Die Eltern sind ein wichtiger. Viele Eltern nehmen sich keine Zeit für ihre Kinder, denken nur an ihre eigenen Bedürfnisse. Zum Ausgleich überschütten sie ihren Nachwuchs mit all dem, was es halt so gibt - PC, Playstation, Fernseher, Tauschkarten etc. Kind ruhig, alle zufrieden. Da gibt es keine gemeinsamen Mahlzeiten, Zeit für gemeinsames Spiel, Unterhaltungen. Keine Pflichten, kein Übertragen von Verantwortung, denn es ist anstrengend, so etwas zu betreuen und auch durchzusetzen. Wie oft sehe ich Kinder von 5, 6 Jahren, die überhaupt nicht fähig sind, aufzuräumen oder auch nur die einfachsten Regeln des sozialen Lebens einzuhalten!
Man sieht natürlich auch das Gegenteil. Aber um die gut erzogenen, sozial angepassten, verantwortungsbewußten Kinder und Jugendliche geht es ja gerade nicht.
Während man sich früher stritt, ob Kinder autoritär oder antiautoritär erzogen werden sollen, steht man heute vor dem Problem: alle Erziehungsmodelle sind erlaubt. Alles ist falsch. Egal, wie man es macht, es ist mit Sicherheit der falsche Weg. Geht die Mutter arbeiten - vernachlässigt sie die seelische Entwicklung der Kinder. Bleibt sie zuhause - vermittelt sie ein verzerrtes Bild der modernen Frau. Erzieht man streng und konsequent - beschneidet man die Freiheit und das Recht auf frei Entwicklung. Erlaubt man alles - erzieht man sich ein Monster. Sucht man den goldenen Mittelweg - fehlt die Individualität. Absolute Ratlosigkeit herrscht hüben wie drüben, bei Eltern wie Nachwuchs. Und das zieht sich durch alle Bereiche der Gesellschaft. In der Mode gibt es keine einheitliche Linie mehr. Waren früher Schlaghosen In, trugen eben alle Schlaghosen. Heute ist Bauchfrei, Schlaghose, Hüfthose, Cord, Jeans, Leder, Seide, Kunststoff und alles andere auch In. Und wer nicht modisch sein will, zieht halt ein Schlabbershirt über die Blue Jeans und darf trotzdem raus.
In der unüberblickbaren Vielfalt der Möglichkeiten in allen Bereichen fehlen die Wegweiser. Wie Kleinkinder im überfüllten Spielzimmer wissen wir einfach nicht mehr, was wir zuerst nehmen sollen. So gibt es auch in den Medien keine Grenzen mehr, die Tabus falles. Maßlosigkeit und Dekadenz allenortens.
Das einzige Heilmittel ist Verzicht. Bewußter, dosierter Verzicht. Nicht die Hatz nach dem nächsten Highlight, dem noch größeren Event, dem noch knalligeren Special Effekt, das allerneueste Handy. Sondern Zufriedenheit lernen. Sich für eine Sache entscheiden und diese genießen. Langsamkeit statt Stress.
Meine Kinder lernen, dass man nicht alles kaufen muss, nur weil es erhältlich ist. Das man nicht alles essen muss, nur weil es gerade gut schmeckt. Dass Werbung eine Orientierung, kein Kaufbefehl ist.
Und ich weiß, dass wir damit nicht allein dastehen.
Stand nicht bereits auf den Stadttoren Babylons:
"Wenn die Jugend nicht ihr Treiben läßt, wird die Welt zugrunde gehen?
