Hallo Maurice,
zunächst: Danke für deine aufmunternden Worte.
Tatsächlich habe ich mich schon oft gefragt, was "imo" (oder auch IMHO, hab ich auch schon gesehen) bedeutet, habe mich jedoch nie zu fragen getraut. Dafür noch ein Extra-Bussal.
Ob ich an Gesprächen über Smalltalk-Niveau interessiert bin? Ich denke schon, sonst wäre ich in irgend einem Chatroom gelandet, und nicht hier. Dennoch fühle ich mich ein wenig fehl am Platze.
Es ist eine Angewohnheit von mir, Dinge zu hinterfragen. Ich sehe zwar, dass und wie sie sind (soooo blond bin ich nun auch wieder nicht!), aber ich möchte auch wissen, weshalb sie so sind und nicht anders. Leider gehöre ich zu den etwas einfach gestrickten Menschen, denen man gemeinhin keine "tiefgründigen" Gedanken zutraut, weil ich nicht zu denen zähle, die man gemeinhin als Intellektuelle zu bezeichnen pflegt. Ich kann nur Fragen zu Zusammenhängen stellen, die ich sehe. Wenn es allerdings darum geht, ob die reziproken Zusammenhänge in invasiven Multifuktionssystemen redundativ-dominant sein müssen, wie es Philosoph X gelehrt hat, oder ob es nicht doch besser wäre, einen monochrom-explematorischen Diffusionslevel rein nach dem Lehrbuch von Soziologe X, Kapitel Neun Vers zwanzig anzustreben, bin ich hoffnungslos überfragt

.
Im übrigen weiß ich, dass ich absoluten Keu geschrieben habe, ich wollte auch nur bewusst überspitzt darstellen, was ich meinte - nichts für ungut.
Und da wir schon einmal bei Wertstrukturen sind: Was ist gegen Smalltalk einzuwenden? In solchen eher locker-flockigen Gesprächen kam schon öfter der eine oder andere interessante Ansatz von Personen, von denen ich es am allerwenigsten erwartet hätte, und dann gleich in der Art, dass ich die nächsten drei Tage was zum Nachdenken hatte. Krass ausgedrückt: Selbst Big Brother kann bilden, wenn man weiß, wie man's angucken muss...

. Ich sehe da keine starren Grenzen, und Goldkörner lassen sich im größten Misthaufen finden, gerade dann, wenn man es am wenigsten erwartet. Deshalb gehe ich auch nicht davon aus, dass jemand, der sich Míttagstalkshows 'reinzieht, automatisch ein geistig unterbelichtetes Weidetier sein muss.
Zurück zu unserem Thema:
Ich hätte mich bei meiner Äußerung, dass alles leben dürfen sollte, was lebensfähig ist, etwas präziser äußern sollen. Insofern füge ich hinzu:
Zumindest insoweit, als es unserer Entscheidungsgewalt obliegt. - Besser?
Dass wir Menschen als Spezies omnivor angelegt sind, haben wir nun einmal nicht entschieden. Wir sind, was wir sind - und damit müssen wir leben. Im übrigen respektiere ich, dass jemand kein Fleisch isst, weil er es nicht mag. Sobald mir derjenige aber erklärt, er tue das, weil "er keine Lebewesen töten" möchte, denke ich mir lieber mein Teil (auch ohne es unbedingt laut auszusprechen), denn diese Haltung ist Selbstbetrug. Pflanzen sind in meinen Augen
auch Lebewesen. Ganz ohne Tötung geht es eben nicht. Auch nicht bei Vegetariern.
Das Töten eines Menschen und das Töten aus Notwendigkeit sind jedoch zweierlei Paar Schuhe. Der Unterschied ist die dahinter steckende Motivation.
Natürlich würde ich mich erbittert wehren, wenn jemand mich angreift, und ich werde auch Lebewesen essen, solange mir niemand die Rundum-Pille zur Verfügung stellt. Das allerdings ist
lebensnotwendig, also zur Erhaltung meines eigenen Lebens unvermeidlich. Der Selbsterhaltungstrieb ist nun einmal der stärkste im Menschen - das habe wiederum nicht ich entschieden, und deshalb bin ich für diese Programmierung auch nicht verantwortlich.
Das Töten aus Gier oder auch (wie bei der Abtreibung) anderen "niederen", d.h. nicht der Arterhaltung oder dem Überleben dienenden Zwecken ist für mich nach wie vor verwerflich. Das ist in der Natur nicht vorgesehen und findet sich bei keiner anderen Spezies.
Vergib mir, wenn ich jetzt ein wenig "komsich" werde und auf biblische Begriffe ausweiche. Aber die blumigen Bilder drücken ziemlich klar aus, was ich meine.
Als der Mensch geschaffen wurde, war er unschuldig wie ein Tier. Vielleicht war auch er fähig zu töten, nicht jedoch
aus bösem Willen, Egoismus oder sonstigem Vorsatz.
Dann kam die Schlange und verführte ihn, vom Baum der Erkenntnis zu essen. Und er entwickelte "Bewusstsein", selbst entscheiden zu wollen, was "gut" ist und was "böse".
Als erstes erkannte er, dass er nackt war. Er nachm zum ersten Mal sowohl sich selbst wahr als auch die Situation, in der er sich befand, und dem Erkennen folgte sofort die erste eigenmächtige Wertung, denn er stufte seine Nacktheit als böse ein und bedeckte sich mit Blättern.
Der Erkenntnis "Ich bin" folgte scheinbar sofort das "...also will ich, erwarte ich, fordere ich." Das Ego war geboren.
Im Gegensatz zu dir sehe ich nur, dass wir uns das Recht zu urteilen herausnehmen, ohne eigentlich dazu "qualifiziert genug" zu sein, und ich sehe darin nichts Positives. Denn allzu oft be-urteilen oder hinterfragen uns nicht selbst (und tun somit etwas für unseren geistigen Fortschritt), sondern ver-urteilen den anderen, was auch die Entscheidung über dessen Recht zu leben mit einschließt. Solange es nur
uns nicht weh tut...
Für mich ist dieses Recht zur urteilen also nichts, auf was ich mich berufen möchte. Ich sehe es eher als Fehler an, wie den giftigen Apfelschnitz im Halse von Schneewittchen, an dem wir, wenn es so weiter geht, bald schon ersticken werden. Männer vergewaltigen und ermordern Kindern, weil ihre "Urteilsfähigkeit" ihnen weisgemacht hat, ihre Lust sei wichtiger als das Leben des andern, Mütter prügeln ihre Kinder zu Tode oder treiben sie gleich ab, weil sie keine Lust auf Verzicht oder Unbequemlichkeiten mehr haben, Pfeffersäcke sorgen tagtäglich für die Vernichtung von mindestens fünf Tierarten, vergrößern das Ozonloch und ersticken die grüne Lunge der Erde, weil sie das Urteil gefällt haben, ihr Geldschrank ginge auf jeden Fall vor.
Das, was du als Privileg ansiehst und immer wieder betonst, nämlich das Recht zu urteilen, ist für mich eher ein Programmfehler, der uns seit dem Auftauchen unserer Rasse an wahrer (spiritueller) Weiterentwicklung hindert. Wir wollen urteilen, ohne jedoch die "Qualifikation" dafür erworben zu haben.
Somit sind wir zwar die einzigen Tiere mit Vernunft auf der Erde - aber wir sind und bleiben von unserem Verhalten her Tiere. Und jeder, der das bejaht, sorgt mit dafür, dass sich wieder eine Generation lang nichts daran ändert.
Das war eine Geburt... Aber, wie schon der olle Luther angeblich gesagt haben soll: Hier stehe ich, ich kann nicht anders (gelogen, ich sitze!). Wir werden bei dem Punkt Recht zu urteilen - wo fängt es an, wo hört es auf, wohl nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen.