*auchmaleinmisch*
Das hier ist meiner Meinung nach eines der besten Themen seit langem, und ich wünschte ich hätte mich mehr mit Mythos und Logos beschäftigt, vielleicht würde das hier helfen.
Aber auch antropologisch lässt sich vielleicht begründen, warum Menschen Rituale haben, um sich von ihren Toten zu verabschieden.
Es ist etwas schwierig, jetzt einen Struckturierten Gedankengang aufzuschreiben, denn es kommen mehrere Kategorien, die meiner Meinung nach gleichwertig sind, in der Betrachtung vor und müssen anschließend irgendwie zu einer Synthese führen.
Vielleicht teilen wir die Menschen, die für oder gegen einen Totenkult sind, zunächst auf. Dabei ist es nicht sinnvoll, wenn wir sie nach ihren Vernunftseinstellungen einteilen - denn eine solche Zeremonie setzt wohl vorraus, dass sie für denjenigen, der dabei mitmacht, auch irgendeine Form von Sinn hat.
Das heißt, dass wir eigentlich nur den Glauben betrachten müssen, und da nehme ich exemplarisch eine "große" Religion, den Atheisten und alle die (wie mich), die vernunftgedrungen zugeben, dass sie nicht wissen, ob es einen Gott gibt oder nicht, und je nachdem, was sie für ein sonstiges Weltbild haben einfach an das Glauben, wonach ihnen der Sinn steht (was natürlich nicht ganz unkompliziert ist, aber das gehört nicht hier hin).
Da Maurice sich scheinbar nicht erklären kann, wie ein "vernünftiger" Mensch freiwillig so ein Ritual um seinen Tod wollten kann, schreibe ich einfach, wie ich es mir erkläre. Zunächst betrachte ich dabei nur den Aspekt des vorhandenen Glaubens als Motivation.
Jemand, der von seinem Lebensbeginn an etwas geglaubt hat oder auch einfach von einer Religion "begleitet" wurde, ohne sich wirklich damit zu beschäftigen, wird - sobald jemand, der ihm nahesteht, stirbt - in Trauer fallen. Ob er nun vorher Pastor oder eher weniger strenggläubig war, er wird sich von dieser Person verabschieden müssen, und eine "Anleitung" findet er eben bei seinem Glauben.
Dabei ist zu beachten, dass die Bestattungsrituale in diesem Zusammenhang nicht einfach "irgendwie" zustandegekommen sind und auch Sinn machen.
Dieses ganze Drumherum ist doch gar nicht notwendig. Ob der Leichnahm nun im schicken Anzug in eienm Sarg in der Erde vergraben wird und ein hübscher Stein daneben gestellt wird, oder ob die Leiche einfach verbrannt wird, welchen Unterschied macht das denn? Wobei die zweite Methode weit günstiger ist.
Eben dieses drumherum ist eine Weiterentwicklung der allerersten Bestattungen, die von Menschen ge"feiert" (finde ich in diesem zusammenhang auch irgendwie unpassend, genau wie den Leichenschmaus, aber Kritik an den Religionen wollte ich doch eigentlich gar nicht los werden (;). Wir können davon ausgehen, dass alles über die Geschichte insoweit verändert wurde, dass es den Trauendern besser hilft, über den Tod hinwegzukommen. Das dabei gerade bei den Religionen noch andere Dinge hinzukommen, und wie das ganze rein psychologisch betrachtet aussieht, ist sicher noch eine ganz andere Sache.
(aus gründen des Argumentationsflusses ziehe ich jetzt den "frei"gläubigen vor den Atheisten)
Dieser verhält sich ähnlich wie der religiöse Mensch, allerdings muss er für sich selbst wissen, wie er den Tod des anderen verkraftet, und inwiefern er das ganze mit dem, was er glaubt auch vereinbar ist.
Da der freigläubige den Atheisten (auch) mit einschließt {denn schließlich kann man ja auch, ohne sich darauf festzulegen, sagen, dass es keinen Gott geben kann, was ja gerade dann wahrscheinlich ist, wenn für denjenigen etwas unglaublich schreckliches passiert {es sei denn natürlich, derjeniger hat an einen bösen Gott geglaubt}), fragt sich immernoch, warum ein Atheist ein Ritual abhalten sollte.
Ein "echter" Atheist glaubt, dass es keinen Gott und damit auch keine unsterbliche Seele und kein Leben nach dem Tod gibt. Also kann es durchaus sein (oder hier eigentlich muss), dass für ihn kein Ritual in Frage kommt, bei dem die Seele des verstorbenen an den oder die Götter übergeben wird.
Allerdings ist auch der Atheist ein Mensch, und Menschen sind keine Wesen reiner Vernunft (solche würde ich als Transzendenten bezeichnen). Ein Mensch empfindet Schmerz, wenn jemand, der ihm nahestand, weg ist - ob er nun daran glaubt, dass seine Seele weiterlebt oder nicht. Er muss sich also von ihm Lösen - es ist wohl ein rein psychologischer Grund, warum man in vielen Religionen ein Ritual hat, was für die Trauernden soetwas wie ein Schnitt ist. Das heißt natürlich nicht, dass die Trauer damit vorbei ist - sondern eher, dass man langsam anfängt, zu begreifen und sich dann wirklich zu "verabschieden". Auch der Atheist kann also im Einklang zu seinem Glauben ein Ritual abhalten, was ihm beim Abschied helfen kann - ob das nun ein Spaziergang im Park, ein Selbstmord oder das Ausfüllen des Organspendenausweises ist.
Eigentlich wollte ich noch darauf eingehen, wie Menschen den Wert von toten Dingen mit ihren Werten aufladen, und somit Reliquien schaffen - aber irgendwie passt das jetzt doch nicht mehr so richtig rein - vielleicht beim nächsten mal.
PS: Verzeiht mir bitte, das trotz meines Versuches am Anfang überhaupt keine bzw nicht die am Anfang vorhergesehen Strucktur drin ist - habe nicht soo viel geschlafen...