Da hat Shockk schonmal eine gute Vorlage gegeben. Die Europawahl diente scheinbar in keinem Land als solche, sondern lediglich der Abstrafung der jeweiligen Regierung.
Mich hat allerdings schon ein wenig gewundert, dass die Wahlbeteiligung an sich in allen Ländern dramatisch zurückgeht (und das ist ein langfristig zu beobachtender Trend), obwohl das "europäische Bewusstsein" laut Umfragen immer weiter steigt - was vielleicht lediglich an der Europameisterschaft im Fussball liegt, der ja bei den Wahlsendungen fast ebensoviel Aufmerksamkeit gewidmet wurde wie den Ergebnissen o.O.
Bild: Wahlbeteiligung der letzten Europawahlen für alle Länder
Ziemlich überraschend finde ich auch, dass gerade viele neu dazugekommene Länder teilweise extrem gerine Beteiligungen hatten (hier ist die Slovakei mit 16% !! im negativen Sinne an der Spitzenposition).
Posivitiv an der Wahl ist allerdings, das Deutschland im Verhältnis zum gesamten Parlament endlich mehr Sitze (99) bekommt, und damit die bisherige Ungerechtigkeit (die Sitze richten sich an den Bevölkerungszahlen, doch Deutschland wurde aus mit nicht bekannten Gründen mit 99 Sitzen stehts unterrepräsentiert) ein wenig abgemildert wird, denn die anderen "Großen" müssen einige Sitze an die Neuen abgeben.
Schade ist es, dass bei uns sehr viele Sitze an die CDU/CSU gehen, und das liegt wohl an der von Shockk erwähnten Tatsache, dass die Leute mit ihren Stimmen die Regierung abstrafen wollten. Dass das Ergebnis bei entsprechender CDU/CSU Regierung gleichermaßen schlecht ausgefallen wäre, daran kann es wohl kaum einen Zweifel geben, das zeigen auch die Ergebnisse in anderen Ländern, die sich auf Grund weltwirtschaftlicher Probleme in ähnlichen Knappheitszeiten befinden. Auch dort (z.B. Frankreich) wurden die Regierungen abgestraft, wobei hier die Regierung (die den Präsidenten Chirac stellt) in etwa unserer CDU entspricht.
Deswegen muss man sich auch eigentlich nicht so sehr über das schlappe Ergebnis der SPD ärgern, zumal sich Fräulein Merkel in ihrer Spitzenposition in der CDU (nachdem ja mit ihr, statt mit dem eigentlichen Spitzenkandidaten, den fast niemand kannte, geworben wurde) gefestigst hat, und meiner Meinung nach kaum Chancen auf das Kanzerleramt hat, zumal nicht zuletzt die CSU dem wahrscheinlich noch ein paar Steine in den Weg legen wird.
Erfreulich das Ergebnis der Grünen, die sich seltsamerweise aus der Abstrafung der Bevölkerung herauswinden konnten. Auch wenn es ein wenig gewagt ist, würde ich sogar behaupten, dass es an dem in Deutschland verbreiteten Antischröderismus liegen könnte, der vor allen Dingen von populistisch Angelegten Aktionen (siehe "Kanzerlersong") geprägt ist, wohingegen sich Joschka Fischer, der momentan unangefochten an der Spitze der Gründen steht und diese personalisiert, bester Umfragegebnissen bezüglich seiner Person erfreut.
