@Maurice:
Wenn nicht explizit gesagt wird, dass die gestellte Thematik nur unter den in unserer Gesellschaft offizell herrschenden Wertevorstellungen geführt werden soll, heißt das für mich, dass dieser Rahmen nicht festgelegt ist.
Wenn es in einer Diskussion darum geht, eine Lösung für ein praktisches Problem zu finden, sollte klar sein, dass diese nur innerhalb des gesellschaftlich durchführbaren und für den Fragenden, der zu dieser Gesellschaft gehört, tragbaren liegen kann.
Generell halte ich es auch für wichtig, sich stets bewusst zu sein, dass die Grundlagen, derer man sich bedient, nicht absolut sind und hinterfragbar sind. Aber dieses Bewusstsein sollte reichen; wenn man sie dann auch wirklich bei jedem Gedankengang und jeder Diskussion aufs Neue in Frage stellt, dann macht man doch nie Fortschritte, sondern kreist endlos um nicht eindeutig klärbare Grundsatzprobleme (eben die Natur der Philosophie), ohne zu praktischen Ergebnissen zu kommen.
Meiner Erfahrung nach funktioniert Philosophie so, dass man sich Grundsatzfragen stellt, zu denen es mehrere mögliche Antworten gibt, und man sich nach langem Überlegen für sein Weltbild die heraussucht, für die es die meisten Indizien gibt und die am erfolgversprechendsten für auf sie aufgebaute Modelle erscheint. Mit dieser Antwort arbeitet man dann weiter und betrachtet sie solange als Axiom. Nur wenn es andere Indizien gibt oder der erhoffte Erfolg sich nicht einstellt, die auf ihr fußenden Modelle also nicht schlüssig sind, muss man zurück zum Anfang gehen und eine neue Antwort suchen.
Wenn die Philosophie nicht mehr nur als eine Distanzierung vom Alltag dient, um die Welt von einer anderen Perpektive zu sehen, sondern selbst Teil ds Altags geworden ist, stellt die Philosophie keine Entfremdung mehr von diesem dar.
Ich denke, die Philosophie kann nur in ausreichender Distanz zum Alltag überhaupt funktionieren. Um grundlegende Sachverhalte zu verstehen und Modelle aufzustellen, muss man sich vom konkreten Fall und seinen Unwägbarkeiten entfernen.
Beispiel "Wert eines Menschenlebens": würde man hier direkt mit dem Bunkerbeispiel anfangen, käme man wohl kaum zu einem sinnvollen Ergebnis, da die Sache paradox und unlösbar erscheint. Legt man sich jedoch zuerst ein abstraktes, auf allgemeinem Welteindruck basierendes Menschenbild zurecht, wendet dies dann auf das Beispiel an, korrigiert es bei Unzulänglichkeit usw., sehen die Chancen doch viel besser aus, zu einer tragbaren Lösung zu kommen.
@Kacktus: Sicher, das Gegenteil überwiegt. Aber wie in so vielen Fällen halte ich hier beide Extreme für gefährlich, ein gesundes Mittelmaß ist wünschenswert.
@Artanis: Wenn du diesen Thread anscheinend als persönlichen Angriff nimmst, ist das schade.