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So 4. Jul 2004, 18:07 - Beitrag #1 |
Was ist Religion?Aha, der böse Maurice kickte mich mit seinem gewaltigen Tritt hierhin. Aber gute Idee, hatten wir schon lange nicht mehr. Was ist nach euer Meinung Religion? Kann man dies mit normalen Verhaltensregeln wie die Chinesische gleichsetzen? Oder muss man an irgendwas/irgendjemanden (z.B. Allah, Buda oder Gott) glauben? Ist sie etwas, was niemand je beweisen wird oder ist sie etwas, was keinerlei Beweise erfordert?
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So 4. Jul 2004, 18:39 - Beitrag #2 |
hm....Ich antworte mal als 1. ....
...also, ich finde das Religion wie so vieles anderes erstmal ein abgespackter Begriff ist, erfunden von Menschen, intepretiert von Menschen, positiviert, negativiert....was auch immer. Bei dem Begriff Religion schießt mir als 1. die Kirche und der Papst in den Kopf... ich muss meinem Gehirn aufgrund der Medien und meinen Erfahrungen verzein das es als erstes gleich damit assoziiert... denn im eigentlichen Sinne ist Religion, so denke ich, nichts weiter als ein Glaube an einen oder mehrere Götter, verbunden mit bestimmten Ritualen, Verhaltensmustern und Ge- bzw. Verboten, Weltanschauungen und den resutlierenden Gläubigen ohne die sie nicht existiert. Leider wurde aus der Verbreitesten mehr eine menschliche Institution gemacht, die erpicht darauf war/ist ihre Macht wie Poliktiker beizubehalten. Im allgemeinen finde ich diesen Begriff auf Grund seiner ausgetratschten Interprtierungen in Bezug auf die katholische Kirche ziemlich entfremdet. Jeder denkt gleich das zu einer Religion eine Kirche dazu gehört, dabei ist es doch nur ein Glaube, den jeder einzelne für sich ganz persönlich ohne Kirche und ohne Papst leben kann. |
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So 4. Jul 2004, 19:21 - Beitrag #3 |
Ich denke, dieser Thread wird am ehesten produktiv, wenn wir versuchen, den Begriff "Religion" wirklich von Grund auf zu beleuchten, anstatt uns an Beispielen wie dem Christentum allzu festzurennen.
Das Problem an dem Begriff Religion ist, dass er so viele verschiedene Antonyme hat, das man ihn nicht über diese definieren kann. Er ist auch zu vielseitig, als dass man klare Charakteristika aufbauen kann, und die verschiedenen Systeme, die allgemein als Religion akzeptiert hat, unterscheiden sich zu sehr, um für jede Religion typische Einzelaspekte auszumachen. Was man aus meiner Sicht festhalten kann: Eine Religion hat stets ein festes System aus Weltanschauung, Menschenbild und aus diesen abgeleiteten Lebensregeln, wobei dies alles zu einem entscheidenden Anteil auf Glauben basiert. Der erste Teil dieser Definition bildet wohl die Abgrenzung zu traditioneller Volks- und Lebensweisheit, da diese nicht in dem Sinne ein "festes System" haben, sondern stärker auf Vermischungen verschiedener Traditionen und aktuellen Einflüssen basieren. Der zweite Teil bildet dann die Abgrenzung zu atheistischen Philosophien- Die Definition hat natürlich noch Schwächen... wie jede mir bekannte Religionsdefinition erfasst sie den Buddhismus nur als Grauzone, da bei diesem die Vermischung mit "klassicher Volksweisheit" ja recht stark ausgeprägt ist und ein Dogmatismus wohl nur in bestimmten Richtungen erkennbar ist. Außerdem ist die Frage, wie man den Teil der Definition über Glauben besser ausgestalten könnte, um klar zu machen, was er darstellt. |
Year by year, month by month, day by day... Thought by thought. Leonard Cohen
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So 4. Jul 2004, 19:45 - Beitrag #4 |
Religion war für mich früher schon recht interessant. Aber nur im sinne von :" WOW da geht was" oder so.
Heute finde ich Religion auch interessant aber nur im Sinne von :" Warum??" Ich denke das Religion nur aus Angst und Furcht vor Unbekannten und Neuem entstanden ist. Ich denke (ähnlich wie NeoAciX) das Religion
Ich bin zwar nicht gläubisch aber ich persönlich würde nie sagen das Relogion "falsch" ist! Weil es viel zu vielen Menschen hilft und Kraft gibt. Leider finde ich das die Religion von vielen "ZU" streng genommen wird. Ein Teil des Menschen dürfte ruhig "glauben" aber ich finde nicht das Religion den gesamten Menschen und das gesamte Leben beeinflüssen sollte. Beweise für Gott?? Nein ich glaube nicht das es soweit kommen wird. Auch wenn es eine Gott geben sollte glaube ich nicht das er sich je "zeigen" wird. |
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So 4. Jul 2004, 20:52 - Beitrag #5 |
Ich denke, Traitors Definitionsversuch ist schon recht brauchbar.
Zur Abgrenzun gegen Volksweisheiten und lokale Traditionen würde ich das Vorliegen eines Weltbildes als Kriterium ansehen, das im allgemeinen Aussagen über das Woher und Wohin der Welt und der Menschen enthält. Auch der Buddhismus kennt transzendentale Gottheiten, wenn auch teilweise regional unterschiedlich ausgeprägt. Etwas schwierig wird es IMHO im Bereich von Kulten wie dem Candomble in Brasilien, wo Elemente der Afrikanischen Kulte von den Nachfahren der Negersklaven zu einem neuen Kultsystem verschmolzen wurden, das aber in dem Gebiet auch wieder recht heterogen auftritt. Wie weit hier ein festes Weltbild besteht, bin ich etwas unsicher. |
Der Fehler ist die Grundlage der Erkennntnis
Heute schon gechattet? Man muss versuchen zu lernen, dass man sein Sein, sein Leben nur suchen kann, indem man für die anderen tätig ist. Darin liegt die Wahrheit. Es gibt keine andere. J.P.Sartre, zit.n. Rupert Neudeck |
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Mi 7. Jul 2004, 11:26 - Beitrag #6 |
Ich würde Volksweisheiten und lokale Traditionen (von persönlichen Traditionen ganz zu schweigen) nicht von Religion abgrenzen. Auch der Aspekt des Tranzendenten spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Ich halte diese Defintion für Angebracht: Religion ist ein System des Denkens und Handels. Dies impliziert Welt- und Menschenbilder, Ethik... Unter diesen Begriff würden glücklicherweise auch nicht spiritistische, nicht theiistische... Denkansätze fallen. Auch gewisse Naturreligionen, die ausschließlich auf Volksweisen, Überleiferungen und Lokaltraditionen beruhen, fallen nicht unter den Tisch. (Naja, und dann gibt es ja noch die anderen Bedeutungen des Wortes Religion. Diese fallen unsinniger Weise mit einer Organisation, einem Schulfach und der gleichen zusammen und stellen keine Gedankenkonstrukte dar.) MfG Maglor |
"Merkel und Steinmeyer werden noch als dunkles Kapitel in den Geschichtsbüchern erscheinen, fürchte ich. Und Schily als ihr Wegbereiter." janw
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Mi 7. Jul 2004, 11:52 - Beitrag #7 |
Also Religion sensu Maglor ist die Summe aller transzendental (auch Animismus hat IMHO eine transzendentale Komponente) vermittelten Weltbilder und normativen Konstrukte, richtig so?
Dem könnte ich mich anschließen, wobei hier u.U. recht kleine religiöse Entitäten entstehen würden. In der Sprachforschung werden IMHO bestimmte Kriterien auch der (ursprünglichen) Sprecherzahl angesetzt, macht das hier auch Sinn? |
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Mi 7. Jul 2004, 12:19 - Beitrag #8 |
Demnach wäre mein Atheismus auch eine Religion, weil dieser auch ein System des Denkens und Handelns ist ![]() |
"Erst der grosse Schmerz ist der letzte Befreier des Geistes, als der Lehrmeister des grossen Verdachtes"
- Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft |
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Mi 7. Jul 2004, 12:33 - Beitrag #9 |
Ja, genau das meine ich. Um die Bedeutung von Religion zu erkennen muss man Religion von anderen Begriffen wie Religiösität, Religionsunterricht, Religionwissenschaft, Religionsgemeinschaft usw. abgrenzen. Folgerichtig ist Religion eine Ideologie! (Und zwangsläufig ist jede Ideologie Religion!) MfG Maglor ![]() |
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Mi 7. Jul 2004, 12:47 - Beitrag #10 |
Nein dem will ich mich nicht anschließen. Du verwässerst den Religions-Begriff einfach zu stark. Wenn ich alles was vier Beine hat Hund nenne, dann stimmt das in meinem Definitionsrahmen ja, ist aber mit den allgemeinen Bedeutungen der Begriffe nicht vereinbar. Es wäre undienlich, wenn jeder die Dinge so bezeichnen würde, wie er gerade wollte ohne auf bestimmte Konventionen zu achten.
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Mi 7. Jul 2004, 12:54 - Beitrag #11 |
Religionen bestimmen sich nicht durch das Transzendente oder gar den Theismus.
Es gibt ja bekanntlich auch "atheistische Religionen" wie bestimmte Zweige des Buddhismus. Bei manchen heutigen sogenannten Christen frage ich mich auch manchmal, ob Tranzendenz da überhaupt noch Rolle spielt. MfG Maglor |
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Mi 7. Jul 2004, 13:11 - Beitrag #12 |
Atheistische Religionen? Das musst du mir näher erleutern.
Wenn in einer "Religion" Dinge wie Götter, Geister, Dämonen, Seele, Jehnseits usw. überhaupt keine Rolle spielen, dann würde ich sie nicht als Religion bezeichnen, denn Religion hat imo auch diese "irrationale" Komponente. Diese "atheistischen Religionen" wären also dann, so wie ich sie mir jetzt ohne Kenntnis über diese vorstelle, keine Religionen und demnach auch nicht als solche zu benennen. |
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Mi 7. Jul 2004, 13:26 - Beitrag #13 |
Auch Atheismus hat ja gewisse irrationale Elemente.
![]() Davon ab sind Religionen nicht irrational, denn für den Eingeweihten sollte ja alles ganz logisch sein, mit der Seelenwanderung, den Göttern... Irrationale Sachen wie Ufos, übernatürliche Wesen, der Triumph des Willen und so weiter sind ja definitiv nicht auf die althergebrachten Überlieferungen beschränkt, sondern bezeichnen sich gern als Wissenschaftler, ich darf hier nur an Erich von Däniken erinnern. Ferner dürften Elemente dieses Threads durchaus hilfreich sein:http://www.the-web-matrix.de/showthread.php?s=&threadid=13038&highlight=ursprung+religion MfG Maglor |
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Mi 7. Jul 2004, 13:32 - Beitrag #14 |
Leider hast du mir aber nichts über die "atheisitschen Religionen" erzählt, auf die ich doch so neugierig bin.
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Mi 7. Jul 2004, 13:40 - Beitrag #15 |
Naja, so einen richtigen Durchblick hab ich da auch nicht.
Im Prinzip wäre das zum Beispiel der atheistische Buddhismus. Der spielt sich ohne Gott ab, aber so das ganze Seelenzeug und Nirvana ist allerdings noch inklusive. Was dann Konfuzius betrifft, bin ich eigentlich ratlos. ![]() MfG Maglor |
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Mi 7. Jul 2004, 13:45 - Beitrag #16 |
Seelenzeug und Jehnseits macht ein Weltbild meiner Auffassung nach zur Relgion und das alleinige Fehlen einer hohen Gottheit, macht die ganze Geschichte nicht zu einem Atheismus.
Das was ich unter Atheismus verstehe hat mit nichts Außerwissenschaftlichen am Hut, also auch nix mit Seele, Jehnseits, Wiedergeburt und was es da alles gibt. |
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Mi 7. Jul 2004, 13:52 - Beitrag #17 |
Ich glaube Maurice, du mußt Wahrheit und Wissenschaft unterscheiden!
Die Wissenschaft ist auch nur eine Theorie, die sich selbst für recht wahrscheinlich hält. Die Ursprünge der Religion liegen in genau wie die der Wissenschaft in Wahrnehmung und Schlußfolgerung. Ich zitiere hier gern mich selbst: ![]()
MfG Maglor |
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Mi 7. Jul 2004, 14:32 - Beitrag #18 |
Nun, auch atheistische Richtungen des Buddhismus kennen eben die Kategorie der Seele und behandeln Fragen des Woher und wohin derselben. Damit haben sie eine transzendentale Komponente.
Was den Konfuzianismus betrifft, fragen wir doch mal chennyboy |
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Mi 7. Jul 2004, 14:54 - Beitrag #19 |
Du hast mir immer noch nicht die "atheistischen Religionen" erklärt. Ich sage ja auch nicht, dass Wissenschaft DIE Wahrheiten darstellen, skeptisch betrachtet sind wir ja zu (fast) keinem sicheren Wahrheitsurteil fähig. Die Wissenschaft beweist ihre Wahrheaftigkeit imo durch ihre praktische Anwendbarkeit, also dass das was sie theoretisch überlegen auch in der Praxis funktioniert. Aber das gehört jetzt nich hierher.
Wir sind ja jetzt quasi auch bei der Frage "was ist Atheismus?". Ist Atheimus nur an keinen Gott zu glauben, oder auch nur an weltliche Dinge (im sinne von wissenschaftliche) zu glauben, also keine Geister, Dämonen, Jehnseits, Seele usw.? Mein Verständnis von Atheismus ist das zweite und demnach kann es keine atheistische Religionen geben, weil Religionen immer irgendwas von dem geannten Reportair besitzen, die in einem Atheismus nicht vorkommen. Wenn die allgemeingültige Definition von Atheismus eine andere ist, als die die ich hier genannt habe, dann berichtigt mich bitte. Und sagt mir, wenn ich nach der allgemeingültigen Def. kein Atheist bin, was ich stattdessen bin. ![]() |
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Mi 7. Jul 2004, 17:29 - Beitrag #20 |
@Maglor: So weit, wie du Religion definierst, halte ich den Begriff dann für schlicht und ergreifend überflüssig - denn dafür gibt es schon den simpleren Begriff "Weltanschauung". Religion sollte eine bestimmte Untermenge von Weltanschauungen bezeichnen, die gemeinsame Merkmale haben. Außerdem sollte sich eine ausgearbeitete Definition nicht grundsätzlich vom umgangssprachlichen Gebrauch eines Wortes unterscheiden, sondern diesen nur präzisieren.
Was dein Zitat aus dem anderen Thread angeht: ja, sowohl Religion als auch Wissenschaft versuchen, die Welt zu erklären. Ihre Mittel sind aber grundsätzlich andere: Glauben auf der einen, Skeptizismus auf der anderen Seite. @Maurice: Manchmal wird dafür, nicht nur gegen Gott, sondern gegen jeden Glauben zu sein, der Begriff "Agnostizismus" verwendet. Ich habe aber gerade mal nachgeguckt und das scheint nicht wirklich zu stimmen, da damit eigentlich sehr viel konkreter die Haltung gemeint ist, es wäre genausowenig nachweisbar, dass Gott nicht existiert, wie dass er existiert, und man sollte somit beides nicht als Dogma annehmen. Ich denke, "Atheismus" sollte im Allgemeinen für das von dir dargestellte als Bezeichnung ausreichen, "gläubige Atheisten" würde ich eher als "Antitheisten" bezeichnen. |
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