Case sah auf die Spritze in seiner Hand. Sie zitterte leicht, immer fester, je länger Case auf sie hinabstarrte. Schliesslich schloss er die Faust um die Spritze und hasste sich für einen Moment lang, für seine Schwäche. Er stellte sich vor, wie er Vivian einfach die Spritze zurückgab und nicht seiner Sucht nachgab, einfach aufstand und geduldig wartete, bis zu seinem nächsten, persönlich arrangierten Schuss.
Die Spritze flüsterte in seiner Hand, lachte ihn aus. Natürlich konnte er das nicht. Er brauchte seine Drogen. Er brauchte sie, seine Gedanken kreisten darum, stellten sich immer wieder vor, wie die Nadel in seinen Arm stach und sein warmes Blut mit der künstlichen Kälte des Heroins vermischt wurde, das wie eine Symphonie durch seinen Kreislauf pumpte.
Der Hass stieg weiter, als er aufstand und langsam aus dem Raum ging, der sich vor seinen Augen zu drehen began. Er schmeckte Blut unter seiner Zunge. Warmer Schweiss blieb am Türgriff kleben, als Case sie öffnete, nur um sie Sekunden später wieder ins Schloss zu werfen. Der Knall hallte in den Tiefen seines Gehirns wieder, schlug mit harten Echos gegen seine Schädeldecke. Case lehnte gegen die Wand, sank langsam in die Hocke. Es war ihm egal, wenn ihn jemand sah. Verdammt, es wussten doch eh alle, dass er abhängig war.
Mit zittrigen Händen zog er seine Metallschachte hervor, legte sein Fixerbesteck bereit. Keine Minute später hielt er die Spritze gegen das Licht, sah durch die helle Flüssigkeit. Es schien paradox, doch bereits jetzt hatte ihn wieder eine Ruhe egriffen. Langsam legte er die Nadel auf seine Haut, auf eine Ader. Sie durchbrach das Epithel. Ein kurzer Schmerz breitete sich in seinem Arm aus, gefolgt von Taubheit. Langsam drückte er weiter, fühlte eine metallische Schwere, mit jedem Tropfen, der aus der Nadel kam. Ein Kribbeln breitete sich in ihm aus, in seinen Armen, in seinem Brustkorb, in seinem Unterleib, in seinen Füssen, hielt langsam auf seinen Kopf zu. Kurz bevor es soweit war, nahm Case die Nadel von der Ader, lies sich ganz zu Boden sinken. Dann erreichte die Droge sein Gehirn.
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