist noch immer nicht mein Haupteinwand gegen Petersens Umgang mit dem Stoff. Was ich wirklich höchst ärgerlich finde, ist die Inkonsequenz des Films. Einerseits erklärt er die Götter ganz und gar zum Nichts, zur schon verblassten Sprachfloskel. Andererseits aber behält er jene enormen Heldentaten und jene übermenschliche Statur der Heroen bei, die sich bei Homer allein aus göttlicher Mithilfe (und Zeugung) erklären. Das Landungsunternehmen von Achill ist dafür das schönste Beispiel: bei Homer sind es die Götter, die solche Siege schenken und solche Unverwundbarkeit verleihen. Bei Petersen ist es mal wieder der Übermensch an sich, der seine Überlegenheit demonstriert.

Und damit sind seine vermeintlich gebrochenen, also modernen Heldenfiguren sehr viel robuster und kompakter, auf fade Weise autarker und selbstbestimmter, als die vermeintlich altmodischen Figuren bei Homer.

Der betörende Wahnwitz der Ilias – und überhaupt klassischer griechischer Literatur – resultiert aus der Schizophrenie der Welt: dass da einerseits die imposantesten Recken die unglaublichsten Taten vollbringen. Dass sie aber andererseits nichts als Würmchen, Stäubchen, Marionetten sind, weil ihnen die Götter bei ihren Taten helfend die Hand lenken, oder weil die Götter ihnen jederzeit in die Parade fahren können, von der Macht der Parzen, der Schicksalsspinnerinnen, ganz zu schweigen.

In den alten Texten sind die Helden zugleich überlebensgroß und erschreckend winzig, bloße läppische Spielsteinchen in einem Dauerkonflikt der Götter. Dieser interessanten Perspektive hat Petersen nichts adäquat Faszinierendes entgegen zu setzen. Als Geschäftsmann hat er natürlich Recht – die Leute wollen keine Idee sehen, sondern Brad Pitt.

Fargo

Elbereth
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So 30. Mai 2004, 11:16 - Beitrag #104

@ Fargo:

Immerhin inszeniert Petersen die Absage an die G?tter mit Achilles' Tempelsch?ndung offensiv heraus. Aber er zieht das ja dann nicht wirklich als Thema durch, er deutet den Trojanischen Krieg nicht als ein Schlachten, in dem die G?tter fallen und der Glaube verblutet. Das w?re tats?chlich eine moderne Gestaltung des alten Stoffes.


Wieso denkst denkst du dass deine version die einzig richtige moderne Version des Filmes wäre? Vielleichte wollte er auch das nur andeuten aber nicht durch den ganzen Film durchziehen? Vielleicht ist DAS dann in Petersens Augen die moderne Version.


Da hat Petersen in meinen Augen nicht modernisiert, Padreic, da hat er dem Popcornpublikum mal wieder die Zumutung erspart, irgendwann k?nnten Leute ein wenig anders gedacht, gehandelt, geredet haben als die vertrauten Figuren, die jeden Samstag im Multiplex unter einem neuen Titel ihre alte Nummer abliefern.



Ok, das stimmt, aber so ist es (leider) in jedem Hollywood-Film, deswegen verstehe ich nicht, wieso das jetzt ein besonderer kritikpunkt an diesem Film sein soll.


Was ich wirklich h?chst ?rgerlich finde, ist die Inkonsequenz des Films. Einerseits erkl?rt er die G?tter ganz und gar zum Nichts, zur schon verblassten Sprachfloskel. Andererseits aber beh?lt er jene enormen Heldentaten und jene ?bermenschliche Statur der Heroen bei, die sich bei Homer allein aus g?ttlicher Mithilfe (und Zeugung) erkl?ren. Das Landungsunternehmen von Achill ist daf?r das sch?nste Beispiel: bei Homer sind es die G?tter, die solche Siege schenken und solche Unverwundbarkeit verleihen. Bei Petersen ist es mal wieder der ?bermensch an sich, der seine ?berlegenheit demonstriert.



Und wo is da das Problem?

Ich habe insegesamt das gefühl, dass du Petersens Film mit deiner eigenen "modernen" oder auch nicht modernen Interpretation vergleichst, und daraus deine Kritikpunkte ziehst.

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So 30. Mai 2004, 13:41 - Beitrag #105

@Fargo
Im Grunde will ich dir da recht geben. Es ist eben Mainstream-Kino, da geschieht natürlich keine tiefere Ausarbeitung von Ideen, da gibt es große Zugeständnisse an das "einfache" Publikum. An manchen Stellen übertreibst du aber, denke ich, ein wenig.

Ein wenig differenzierter würde ich die Ausarbeitung des Glaubens schon sehen.
Wäre für den Hohenpriester Trojas Glaube nur ein Geschäft gewesen, dann hätte er während der Brandschatzung Trojas nicht im Tempel gestanden und hätte die griechischen Krieger an ihre Ehre gemahnt, die Götterstatuen nicht zu schänden. In christlicher Analogie würde ich ihn als eine Art von Pharisäer sehen: er ist prinzipiell noch gläubig, hat darin aber jegliche Inbrunst und jegliches Suchen verloren, er ist vielmehr in seiner Art von Glauben unglaublich arrogant und glaubt, in seinen Deutungen der Zeichen nicht fehlen zu können.
Priamos ist ein stark gläubiger Charakter, der dem Hohenpriester in seinen Deutungen vertraut, der aber noch nicht Suchen und Inbrunst verloren hat (siehe auch seine Gebetsszene). Sein Glaube hat auch stark fatalistische Tendenzen ("Es ist der Wille der Götter"). [Priamos ist deswegen IMHO auch kein moderner Charakter.]
Hektor ist wiederum auf seine Weise gläubig, denn er ehrt durchaus noch die Götter, aber mehr aus Tradition und gesellschaftlichen Gründen. Ich denke, er glaubt auch an ihre Existenz, nur hält er sie für machtlos, weil sie nicht handeln.
Achilles muss an die Götter glauben, weil seine Mutter eine Göttin ist (IMHO kommt das auch so im Film rüber). Er fürchtet sie aber nicht, stellt sich fast über sie (z. B. wenn er davon redet, dass die Götter die Menschen ob ihrer Sterblichkeit beneiden).
Das ist natürlich alles nicht voll durchgezogen, aber angedeutet.

Zu sagen, die Charaktere in 'Troja' handelten und sprächen so wie heutige, halte ich für übertrieben, wenn auch im Kern nicht falsch. Die Themen von Ruhm, Götterwillen etc. würden heute weniger vorkommen. Es stimmt aber schon, dass starke Anpassungen vorgenommen wurden, manchmal auch sicherlich unglücklich.

Padreic

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Mi 2. Jun 2004, 02:06 - Beitrag #106

Original geschrieben von Elbereth

Wieso denkst denkst du, dass deine Version die einzig richtige moderne Version des Filmes wäre?


Das denke ich überhaupt nicht. Ich bin sehr dankbar, wenn anderen Leuten Interpretationen und Gestaltungsmöglichkeiten einfallen, auf die ich nie gekommen wäre. Aber wenn die Interpretation eines Stoffes durch einen Film auf den ersten Blick fader ist als eine Gestaltungsmöglichkeit, die sogar mir einfällt, dann bin ich enttäuscht.


Original geschrieben von Elbereth

Vielleicht wollte er auch das nur andeuten aber nicht durch den ganzen Film durchziehen? Vielleicht ist DAS dann in Petersens Augen die moderne Version.


Ob etwas in den Augen eines Regisseurs (oder Autors, Musikers, etc., das gilt ganz allgemein) die richtige, passende, zeitgemäße Version ist, interessiert mich nicht. Sein Job ist es, mich zu überzeugen, dass diese Version zeitgemäß ist. Ansonsten ist jede Kritik an allem, was auch nur vage Verbindungen zur Kunst hat, ausgeschlossen. Ansonsten dürften wir nichts mehr als die Schultern zucken und sagen: „Na ja, vielleicht gefällt’s dem Künstler selbst?“


Original geschrieben von Elbereth

Ok, das stimmt, aber so ist es (leider) in jedem Hollywood-Film, deswegen verstehe ich nicht, wieso das jetzt ein besonderer Kritikpunkt an diesem Film sein soll.


Einigen wir uns lieber darauf, dass es in vielen Hollywoodfilmen so zugeht, nicht in allen. ;) Auch Hollywood arbeitet nicht immer nach Formeln. Dass ein Fehler oft begangen wird, heißt aber nicht, dass es kein Fehler mehr ist.

Original geschrieben von Elbereth

Ich habe insgesamt das Gefühl, dass du Petersens Film mit deiner eigenen "modernen" oder auch nicht modernen Interpretation vergleichst, und daraus deine Kritikpunkte ziehst.


Exakt. Und das ist auch jedermanns gutes Recht. So wie es dann Dein gutes Recht ist, von der Interpretation Petersens überzeugter zu sein als von dem, was ich als Alternative vorschlage. Das ist eines der Grundmuster der Auseinandersetzung mit so einem Erzählwerk, die Frage zu stellen: „Wäre es nicht besser, wenn…?“ Von der kommt man dann auf die weiter interessante. „Warum hat er/sie es so gemacht statt anders, wo die Möglichkeit doch nahe liegt…?“ Dein Job in der Debatte wäre es also, mich oder zumindest andere Mitlesende zu überzeugen, warum Petersens Stoffbehandlung schlüssiger, spannender, ergiebiger, kurz, ‚besser’ ist als die von mir beispielhaft geforderte. Das Argument “weil sie Petersen besser gefällt” will ich dabei aber, siehe oben, nicht gelten lassen. 


Original geschrieben von Padreic
Im Grunde will ich dir da recht geben… An manchen Stellen übertreibst du aber, denke ich, ein wenig.


Schamlos sogar. Ich will ja meinen Standpunkt deutlich machen. ;)

Original geschrieben von Padreic
Wäre für den Hohenpriester Trojas Glaube nur ein Geschäft gewesen, dann hätte er während der Brandschatzung Trojas nicht im Tempel gestanden und hätte die griechischen Krieger an ihre Ehre gemahnt, die Götterstatuen nicht zu schänden.


Nach dem, wie Petersen den Hohepriester vorher zeichnet, welche hochmütigen Grimassen er ihn schneiden lässt und vor allem, welche Dialoge er ihm verweigert, erscheint mir diese Interpretation zu gutgläubig, um mal ein Wortspiel zu wagen.

Die ganze Existenz des Priesters, vermutlich nicht nur sein sozialer Status, sondern sein elementares physisches Dasein, sind am Ende. Das Zetern gegen die marodierenden Griechen verwendet die Götter wieder nur als Sprachfloskel: worüber er sich beschwert, das ist in Wirklichkeit der Frevel an ihm selbst. Vom Respektsanspruch der Götter zu reden und den eigenen zu meinen, das hat er ja schon vorher getan.

Original geschrieben von Padreic
Priamos ist ein stark gläubiger Charakter…


Priamos ist mein Lieblingscharakter im Film, die Bitte um die Herausgabe der Leiche Hektors die mit Abstand stärkste Szene im Film. Priamos ist die eine Figur, die so gezeichnet ist, von Mythos und Realität gleichermaßen gemasert, wie ich mir das für alle hier gewünscht hätte. Ich werde aber den Verdacht nicht los, das läge vor allem an der Schauspielkunst und dem sicheren Instinkt Peter O’Tooles. Den Verdacht mithin, das Drehbuch habe hier eigentlich eine schwache Figur zeichnen wollen, Muster „gläubig und alten Ehrbegriffen verhaftet = keine Chance gegen die neue Zeit“. Das kann man aber natürlich ganz anders sehen.

Fargo, den jetzt die Göttin des Schlafs küsst

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Fr 4. Jun 2004, 13:57 - Beitrag #107

Ich habe mir zwar mehr von diesem Film erwartet, aber ich finde ihn trotzdem richtig geil. Vor allem die Kampfszenen waren überwältigend und Achilles war ein echt super Charakter. Ich habe das Buch nicht gelesen und habe deshalb keine großen Vergleichsmöglichkeiten, obwohl ich die Geschichte ein bisschen kenne.

Der Film beinhaltet schon ein paar Elemente die wirklich störend wirken, was vor allem die Zeit angeht. Ich verstehe nicht, warum man diesen großen Krieg auf ein paar Tage reduzieren musste? Dieser einzigartige Krieg stand doch im Mittelpunkt und ich glaube, dass es für den Film insgesamt besser gewesen wäre, wenn man die Dauer von 12 Jahren (glaube ich) verdeutlicht hätte. Schließlich waren beide Völker auch Kriegsmüde und die Soldaten der Griechen glaubten wahrscheinlich nicht mehr an ein erfolgreiches Ende.

Die schauspielerische Leistung fand ich auch wirklich beeindruckend. Vor allem Brad Pitt hat eine seiner besten Rollen gespielt. Der Charakter des Achilles im Film hat mich wirklich beeindruckt und ich fand ihn wirklich sehr zeitgemäß. Das war so cool, als er am Anfang nackt mit den beiden Frauen im Bett lag und nicht zum Krieg erschien. Das Beste war dann sein Spruch: „Sag ihm, dass ich beschäftigt bin. Ich kämpfe Morgen“. (Ich kann mich nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnern, aber es ist sinngemäß wiedergegeben)
Die arrogante Art von Achilles und sein Streben nach Ruhm verleihen ihn viele Sympathiepunkte bei mir, vor allem weil er seinen Prinzipien treu bleibt.

Die Trojaner werden insgesamt im Film als das gute Volk dargestellt. Die Ausnahme bildet Paris, der die Gastfreundschaft von Menelaos ausnutzt und seine Frau mit nach Troja nimmt. Zudem verliert er seine Ehre indem er seinen Bruder anfleht ihm im Kampf gegen Menelaos zu helfen. Ansonsten verkörpert Priamos den wahrhaftigen König und Hector den ehrenvollen und tapferen Prinz von Troja. Ihnen gegenüber stehen der machthungrige Agamemnon und Achilles. Ich vermute mal, dass die Figur des Hectors größere Sympathien bei den Zuschauern hat, als Achilles. Das trifft auch auf mich persönlich zu, wobei ich den Charakter des Achilles echt super finde. Dieses Empfinden resultiert jedoch aus meiner Perspektive als Zuschauer, weil ich hier beide bewerten und vergleichen kann. Und der Prinz Hector ist im Vergleich zu Achilles ein wirklich guter Mensch. Was nicht nur durch sein Familienleben bekräftigt wird sondern auch durch seine Taten als Anführer seines Heeres. Er gibt den Griechen die Möglichkeit ihre Toten zu holen und stoppt den Angriff der Trojaner nach dem Tod von Patroklos. In diesem Moment war jedoch jeder Kampfeswille bei den Griechen gebrochen, die meisten glaubten doch, dass Achilles gestorben ist. Diesen Moment hätte er ausnutzen müssen, dann hätte man die Griechen geschlagen. Seine Ehre wird vor allem deutlich, als er sich Achilles stellt, obwohl er weiß dass er verlieren wird. Er hätte ihn einfach von den Bogenschützen erschießen lassen können. Das wäre unehrenhaft, aber er hätte damit Troja vielleicht retten können. Sogar Priamos lässt Achilles nicht erschießen, als er mit der Leiche seines Sohnes wegfährt.

Meine persönliche Moral in dieser Geschichte wäre, dass man im Krieg keine Gnade zeigen darf. Das mein den Feind niemals vertrauen darf, siehe das trojanische Pferd. Priamos sieht es als ein Geschenk für die Götter und will seinen Feinden eine gute Heimreise gewähren und er hört nicht auf Paris, der es verbrennen will. Diese Gutmütigkeit wird ihm dann zum Verhängnis. Die Griechen schlachten die unbewaffneten Trojaner ab. Leider wird Agamemnon auf Kosten eines Happy Ends geopfert, was diese Moralvorstellung zum Teil beschädigt. Ohne seinen Tod würde ich den Film insgesamt noch besser finden, weil dann wirklich eine eindeutige Hauptaussage hat.

+Luinalda+
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Do 10. Jun 2004, 10:22 - Beitrag #108

So ich war jetzt zweimal nacheinander drinnen und ich find ihn spitzenmäßig ! Einfach alles , das geschichtliche Ereignis wurde angemssen spannend und dramatisch verfilmt , außerdem waren die Darsteller perfekt (Brad Pitt ; Orli Bloom oder Diane Krüger)Und das beste : Er ist aus Deutschland :)

siebenschön
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Do 17. Jun 2004, 19:35 - Beitrag #109

Gott, ne echt. Ich versteh euch nich. Wie kann man dazu Kinderfilm sagen, das ist ja wohl lächerlich, was war daran kindisch? Das Personengeflecht fand ich durchaus gelungen, kein gut kein böse, jeder handelte eben so wie es seine Pflicht war (wenn man mal von Agamemnon absieht natürlich).

Dass man in 3 Stunden keine 12 jahre darstellen kann, ist ja wohl recht nachvollziehbar.
Wenn man sich den ganzen Film über über Brad Pitt (oh was für ein hohler Muskelberg, spricht da etwa der Neid liebe Männer?)
aufgeregt hätte, hätte man durchaus auch mal erkennen können, wie viel Mühe man sich mit dem Film gemacht hat.Die Kamera wurde nicht ihrer selbst überlassen sondern mal vielseitig eingesetzt, die Soundeffekte waren bombastisch (musste mich öfters mal umdrehen um sicher zu gehen, dass mir nicht gleich ein speer um die Ohren fliegt :D )

Zudem fand ich die Charakterdarstellungen sehr gelungen, man war darauf bedacht die Rollen nicht als einseitig stumpf (wie z.B Achilles) darzustellen.Es sollte betont werden, dass er im Grunde ein Opfer seiner selbst ist, geboren um zu töten. Trozdem empfand man Mitleid , da sich heraus stellte, dass auch er ein warmes herz haben kann ( Briseis, Trauer um Heeeektor :D ) usw.

Zwischenzeitliche Spannungen wie durch den Scheintod Achilles rundeten das ganze ab , meiner Meinung.

Ich hatte meine Erwartungen anfangs niedrig geschraubt, um nicht allzu enttäuscht zu sein, war dann jedoch mehr als positiv überrascht!!!
Schon in den Dialogen am Anfang wurde deutlich wie man für Rum und Ehre bezahlen muss, nämlich mit bitterer Einsamkeit. Keine Familie, keine liebende Frau.

Hinter dem "Gemetzel" verborgen waren tragische Schicksale wie die aussichtslose Liebe zwischen Helena und Paris. da war doch nun wirklich alles dabei was das unterhaltungsbedürftige Kinoherz erfreut.


Sicher fanden sich vereinzelt frühere Motive anderer Filme wieder, das lässt sich jedoch kaum verhindern. Eine Aufarbeitung der Kinogeschichte war es deshalb noch lange nicht. Epen ähneln nun mal, schlachten gibt es zu schlagen, niederlagen einzugestehen .

gefallen hat mir außerdem, dass petersen kein festes ende gelegt hat. geendet hat das ganze wie der anfang, durch odysseus`erzählung. wunderbar - gänsehautfeeling.
schließlich wissen wir alle, das achilles tatsächlich die jahrtausende überlebte ;)

nur 2 kritikpunkte : die hektorgummipuppe war etwas unpassend, man hätte vielleicht auf nahaufnahmen verzichten sollen. außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass mn im alten griechenland das wort OKAY benutzte ;)

bye 7

Shockk
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Mi 22. Sep 2004, 20:14 - Beitrag #110

Für alle Heimkino-Fans (und all diejenigen, die Troja noch nicht gesehen haben): Der Film ist seit dem 17ten September im Handel erhältlich.

Chennyboy
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Do 21. Okt 2004, 13:58 - Beitrag #111

Ich hab mal die chinesische Version von Troja gekauft und finde, dass die uebersetzte Sprache sehr gut war. Deszufolge muss der wirkliche Film noch besser sein.

Shockk
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Sa 23. Okt 2004, 19:02 - Beitrag #112

Ich habe Troja gestern nun zum ersten mal gesehen, nachdem wir ihn uns auf DVD zugelegt haben.

Mir hat der Film sehr gut gefallen. Es hat mich zwar ein wenig gestört wie schnell alles vergeht, aber immerhin gibt es eine Menge Stoff, der verarbeitet werden musste. Insofern verzeihbar. Die Charaktere fand ich klasse gespielt, die Umsetzung der Geschichte ebenfalls sehr gelungen, udn die Effekte bzw. die Darstellung war wahrhaft episch. Sehr guter Film, den ich mir aber sicherlich nochmal anschauen muss - das ist für nur einmal einfach zu viel auf einmal.

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