Generalisierung in der Philosophie.

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Monostratos
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Sa 14. Aug 2004, 02:06 - Beitrag #1

Generalisierung in der Philosophie.

Dies ist ein Metathread über das Philosophieren.

Tja, wie Maurice in diesem Thread festsetzte, hätten Begriffe wie "die Meisten" oder "ein Grossteil der/von" eine Existenzberechtigung beim Philosophieren. Sprich: In der Philosophie könne nicht nur generalisiert werden.

Was ist eure Meinung, euer Standpunkt? "Muss" in der Philosophie immer generalisiert werden?




Eigene Meinung:
Ich bin leider nicht firm genug, in diese Tiefen der Philosophie (oder ist das schon wieder Metaphysik?) einzutauchen, aber das Wesen der Philosophie ist doch u.a., über den, das Einzelne(n), zu forschen. Immer nur geht es in der Philosophie um "den Menschen", "Das Sein", "Den Geist" u.v.a. . "Die Menschen" (Was ja eigentlich sofort Assoziationen mit "Gesellschaft" und "Politik" bei mir weckt. Ergo: Ungleich Philosophie) habe ich hier in dieser Sektion noch nie vorgetroffen.

Seraph
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Sa 14. Aug 2004, 02:23 - Beitrag #2

"Muss" in der Philosophie immer generalisiert werden?


Generalisierungen sind unlogisch und machen darüber hinaus die Aussage ungenau und leicht fehlverständlich. Sie regen dazu an, dass jemand widerspricht ("du kannst das nicht verallgemeinern"). Ich weiß nicht ob in der Philosophie nur generalisiert werden sollte, wäre aber dagegen wenn dem so wäre. Philosophie ist eine Sache die vom Menschen definiert wurde. Wenn die Menschen die Philosophie als Philosophie ohne Pauschlisierungen sehen, dann wird es in der Zukunft so sein. Wenn die Menschen Wörter wie "vorallem" zusammen aussprechen statt einzeln ("vor allem"), dann passt sich der Duden schließlich auch an bzw. akzeptiert die paralelle Aussprache und Schreibweise wenigstens als Alternative.

Wie dem auch sei: Ich bin gegen Verallgemeinerungen seit mir bewusst ist, dass sie keinen wirklichen Sinn ergeben und werde (auch) in Zukunft weitestgehend keine in meiner Sprache verwenden, ebenfalls nicht in der Philosophie.

Monostratos
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Sa 14. Aug 2004, 02:46 - Beitrag #3

Oh, ich meinte mit "Generalisierung" keinesfalls eine Vereinfachung oder Pauschalisierung der Dinge, sondern die Feststellung, dass (IMO) Sätze wie "Die meisten Menschen sind Sünder" "Einige Sorten Glück sind begrenzt" falsch sind, und das schon vom Ansatz her.

Die Philosophie beschäftigt sich mit so existentiellen, ursprünglichen Begriffen (Die nicht weltlich sind), dass solche Metaphysischen Ausklammerungen unangebracht sind.

Ich argumentiere hier nicht weiter, weil nicht nicht weiter kann. Ich muss mich gründlicher und intensiver mit philosophischem Auseinandersetzen.

Seraph
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Sa 14. Aug 2004, 03:05 - Beitrag #4

Die Philosophie beschäftigt sich mit so existentiellen, ursprünglichen Begriffen (Die nicht weltlich sind), dass solche Metaphysischen Ausklammerungen unangebracht sind.


Wie bereits gesagt, ist die Philosophie so definiert wie es die Menschen wollen. Ich bin mir relativ sicher, dass vielerorts jeweils auf verschiedene Art philosophiert wird. Wenn jemand auf spezifische Art und Weise philosophieren will, dann kann er es tun, warum nicht? Ich habe zudem beobachtet dass die "ursprünglichen, existentiellen" Themen weitestgehend... verbraucht sind. Hat man etwas Oberflächlich analyisiert so kann es sein, dass man vielleicht mehr in die Materie gehen will und bei spezifischen Themen landet, die nur Teil des Existentiellen sind. Andernfalls ist es eine schlichte Geschmackssache. Jeder philosophiert auf seine Art.

Maurice
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Mo 16. Aug 2004, 13:48 - Beitrag #5

Natürlich will die Philosophie (wie auch die Naturwissenschaften) Sätze aufstellen, die richtig und allgemein gültig sein sollen. Dennoch sollte man imo vorsichtig sein, wenn man von so Dingen wie "dem Menschen", "dem Subjekt", "der Gerechtigkeit", "der Moral" usw. spricht. Ich sage nichts dagegen zu versuchen solche Dinge zu betrachten um dann zu versuchen allgemeine Charakteristika von ihnen aufzustellen, nur sollte man eben damit vorsichtig sein. Nehmen wir z.B. "den Menschen". "Der Mensch" klingt so erstmal, als würde es sich nur um ein Individuum handeln, aber mit dieser Phrase ist eine Masse von Individuen gemeint, denen man alle die gleichen Eigenschaften zuspricht. Die Philosophen fragen ja für gewöhnlich nicht nur nach der jeweils eigenen Sicht der Dinge, sondern um es kantsich auszudrücken "nach den Dingen an sich". Am Bespiel des Menschen heißt das, dass bestimmte Philosophen nicht bewusst sagen, dass es ihre Sicht des Menschens ist, sondern sie hätten die einzig wahre Natur des Menschens erkannt. Ich denke "der Mensch" ist ein gutes Beispiel um die Problematik im allgemeinen ganz gut darzustellen. Nun aber warum sollte der eine Philosoph die einzig wahre Natur des Menschens erkannt haben, und die die eine andere Ansicht vertreten würden sich irren. Nun erst einmal ist unsere Sicht auf die Welt eine subjektive und an dieser ersten Sicht können wir nichts ändern. Hat der Philosoph nun viele schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, dann wird sein Urteil aller höchster Wahrscheinlichkeit schlechter über "den Menschen" ausfallen, als jemand der ein im ganzen sorgenfreies Leben bisher geführt hat. Wer hat nun in seinem Urteil recht? Das Problem ist, dass wir nur einen Teil der Menschen erleben können (sowohl in ihrer Anzahl auch in ihrer Persönlichkeit), aber über alle Menschen im allgemeinen urteilen, obwohl wir nicht alle kennen. Jemand der nur weiße Schaafe gesehen hat, wird meinen es gibt nur weiße Schaafe, bis er das erste schwarze gesehen hat. Aber man darf es ihm auch nicht verübeln, dass er zu beginn glaubte, es gäbe nur weiße Schaafe.

Ich habe jetzt ziehmlich ausgeschweift, aber ich hoffe es wurde ein wenig deutlich, warum ich meine, dass man mit Verallgemeinerungen prinzipell vorsichtig sein sollte. Was nicht heißen soll, dass man nicht mehr verallgemeinern sollte, wo kämen wir da hin?

Um nochmal kurz das Beispiel von "dem Menschen" zu hilfe zu nehmen: Ich denke es ist schon eine richtiger Schritt, wenn man bei Verallgemeinerungen mögliche Ausnahmen in Betracht zieht und so bei z.B. dem Verhalten des Menschens versucht nicht immer nur von "dem Menschen" zu reden, sondern von "den meisten Menschen". Und das kann noch eine gewagte These sein. ;)


Bin ich jetzt auf das Thema des Threads eingegangen oder wolltest du über den Sinn von Verallgemeinerungen im allgemeinen diskutieren? Tut mir leid, wenn ich etwas missverstanden haben könnte, mir wurde der Punkt nämlich nicht eindeutig klar.

MagicMagor
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So 29. Aug 2004, 03:46 - Beitrag #6

Die Philosophie ist, die grundlegendenste aller Wissenschaften, weil sie die wenigsten Prämisen hat. (Das zeigt sich zB deutlich im philosophischen Konzept des Solipsismus..)

So wie die Mathematik die Sprache der Naturwissenschaften ist, ist die Logik die Sprache der Philosophie.
Ein Logiksystem hat natürlich gewisse Vorraussetzungen unter denen es funktioniert. Diese Vorraussetzungen sind aber Konventionen und viele Logiksysteme kommen mit unterschiedlichen Vorraussetzungen zu ähnlichen bis gleichen Ergebnissen.
Ausgehend von einem solchen System, das im Grunde genommen nur versucht natürliche Sprache in eine wissenschaftlich formalisierte Form zu bringen lassen sich bestimmte Aussagen treffen, die logische Wahrheiten sind. Das sind Sätze, die wahr sind, egal wie die Welt beschaffen ist.
Ein solcher Satz ist zum Beispiel:
"Wenn A der Fall ist, dann ist A der Fall"
Klingt trivial, aber da A hier ein beliebig komplexer Satz oder Sachverhalt ist, besitzt diese logische Wahrheit schon einige Aussagekraft.
Ein anderes Beispiel, das allerdings auf einer Eigenschaft des Systems beruht ist: "Alles existiert"
Es soll sogar ein System geben, wo die Notwendigkeit der Existenz Gottes eine logische Wahrheit ist.

Wenn ein Philosoph einen Sachverhalt untersucht, oder ein Problem lösen will, dann versucht er aufgrund bestimmter Prämissen, alleine mithilfe der Logik zu einem bestimmten Ergebniss zu kommen. Das ist das Vorgehen aller Wissenschaftler. Eine generelle Aussage der Form "Alle Menschen sind von Natur aus gut." trifft natürlich nur dann zu, wenn auch die Prämissen des Philosophen zutreffen.

Die Philosophie zwingt aber niemandem etwas auf. Es gibt in der Philosophie eigentlich keine Konzepte die unanfechtbar sind und von denen behauptet wird "Das ist so." Es ist eigentlich immer ein "Wenn das der Fall ist dann..."
Man versucht auf diese Weise Fragen und Probleme zu lösen, die sonst nicht zu beantworten sind. Es gibt für jedes Problem eine Menge verschiedener Ansätze und jedem steht es frei eins davon zu finden, das den eigenen Überzeugungen am ehesten entspricht.
Jede generelle Aussage eines Philosophen ist deswegen immer relativ zu betrachten.


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