Gefährten sucht der Schaffende...

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Maurice
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Fr 6. Aug 2004, 15:24 - Beitrag #1

Gefährten sucht der Schaffende...

... und nicht Leichname, und auch nicht Herden und Gläubige. Die Mitschaffenden sucht der Schaffende, Die, welche neue Werte auf neue Tafeln schreiben. Gefährten sucht der Schaffende, und Miterntende: denn Alles steht bei ihm reif zur Ernte.

Friedrich Nietzsche,
"Also sprach Zarathustra"



Wer hat also Lust mit mir zusammen sich gemeinsam Gedanken zu machen, auf der Basis meiner Grundansichten, die mittlerweile jedem Leser dieser Sektion bekannt sein sollten. Auch wenn Opposition immer auch zu konstruktiven Verbesserungen des eigenen Systems beitragen können, will ich mit diesem Aufruf nicht jemanden allgemein zum diskutieren suchen, sondern jemand der meine Ansichten in den wichtigsten Punkten teilt.
Natürlich kann man sich auch gut alleine Gedanken machen, aber vermisse ich doch manchmal den Dialog, den ich ab und zu mit dem ein oder anderen hatte, bei denen beide Seiten schon ähnliche Ansichten hatten.

Der Zeitpunkt dieses Threads ist wohl etwas ungünstig gewählt, weil ich nächste Woche fast gar keine Zeit für sowas haben werde, aber ich wollte es doch nur schon mal gepostet haben.
Auch wenn das Interesse an Philosophie hier im Forum leider deutlich geringer wäre, als imo wünschenswert, kann es ja dennoch sein, dass sich interessierte finden.

Rosalie
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Mo 9. Aug 2004, 11:06 - Beitrag #2

Hallo Maurice,

da sich hier niemand auf Deinen Aufruf hin meldet, möchte ich einfach mal ein paar Zeilen schreiben. Sicherlich erfülle ich nicht Deine Voraussetzung :
sondern jemand der meine Ansichten in den wichtigsten Punkten teilt.
aber vielleicht werden dann auch andre motiviert und von Mut beflügelt Deinen Thread mit Leben erfüllen. :)

Der Spruch von Nietzsche gefällt mir gut. MIt Leichnamen kann man schwerlich etwas anfangen die fast ähnlich wie Herden einfach dahinleben oder gedankenlos einer vorgegebenen Meinung hinterhertrotten. Und Gläubige? Sicher, irgendwo sind wir alle Gläubige d.h. wir können nicht jede Erfahrung selber sammeln, nicht alles selbst erforschen ... müssen wohl oder übel so manche Dinge kompetenteren Personen glauben. Letztendlich entscheidet jeder für sich, wieviel er und welchen Personen er vertraut - denn was andres ist Glaube nicht.

Das ist mit den neuen Werten auf neuen Tafeln ... nun ja. Gibt es das überhaupt noch? Wurde nicht alles schon mal irgendwann in der langen Geschichte der Menschheit ausformuliert? Oder bezog sich Nietzsche hier speziell auf die Tafeln vom Berge Sinai und die daruf formulierten Werte? Dann wären wir ja wieder im Wertethread oder wieder beim alten Thema Religion.

Aber Dir scheint es ja um allgemeinphilosphische Gedanken zu gehen. Dann hoffe und wünsche ich Dir, dass Du viele Gefährten und Mitschaffende findest - obwohl jetzt in der Sommerzeit der eine oder andere vereist sein wird - um die Ernte einzufahren :s11:

Gruß Rosalie

Maurice
Analytiker
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Mo 16. Aug 2004, 14:48 - Beitrag #3

Erstmal zu den Gläubigen:
Natürlich kann ich nicht sicher sagen, wie Nietzsche die Sache gesehen hat, ich sage nur, wie ich die Sache sehe, wenn ich das Zitat benutze. Dass Nietzsche Gläubige als etwas negatives ansieht, ist bei seiner allgemeinen Skepsis gegenüber Religion ja auch nicht verwunderlich. Was nun aber "Gläubige" für mich negatives haben: Natürlich sind wir alle in gewisser Hinsicht Gläubige, aber unter Gläubige verstehen ich ersteinmal Anhänger einer Religion. Ein Gläubiger, das ist erstmal jemand für mich, der etwas nachspricht, was er nachgebetet gekommt. Jemand der einer Ansicht übernimmt, statt zu versuchen sich vor allem selbst eine zu erarbeiten. Ich weiß wie gesagt nicht sicher, wie Nietzsche diesen Begriff sieht, aber ich denke, so ähnlich wird er es auch gesehen haben. Für mich muss ein Gläubiger nicht automatisch etwas prinzipell schlechtes sein, es kommt ja auch darauf an, an was er glaubt. Aber es hat eben was für mich von nicht selbst denken, sondern für sich denken lassen.

Nun zu dem Teilen der Ansichten: Ich habe nicht immer Lust alleine über eien Sache nachzudenken, Monologe zu halten, in Büchern zu lesen oder mich jemanden mit gegensätzlicher Meinung zu "streiten" (<- im sinne von Streitgespräch/Diskussion). Ich habe auch keine Lust nach anderen Philo-Foren zu suchen, weil ich dahingehend bisher überwiegend negative Eindrücke bekommen hattte. Darüber hinaus bin ich hier mittlerweile "etabliert", in einem anderen Forum wäre ich nur "ein kleiner dummer Newbie". ^^*

Zu den Tafeln: Ob es noch neue Werte gibt? Schwer zu sagen, es scheint keine mehr zu geben. Die Frage ist, ob es die auch schon vor 100 Jahren nicht mehr gab.
Nietzsche meint diese Werte imo ja nicht wörtlich, sondern dass man sich eigene Ansichten erabeiten sollte. Nicht einfach nur nachplappert, was man vorgesagt bekommt, sondern seine eigenen Werte schaffen.
Als Religionskritk, ist das natürlich auch wieder zu sehen möglich. Nicht einfach den 10 Geboten nachhängen, sondern neue Gebote schaffen.
Die neuen Werte auf neuen Tafeln, stehen für mich auch allgemein für das Schaffen neuer Werke. Das Schaffen (bzw. der Wunsch nach Schaffen) macht ja den Scahffenden aus, und man kann ja nichts schaffen, was schon geschaffen wurde, sondern muss wiederum etwas neues schaffen.

Mir selbst ist es erstmal gar nicht so wichtig, damit was der Autor mit so einem Text aussagen wollte, sondern vielmehr, wie ich den Text für mich sinnvoll nutzen kann.
Der Thread soll jetzt auch gar nicht nur um den Text gehen, er sollte nur ein passendes Beiwerk sein. Wenn sich wirklich niemand für das eigentliche Thema finden lässt, können wir aber natürlich bei belieben auch noch ein bisschen über den Text reden, vielleicht entwickelt sich auch daraus ein interessantes Gespräch. ^^*

dmz
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Di 17. Aug 2004, 01:19 - Beitrag #4

Hallo und Guten Tag !
Ich nehme Bezug auf das eingangs zitierte Nietzsche-Zitat :
:::
["Maurice": ...Gefährten sucht der Schaffende ...
... und nicht Leichname, und auch nicht Herden und Gläubige ...]

:::
Das genannte Zitat verwehrt sich gegen Personen, die ihrem Wesen nach mit "Leichnahmen" und
"Herdentieren" verglichen werden sowie der unkritischen "Glaeubigkeit" bezichtigt werden.
Diese Personen wuerden den Schaffenden in seinem Bestreben, - "Neues" zu gestalten -,
behindern und keinen erfolgversprechenden Beitrag leisten koennen.
Nein: Mitlaeufer, Jasager, Personen in selbstverschuldeter Abhaengigkeit (Glaeubige)
sind als Gefaehrten des Schaffenden unerwuenscht.
Diese oben bezichtigten Personen haben sich aus Bequemlichkeit eingerichtet in einem "System",
welches sie bedienen und im Ernstfall zu verteidigen bereit sind, wenn Schaffende
das System durch erforderliche Neuerungen veraendern wollten;
Veraenderungen, die ihnen nicht willkommen waeren, - weil sie "unbequem" sind.
:::
Es besteht ein besonderer Reiz darin, philosophische Aussagen der Vergangenheit
mit dem gegenwaertigen Zeitgeist in Verbindung zu bringen.
Nietzsche hat damals eine allgemeine Verkrustung der Gesellschaft des 19.Jahrhunderts gespuert
und mit seinen Aussagen den Hinweis auf die Notwendigkeit einer neuen KulturRichtung,
Weltanschauung, Denkweise anregen wollen:
Anregung zum Aufbrechen von gesellschaftlich fixierten Hemmnissen.
Wenn wir heute ueber Reformen des "Sozialstaates" nachdenken und reden,
dann trifft dieses m.E. in aehnlicher Weise zu.
Wir erleben zur Zeit, wie Personen, die sich in der Gesellschaft "bequem" eingerichtet haben,
sich gegen notwendige Veraenderungen auflehnen und sie zu verhimdern suchen.
---
["Maurice": ...Ob es noch neue Werte gibt? Schwer zu sagen, es scheint keine mehr zu geben.
Die Frage ist, ob es die auch schon vor 100 Jahren nicht mehr gab ...]

:::
Es gibt natuerlich die verschiedensten praktizierten "Werte" gesellschaftlicher Relevanz und Irrelevanz.
Ich will hier keine Debatte ueber die beruechtigten Tugenden des Altertums und der Theologie
sowie ueber die SekundaerTugenden der Neuzeit fuehren;
Nietzsche laesst seinen Zarathustra sinngemaess sagen:
"Lebt nur nach Euren (ueberholten) Tugenden; Ihr werdet daran (hoffentlich) zugrunde gehen !"
:::
Ich koennte mir z.B. neue "Werte", eine neue KulturRichtung
von gesellschaftlicher Relevanz vorstellen:
< "Ein Leben der Gesellschaft ohne Gott"
< "Ein Leben in Eigenverantwortung und Unabhaengigkeit sowie Verantwortung fuer die Gemeinschaft"
Das erforderte neue, bessere Erziehungsmethoden und Verhaltensweisen.
Ich meine, dass das durchaus erkannt worden ist.
Nur gibt es noch viel Widerstand : - das System, die Matrix ......

["Maurice": ...Die Mitschaffenden sucht der Schaffende, Die,
welche neue Werte auf neue Tafeln schreiben ...]

["Maurice": ...Als Religionskritk, ist das natürlich auch wieder zu sehen möglich.
Nicht einfach den 10 Geboten nachhängen, sondern neue Gebote schaffen ...]

:::
Vorschlag in Ergaenzung oder an Stelle der 'biblischen' 10 Gebote:
< Du sollst die Wuerde eines jeden Menschen achten!
< Wehr' dich, wenn dir oder anderen Unrecht geschieht!
< Du sollst deine Verantwortung nicht von dir schieben!
< Du sollst respektieren, dass Menschen verschieden sind!
< Du sollst nicht toeten!
< Du sollst deine Versprechen halten!
< Du sollst die Natur schuetzen und bewahren!
< Liebe deine Kinder!
< Du sollst nicht Leben auf anderer Leute Kosten!
< Glaube, woran Du willst; aber fuege anderen Menschen kein Leid zu!
Natuerlich bedarf es eines Katechismus, einer Unterweisung, einem Hinterfragen,
um unangebrachte Interpretation auszuschliessen .....


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