Die großen Verbrechen der USA
Denk an den "Holocaust" in Amerika, die systematische Ausrottung der Ureinwohner, der bis heute anhält, die weit über 100 Mio. (!) Toten der Schwarzen, die bis heute vergeblich vor Gericht Genugtuung einzuklagen ersuchen...
Um einem Missverständnis oder einer Phantomdebatte vorzubeugen: der Völkermord an Amerikas Ureinwohnern, der Sklavenhandel & die Sklavenhaltung zählen zu den großen Verbrechen der Geschichte, zu den (leider vielen) deprimierenden, schändlichen, grausamen Episoden der Menschheitsgeschichte. Und dort, wo die USA als Staat daran aktiv oder duldend daran teilhatten, untergraben diese Verbrechen nicht nur viel vom Anspruch, Pathos, Selbstbild der angeblich freiesten Nation auf Erden, da lassen sie nicht nur viele Phrasen vom „Land der Tapferen und der Heimstatt der Freien“ als heuchlerisch, höhnisch, verlogen und geschichtslos erscheinen. Nein, ich würde weitergehen und sagen: die drei innenpolitischen Großverbrechen – neben Indianerausrottung und Sklaverei würde ich die Niederwerfung und Denunziation der Arbeiterbewegung mit illegaler Gewalt (Schlägertrupps und Mafia), mit staatlich sanktionierter Gewalt (Militär und Polizei), mit Hilfe einer einseitigen Gesetzgebung und auch mit offener Rechtsbeugung dazuzählen – diese drei innenpolitischen Großverbrechen vergiften Amerikas soziale Wirklichkeit, sein historisches Bewusstsein, sein Bauexperiment der multikulturellen Gesellschaft, eigentlich das Leben jedes einzelnen Bürgers bis heute. Es kann sein, dass das Experiment USA einmal nicht an seinem ökologischen Raubbau scheitert sondern an den Folgen dieser Vergiftung.
Vielleicht bist Du jetzt ein bisschen erstaunt, gerwerfer, wie einig wir uns da sind.
Aber in dieser Diskussion geht es ja nicht um Schändlichkeiten der amerikanischen Geschichte. Sondern darum, ob die amerikanischen Staatslenker mit Hitler, bzw., ob das politische Gebilde USA mit dem Dritten Reich gleichgesetzt werden können. Und ich bin sehr entscheidend der Meinung, dass diese Gleichsetzung nicht nur Unfug ist. Sondern gemeingefährlicher Unfug, der neonazistischer Propaganda Vorschub leistet. Weil die Beschuldigung der anderen der eigenen Entschuldigung dienen soll. Das herbeizitierte Blut der Schwarzen und Indianer soll als Scheuermittel dienen, um das Bild des Dritten Reiches etwas sauberer zu bekommen. Das halte ich für eine brandgefährliche Geschichtsverfälschung.
Nun mal zu deinen Einzelbeispielen.
Der Völkermord an den Indianern Denk an den "Holocaust" in Amerika, die systematische Ausrottung der Ureinwohner, der bis heute anhält
In meiner Argumentation gegen teut, die er interessanterweise vollkommen unbeachtet lässt, als hätte ich gar nichts geschrieben, habe ich ja schon das Problem der Begrenzbarkeit des Völkermords an den Indianern auf die USA angesprochen. Die USA haben dieses Verbrechen von Europa geerbt. Sie selbst haben aus ihrer Mitte heraus andere Haltungen entwickelt. Es ist auch eine groteske Übertreibung, zu sagen, der Völkermord an den Indianern gehe in den USA heute noch weiter. Das trifft auf einige Staaten Süd- und Mittelamerikas zu, nicht auf die USA. In den USA gehört ein Grossteil der native americans gewiss zu den sozial Benachteiligten bzw. zu den sozial Traumatisierten, aber das trifft längst nicht auf alle Individuen, alle Gruppen, alle Stämme zu. Etliche haben es zu Wohlstand gebracht und gehen mittlerweile virtuos und nicht immer zum Nutzen der Gesamtgemeinschaft (was ich historisch gut nachvollziehen kann) mit ihren Sonderrechten um. Sie können die publizistische Freiheit auch in scharfer Form nutzen, auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen und das weiße Amerika zu kritisieren. Sie können – obwohl das wie ihr gesamtgesellschaftlicher Kampf ein zähes Ringen mit vielen Rückschlägen ist – vor Gericht für ihre Rechte und vermeintlichen Rechte streiten. Das ist etwas ganz anderes als das Dritte Reich der KZs und der Nürnberger Gesetze. Wenn Du behauptest, dass die Indianer heute in USA so behandelt werden wie die Juden in Nazideutschland selbst vor der Wannsee-Konferenz, dann hast Du dramatische Lücken in Deinem Geschichtsbild. Da gibt es überhaupt keinen Diskussionsspielraum. Diese Aussage musst Du zurücknehmen.
Ganz anders sieht das aus, wenn wir den Zeitraum der offenen US-amerikanischen Indianerkriege betrachten, also sagen wir mal ganz unscharf und großzügig, des 19. Jahrhunderts. Also einer Phase, in der die USA gewisslich selbstverantwortlich politisch handeln und ihre innenpolitischen Verbrechen nicht mehr als noch nicht behobene Fortsetzungen kolonialer Politik gesehen werden können. In diesem Zeitraum ist es zulässig, viele Einsätze regulärer US-Truppen etwa mit dem Vorgehen von Wehrmacht, SS und Sondereinsatzgruppen im Osten Europas zu vergleichen. Vor Ort haben wir es mit einem Genozid zu tun, und vermutlich sind die Bilder der Mordbrenner austauschbar.
Bei den gesellschaftlichen Hintergründen, im Bewusstsein der politischen Führung und der einzelnen Bürger, finden sich aber große Unterschiede. Der Landraubkrieg gegen die Indianer war in Bewusstsein vieler Amerikaner genau das, ein Krieg zweier zum Krieg befähigten Nationen um eine von beiden benötigte Ressource. Im Bewusstsein anderer Amerikaner war es ein Akt der Notwehr gegenüber Wilden, die sie mit einem modernen Begriff Terroristen genannt hätten, wäre ihnen der zur Verfügung gestanden, der Schutz wehrloser Bürger vor marodierenden Brandschatzern durch den bewaffneten Arm des Staates oder durch ad hoc gebildete Milizen dort, wo der Staatsarm noch nicht hinreichte.
Diese Sicht mag – angesichts der realen Machtverhältnisse zumindest im späten 19.Jahrhundert – auf einen distanzierten modernen Beobachter zynisch und verlogen wirken. Aber anders als die den Juden angedichteten Gräueltaten, Horrorbräuche und Weltverschwörungen gab es die Überfälle, die Gegenschläge, die großen Kriegszüge und blutigen Nadelstiche der indianischen Nationen durchaus. Und auf die Zeitgenossen wirkten sie ganz anders als auf uns.
Die USA waren zu dieser Zeit auf dem eigenen Kontinent quasi in der Rolle einer Kolonialmacht, an der westlichen bzw. südlichen Grenzen spielte sich der Akt der Landnahme ab, und wie jede Kolonialmacht empfand sie sich vor Ort, an ihrer Grenzen, schwach und verwundbar. Wir neigen dazu, Weltreiche im Rückblick aus ihrer Mitte heraus, aus dem Zentrum ihrer Macht heraus, zu definieren, sie also als stark zu empfinden. Diese Reiche selbst aber neigten dazu, sich von ihren Rändern her zu definieren und zu legitimieren, von dort aus, wo sie schwach und verwundbar waren, wo sie ihre abgeschnitten von den Machtzentren lebenden Bürger nicht schützen konnten. Darüber hat mir ein Buch der britischen Historikerin Linda Colley die Augen geöffnet „Captives“, das diesen Prozess am Umgang des britischen Kolonialreiches mit den Nachrichten über seine in Sklaverei und Geiselhaft verschleppten Bürger sowie mit deren späteren Lebensberichten anschaulich macht. Vieles davon lässt sich auf die USA und deren Wahrnehmung der ‚Indianergefahr’ übertragen.
Im Dritten Reich ist es etwas ganz anderes passiert. Da sind bereits integrierte Bürger erst aus der Staatsgemeinschaft und dann aus der Gemeinschaft der Menschen ausgeschlossen worden. Da ist der bisherige Nachbar innerhalb der Gesellschaft zum lebensunwerten Ungeziefer erklärt worden. Da war die Bedrohung ein bloßes Phantom. Weil dies ohnehin schon ein Marathonbeitrag wird, spare ich mir den Exkurs zu den Motiven und genauen Umständen dieses explodierenden Antisemitismus. Weil es hier ja vornehmlich darum geht, ob dieser Kollaps der Zivilisation mit dem amerikanischen Zivilisationskollaps in den Indianerkriegen gleichzusetzen ist, ob die Führer aus vergleichbaren Motivationen handelten. Dass dem nicht so war, habe ich darzustellen versucht.
Die Sklaverei Denk an ... die weit über 100 Mio. (!) Toten der Schwarzen, die bis heute vergeblich vor Gericht Genugtuung einzuklagen ersuchen
Da haben wir ebenfalls wieder das Eingrenzungsproblem auf die USA, das durch Deine Zahlenangabe noch verschärft wird. Die Opfer historischer Großkatastrophen sind immer schwer zu schätzen, die Zahlen differieren, und was man für glaubhaft hält, das wird vom eigenen politischen Standpunkt mitbestimmt. Die Zahl von 100 Millionen allerdings ist eine besonders gewagte Schätzung. Sie würde auf jeden Fall alle Menschen umfassen, die im Lauf des europäischen-amerikanischen Sklavenhandels im Lauf mehrere Jahrhunderte in Gefangenschaft lebten, sowie all jene Menschen, die im Zug der Sklavenraubzüge ihr Leben verloren, sowie jene, die als Folge des Zusammenbruchs der Infrastruktur bestimmter Regionen Afrikas Opfer von Hunger, Krankheit, Auszehrung wurden.
Zum Vergleich: die meisten Schätzungen gehen davon aus, dass vom sechzehnten bis ins neunzehnte Jahrhundert 7-10 Millionen Menschen über die sogenannte middle passage aus Afrika nach Amerika verschleppt wurden.
Das ist fraglos ein Großverbrechen. Es war längst im Gange, als die USA gegründet wurden, viele europäische Mächte waren darin verwickelt, auch die Araber und, nicht zu vergessen, jede Menge skrupelloser afrikanischer Provinzfürsten.
Als die USA gegründet wurden, kam es zu einem extrem schizophrenen Akt. Einige der Verfassungsväter – allen voran Thomas Jefferson, ein Sklavenhalter – formulierten die damals radikalsten Bürgerrechte, die größtmöglichen Freiheitsrechte für den Einzelnen. Und nahmen eine ganze Menschengruppe davon einfach aus.
Doch diese Schizophrenie funktionierte nach beiden Seiten. Obwohl man sich geeinigt hatte, Sklavenhaltung als Teil des gesellschaftlichen Gefüges zu akzeptieren, begann in den USA – auch im politischen Establishment - eine radikale Gegenbewegung, die Ideologie und Praxis der Sklaverei attackierte und nach und nach zurückdrängte. Dieser Kampf reicht bis in die Bürgerrechtsbewegung von heute hinein. In der Verneinung des Bürger- und Menschenrechts für eine genetisch und kulturell definierte Bevölkerungsgruppe liegt gewiss eine Parallele zum Rassismus der Nazis, aber die Gegenströmung im System der USA, die Selbstreinigungskraft, ist etwas, was Du in Nazideutschland nicht findest. Mal abgesehen davon, dass das Ziel amerikanischer Sklaverei die Profitmaximierung war. Das Ziel deutscher Sklaverei war die „Vernichtung durch Arbeit“, der Tod der KZ-Sklaven war Zweck, nicht Entgleisung der Sklaverei. Auch das ist noch einmal ein enormer Unterschied.
Was einem sonst noch alles nicht so passt oder ziehe dir die Tatsache rein, das die federale Staatsbank Amerika´s gar keine ist, sondern eine reine Privatbank, die ordentlich Zinsen kassieren vom amerik. Volk, das alleinige Recht hat, Banknoten zu drucken. Im Übrigen versuchten Lincoln und Kennedy dies zu ändern. Oder, dass der Staat das Land Amerika angesichts der hohen Schulden bei der Fed. als Sicherheit eingesetzt hat und somit Privatleute dies bis heute vergeblich vor US-Gerichten zu ändern versuchen. Aus Sorge um ihren Privatbesitz.
Es geht hier ja nicht um Aufzählung der Dinge, die einem an den USA nicht gefallen oder die man an ihnen nicht begreift. Was diese von Dir nicht eben erhellend ausgeführten Vorwürfe angeht – mir bleibt völlig unklar, wie sich daraus eine Gleichsetzung mit Nazideutschland ableiten lassen könnte.
Denk an die Konzentrationslager auf Kuba, den illegalen Krieg im Irak, einschließlich der Hetzkampagnen in den Medien zuvor, dass das Volk glaubte, Irak hat irgend etwas mit dem 11.9. oder Terroristen zu tun, die Folterungen, alles ohne das Den Haager Tribunal fürchten zu müssen...
Das sind in der Tat die bedenklichsten Entwicklungen in den USA seit langem. Bush ist ein furchterregender Präsident. Aber mal abgesehen davon, dass der Krieg, die Lager, die Einschränkungen der Freiheitsrechte und die Einflussnahme auf die Medien sich allesamt in sehr, sehr viel engeren Grenzen halten als die vergleichbaren Entwicklungen im Dritten Reich – es gibt in den USA eine starke und legale Opposition gegen diese Politik. Und eine Chance, dass dieser Spuk bald beendet wird – aus eigener amerikanischer Kraft.
Roosevelt, der Krieg und die öffentliche Meinung "Germany must perish" geisterte lange vor Hitler in der (amerikanischen) Presse.
Du kennst zumindest keine Scheu, Dinge völlig aus dem Zusammenhang (der Propaganda im 1.Weltkrieg) zu reißen, und auch keine, das isolierte Phänomen für die prägende Erscheinung zu halten. Zwischen den Kriegen gab es in den USA eine enorm nazifreundliche Presse, Medienzar Hearst z.B. war Hitler-Fan. Damit hatte Franklin D.Roosevelt schwer zu kämpfen.
Wusstest du dass Roosevelt aufgrund der Tatsache, dass das Militär die Codes der Japaner geknackt hatten, den bevorstehenden "Überfall" auf Pearl Harbour zuließ, um die darausresultierende Stimmung des amerik. Volkes für den Krieg auszunutzen? Er stellte Japan zuvor ein Ultimatum sich aus Asien zurückzuziehen. Er ließ seine eigenen Soldaten sterben um PRmäßig besser in den Krieg gegen Hitler zu ziehen, das habe ich sogar u.a. aus meiner TV Hören Sehen Zeitschrift.
Wer wann welche Informationen über Verbleib und Absichten der japanischen Trägerflotte auf dem Schreibtisch hatte, darüber streiten die Historiker noch immer heftig, auch die neuesten Roosevelt-Biographien machen da sehr unterschiedliche Angaben. „TV Hören & Sehen“ ist nicht unbedingt das Fachblatt für diese Debatten. Aber einigen können wir uns sofort auf folgendes: Roosevelt war bereit, einen schmerzhaften Erstschlag gegen die USA hinzunehmen, er hat ihn gebraucht, er hat ihn auch provoziert.
Allerdings befinden wir uns hier im Reich der Realpolitik. Was hätte Roosevelt denn tun sollen, um sein Land gegen die Achsenmächte in den Krieg zu führen? Wichtige Medien waren von ihrem Pro-Nazikurs auf einen Pro-Neutralitätskurs umgeschwenkt, ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung war verständlicherweise gegen den Kriegseintritt. Das politische Establishment hing zum Teil der Illusion nach, die USA könnten sich in einer splendid isolation weiterentwickeln, also nur da ins Weltgeschehen ein greifen, wo es ihnen sehr dienlich wäre, und ansonsten Inselfestung spielen.
Roosevelt hatte also vier Handlungsoptionen.
1.) Selbst den Krieg erklären. Das war aber eigentlich keine. Der Versuch hätte ihn das Amt gekostet, die Kriegsbefürworter politisch ruiniert und die Achsenmächte weiter gestärkt.
2.) Alles tun, einen Erstschlag gegen die USA zwar früh kommen, aber nach Möglichkeit scheitern zu lassen. Das wäre eine gangbare Variante gewesen, aber sie hätte die USA beim Stand der damaligen öffentlichen Meinung eher in einen Küstenverteidigungskrieg als zu einem Offensivkrieg getrieben, Motto. „Ist ja nix passiert, mit ein wenig Wachsamkeit sind wir unverwundbar, bis der Spuk vorbei ist.“
3.) Weiter zuwarten und hoffen, dass die europäischen Mächte allein mit den Achsenaggressoren fertig werden. Das wäre erstens eine verheerende Illusion gewesen, hätte zweitens noch viele Millionen Menschen mehr das Leben gekostet und hätte die USA am Ende doch – der realen Einflusssphärenkonflikte im pazifischen Raum wegen – nicht vor einem Krieg mit Japan bewahrt.
4.) Handeln, wie er es getan hat. Die USA mit einem Schock in den Krieg holen, der die Nation tatsächlich mit all ihren Kräften zum Kombattanten macht. Zum Glück hat er so gehandelt. Natürlich sind dabei Menschen geopfert worden. Lämmer auf der Schlachtbank seien die Soldaten und Zivilisten in Pearl Harbor gewesen, klagen Kritiker FDRs heute. Das kann man so sehen. Aber es ist auch die Einstellung erlaubt, dass im Krieg auch Schlachten geführt werden, die vorderhand nicht zu gewinnen sind, aus strategischen Erwägungen, die – sollten sie sich als richtig erweisen – zum Kriegsgewinn beitragen. Solch eine Schlacht war Pearl Harbor. Daraus kann man ableiten, dass Krieg immer schrecklich ist und die Kriegführenden korrumpiert. Aber so lange es Vernichtungsfeldzüge wie die von Japan und Deutschland gegen ganze Völker und Ethnien gibt, muss man ihnen etwas anderes als gute Worte entgegen stellen. Schau Dir das Desaster auf dem Balkan an, das sich entfalten konnte, weil wir – die gerüsteten Nachbarn – die verantwortlichen Völkermörder nicht früh genug und hart genug bombardiert haben. Und schau Dir den relativen Erfolg an, den ein bewaffnetes Eingreifen mit Eskalationsgarantie dann endlich gebracht hat.
Nein, nicht jeder Marschbefehl für Truppen ist mit Hitlers Angriffsbefehlen vergleichbar. Und die Tatsache, dass bei einem Eingreifen auf Seiten von Demokratien, Verfolgten, Menschenrechten auch wirtschaftliche Interessen der Eingreifenden geschützt werden, macht solch ein Eingreifen nicht gleichbedeutend mit einer Aggression gegen Demokratien, Verfolgte, Menschenrechte.
Gesenktes Haupt, Schecks und Abseits... ich kann es nicht mehr ertragen, mit gesenktem Haupt, völkerrechtlich im Abseits, mit Vergangenheit (auch "künstlich") benagelt, Schecks austellend und unsicher Fremden gegenüber durch das Leben zu laufen und dabei ständig beide Hände parat haltend, um Amerika (unter anderem) zu applaudieren oder anzubeten... „
In dieser Aussage ist wohl die Wurzel Deiner Gleichsetzung von Drittem Reich und USA zu suchen. Aber sie ist völliger Quatsch. Ich bin nun wirklich viel in der Welt herumgekommen und habe auch länger im Ausland gelebt. Ich musste nirgends für mein Deutschsein gesenkten Hauptes auftreten, außer dort, wo ich das freiwillig aus persönlicher Trauer und Scham getan habe. Man kann sich ein Erbe eben nicht halb aussuchen. Wenn ich Deutscher sein will und an diesem oder jenem Teil deutscher Vermächtnisse teilhaben möchte, muss ich den Rest auch akzeptieren. Wenn ich der Nachfahr von Goethe sein will, muss ich akzeptieren, auch der Nachfahr von Eichmann zu sein.
Dass wir völkerrechtlich im Abseits stünden, ist nun wirklich absoluter Unfug. Wir nehmen als einer der wichtigen Akteure nicht gleichberechtigt, sondern bevorrechtigt am Weltgeschehen teil, und dass wir weder aus eigenem Antrieb noch auf fremden Druck blinde Vasallen der USA sind, müsste Dir beispielsweise der letzte Irak-Krieg bewiesen haben.
Bliebe nach ‚Hauptsenken’ und ‚Applaudieren’ noch ‚Scheckausstellen’. Hie und da gibt es Forderungen, denen ich skeptisch gegenüberstehe. Überall, wo es um viel Geld geht, wird Gier geweckt, tauchen seltsame Profiteure auf. In der Hauptsache aber bin ich sehr einverstanden damit, dass Deutschland und Deutschlands Industrie Wiedergutmachungen bezahlt. Schließlich hätten die Siegermächte dieses Land, das so ungeheure materielle und immaterielle Zerstörungen angerichtet, das so viele Morde begangen hat, restlos, bis auf den letzten Erdkrumen, Trümmerbrösel und Wäschezipfel beschlagnahmen können. Das wäre noch immer keine angemessene Wiedergutmachung gewesen. Sprich, jedes bisschen Deutschland, dass es nach 1945 noch und wieder gab, ist eigentlich ein Geschenk respektive ein geborgtes Gut gewesen, mit dem wir arbeiten und das wir verzinsen durften. Empörend ist nicht, dass wir ein wenig Wiedergutmachung geleistet haben, sondern wie spät und wie wenig wir den eigentlichen Opfern zukommen ließen. Es ging uns sehr egoistisch vor allem darum, politischen Respekt zu kaufen. Opferhilfe stand nicht im Vordergrund.
Fargo