Durch die diversen Wahl-Threads geistern ja immer wieder Kurzdiskussionen über Nichtwahlen bzw. Nichtwähler. Ihnen wollte ich hiermit dann mal einen eigenen Thread wählen.
Ich selbst bin in dem Sinne Verfechter der Nichtwahl, dass ich selber nicht wählen würde, selbst wenn ich es dürfte (zumindest meinen momentanen Absichten nach).
Dies mache ich hauptsächlich aus einem gewissen Desinteresse heraus. Für mich ist sie nicht wichtig genug, als dass ich ihr die enorme Mengen an Zeit widmen wollte, die die Bildung einer qualifizierten Meinung meiner Ansicht nach erfordern würde [außer praktischer Relevanz würde vielleicht noch Schönheit oder dergleichen ein Interesse rechtfertigen; die ist aber definitiv in der Politik am allerwenigsten gegeben.]. Der Hauptaufwand ist gar nicht mal, sich über die zu Wahl stehenden Parteien zu informieren (obwohl das auch schon einiges an Zeit kosten kann, will man es mit angemessener Intensität tun), sondern sich eine Meinung darüber zu bilden, was die bestmögliche Politik ist. Die Sachlage ist da so komplex, das mir gar nicht klar ist, wie ich da vernünftig zu einer Ansicht kommen soll, insbesondere ohne enormen Aufwand daran, Studien und Fakten aller Art zu studieren. Der Punkt ist hier auch, dass man sich nicht bloß irgendeine vorläufige Meinung bildet (wie das sonst ja so häufig möglich ist), sondern diese auch definitiv äußern muss, wozu ich mich eben nicht in der Lage sehe. Die Schwierigkeit der Aufgabe sieht man auch daran, dass viele intelligente und gebildete Leute hier anderer Ansicht sind...
Der andere wichtige Punkt ist, dass aus meiner Prä-Ansicht heraus die etablierten Parteien einiges an Mist bauen, was vielfach wohl auch daran liegt, dass sie es gar nicht primär im Sinne des Volkswohls, sondern im Sinne ihrer Wiederwahl gut machen wollen. Und es fällt mir generell schwer, etwas zu stützen, die mir wesentlich missfällt. Eine Zufallswahl, um Extremisten an Parlamentseinzügen zu hindern, kommt deshalb für mich eigentlich auch nicht in Frage.
Es ist nicht so, dass ich jetzt appelliere, nicht zur Wahl zu gehen. Ich finde es ehrt die Leute, die sich informieren und sich dann letztendlich für das kleinere Übel entscheiden, allein schon, weil es die Machtbestrebungen von Extremisten zum Teil verhindert. Sie erlauben es erst Leuten wie mir, sich das Recht zur Nicht-Wahl zu nehmen (ich empfinde das als Grundrecht, genauso wie das Wahlrecht), denn wenn sie es nicht täten, würde das demokratische System eine solche Bedrohung erfahren, dass Politik auch für mich hinreichend wichtig wäre, da sie auch eine Bedrohung meines Privatlebens darstellen würde.
Padreic