Verwöhnte neue Generation

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aleanjre
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Mi 21. Jul 2004, 19:10 - Beitrag #21

Es gibt so viele Gründe, warum die Jugend so ist, wie sie ist.
Die Eltern sind ein wichtiger. Viele Eltern nehmen sich keine Zeit für ihre Kinder, denken nur an ihre eigenen Bedürfnisse. Zum Ausgleich überschütten sie ihren Nachwuchs mit all dem, was es halt so gibt - PC, Playstation, Fernseher, Tauschkarten etc. Kind ruhig, alle zufrieden. Da gibt es keine gemeinsamen Mahlzeiten, Zeit für gemeinsames Spiel, Unterhaltungen. Keine Pflichten, kein Übertragen von Verantwortung, denn es ist anstrengend, so etwas zu betreuen und auch durchzusetzen. Wie oft sehe ich Kinder von 5, 6 Jahren, die überhaupt nicht fähig sind, aufzuräumen oder auch nur die einfachsten Regeln des sozialen Lebens einzuhalten!
Man sieht natürlich auch das Gegenteil. Aber um die gut erzogenen, sozial angepassten, verantwortungsbewußten Kinder und Jugendliche geht es ja gerade nicht.

Während man sich früher stritt, ob Kinder autoritär oder antiautoritär erzogen werden sollen, steht man heute vor dem Problem: alle Erziehungsmodelle sind erlaubt. Alles ist falsch. Egal, wie man es macht, es ist mit Sicherheit der falsche Weg. Geht die Mutter arbeiten - vernachlässigt sie die seelische Entwicklung der Kinder. Bleibt sie zuhause - vermittelt sie ein verzerrtes Bild der modernen Frau. Erzieht man streng und konsequent - beschneidet man die Freiheit und das Recht auf frei Entwicklung. Erlaubt man alles - erzieht man sich ein Monster. Sucht man den goldenen Mittelweg - fehlt die Individualität. Absolute Ratlosigkeit herrscht hüben wie drüben, bei Eltern wie Nachwuchs. Und das zieht sich durch alle Bereiche der Gesellschaft. In der Mode gibt es keine einheitliche Linie mehr. Waren früher Schlaghosen In, trugen eben alle Schlaghosen. Heute ist Bauchfrei, Schlaghose, Hüfthose, Cord, Jeans, Leder, Seide, Kunststoff und alles andere auch In. Und wer nicht modisch sein will, zieht halt ein Schlabbershirt über die Blue Jeans und darf trotzdem raus.
In der unüberblickbaren Vielfalt der Möglichkeiten in allen Bereichen fehlen die Wegweiser. Wie Kleinkinder im überfüllten Spielzimmer wissen wir einfach nicht mehr, was wir zuerst nehmen sollen. So gibt es auch in den Medien keine Grenzen mehr, die Tabus falles. Maßlosigkeit und Dekadenz allenortens.

Das einzige Heilmittel ist Verzicht. Bewußter, dosierter Verzicht. Nicht die Hatz nach dem nächsten Highlight, dem noch größeren Event, dem noch knalligeren Special Effekt, das allerneueste Handy. Sondern Zufriedenheit lernen. Sich für eine Sache entscheiden und diese genießen. Langsamkeit statt Stress.
Meine Kinder lernen, dass man nicht alles kaufen muss, nur weil es erhältlich ist. Das man nicht alles essen muss, nur weil es gerade gut schmeckt. Dass Werbung eine Orientierung, kein Kaufbefehl ist.
Und ich weiß, dass wir damit nicht allein dastehen.

Stand nicht bereits auf den Stadttoren Babylons:
"Wenn die Jugend nicht ihr Treiben läßt, wird die Welt zugrunde gehen? :D

Chennyboy
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Do 22. Jul 2004, 00:11 - Beitrag #22

Naja, Traitor. Alles hat seine Vorteile und Nachteile. Die Nachteil von Freiheit ist eben, dass die, die sich ihre Freiheit nicht sinnvoll nutzen können, zu Schaden kommen können. Deine Einstellung zu mir ist glaub ich: Alles, was ich nicht offiziell als "sehr gut" einstufe, stufe ich als ungenügend ein. So ist es aber nicht.

Gruppenzwang ist doch kein Pseudo-Anglizismus. Hör auf, mich immer anzugreifen.

Man kann nicht alles auf dem Fernseher schieben, da hast du schon Recht. Die fähige und engagierte Elterngeneration ist aber bestimmt nicht die Ursache dafür.

Was können Eltern schon dagegen tun, wenn ihre Kinder in diesem "cool-sein" Rausch stecken? Denkst du wirklich, diese Kinder können
dann auf ihre Eltern hören, nur weil diese sich Zeit für ihm nehmen?

Eher ist es ein Zusammenspiel von allen Aspekten, die die Heranwachsenen mit ihren Gefühlen durcheinanderbringen.

Maurice und ttt-taboo:
Das mit der Zensierung war eigentlich nicht die Idee, sondern die Einführung verschiedener Erziehungs-
TV-Programme. Wie es genau laufen soll kann man sich ja vorstellen.

Und die Einführung der Erziehungsprogramme sind bestimmt möglich. Der Konsumwahn würde bestimmt nicht schlagartig runtergehen. Aber mit der Zeit wird es bestimmt was, bringen.

Vielleicht können die Programme auch die Gedanke, dass man Handy und Fernseher haben muss, um in zu sein, ein wenig betrüben.

aleanjre:
Vielleicht haben die Eltern, gerade die, die hart arbeiten, ebenfalls viel zu tun. Das kann kein Grund sein, dass Eltern nicht die ganze Zeit für ihre Kinder sorgen. Das würde den Kindern auch nicht gefallen.

Man kann glaub ich keine einheitliche Erziehungsmodell einführen. Bei allem findet man Nachteile, wenn man sie konsequent ausprobiert. Das würde den Eltern dann zu Hysterie führen, weil sie wirklich alles ausprobiert haben und nichts klappt.

Man müßte die innen verwurzelte Gedanken der Kinder manipulieren. Vielleicht ginge dies durch die Einführung der Erziehungsprogramme.

Ansonsten kann ich alles zustimmen, was du gesagt hast.

aleanjre
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Do 22. Jul 2004, 01:02 - Beitrag #23

Niemand probiert alle Erziehungsstile aus. Das wäre auch völliger Unsinn. Problematisch ist die Vielfalt. Werdende Eltern, die sich denken, im Buchhandel vielleicht was informatives zu diesem Thema zu holen, werden erschlagen von einer Flut mehr oder weniger nützlicher Machwerke: Von "Neun Monate Glück" über "Zehn Schritte zu einer erfüllten Stillzeit" bis "Jedes Kind kann schlafen lernen", gibt es keine Regung des kindlichen Wesens, dass nicht in Wort und Schrift betrachtet wurde. Wohin soll man sich orientieren? Unendliche Vielfalt ist nicht Freiheit, sondern Beschränkung. Egal, für was ich mich entscheide, ich wende mich damit von etwas anderem ab.

Kinder sind Überlebenskünstler. Wenn die Eltern halt keine Lust haben, mit ihnen zu spielen, beschäftigen sie sich mit sich selbst. Natürlich gibt es Eltern, die von morgens früh bis spät arbeiten müssen. Dann ist es eben Aufgabe der in diesem Fall Erziehungsverantwortlichen - Tagesmutter, Oma, staatliche Betreuung - mit dem Kind zu spielen und ihm Werte zu vermitteln.
Es sind selten die frühen Jahre, die problematisch sind. Selbst wer keine Lust auf Türmchenbauen hat, ist gezwungen, sich in irgendeiner Form mit dem Kind zu beschäftigen, sonst verwahrlost es. Aber ab etwa 4 Jahren können Kinder prima allein spielen lernen. Die wenigsten Eltern sind so gleichgültig oder bösartig, dass sie ihrem Kind bewußt schaden. Es ist halt so einfach, dem quengelnden Monster die Playstation zu kaufen, und so anstrengend immer darauf zu achten, welche Spiele vom Taschengeld angeschafft werden. Es ist so einfach, alle materiellen Wünsche zu erfüllen und sich damit Ruhe zu verschaffen. Es ist so einfach, lieber schnell selbst zu spülen udn das Kinderzimmer aufzuräumen statt sich die Mühe zu machen, ein maulendes Kind dazu abzukommandieren, zu beaufsichtigen, unauffällig nachzubessern und trotzdem zu loben. Verwickelt im Stress einer schnelllebigen Gesellschaft, die an Fast Food und unbegrenzten Möglichkeiten krankt, sind Eltern schnell überfordert und erschöpft. Sinken nach der Arbeit lieber vor den Fernseher als dem Nachwuchs vorzulesen. Essen schnell was auf der Hand statt das liebevoll gekochte Mahl aufzutischen und alle Familienmitglieder um sich zu versammeln, miteinander zu reden, den Tag aufzuarbeiten.
Ich klage nicht die Eltern an, die den Überblick über sich selbst verloren haben. Auch die Gesellschaft selbst ist nicht schuldig. Wir haben uns in den vergangenen 100 Jahren so rasend schnell entwickelt, jeden Tag kommen neue Veränderungen. Wir haben einfach noch nicht geschafft, uns daran anzupassen. Die Vielfalt ist für unsere Kultur eine ebenso große Gefahr wie die Naturkatastrophen, die durch unsere technisierten Fortschritte immer stärker, zahlreicher und schlimmer werden. Die Haltlosigkeit der Jugend ist nur ein Alarmzeichen.

Die Politik ist machtlos. Was sollte sie auch tun, um uns vor der Vielfalt zu beschützen? Wir leben in einer Zeit, wo alle Grenzen wegfallen sollen, Utopien weltweit ausgelebt werden. "Freiheit", Gleichheit", "Friede", "Gemeinsamkeit", "Weltwirtschaft". Der Mensch aber hat jahrtausende alte Denkstrukturen, die nach Grenzen und Halt verlangen. Die problematische Gegenströmung ist "Individualismus". Einerseits soll alles gleich gemacht werden, andererseits ist Individualität des Einzelnen das erstrebenswerteste Ziel.
Wir können die Entwicklung der Grenzenlosigkeit nicht aufhalten. Also muss Mensch lernen, sich daran anzupassen!

Noriko
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Do 22. Jul 2004, 09:17 - Beitrag #24

Ich lese mir später alles durch aber erstmal eine Grundsatzklärung:
Peer-Group Ist ein offizieller Soziologsicher Begriffr, "Peer-Pressure" nciht, das nennt man Soziologisch Gruppenzwang.

JaY
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Do 22. Jul 2004, 16:07 - Beitrag #25

Ich denke das die Jugend so "schlimm" ist iust ein Hausgemachtes Problem. Vielleicht kommt es uns auch nur so vor denn jede Generation behauptet ja bekanntlicherweiße das die ihr Nachfolgende viel schlimmer ist als sie waren.


Ich glaube es hat weniger etwas mit dem Fernsehen zu tun. sondern eher mit der Erziehung. Oft wird eben Geld als ersatz für Liebe und Zuneigung gegeben. Leider.

Ich habe nichts in meinem Leben geschenkt bekommen und bin mal so ehrlich und sage das es mich damals gestört hatte, doch mittlerweile bin ich froh das ich mir alles selbst erarbeitet habe.

@ Chennyboy:

Ich glaube du bist Geistig immernoch in China wo vieles aus der westlichen Welt schlecht ist. Denk mal etwas Vielschichtiger und erweitere deinen Horizont

Noriko
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Do 22. Jul 2004, 16:18 - Beitrag #26

Natürlich sind für die älteren dir jüngeren imemr schlimmer als man es selbst war, doch bin ich der Meinung meine eigene generation ist schon schlimm und verzogen, also muss es ja wirklich so sein....

Feuerkopf
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Do 22. Jul 2004, 17:22 - Beitrag #27

Merkwürdig,
ich finde die Jugendlichen von heute gar nicht sooo viel schlimmer als die von vor 30 Jahren...

Seid mal ehrlich: Wie sah denn die Jugend eines Menschen vor rund 100 Jahren aus, wenn er nicht aus einer bürgerlich-priviligierten Familie stammte? Er hatte eine gute Handvoll Geschwister und lebte mit ihnen in einer kleinen Wohnung, in der beileibe nicht jedes Kind ein eigenes Bett geschweige denn ein eigenes Zimmer hatte!
Wenn das Kind die Volksschule hinter sich hatte, machte es eine Lehre. Gymnasium kostete damals noch Schulgeld und setzte eine Aufnahmeprüfung voraus.
Mit Kindern spielen? Kinderspielplätze? Kindergärten? Jugendheime? Fehlanzeige. Es gab auch noch die Prügelstrafe, die erst Anfang der 60er Jahre wirklich abgeschafft wurde.

Die unterschiedlichen Erziehungsstile sind m. E. nach gar nicht schlimm, so lange Eltern sie authentisch und konsequent verfolgen. Selbst autoritäre Eltern sind erträglich, so lange sie gerecht und nicht brutal sind. Und die Kinder der Summerhill-Anhänger (sogen. antiautoritäre Erziehung) sind auch gediehen und "was geworden". Wichtig ist, dass Eltern sich ÜBERHAUPT Gedanken um die Erziehung ihrer Kinder machen und gewisse Ziele vor Augen haben. Nicht-Erziehung ist das Problem.

Eltern dürfen sich nicht von sogenannten Ratgebern kirre machen lassen und sich hilflos in eine Nichtstuer-Ecke zurückziehen. Das erfordert ein gewisses Maß an Rückgrat.

Zum Thema Mode:
Ich finde es gerade klasse, dass sich jeder heute anziehen kann, wie er will. Kein Zwang zu Miniröcken, wenn man pummelige Beine hat! Kein Zwang zu Baggyhosen, wenn man lieber Röhrenjeans trägt! Wenn ich Locken will, dann hab ich welche, wenn ich als Junge einen Pferdeschwanz will, dann auch.

Zum Thema dösiges TV:
Es gab immer schon blöde Sendungen, nur mit der Vielzahl der Sender ist die Menge mitgewachsen. Elternaufgabe könnte sein, die Kinder zu begleiten in die Medienwelt und ihnen Qualitätskenntnis mitzugeben. Dann kann man später in aller Ruhe GZSZ gucken und WISSEN, dass es eigentlich Trash
ist. :s126:
Die Aufsichtsgremien gucken schon noch hin, ob Sendungen verrohen oder verdummen.

Die Frage ist allerdings:
Kann es sein, dass bestimmte Kreise in dieser Gesellschaft es gar nicht so ungern sehen, wenn das Gros der Bevölkerung etwas tumb gehalten wird? (meine persönliche Verschwörungstheorie)

Noriko
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Do 22. Jul 2004, 18:12 - Beitrag #28

Zum Thema Mode:
Ich finde es gerade klasse, dass sich jeder heute anziehen kann, wie er will. Kein Zwang zu Miniröcken, wenn man pummelige Beine hat! Kein Zwang zu Baggyhosen, wenn man lieber Röhrenjeans trägt! Wenn ich Locken will, dann hab ich welche, wenn ich als Junge einen Pferdeschwanz will, dann auch.

Der latente Zwang ist imemr da und je nachmdem wo man hinnkommt ist er sogar ziemlich offensiev.
Gruppenzwang ist Tatsache.

Die Frage ist allerdings:
Kann es sein, dass bestimmte Kreise in dieser Gesellschaft es gar nicht so ungern sehen, wenn das Gros der Bevölkerung etwas tumb gehalten wird? (meine persönliche Verschwörungstheorie)

Natürlich :s126:

Jatrix
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Do 22. Jul 2004, 19:34 - Beitrag #29

Ich finde solche "Mini-Tussen" (anders kann ich sowas nicht nennen) immer wieder lustig. Ich kann auch nicht wirklich verstehen, wie man in ner Grundschule nen 4er-Durchschnitt haben kann.
Vor allem stell ich mir dann gerne vor, wie so welche dann in 10 Jahren aussehen. "Normalerweise" ist es ja eigentlich so, dass man sich mit so Sachen wie schminken etc. langsam steigert. Aber wenn man mit 9 so anfängt, dann kann man das gleich vergessen. Ich kenn eine die war auch so eine "Mini-Tusse" und die sieht heute aus, als wäre sie in nen Farbtopf gefallen, alles vollgekleistert, ja super.
GZSZ IST SCHULD! :D , is ja ne tolle Antwort, oder? Da brauchen sich Eltern selbst nicht überlegen, was sie falsch gemacht haben, wenn ihre Tochter dann mit 14-16 schwanger ist.

aleanjre
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Do 22. Jul 2004, 20:38 - Beitrag #30

@Jatrix: Feuerkopfs Statement war Ironie. Ich hoffe, deins auch?

@Feuerkopf: Ich will noch mal bekräftigen, dass ich nicht für alle Menschen dieser Hemisphäre spreche. Eine Menge Leute kommen sehr gut damit klar, zwischen unzähligen Möglichkeiten zu wählen. Sei es in der Mode oder in der Erziehung. Mein Statement steht für die wachsende Zahl derer, die orientierungslos durchs Leben hetzen, ein Event nach dem anderen suchen, immer höher, schneller weiter mehr. Von allem mehr. Bis nichts mehr geht.

MPLabs
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Fr 23. Jul 2004, 02:30 - Beitrag #31

Ich denke das vorrangige Ziel einer guten Erziehung - egal in welcher Art man die nun ausführen mag - ist die Entwicklung eines individuellen und starken Charakters. Wenn dieses Ziel erreicht wird, ist es nämlich völlig unwichtig welche Rocklänge, welche Lipgloss Farbe gerade angesagt oder welche bekloppte "Reality"-TV Sendung gerade läuft. Ein individueller Charakter, der gleichzeitig weis was er/sie wert ist und und nicht auf äußere Eindrücke angewiesen ist um sich zu orientieren, wird alles oben erwähnte von allein als Schrott erkennen.
Das Problem ist nur, dass eine solche Erziehung sehr starke Disziplin von den Eltern abfordert und vor allem; einen ebenso individuellen und starken Charakter wie den, den man zu erziehen versucht.
Der größter Fehler, den Eltern meiner Meinung nach bei der Erziehng ihrer Kinder machen ist, dass sie versuchen ein besseres Wesen als sich selbst zu erschaffen. Dieses Ziel ist durchaus ehrenwert, jedoch völlig unmöglich mit Absicht zu erreichen. Ein großer, wenn nicht sogar der größte Teil einer Erziehung kommt doch durch das Verhalten der Eltern selbst. Die Kinder machen immer das was die Eltern auch machen. (Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm)
Erziehen heisst also vor allem ehrlich zu sich selbst zu sein, sich mit dem Nachwuchs zu beschäftigen, aber nicht zu sehr, nicht in dem Sinne eine ganz besonders gute Erziehung hinlegen zu müssen, sondern einfach in dem Maße in dem es soziale Kompetenz vermittelt. Der Rest kommt meiner Meinung nach von ganz allein.

...so, ich hoffe ich bin hiermit nicht allzuweit vom Thema ab, aber ich kann die Diskussionen um sozialen Einfluss usw. nicht mehr hören, da sie schlicht Unfug sind.

greetz

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Fr 23. Jul 2004, 09:25 - Beitrag #32

Wenn der Mensch eine Insel ist, dann ist die Gesellschaft das Meer, das ihn umgibt. Und das Meer beeinflusst die Insel sogar sehr stark. Ob ihr das nun gefällt oder nicht.

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Fr 23. Jul 2004, 11:11 - Beitrag #33

Natürlich ist auch die Umwelt ein stark beeinflussender Faktor.
Wenn aber Eltern (oder wer immer für die Erziehung verantwortlich zeichnet) den Kindern zugewandt sind, ihnen Entscheidungskriterien vorstellen und nicht versuchen, sie zu verbiegen, dann ergibt das als Resultat tatsächlich selbst-verantwortliche Jugendliche mit einem gesunden Menschenverstand, die einerseits die ersten zwei Seiten der Tageszeitung lesen, aber abend seelenruhig bei GZSZ (um noch mal das Beispiel zu bemühen) abhängen können, ohne bleibende Schäden befürchten zu müssen. ;)

Meiner Erfahrung nach sind Eltern der größte Einflussfaktor bis etwa zu Beginn der Pubertät, danach übernimmt die jeweilige Peer-Group diese Position. Allerdings braucht man sich als Eltern nicht "geschlagen" zu geben; im Gespräch bleiben ist m. E. das Wichtigste, wissen, was die Kinder umtreibt, mit wem sie in Kontakt sind. Aber - so schwer es fällt - die direkte Einflussnahme wird sicherlich zurückgestellt werden müssen. Die Leine sollte immer länger werden, bis sie schließlich endgültig gelöst wird.

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Fr 23. Jul 2004, 11:46 - Beitrag #34

@aleanjre

da geh ich auch gerne mit, die frage ist halt nur wie stark diese Insel ist. Eine kleine Sandband wird irgendwann ganz vom Meer weggespült sein und sich in ihm auflösen, eine kräftige, große Insel wird sich vielleicht vom Meer eine Steilküste formen lassen und nur noch schöner werden. Dazu auch Simon&Garfunkel - I am a rock, da gehts auch darum dass der Erzähler eine Insel bzw. ein Fels ist.

@Feuerkopf
genau das hab ich gemeint, is vielleicht in meinem Post nich ganz so rübegekommen.

greetz

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Fr 23. Jul 2004, 13:03 - Beitrag #35

Original geschrieben von aleanjre
@Jatrix: Feuerkopfs Statement war Ironie. Ich hoffe, deins auch?


Klar, und wenn du nicht aufpasst, dann beißt die Ironie dich gleich. Hier fehlt eindeutig ein Ironie-Schild :D. Naja, bis auf das mit der Bekannten mit dem Schminkwahn, bei der braucht man zwar echt viel Ironie, aber die gibts wirklich :D .

Traitor
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Fr 23. Jul 2004, 16:58 - Beitrag #36

@Chennyboy: Das meiste wurde schon von anderen gesagt, aber ich fasse die konkreten Entgegnungen nochmal zusammen.
Naja, Traitor. Alles hat seine Vorteile und Nachteile. Die Nachteil von Freiheit ist eben, dass die, die sich ihre Freiheit nicht sinnvoll nutzen können, zu Schaden kommen können. Deine Einstellung zu mir ist glaub ich: Alles, was ich nicht offiziell als "sehr gut" einstufe, stufe ich als ungenügend ein. So ist es aber nicht.
Die Freiheit hast du aber eben direkt angegriffen. Aber ich möchte nicht schon wieder eine Metadiskussion mit dir führen; bleib doch einfach mal bei dem, was du einmal gesagt hast.
Gruppenzwang ist doch kein Pseudo-Anglizismus. Hör auf, mich immer anzugreifen.
Gruppenzwang ist der korrekte Begriff. Der Pseudo-Anglizismus ist "peer-pressure", welchen du weiter oben benutzt hast.
Was können Eltern schon dagegen tun, wenn ihre Kinder in diesem "cool-sein" Rausch stecken? Denkst du wirklich, diese Kinder können
Aber wie kommen die Kinder denn in diesen "Rausch"? Irgendwann müssen sie diesem mal erlegen sein. Die Eltern haben also schon vorher versagt, weil sie dem Kind nicht den stark genugen Charakter, um ihm zu widerstehen, gegeben haben; und sie haben währenddessen und danach versagt, weil sie die Anzeichen nicht erkannten und nicht rechtzeitig handelten.
"Versagt" heißt dabei nicht, dass dies schrecklich verwerflich wäre. Es ist sehr, sehr schwer, in diesem Feld nicht zu versagen, und wer dies schafft, verdient vollste Anerkennung.
Eher ist es ein Zusammenspiel von allen Aspekten, die die Heranwachsenen mit ihren Gefühlen durcheinanderbringen.
Richtig, alle Aspekte spielen mit hinein. Aber die Eltern sind der stärkste Ansatzpunkt, um etwas dagegen zu tun.

@MPLabs: Die herausragende Bedeutung der Eltern würde ich nicht so benennen, dass sie der einzig entscheidende Einfluss sind, sondern so, dass sie der erste und prägende sind und spätere Einflüsse der restlichen sozialen Umwelt immer durch den Filter zu einem Menschen gelangen, den die frühe Erziehung durch seine Eltern gebildet hat.
[offtopic]
Dazu auch Simon&Garfunkel - I am a rock, da gehts auch darum dass der Erzähler eine Insel bzw. ein Fels ist.
Allerdings ist dieses Lied aus einem stark ironischen Blickwinkel geschrieben und soll gerade zeigen, dass der Mensch nicht wie eine Insel leben kann. Können uns über den Text gerne im Musik-Forum unterhalten, gibt sicher ähnlich viel her wie Sound of Silence![/offtopic]

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