CeyxAdvanced Member
Beiträge: 372Registriert: 31.01.2002
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Kai blinzelte in das helle Sonnenlicht, das durch die Wolken brach. Der Regen hatte endlich aufgehört, wenn, wie Kai es einschätzte, auch nur für einen kurzen Moment.
Innerlich lachte er laut auf. Er wäre froh gewesen, über einen kalten Regenschauer in diesem Moment. Sein Kopf tat höllisch weh und er war müde.
Vielleicht war es, wie sagte man so schön, einfach zu viel für diesen Tag gewesen. Und ein dumpfes Gefühl sagte ihm, dass dies lang noch nicht alles war.
Er versuchte notgedrungen seine Gedanken etwas zu ordnen, versuchte, dass, worum sie in diesem Moment kreisten, zu vergessen. Sarah. Sie lebte noch. War Kai erleichtert? War er froh, Sarah wieder zu sehen? All diese Fragen, obwohl er es sich nicht eingestehen wollte, führten zur letzten, grossen Frage, die er sich nicht stellen wollte. Liebte er Sarah?
Oder hatte er nicht, an jenem Morgen, als sie gegangen war, zwar nichts gesagt hatte, genau so wenig, wie er etwas gesagt hatte, obwohl sie beide wussten, wohin sie ging und dass sie von da eigentlich nicht zurück kommen würde, hatte er an jenem Morgen schon ihr Grab in seinen Gedanken ausgehoben?
Kai seufzte, als er diese Gedanken mühsam auf die Seite schob. Vor ihm ging die Agentin der Cell. Kai nahm an, dass sie mit Implantaten nur so vollgestopft war, wie es bei der Cell üblich war. Die Cell war anders als die üblichen Terroristengruppen. Es war organisierter Terror. Fast schon gesponsorter Terror, wie ihr Ziel schon zeigte. Die Cell arbeitete mit den grössten Konsernen der Stadt zusammen. Doch einen solchen Anschlag, wie Sarah verübt hatte, so etwas würde die Cell nie machen. Die Cell verfolgte nicht die Interessen der Bürger, ihre Zufrieden- oder Unzufriedenheit, sondern nur ihre eigenen Ziele. Was diese genau waren, das wusste keiner, Kai vermutete nicht einmal die einzelnen Agenten der Cell, wie Raven, wusste vom Masterplan bescheit.
Und schliesslich machte Kai in seinen Gedanken Platz für die Regierung. Sie war auch hinter Sarah und so schlussendlich auch hinter ihm her. Kai wusste genau, dass es einer von Jack's Männern gewesen war, den er im Lift niedergeschlagen hatte. Und der Himmel wusste, zu welchen Mitteln Jack nun greifen würde.
Das IC Gebäude baute sich vor ihnen auf. Es war ein beieindruckender Wolkenkratzer, zumindest im Vergleich zu den umstehenden, runtergekommenen Häusern der Slums. Eine gewaltige, flackernde Werbetafel verbarg die gesamte Front des Hauses überhalb des Eingangs. Verschiedene IC Produkte flimmerten über den Bildschirm, einfache Telefone bis zu überteuerten Funkimplantaten. Nach den Produktankündigungen folgten einige Zahlen, Fakten über die Firma, das gewaltige Funknetz, dass die IC aufgebaut hatte und nach eigenen Angaben eine 100% Abdeckung gewährte.
Zu guter Letzt wechselte das Bild wieder und zeigte das Gesicht eines lächelnden Menschen. Langsam fuhr die Kamera zurück und zeigte an der Seite dieses arg fröhlichen Menschen zwei weitere, die ihn an der Hand hielten. Die Kamera ging immer weiter zurück, zeigte immer mehr Menschen, die sich glücklich an der Hand hielten, bis die Menschen zu Punkten zusammenschrumpften, die irgendwann den ganzen Bildschirm ausfüllten, nur begrenzt von den Weltmeeren, die sich nun auch noch in den gewaltigen Monitor schoben.
Als schliesslich die ganze Welt zu sehen war, schon sich der IC Schriftzug über die Erde und ein gut gelaunter Werbeslogan rahmte das ganze ein, doch Kai sah schon nicht mehr hin, denn es fing wieder an zu regnen und die beinahe schon spitzen Regentropfen stachen in seine Augen.
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