@kido
Du sprichst eine enorm signifikante Problematik an. Jeder Mensch ist zu einem gewissen Maß geprägt, abgesehen von irreversiblen genetischen Anlagen, folglich ist es unmöglich eine neutrale Position einzunehmen, gilt es beispielsweise ein moralisches Problem zu analysieren. Ein moralisches Problem annähernd neutral zu beurteilen wäre einer, nicht selbiger Moral untergeordneten Instanz vorbehalten. Das ist eben eines der Hauptprobleme der Moral/Ethik, wer sagt, dass die Menschenwürde nicht unveräußerlich sei, ein Problem diesen Außmaßes neutral zu beurteilen ist doch all jenen unmöglich, welche nach unserer Vorstellung geprägt wurden, folglich all jenen, die vor selbigem Problem stehen. Daraus folgt nun meines Erachtens der Schluß, dass du, sofern du dich oder andere beurteilen willst, selbiges nur innerhalb eines abgeschlossenen definierten Systems tun kannst, welches dir unsere Gesellschaft auferlegt. Du magst dazu in der Lage sein dich in relative Unabhängigkeit von deiner Prägung zu begeben, dass allerdings erfordert einen empirisch-analytisch kritischen Geist. Kants "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten" in dem abgeschlossenen Definitionssystem, in welchem Kant sie verfasst, logische Inkosistenz nachzuweisen dürfte nahezu unmöglich sein, sie allerdings nach den Kriterien der Realisierbarkeit hin empirisch zu analysieren, offenbart ihre praktikable Nutzlosigkeit. Ich komme also zu dem Schluß, dass dein Streben, dein Selbst zu bestimmen gewissermaßen ein paradoxes Suchen ist, dessen Ergebnis allenfalls ein Primus inter pares sein kann. (Nicht im Sinne des Lords zu seinen Vasallen

)
Die Existenz deines objektiven Seins ist eine andere Frage, die nicht unerheblich von der Frage der generellen Existenz einer Sache oder einer Gegebenheit bei Abwesenheit eines Betrachters beeinflusst wird. Wenn man davon ausgeht, dass du einzig deshalb existierst, weil andere Zeugnis deiner Existenz ablegen könnten, dann dürfte dein objektives Sein nur bei Betrachtung durch eine übergeordnete objektive Gerichtbarkeit existieren. Geht man allerdings davon aus, dass die subjektive Wahrnehmung deines Umfelds Faccetten deines objektiven Seins wären und noch weit wichtiger, dass zwar nur dein subjektives Sein wahrgenommen würde, aber dein objektives nichts desto weniger Einfluss nähme, dann sollte dein objektives Sein zwar existieren, aber nicht als solches wahrgenommen werden.
(Etwas unglückliche Formulierung, aber eine treffendere fand ich nicht)
Von Interesse wäre dieses objektive Sein wahrlich für keinen Menschen, da dieser ohnehin außer Stande wäre selbiges zu erfassen.
In der Tat war meine Vorgehensweise die der indirekten Beweisführung, sofern es dir nicht möglich ist, deinen Standort zu bestimmen, dann solltest du danach streben sämtliche möglichen Standorte zu bestimmen und auszuschließen, welche nicht der Deine sein können. Du näherst dich deinem Selbst durch die Analyse der Differezen mit Anderen.