Bowu schrieb.
Wäre ein Kompromiss nicht viel genauer, wenn er nur auf einer Ebene getroffen wird? (direkte Demokratie)
Direkte Demokratie wie ich sie verstehe würde bedeuten, daß zu zumindest sehr vielen Fragen die Bürger selbst abstimmen müßten / könnten. Die Schweiz macht dieses Modell vor.
Das Modell hat einen Haken, es erfordert nämlich implizit, daß jeder Bürger sich im Detail mit dem zu lösenden Problem und den damit verbundenen Aspekten auskennt - und das neben seiner Berufstätigkeit usw.
Tatsache ist, daß diese verbreitete Sachkompetenz nicht gegeben ist, sondern das Abstimmungsverhalten durch teilweise deutlich gewichtete Berichterstattung und auch durch Wahlwerbung beeinflußt wird.
Im Ergebnis werden Veränderungen, die viele Menschen auf noch nicht klar umrissenen Weise betreffen könnten, eher abgelehnt, insbesondere in materiellen Fragen reagiert das System relativ konservativ.
Den Glauben vieler Verfechter der Direkten Demokratie, damit würden z.B. Sozial- und Umweltfragen größeres Gewicht bekommen, halte ich deshalb für eine Illusion, auch weil die diese Fragen thematisierenden Initiativen nicht genug Geld für entsprechende Öffentlichkeitsabeit und haben.
Dennoch bin ich ein Verfechter von direkter Demokratie auf kommunaler Ebene, wo die zu behandelnden Probleme relativ überschaubar und die Informationsübertragungswege relativ kurz sind.
Letztlich finde ich es sehr gut, daß die EU viele Dinge regelt, weil dadurch innerhalb Europas relativ ähnliche Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Sonst ließen sich nämlich Verbesserungen z.B. im Tierschutz nicht erreichen, weil irgendein Land immer versuchen wird, geringere Standards zu haben als die anderen Länder, um damit die Produktion von Eiern billiger zu machen - nur ein Beispiel.
Insofern macht es Sinn, manche Kompromisse eben auf dieser höheren Ebene zu entscheiden.