Aber nichts desto trotz, das bisherige Ergebnis finde ich aus persönlicher Sicht schon erschrecken. Bleibt nur zu hoffen, dass noch ein paar rationalere Naturen hier ihre Stimme abgeben und in meinen Augen "Schadensbegrenzung" leisten.

Aber ich denke wenn ein paar Stammposter der Philo-Sektion den Thread hier sehen wird er ein bisschen aufgemischt. Bis dahin gebe ich meinen Senf mal dazu.

Wenn wir hier über Schickal sprechen ist es imo schon ein philosophisches Thema, bin also gespannt ob der Thread verschoben wird, wenn die Diskussion gut laufen sollte. ^^
Ich habe meinen Beitrag die ganze Zeit vor mich hergeschoben, weil mir die letzten Tage nicht die übliche Lust war, über so ein Thema zu diskutieren. Sollte mein Post deshalb im Vergleich zu sonst etwas schwächeln, dann verzeicht mir bitte.

Anmerkung: Meine Aussagen beziehen sich auf unseren Macrokosmos, ich lasse die Quantenphysik außer acht.

Gibt es Schicksal? Da auch das Stichwort "Zufall" fiel werde ich mich erstmal diesem Begriff zuweden.
Was ist Zufall? Wir sprechen von Zufall, wenn ein Ereignis eintritt, welches wir nicht vorhersehen konnten. Beispiel: Wir treffen zufällig einen Bekannten in der Stadt. Oder das Ergebnis eines Würfelwurfes ist zufällig.
Ich denke an diesen beiden exemplarischen Beispielen werde ich meine Sicht von "Zufällen" gut deutlich machen können. Zuerst der Würfelwurf: Wenn wir mit einem (ungezinken)Würfel werfen, so werden wir nicht sicher sagen können, welche Augenzahl geworfen werden wird, denn dies ist Zufall. Die Mathematik sagt, dass es gleich wahrscheinlich ist, dass einer der Seiten geworfen wird, die Wahrscheinlichkeit ist jeweils 1 zu 6. Allgemein betrachtet stimme ich dem so zu, aber betrachtet man den Einzelfall genauer, kann man zu einem etwas anderem Ergebnis kommen. Betrachten wir den Würfelwurf nämlich einmal nicht aus unserer phänomenologischen und in diesen Fall auch mathematischen Sicht (so will ich doch zumindest hoffen), sondern aus der physikalischen, dann ist das Werfen des Würfels eine physikalische Interaktion mit einem Objekt. Der Würfelwurf wird durch verschiedene Umstände bestimmt, nämlich durch das Gewicht des Würfels, die Schwerkraft, die Kraft mit dem er geworfen wird, usw. Würden wir alle diese Umstände als Zahlen vor uns liegen haben und hätten wir die dazu passende Formel, dann... ja dann wären wir theoretisch in der Lage das Ergebnis eines Würfelwurfes im voraus zu berechnen. Wenn ein Ereignis aber berechenbar und bestimmbar ist, dann kann es sich nicht mehr um Zufall handeln. Phänomenologisch, mathematisch ist ein Würfelwurf also ein Akt, den wir "zufällig" nennen, aus kritischer Sicht ist es aber durchaus nicht, weil es eben nicht zufällig ist, welche Augenzahl gewürfelt wird, sondern das Ergebnis von vielen uns aber unbekannten Faktoren. Aber will ich wenn möglich unseren alltäglichen Begriffsverwendungen nicht untauglich machen, weshalb ich "Zufall" in diesen Fall nicht als wie es üblich als ein Ereignis definiere, dessen Wesen völlig willkürlich ist, sondern uns nur durch mangelndes Wissen verborgen bleibt. Es erscheint und "zufällig", deshalb nennen wir es Zufall und nicht weil es dies auch wirklich ist.
Nun zu dem Beispiel mit dem Treffen: Ich sage ein solches Ereignis ist kritisch betrachtet kein zufällig, sondern ein rein kausales, dessen Ursachen wir nur nicht absehen konnten und welches uns in seinem Auftreten überrascht hat. Nehmen wir also an Person X trifft Person Y "zufällig" auf der Straße. Nun wenn zufällig=nicht-kausal ist, dann ist dieses Treffen nicht zufällig. Das Treffen kann man als Wirkung betrachteh die folgende Ursachen hatte:
1. Person X geht in die Stadt und auf eben auf diese Weise, wie er ging
2. Person Y geht in die Stadt und auf eben auf diese Weise, iwe er ging
Wenn der erste oder zweite Fall nicht gewesen wäre, hätte es auch nicht zu dem Treffen kommen können. Wäre eienr von beiden zu hause geblieben hätten sie sich nicht getroffen, oder wären sie woanders hingegangen, als zu demselben Ort hätten sie sich auch nicht getroffen.
Das ist Ursache und Wirkung, das ist Kausalität und kein "Zufall" im kritischen Sinne. "Zufällig" können wir das Ereignis nur dahingehend bezeichnen, dass wir damit nicht gerechnet hatten, das Wort "zufällig" bedeutet hier streng genommen also "überraschend, unverhergesehen". Den Begriff "Zufall" in diesem Zusammenhang zu benutzen ist Alltagssprache und kritisch gesehen imo im Grunde falsch.
Diese Art der Sicht lässt sich imo auf (fast) alle Ereignisse übertragen. Auch wenn jemand einen Unfall hatte und "zufällig" nicht verletzt wurde war es kritisch gesehen keineswegs Zufall, sondern das Ergebnis von kausalen Zusammenhängen.
Nun zu dem Schicksal:
Ich sehe eine Diskussion über die Existenz eines Schicksals aus erkenntnistheoretischer Sicht für Unsinn, denn wie soll man ein solches Beweisen noch Widerlegen? Wie wir über diese Frage urteilen sollte allein eine Aufgabe des Verstandes und der Vernunft sein, und keine Entscheidung aus dem Bauch heraus, wie es die meisten hier bedauerlicherweise zu tun scheinen. "Mir ist so danach" so klangen für mich einige Posts für mich. Sorry das ist keine Argumentation. Allein der Glaube an etwas ist kein Beweis für dessen Existenz. Ereignisse die "kein Zufall sein können" sind kein Beweis für die Existenz eines Schicksals, weil auch diese Ereignisse wieder als Wirkung und Ursache, also ein kausales Ereignis gesehen werden können. Und was kausal ist wird durch seine Ursachen bestimmt und ist nicht schon vor den Ursachen bestimmt.
Das Wort "Schicksal" bedeutet für mich, dass etwas vorherbestimmt ist, also etwas von vorher fest steht und nicht verändert werden kann. Das Schicksal als universelle Ursache? Beweist mir das erst einmal.
Der Ausspruch "sein Schicksal selbst in die Hand nehmen" oder sein Schicksal zu ändern, ist außerdem im Grunde kein Standpunkt der ein Schicksal annimmt (zumindest was ich unter den Begriff verstehe), sondern ein Zugeständnis an die Kausalität, ob nun bewusst oder unbewusst. Wenn ich nämlich "mein Schicksal selbst in die Hand nehmen kann" oder sonst wie beeinflussen kann, kann mein Leben nicht mehr vorbestimmt sein, sondern ist Ergebnis entsprechenden Einflüssen.
Abgesehen davon, dass das Schicksal weder beweisbar noch argumentativ ernsthaft zu untermauern ist, und aus meiner Sicht auf Grund fehlender Notwendigkeit der Annahme, schon nicht angenommen werden sollte, ist es imo vor allem auch aus Vernunftgründen untragbar.
Wenn ich nämlich annehme, dass mein Leben schon im vorraus feststeht, warum sollte ich mich dann noch um irgendetwas bemühen? Ob es mir gelingt steht doch schon vorher fest, welchen Einfluss kann ich noch darauf nehmen, wenn es doch schon vorher feststeht? Wir erinnern uns der Satz "sein Schicksal selbst in die Hand nehmen" ist ein Zugeständnis gegen die Vorstellung des Schicksal. Daher kann es schon gar nicht in unserem Interesse sein ein Schicksal anzunehmen, weil wir uns damit unnötig eigene Handlungskompetenzen absprechen und das Leben in die Hände einer angeblich existierenden unsichtbaren Macht legen.
Ich entschuldige mich nochmal, dass der Post erst so spät kommt. Es fehlte mir in den letzten Tagen etwas die Motivation für so einen langen Post. Ich hoffe er ist mir dennoch inhaltlich gelungen und wird den ein oder anderen überzeugen können. Vorausgesetzt natürlich die Person die meinen Post gelesen hat war offen für Argumente.

PS@Erdwolf: Lies vielleicht mal meine beiden Essays, alles ist zwar kausal, aber nicht determiniert... zumindest nicht wie ich die Begriffe benutzte. Ich will mit dir hier nicht über den Begriff "determiniert" diskutieren, vielleicht machst du einfach einen eigenen Thread dazu in der Philosophie aus... natürlich nachdem du meine Essays gelesen hast. ^___-