Emotionen: Nützlich oder Schädlich?

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Seraph
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Sa 14. Aug 2004, 16:34 - Beitrag #1

Emotionen sind irrelevant? Inwiefern? Spielen sie etwa für dich keine Rolle?


Emotionen sind in der reinen Logik irrelevant - nicht für mich im allgemeinen. Emotionen widersprechen der Logik und schränken diese ein, führen zu weniger Effizienz der logischen intelligenz etc. In der Logik spielen sie in der Tat keine Rolle, werden sie auch nie.

Bist du frei von Emotionen? Ich mag dies bezweifeln. Und solange sie nun mal ein Teil von uns sind können sie immer Einfluss auf uns haben.


Alles eine Sache des Trainings. Auch wenn ich nie 100% emotionsfrei sein könnte, so wäre ich dennoch in der Lage sie auf ein minimum zu reduzieren, sodass sie meine Logik nicht länger stören würden. Die Menschen haben sich Emotionen Jahrtausende lang eingefleischt und letztendlich für selbstverständlich erklärt. Ich sehe jedoch keinen Grund, wieso nicht das Gegenteil möglich wäre. Auch wenn Emotionen "Teil des Menschen sind" und "wichtig" so gibt es immer noch genügend von diesen die den Menschen "nur" hindern und destruktiv wirken. Durch Erziehung, (logische) Umwelt und Standhaftigkeit ist eine logische Gesellschaft möglich.
Aber das ist offtopic, nur mal nebenbei angemerkt.

Als Bewertungsinstanz ordne ich sie durchaus hinter dem Verstand ein und das Urteil des Verstandes ist mir wichtiger, als eins der Emotionen. Natürlich ist das Ideal, dass beide sich einig sind.


Ich sehe keinen Sinn in zwanghafter Emotionalität. Emotionen sind nicht zwingend notwendig in der Gesellschaft, ganz im Gegenteil, sie sind und bleiben der größte Feind des Menschen. Wenn man nicht als rein logischer Mensch leben möchte, so sollte man wenigstens in bestimmten Situationen zwischen Emotionen und Verstand entscheiden. Z. B. in Diskussionen wo logisches Denken gefragt ist, sehe ich keinen Grund emotional zu sein und mich dadurch einzuschränken.

Aber auch aus rationaler Sicht kann es uns nicht völlig egal sein, wie es uns emotional geht, denn diese haben ja Einfluss auf unser Sein.


Es kann durchaus sein, dass in Zukunft viele Menschen vermehrt auf Emotionalität verzichten könnten. Wenn die Gesellschaft später einmal mehr logisch statt emotional denkt, wird nicht nur die Welt weniger Krieg (Krieg = destruktiv - Destruktion ist weitestgehend unlogisch) haben, da logische Entscheidungen der Allgemeinheit gerecht werden müssen. Deshalb sehe ich in dem Fall keinen Sinn darin, dass Emotionalität wesentlichen Einfluss auf "unser" Sein haben könnte oder sollte.
Wer sich mehr über "logische Gesellschaft" informieren möchte, der sollte sich am besten Teile von Star Trek ansehen. Gene Roddenberrys Vision über logische Völker ist eine realistische Ansicht dessen, wie eine solche Gesellschaft aussehen könnte.

Emotionen beeinflussen sogar alle unsere Handlungen. Selbst dem ausschalten aller Emotionen und somit rein logisches Handeln geht eine Emotion voraus - der Unwille gegen die Emotion. Und vielleicht nachträglich noch der Stolz, so kühl und logisch gehandelt zu haben? Alle Emotionen sind relevant. Und alle Ereignisse, egal wie klein sind relevant.


Dass ist mir durchaus bekannt. Völlige Emotionslosigkeit ist unmöglich (Völligkeit ist unmöglich). Werden die Emotionen jedoch auf ein solches Maß reduziert, spielen sie keine tragende Rolle mehr.

Denkst Du nicht, das diese Dein Handeln beeinflussen, Deine Kreativität steigern oder beeinträchtigen?


Ich sehe keinen Grund wieso das so sein sollte - Kreativität ist logisch erklärbar, daher sind Emotionen nicht zwingend erforderlich.

[...] aber sie sind eben einBegleiter unsres Menschsein und haben auf den einen mehr auf den andren weniger Einfluss - aber sie beeinflussen uns (manchmal positiv und manchmal auch im negativen Sinne)


Im wesentlichen haben Emotionen im Endeffekt negative Auswirkungen [...]. Sogar Liebe macht blind und hemmt Intelligenz. Ich sehe selten Vorteile durch Emotionen, achte dabei aber besonders darauf, wenn ich welche habe.

Edit:

Noch etwas zu diesem Punkt:
Die Menschen haben sich Emotionen Jahrtausende lang eingefleischt und letztendlich für selbstverständlich erklärt.

Ich gehe weiter indem ich sogar behaupte:
Am Anfang hatte der Mensch nur seine Emotionen und nur ein Minimum an Verstand. Nach und nach, nach vielen Jahren, entwickelte der Mensch seinen Verstand weiter und entdeckte die Logik. Emotion verlierte mehr und mehr an Wichtigkeit. Ich wage daher zu behaupten, dass es nur eine Frage der Zeit sein könnte, bis Emotionen entweder stark eingeschränkt oder weitestgehend gar nicht mehr in der Gesellschaft vorkommen. Mit stark eingeschränkt wäre etwa nicht die Liebe gemeint (oder andere positive Emotionen) sondern negative Emotionen wie Eifersucht, Hass, Neid, Streitsucht, Wut usw. Ich kenne nur wenige Menschen die sich dieser negativen Emotionen mehr oder weniger entledigt haben und sehe in dieser Art Vernunft und Verstand die Zukunft. Um es anders auszudrücken: Der Mensch der Zukunft ist für mich der Optimist bzw. meine eigene Definition von Optimist [...]. Dass eine solche Gesellschaft positive Grundlagen benötigt ist mir bewusst, aber ich denke das auch dies nur eine Frage der Zeit ist.

Getrennt aus:Glück kann nur begrenzt sein - Ist es deshalb sinnlos?

Maurice
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Sa 14. Aug 2004, 19:35 - Beitrag #2

Es gibt Themen, da sind Emotionen als Bewertungskriterium imo wenig empfehlenswert, aber es gibt auch welche, wo sie unbedingt beachtet werden sollten. Bei ethische Fragen in denen es meist darum geht, wie wir uns gegenüber anderen Menschen verhalten sollten, muss man seinen Blick auch auf die Emotionen richten.
Aber soll auch nicht grundsätzlich über die Rolle von Gefühlen als Bewertungskriterium gesprochen werden. Wenn wir hier über Glück reden, also um einen positven emotionalen Zustand, so werden wir wohl kaum abseits von jeglichen Emotionen über das Thema reden können, weil diese doch hier der Mittelpunkt sind. Ich denke das sollte logisch sein. ;)

Alles eine Sache des Trainings

Wenn du das hinbekommen solltest deine Emotionen in dem Maße, wie du es dir vorstellst zu reduzieren und du das als positiv bewertest, dann wünsche ich dir viel Erfolg. Ich zu meinen Teil habe über Jahre versucht meine Emotionen dem Verstand unterzuordnen, aber leider nur mit mäßigen Erfolg. Ich weiß nicht, an was es liegt, dass manche Menschen ihre Emotionen besser im Griff haben, aber ich zweifle mittlerweile daran, dass ich einen Grad der Kontrolle erreichen kann, der meinem Idealen in ausreichenden Maße entsprechen würde. Deshalb versuche ich es vielleicht doch besser mit meinen Emotionen besser klar zu kommen. Sie hinter mit lassen werde ich sie wohl kaum, da versuche ich eben das beste daraus zu machen. Sich am Glück erfreuen, das Leid vermeiden und wenn möglich vor allem mit dme Verstand urteilen.
Aber wie gesagt wollen wir nicht zu stark vom Topic abweichen. Notfalls machst du einen eigenen Thread dazu auf, hatte ich vor einiger Zeit auch schon überlegt, aber dann doch nicht gemacht gehabt. :)

Emotionen sind nicht zwingend notwendig in der Gesellschaft

Dem stimme ich dir zu, vorausgesetzt natürlich die Menschen in dieser Gesellschaft verfügen auch über den nötigen Verstand. Aber wir sind nun mal Lebewesen mit Emotionen und deshalb spielen sie eine Rolle und sollten auch berücksichtigt werden. In deinem Ideal stimme ich dir aber wie gesagt überein.

Es kann durchaus sein, dass in Zukunft viele Menschen vermehrt auf Emotionalität verzichten könnten.

Wir sollten hier nicht zu stark auf das allgemeine Verhältnis zwischen Verstand und Emotionen eingehen. Wie gesagt ich schlage wenn nötig einen eigenen passenden Thread dazu vor. Deshalb hier wieder nur kurz: Ich sehe im Moment keinen Grund zur Annahme, warum die Menschheit in absehbarer Zukunft deutlich rationaler und vernünftiger werden sollte, als sie bisher war und es im Moment ist. Hoffen tue ich das natürlich auch aber ich hege wie gesagt Zweifel, ob und wann eine (in meinen Augen) deutliche Besserung diesbezüglich stattfinden könnte.

Am Anfang hatte der Mensch nur seine Emotionen und nur ein Minimum an Verstand. Nach und nach, nach vielen Jahren, entwickelte der Mensch seinen Verstand weiter und entdeckte die Logik. Emotion verlierte mehr und mehr an Wichtigkeit.

Aus was folgerst du diese Aussage?


PS: Theoretisch könnte man imo Seraphs Post schon abtrennen und zu einem neuen Thread machen, vorausgesetzt natürlich er hat nichts dagegen.

Seraph
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So 15. Aug 2004, 22:29 - Beitrag #3

Aber soll auch nicht grundsätzlich über die Rolle von Gefühlen als Bewertungskriterium gesprochen werden. Wenn wir hier über Glück reden, also um einen positven emotionalen Zustand, so werden wir wohl kaum abseits von jeglichen Emotionen über das Thema reden können, weil diese doch hier der Mittelpunkt sind. Ich denke das sollte logisch sein.


Richtig, deswegen sehe ich meine Erläuterungen/Erklärungen auch eher als Off-Topic an.

Ich zu meinen Teil habe über Jahre versucht meine Emotionen dem Verstand unterzuordnen, aber leider nur mit mäßigen Erfolg. Ich weiß nicht, an was es liegt, dass manche Menschen ihre Emotionen besser im Griff haben, aber ich zweifle mittlerweile daran, dass ich einen Grad der Kontrolle erreichen kann, der meinem Idealen in ausreichenden Maße entsprechen würde.


Seine Emotionen in Kontrolle zu kriegen ist der erste Schritt zur (mehr oder weniger) reinen Logik. Danach sollte man weniger mit Instinkt und "glauben" agieren, versuchen seine Logik zu präzisieren und zu "läuten" (weiter erwecken). Es ist doch so: Es gibt (meines Wissens) eine logische und emotionale Gehirnhälfte (oder Gehirnteil). Männer denken mehr mit einem von beiden Teilen, daher sollte es dir leichter fallen nur logisch zu sein.

Deshalb versuche ich es vielleicht doch besser mit meinen Emotionen besser klar zu kommen. Sie hinter mit lassen werde ich sie wohl kaum,


(völlig) hinter dir lassen geht nicht, dass ist klar. In Star Trek haben sogar die Logiker (die Vulkanier, die fähig sind ihre Gedanken völlig auf eine Gehirnhälfte einzuschränken) unterbewusste Emotionen (wie es bereits aleanjre ansprach). Da diese aber keine wirkliche Rolle mehr spielen, kann man von reiner Logik reden.

da versuche ich eben das beste daraus zu machen. Sich am Glück erfreuen, das Leid vermeiden und wenn möglich vor allem mit dme Verstand urteilen


Ausgezeichnet. Meines Erachtens einer der besten Kompromisse.
Ich selbst versuche logischen Charakter konsequent von emotionalem Charakter zu trennen, sollte es erforderlich sein, "besondere" Leistungen zu erbringen.

Dem stimme ich dir zu, vorausgesetzt natürlich die Menschen in dieser Gesellschaft verfügen auch über den nötigen Verstand. Aber wir sind nun mal Lebewesen mit Emotionen und deshalb spielen sie eine Rolle und sollten auch berücksichtigt werden. In deinem Ideal stimme ich dir aber wie gesagt überein.


Wir haben auch die Fähigkeit zu töten, (okay extremes Beispiel) aber tun es nicht (oder dürfen es nicht). Die Menschen sollten emotional bleiben, aber diese auf die besten einschränken (wie bereits oben gesagt).
Menschen die über weniger Verstandvermögen verfügen erreichen durch rein logisches Denken ihr Maximum an Intelligenzstärke, ebenso wie es Menschen mit mehr Verstand tun - Emotionen sind und bleiben der Logik hinderlich.

Deshalb hier wieder nur kurz: Ich sehe im Moment keinen Grund zur Annahme, warum die Menschheit in absehbarer Zukunft deutlich rationaler und vernünftiger werden sollte, als sie bisher war und es im Moment ist. Hoffen tue ich das natürlich auch aber ich hege wie gesagt Zweifel, ob und wann eine (in meinen Augen) deutliche Besserung diesbezüglich stattfinden könnte.


Es könnte vielleicht eine Ewigkeit dauern, aber - vorrausgesetzt die Menschheit erlebt keinen 3. Weltkrieg oder andere Massen-Destruktionen - die Menschheit schreitet fortwährend vorran, in jeder Beziehung. In der ethischen zugegebener maßen am langsamsten, aber auch dort. Ich sehe jetzt schon Kinder der nächsten Generation die Kindern meiner Generation in Sachen Wissen (insbesondere durch das Internet) deutlich vorraus sind. Die Menschen mit den meisten Vorraussetzungen werden weiterhin die Menschen mit der meisten Bildung sein. Wenn die Welt allgemein ansteigt - sei es auch nur durch standartisierung des Computers in jedem Haushalt - dann bringt es schon eine Menge. Aber am wichtigsten ist und bleibt noch die Erziehung...

Aus was folgerst du diese Aussage?


Allgemeines Wissen der Vergangenheit. Damals war man z. B. noch so abergläubisch an Hexen und teuflische Besessenheit zu glauben, heute lacht man darüber. Damals schlugen sich Männer um Frauen für sich zu gewinnen oder zu beeindrucken, heute wird das auf andere, zivilisiertere Art getan. Vor sehr langer Zeit kannte die Menschheit keine Logik, hatte kein standartisiertes Wissen (Schule) und war dementsprechend nicht wirklich in der Lage logisch zu denken.

PS: Theoretisch könnte man imo Seraphs Post schon abtrennen und zu einem neuen Thread machen, vorausgesetzt natürlich er hat nichts dagegen.


Ja, warum nicht? Antworte dann am besten gleich in dem neuen Thread. Vorschlag für Topicname: Inwieweit Logik? (oder ähnlich)

Nuvoin
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Do 19. Aug 2004, 08:55 - Beitrag #4

@Emotionen: Emotionen und Instinkte ein Nachteil? Pah, das ich nicht lache. Wo wären wir denn (auch heute) ohne Emotionen? Was ist denn ein Künstler wenn er seine Werke alle auf reiner Logik betrachtet? Oder was ist mit Menschen die eine gute Erfindung haben, aber die Chance auf Erfolg wäre zu gering um es zu versuchen? Nur durch die Emotionen schaffen sie es doch, hätten sie nur pure Logik würden sie es nicht versuchen. Was ist mit einem Autor emotionell ganz hin und weggerissen ist von einer Idee und sich deshalb mit Freunde an das Schreiben macht? Was ist ein Kampfsportler ohne seine Instinkte? Was ist mit einem extrem Sportler der die Emotionen nutzt um weiter zu kommen?
Würden diese Leute wirklich das selbe mit purer Logik schaffen? Ich bezweifle es. Zudem: Wieso denn auf die Emotionen verzichten? Wenn ihr es rein logisch seht müsstet ihr so gut wie jede Zeit mit Lernen und Arbeiten verbringen um voran zu kommen. Das wäre logisch. Solche Dinge wie ausruhen, träumen, spielen etc. gäbe es dann nicht.

Wombat
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Fr 20. Aug 2004, 15:43 - Beitrag #5

Man sollte zwischen Emotionen und Instinkte trennen!
Instinkte sind lebensnotwenig, wobei Emotionen IMO entbehrlich sind (mit Ausnahme der Angst).

Wofür brauchen wir Trauer zum Überleben?
Was bringt uns Eifersucht oder Hass?

Der Urinstinkt jedes Lebewesens ist zu überleben und sich zu vermehren! Da sind Emotionen doch nur im Weg!

Ist Kunst lebensnotwedig? - Nein!
Woher kommen Erfindungen? - Rein aus dem Verstand!
Anspornfaktoren für den Autor? - Idee (auch durch Verstand) aufschreiben und eventuell berühmt werden

Shockk
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Fr 20. Aug 2004, 15:54 - Beitrag #6

Natürlich könnten wir problemlos ohne Emotionen leben. Ich für meinen Teil würde mich dann aber - so die Emotionen verschwinden sollten, auf nimmerwiedersehen - gemütlich irgendwo hinlegen und sterben.

Was will man mit einem Leben ohne Emotionen? Logisch leben, zum maximalen Wohle der eigenen Person und der Gesellschaft - um was zu tun? Wie eine Maschine zu arbeiten und dann was?

Richtig, nichts. Normalerweise besteht ein Tag daraus, das man aufwacht, sich noch ein wenig im Bett räkelt und die Gemütlichkeit geniesst. Dann folgt der Verdruss, dass man aufstehen muss - dieser wiederrum macht die Freude am im Bett liegen möglich. Dann duscht man und flucht erst rum, weil es zu warm oder zu kalt ist, um dann, wenn es angenehm ist, das Wasser zu geniessen.

Danach ein leckeres Frühstück ... man trinkt langsam den Tee oder den Kaffee und isst irgendwas. Vielleicht was leckeres, vielleicht ist der Kaffee aber auch schon zu kalt. Die Fahrt zur Arbeit, die evtl. Spaß macht, oder wegen einem Stau frustriert. Die Arbeit selbst, in der man hoffentlich Erfüllung findet und Spaß hat (und dank derer man sich am Ende des Monats über das Gehalt freuen kann). Danach die Heimfahrt, die Freude, wieder nach Hause zu kommen. Ruhe und Entspannung, noch ein paar Kleinigkeiten erledigen und sich zB an der geschaffenen Ordnung erfreuen oder so, und dann ausspannen und die Seele baumeln lassen ...

Und so weiter. Was ich damit sagen will - ohne Emotionen wäre das Leben nicht lebenswert. Es wäre tolangweilig. Alles, was passiert, würde uns nicht mehr berühren. Wir würden keinerlei Anteil mehr nehmen. Und wir würden vereinsamen, denn Freundschaften und Liebe leben von Emotionen.

Maurice
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Fr 20. Aug 2004, 15:57 - Beitrag #7

Rationale Utopien

Was die Kunst angeht, so hat Taboo gerade schon in kurzer und deutlicher Form ausgedrückt, was ich dazu sagen wollte. :)

Aggressionen, Hass, Habgier und Trauer jetzt mal als Stellvertreter negativer Emotionen werden wohl kaum dem Überleben förderlich, sondern eher hinderlich sein. Doch gehe ich in meiner Behauptung noch einen deutlichen Schritt weiter: Sind die Emotionen, die wir in der Regel als "positiv" bezeichnen wichtig und hilfsreich zum Überleben? Zuviel Euphorie kann sehr wohl auch den Verstand vernebeln und ist deshalb auch eine potentielle Gefahrenquelle. Für was braucht der Mensch Emotionen überhaupt um zu überleben? Ja wenn man der Menschheit jetzt mit einem Schlag die Emotionen nehmen würde, würden die meisten Menschen damit Probleme haben, weil sie den Emotionen im Vergleich zum Verstand einen zu hohen Stellenwert eingeräumt haben und imo wohl in einer Handlungskonfusion geraten würden. Den jetzigen Menschen einfach seinen Emotionen zu entledigen würde die Sache nicht wirklich sicher besser machen, glaube ich. Es bedurfte darüber hinaus bei den meisten Menschen auch eine deutliche Steigerung des Verstandes und der Fähigkeit mit diesem umzugehen.

Nun mag vielleicht jemand kommen und meinen, wie der Mensch sein Überleben ohne die Liebe zu anderen Menschen sichern sollte. Der Selbsterhaltungstrieb bleibt ja und die Aufzucht des Nachwuchses würde nicht mehr aus den bewussten emotionalen Beweggründen geschehen, sondern aus der der rational begründeten Notwendigkeit zum Überlegen.
Sagt mir bitte einer, welche Emotion für den Menschen so absolut notwendig ist, dass das Wegfallen seinen Untergang bedeuten würde?
Nein das Wegfallen der Emotionen (unter der wie gesagten Addition von Ratio) würde das Überleben begünstigen, weil die negativen Emotionen Hauptgrund des meisten Elends auf der Welt ist. Ja wenn man "Elend" als eine negative Emotion definiert, wäre sogar jedes Elend aus der Welt geschafft, wenn es keine Emotionen mehr gebe.

Shockk
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Fr 20. Aug 2004, 16:01 - Beitrag #8

Ohne Emotionen wären wir Maschinen ... fertig. Natürlich können Maschinen prima Überleben und würden im Zweifel optimal zusammenleben - aber ich bin lieber ein Mensch. Ich nehme Eifersucht, Schmerz, Trauer und Angst gerne in Kauf, und zwar nicht nur, weil ich mich dafür an den positiven Emotionen erfreuen kann - sondern weil all diese für mich ein Beweis sind, das ich lebe.

Maurice
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Fr 20. Aug 2004, 16:15 - Beitrag #9

@oberen Post von Shockk: Langeweile und (das Gefühl von) Einsamkeit sind auch Emotionen und in einer Welt ohne diese, wären diese natürlich auch kein mögliches Problem.


Definiere "Leben".
Ein Einzeller hat auch keine Emotionen. Lebt er deshalb für dich nicht?

Shockk
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Fr 20. Aug 2004, 16:20 - Beitrag #10

Sicherlich wüssten die Menschen in einer emotionsfreien Welt nichts von ihrem Makel. Sie wären ... falsch, sie wären nicht glücklich oder zufrieden. Sie würden einfach so vor sich hinleben und nie begreifen, *das* sie nichts anderes tun als stumpfsinnig vor sich hinzuleben.

Ich meinte damit natürlich bewusstes Leben. Einzeller haben kein Bewusstsein. Und Menschen ohne Emotionen wären damit, was die Erfahrung des Lebens angeht, auf dem selben Niveau wie eben diese Einzeller.

Maurice
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Fr 20. Aug 2004, 16:34 - Beitrag #11

Begründe mir erstmal warum das Fehlen von Emotionen ein Makel wäre. Meiner Ausführungen nach wäre dies ja imo ein Vorteil.

Die Menschen würden ohne Emotionen einfach nur dahinleben? Was tut denn der Mensch jetzt? Die meisten Menschen leben doch auch einfach nur dahin ohne sich tiefere Gedanken darüber zu machen. Dass man keine Emotionen hätte hieße ja nicht, dass man sich keine Gedanken mehr über das Leben machen würde, denn die Gedanken entspringen dem Verstand und dieser würde ja darüber hinaus sogar noch gestärkt werden.

Der Mensch wäre nicht auf dem Niveau eines Enzellers, weil der Mensch Begriffe wie "Leben" besitzt, sich über diese Gedanken machen kann und sich seines Lebens bewusst ist. Der Enzeller ist dazu nicht in der lage.

Shockk
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Fr 20. Aug 2004, 16:41 - Beitrag #12

Meine Begründung steht bereits - ich bin der Meinung, das ein Leben ohne E. kein Leben mehr wäre.

Worüber definieren wir denn unser Leben? Im Regelfall darüber, was wir getan oder erreicht haben. Sprich wenn wir zurückblicken, dann schauen wir zurück auf Emotionen wie Stolz, Zufriedenheit. Oder über das, was wir zu tun wünschen - wir planen, wir hoffen, wir malen uns Szenarien aus und gehen diese durch, um am Ende ein positive Lösung zu finden.

Welche Vorzüge eines Lebens OHNE Emotionen kannst du mir denn nennen, ausser das es evtl. weniger / keine Konflikte mehr geben würde. Oder, besser: Kannst du mir erklären, warum Menschen, die ein emotionsloses Leben führen, überhaupt noch den Titel "Mensch" verdient haben? Solche Wesen würden nicht mehr hoffen, nicht mehr lieben, nicht mehr geniessen, und auch nicht mehr leiden - sie würden, wie bereits gesagt, absolut sinnlos vor sich hinleben, aber dabei NICHTS behalten, keine positiven und keine negativen Erfharungen, sondern nur Daten. Wie eine Maschine. Oder ein Einzeller.

Das deine emotionsfreien Menschen auch noch eine Definition des "Lebens" hätten ist möglich - aber sie könnten damit nichts anfangen. Denn sie wüssten es nicht zu schätzen.

Padreic
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Fr 20. Aug 2004, 17:17 - Beitrag #13

Wir wären ohne Philosophie viel besser dran. Sie verbraucht unnötig Kapazität, die wir auf beruflichen Erfolg oder letztendlich auch auf Vermehrung verwenden könnten. Mit ihren Zweifeln kann sie unsere Effektivität stören. Weg damit.

Nicht alles, was nach irgendwelchen blödsinnigen Effektivitätstheorien stört, muss schlecht sein. Wenn man sagt, dass man ohne Emotionen besser dran wäre, was meint man damit? Dass ich irgendetwas effektiver machen kann...aber warum sollte ich dies effektiver machen wollen? Wenn ich sage, dass jemand besser dran ist, dann meine ich normalerweise, dass er glücklicher ist. Das scheidet aber nach Wegfall der Emotionalität aus. Warum könnte es mir dann nicht einerlei sein, ob ich lebe oder sterbe? Wegen des Selbsterhaltungstriebs? Den sehe ich nicht als für mich verbindliche Wertungsinstanz an. Ich sage, dass der Mensch mit Emotionen besser dran ist, weil erst dann für ihn wirklich etwas wie 'gut' existiert.

Und ich wär' mir gar nicht mal so besser, dass wir ohne Emotionen stets effektiver arbeiten würden. Ohne Emotionen würde es uns oft verdammt schwer fallen, Entscheidungen zu treffen. Ihr kennt es sicherlich auch, dass ihr eine schwierige Entscheidung zu treffen habt, bei der es einige Pro- und einige Contra-Argumente gibt. Nur die Anzahl ergibt noch nicht die Entscheidung, man muss die Argumente abwägen und da kommt letztlich immer auch eine emotionale Komponente rein (außer man hat irgendeine grob vereinfachte Welt vor sich, wie auf dem Schachbrett, aber selbst da spielen die Emotionen bei der Entscheidungsfindung oft eine Rolle).
Der große Physiker Dirac sagte, als er eine wichtige Gleichung hergeleitet hatte, dass er wusste, dass er auf dem richtigen Weg war, als er sah, dass die Gleichung schön war. Hätte er es denn ohne Emotionen auch so gesehen? Zu bezweifeln. Intuition hat oftmals eine stark emotionale Komponente, Kreativität auch.

Zu dem Thema, dass man auch ohne Kunst leben kann: Man kann auch mit dem ganzen Tag mit Arbeit im Bergwerk vollgefüllt leben, man kann auch leben ohne jegliche intellektuelle Herausforderung, man kann letztendlich auch im Koma an einer Herz-Lungen-Maschine leben. Ist das toll?
Ich persönlich halte übrigens Beethovens Werk für nicht weniger wichtig als das Flemmings.

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Fr 20. Aug 2004, 17:36 - Beitrag #14

@shOckk: Wie definierst du nun Leben?
Meine Definition lautet wie folgt:
Ein mit stochastischen Elementen versehenes System, welches zu aktiven Handlungen fähig ist, und das sich auf Grund von äußeren Einflüssen selbst oder über Generationen hinweg verändert.
Von Emotionen steht da ganz offensichtlich nichts.

Wie definierst du Mensch?
Meine Definition: Ein Lebewesen, auf das der genetische Code zutrifft, den wir als den der Spezies "Mensch" definiert haben.
Wieder nichts von Emotionen.

Das Leben wäre ohne Emotionen sinnlos? Warum macht es mit Emotionen mehr Sinn, als ohne? Das Leben eines Einzellers macht nicht mehr und nicht weniger Sinn, als das eines Menschens. Warum auch? Ist der Mensch denn an sich von mehr Wert, als der Einzeller? Der Mensch ist wenn dann nur für sich selbst, nach seiner eigenen Wertung mehr wert, aber nicht durch seine Art an sich.
Wir würden ohne Emotionen im Leben nichst mitnehmen? Doch Erfahrungen. Und (um das Attribut "gut" bei Pad gleich mitzubesprechen) "gut" muss kein Attribut einer Wertung sein, die auf Emotionen fußt, denn auch rationale Bewertungen sind möglich. Was du am Ende mitgenommen hast, spielt am Ende sowieso keine Rolle.

Wo siehst du eigentlich den Unterschied zwischen Erfahrungen und Daten? Selbst Emotionen sind nur Daten.


@Pad: Das Philosophie unnütz sei, bezweifelst du ja selbst und diese plumpe Unterstellung, dass diese dies für mich sein müsste, nehme ich nicht ernst.

Wegen des Selbsterhaltungstriebs? Den sehe ich nicht als für mich verbindliche Wertungsinstanz an.

Dann siehst du es eben nicht als Wertungsinstanz an, für mich ist sie die grundlegenste schlechthin.

@Kunst: Solange wir Emotionen besitzen, macht Kunst auch Sinn. Wollte ich nur nochmal gesagt haben, nicht dass mir jemand unterstellt, ich würde das anders sehen.

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Fr 20. Aug 2004, 19:16 - Beitrag #15

@Maurice
Der Verstand kann nie eigentlich werten, er kann sich nur an den ihm gegebenen Wertungsprinzipien orientieren. Es gibt keine kohärente Wertung, die dem Verstand widerspricht oder die er bevorzugen würde.

Dann siehst du es eben nicht als Wertungsinstanz an, für mich ist sie die grundlegenste schlechthin.

Kannst du dafür ein Warum angeben (nicht im deskriptiven Sinne, sondern im normativen, also warum es für dich Sinn macht)?

Ich würde niemals behaupten, dass Philosophie für dich unnütz sein müsste. Ich wollte nur die Sinnigkeit dessen, den Nutzen von Emotionen an der Selbsterhaltung zu messen, in Zweifel ziehen.

Wer Kunst nicht versteht, dem geht meiner Meinung nach eine wesentliche Fähigkeit ab. Auch wenn es daran liegt, dass er keine Emotionen hat.

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Fr 20. Aug 2004, 20:12 - Beitrag #16

Schade, dass ich nicht genug Zeit habe, um sehr viel zu schreiben, aber ein wenig möchte ich mich doch dazu äußern.

Was mir gleich ins Auge sprang waren die beiden Definitionen, die Maurice bei seinem letzten Beitrag einbrachte. Mit der Definition von Leben kann ich einigermaßen konform gehen, denke ich, auch wenn ich in dem Zusammenhang eher angewidert bin von den verwendeten Vokabular.

Die Definition von "Mensch" trifft natürlich unbestreitbar zu - aber sie trifft nicht den entscheidenden Punkt, oder vielleicht auch die.
Die logische Konsequenz aus diesen beiden Definitionen, wenn keine Aspekte mehr hinzukommen - bedeutet nämlich, dass der Mensch sich in keiner besonderen Weise von einem anderen Tier unterscheidet. Gerade als Verfechter von Vernunft und Logik muss man diesen Aspekt in die Definition von Mensch einbringen - und mit der Logik kommt zumindest beim Menschen zwangsläufig die Emotion.

Das diese nicht zu trennen sind, ist bereits (zumindest meinem besten Wissen nach) auch bereits im genetischen Code festgelegt, also durch die Architektur unseres Gehirns bedingt {*wink @ janw*}. Für mich reiht sich dieses Phänomen nahtlos in die Yin-Yang Lehre ein.

Ich führte vor ein paar Stunden noch ein Gespräch darüber, dass Menschen oft ein starkes Bestreben haben, das System von 2 sich gegenüberstehenden, beeinflussenden und ausgleichenden Dingen aufzubrechen und in Singulatiäten zu verwandeln.

Interessant für ich ist, dass viele schnell einsehen, dass ein Mensch! nicht damit klarkommen wird, Glück ohne Trauer zu empfinden, oder Leben kann, ohne zu sterben. Logik ohne Emotion scheint jedoch für viele wirklich erstrebenswert - das ist für mich nicht nachvollziehbar.

aleanjre
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So 22. Aug 2004, 00:07 - Beitrag #17

Maurice brachte mich darauf, dass dieser Thread hier existiert. :s1:

Boooh, wenn ich wirklich zu allem was ich hier an Stichpunkten zum einhaken gefunden habe was schreiben will, sitze ich morgen früh noch hier. Also, frisch ans Werk, und verzeiht, wenn es etwas wirr wird, denn mir purzeln gerade tausende Argumente durch den Sinn.

Konzentrierung voll auf die "Logik" - Hirnhälfte:
Es gibt Menschen, die unter diesem Phänomen leiden. Durch eine Überdosis männlicher Sexualhormone in der Embryonal - Phase ist der Balken zwischen den beiden Hemisphären nicht angelegt, so dass diese Sphären nicht miteinander kommunizieren können.
Diese Menschen, in 9 von 10 Fällen männlich, sind Autisten.
Je unvollständiger dieser Balken ist, desto schlimmer sind alle Symptome. Manche dieser High - functional - Autisten vollbringen jene genialen Meisterleistungen in Mathematik, im Erkennen von Mustern. Keinerlei Emotion außer Angst und Wut behindert sie (die ältesten Emotionen, gemeinsam mit Schmerz im Ur - Hirn angelegt). Diese Menschen können mit einem einzigen Blick ein Muster in einer endlosen Zahlenreihe erkennen. Sie können den Wetterbericht der letzen 45 Jahre auswendig lernen. Aber sie können weder Triumph über ihre Meisterleistung spüren noch Stolz, wenn sie dafür gelobt werden. Sie können auch nicht unbedingt "sinnvoll" handeln, sondern sind in den Zwängen ihrer geordneten Welt gefesselt, die durch nichts gestört werden darf, ohne dass sie in Panik verfallen. Sie können nicht aktiv am Leben teilnehmen und sich nicht mal allein die Schuhe binden.
Sie können Primzahlen schneller als ein Computer berechnen. Aber die Differenzierungen in der Mimik eines Menschen nicht wahrnehmen.

Vulkanier:
Ich bin ein großer Startreck - Fan. Und ich mag dieses Volk. Als Fan ist es mir natürlich nicht entgangen, dass zwar gerade die Kaltblütigkeit und schnelle Reaktionsfähigkeit dieser Spezies hilfreich in schweren Krisensituationen ist, aber in den Folgen immer wieder Beispiele gezeigt wurden, dass die Emotionalität für Spock und Tuvok (Voyager) unabdingbar war. Erst letztens wurde eine Voyagerfolge widerholt, wo Tuvok einige Marquis - Crewmitglieder zu einem Spezialtraining heranholte. Die destruktive Befehlsverweigerung, Rebellion und unlogische Handlungsweise der Leute war eine Nuss, die er fast nicht knacken konnte. Zum Schluss war er mit diesen Leuten in einem Raum eingeschlossen, durch einen Unfall trat toxisches Gas aus. Er trieb alle gewaltsam zum Notausstieg, verhinderte, dass man einem jungen Mann zur Hilfe eilte. Es war unlogisch, ihm helfen zu wollen, denn es bedeutete tödliche Gefahr für einen selbst. Als er alle hinausgetrieben hatte, ist er selbst zurückgelaufen, hat den Jungen aus dem schlimmsten Gefahrenbereich gezogen und wurde ohnmächtig. Entgegen seinem Befehl kamen die anderen zurück und haben dann beide gerettet. Er gestand ihnen zu, dass es manchmal wichtig sein kann, die logischen Regeln auszudehnen.
Mit seiner emotionalen Handlung hat er zwar sich selbst gefährdet, aber der Einsatz war es wert! Und so hat er es auch selbst empfunden.

Kunst, Erfindungen, Schriftstellertum:
Ich bin mir fast sicher, dass es Einstein war, der sagte: "Genie ist 1 % Inspiration und 99 % Expiration."
Sprich: Ohne eine Idee gibt es kein Gemälde, kein Buch, keine Erfindung.
Aber das dranbleiben am Ziel, das immer wieder neu motivieren, die harte Arbeit...
Ich habe schon viele Geschichten geschrieben und weiß, dass ich mich immer noch in der Lernphase dieses Handwerks befinde. Es ist schmerzhaft, anstrengend und wirklich hart, ein Buch zu schreiben! Die Idee allein ist nichts. Hunderte von Seiten zu schreiben, über Monate, vielleicht Jahre, immer wieder den inneren Schweinehund zu besiegen, das Teufelchen das flüstert: "Ach, ist doch Quatsch, pure Zeitverschwendung! Du kannst kein Geld damit verdienen, keinen Ruhm ernten! Pure Eitelkeit, es zu versuchen!"
Und wenn man dann endlich "Finis" unter den letzten Satz geschrieben und die gesamte Geschichte 9 Mal komplett überarbeitet und umgestrickt hat, 2 Mal den Plot übern Haufen geschmissen und doch nie das Ziel aus den Augen verloren, wenn man dann weiß: Es ist fertig, du hast es geschafft! - Das ist Triumph, Triumph über die eigene Schwäche, über die Logik! Reicht man es dann an einen Leser weiter, ist es pure Eitelkeit, Hoffnung auf Lob und Anerkennung! Wird einem dies alles zuteil, ist es Wohlgefühl pur! Vielleicht verdient man ja auch doch ein bisschen Geld...
Erfinder, Forscher, Wissenschaftler: sie alle setzen Thesen in die Welt, die durch nichts zu prüfen sind. Vielleicht erst hundert Jahre später findet einer durch Zufall den mathematischen Beweis für die Richtigkeit. Eine solche unlogische These zu proklamieren ist riskant, man setzt vielleicht seinen seriösen Ruf aufs Spiel. Trotzdem wird es immer wieder gewagt, reine Gedankenspielereien zu veröffentlichen, die tatsächlich oft genug Anstoß für wichtige Entwicklungen sind.

Krieg:
Es gibt ihn, den emotionalen Krieg. Geboren im kleinkindlichen Streit "der hat mir xy weggenommen" wird Rache geübt. Die Vandetta der südlichen Länder ist das beste Beispiel.
Aber wie albern anzunehmen, dass eine Konzentration auf die Ratio den Krieg als Phänomen beseitigen würde. Heute wird Krieg mit soviel Logik und Kalkül geplant. Was heißt - heute! Denkt an Napoleon, den großartigen Strategen. Die Römer, die den römischen Frieden und ihre Kultur zu den Barbaren bringen wollten, in der festen Überzeugung, ihnen damit Gutes zu tun!
Krieg hat immer präzisere Waffen hervorgebracht, aber es war und ist die pure Logik, die bessere Kampfstrategie, die in den meisten Fällen über Sieg und Niederlage entscheidet. In Zukunft wird es auch weiterhin Kriege geben. Um Nahrungsmittel, Medizin, fruchtbares Land, sauberes Wasser. Keine Logik der Welt wird diese Kriege verhindern können, denn gar zu lange hat die Unlogik der Starken regiert, die von ihrem "Viel" nichts an die abgeben wollten, die nichts haben.

Trauer:
Eine extrem wichtige Emotion. Wer liebt, wird trauern, wenn er das Geliebte verliert. Ohne Trauer können wir den Verlust nicht begreifen, durchleben, durcharbeiten, verarbeiten, überwinden. In genau dieser Reihenfolge.

Liebe:
Ist unabdingbar für die Fortpflanzung. Unbewußte Emotionen lassen unser Gehirn innerhalb von 3 Sekunden entscheiden, ob wir einem guten Sexualpartner gegenüberstehen. Zeichen für äußere Gesundheit und Stärke, genetische Ähnlichkeit mit dem eigenen Erbgut sowie unzählige weitere Faktoren werden blitzschnell überschlagen. Und schwupp! Ist der Körper erregt und bereit. Frauen in der Zeit um den Eisprung verströmen übrigens Pheromone, die sie in der Wahrnehmung paarungsbereiter Männer wesentlich attraktiver machen als sie es vielleicht sonst sind...
Diese Phase dauert acht Wochen. 2 - 3 Eisprünge der Frau. In der Regel also lange genug, um eine Schwangerschaft herbeizuführen.
Danach setzt die Ration wieder verstärkt ein, und Frau kann sich überlegen, ob sie diesen genetisch so geeigneten Typ, der ihr soviel Spaß bereitet hat (und ehrlich, würde man einem potentiell so eklig - klebrigen Prozeß wie Sex frönen, wenn es nicht irre spaßig wäre) wirklich als Vater ihres Kindes wünscht. Lautet der Entscheid: Ja, der kann mich und das Kind beschützen und versorgen, während ich hilflos bin in der Zeit von Schwangerschaftsende und Geburt, der Stillzeit! - Setzt die Phase der Liebesbindung ein.
Hält im Schnitt 3 - 4 Jahre. Das Kind ist aus dem gröbsten raus, durchaus Zeit, sich der besseren genetischen Streuung wegen nach einem neuen Partner umzusehen! Halten aber andere emotionale Verstrickungen, ist der Partner weiterhin interessant, wird die Beziehung weiter Bestand haben und von weiteren Kindern erleuchtet.
--- Die vielen Scheidungen der heutigen Zeit beruhen nicht auf einem Werteverfall, sondern auf eben diesen ursteinzeitlichen Programmen in uns, die weiterhin ihre Wahrhaftigkeit haben. Die Idee von Ehetreue bis zum Tod kam aus der Religion, die den Menschen aufgezwungen wurde. Egal, wie sehr Mann und Frau sich hassten, sie durften nicht aus der gesellschaftlichen Fessel fliehen!
Es gibt sie, die ewige Liebe, die monogam seelige Ehe. Nur halt viel seltener, als Mann und Frau sich wünschen.

Aaah, um mal wieder den Kreis zu schließen:

Die Natur hat sich was dabei gedacht, uns mit zwei Hirnhälften zu versorgen. Es war kein selten dämlicher Evolutionsfehler, uns mit Emotionen auszustatten, sonst wäre der Mensch schon ausgestorben, bevor seine Neugier ihn zwingen konnte, zwei Steine gegeneinander zu schlagen, bevor er seine Angst bezwang, den darauf entstehenden Funken zum Feuer anzufachen und Herr über dieses Element zu werden. So hilflos wie wir mit einem Bein sind, sind wir es, wenn wir uns nur auf die Logik oder nur auf die Emotion stützen. Beides muss zusammenwirken, und zwar im Gleichgewicht, gleichberechtigt. Wir können nicht besser laufen, wenn wir nur die Muskeln des rechten Beines trainieren, und wir können nicht besser leben, wenn wir nur die Logik als wichtig betrachten. Beides muss gleich stark sein. Wir brauchen die Ratio, die uns vor einer Gefahr warnt, uns blitzschnell reagieren läßt, und wir brauchen die Freude am Risiko, um Hindernisse überwinden zu können. GLEICHGEWICHT!!!
Yin und Yang wurde hier irgendwo angesprochen, aber leider nicht ausgeführt. Ein perfektes Symbol für das Ideal des perfekten Menschen. Die helle und dunkle Seite in einem Kreis vereint, gleich groß, gleich stark, und jede trägt im Kern etwas von der anderen Seite in sich. Herrlich.
Danach sollten wir streben! Die perfekte Balance von Körper und Geist, Emotion und Ratio, Wahrnehmung und Analyse ist der Weg zu Glück und Zufriedenheit. Was die Chinesen schon seit Jahrtausenden wissen (und sich leider selbst immer weiter von dieser alten Weisheit entfernen :( ) hat nie an Aktualität verloren.

Maurice
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So 22. Aug 2004, 14:15 - Beitrag #18

Plädoyer für den Verstand

@ aleanjre:
1. Autisten: Diese sind ja nicht frei von Emotionen und wie du schon gezeigt hast, sind diese oft voller Angst. Fakt ist außerdem, dass die menschliche Natur nicht auf solche Abweichungen in der Hirnstruktur eingespielt ist, weshalb es zu diesen Nachteilen kommt. Ich bin zwar kein Neurologe, aber in der rechten Gehirnhälfte wird wohl noch mehr verankert sein, als nur die Emotionen. Aber betrachten wir den enormen logischen Leistungszuwachs, durch die Überbetonung der linken Gehirnhälfte. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber der Gedanke eine Welt voller "nicht-autistischer Autisten", finde ich reizvoll. Also Menschen die die Vorzüge besitzen, aber nicht den Nachteil der extremen Introvertiertheit. Ich schätze mal, dass die meisten mir da nicht zustimmen werden, aber ich würde dies für einen Fortschritt halten.

2. Ich bin weder ST-Fan noch kenne ich die Folge, aber ein kurzes Komemntar trotzdem. Das Ende der Geschichte finde ich nicht verwunderlich und es wurde genau das geliefert, was der Standart-Zuschauer verlangt. Wenn ich die Episode geschrieben hätte und der Vulkanier hätte sich in diese Gefahr begeben, wäre er drauf gegangen. :D Nun ja wie würdet ihr in so einem Fall seine Entscheidung bewerten? Er ist für seinen Kammeraden gestorben und das obwohl er sich dem zu hohen Risikos bewusst war, wie edel.... was für eine romantisierte Sicht für eine unvernünftige Entscheidung. :shy:

3. Nehmen wir an ohne Emotionen würdest du das Buch nicht schreiben. Wäre das so tragisch? Du würdest kaum traurig darüber sein können, dass du es nicht geschrieben hast.
Da du nun aber Emotionen hast, finde ich dein Verhalten nicht unbedingt unlogisch. Du siehst es als Herausforderung an und wenn du diese meisterst bist du voller positiver Emotionalität. Würdest du aber hingegen es nicht versuchen, wäre dein Missmut darüber wohl größer, als die Anstrengungen die du in das Buch investiert hast und die durch die danach folgende Euphorie wieder übertroffen werden würde. Der Mensch strebt von Natur aus nach Glück, das empfinde ich nicht als unlogisch.

4. Der Mensch führt Kriege vor allem aus einem Grund: Habgier. Aber wir alle werden uns wohl einig sein, dass es für alle Beteiligten eine logisch bessere Entscheidung ist KEINEN Krieg zu führen. Ein friedliches Zusammenleben ist zum Wohl aller Beteiligten.
Ja ganze Völker wurden schon ausgerottet nur aus Habgier, Angst und Aggression, dabei wäre ein friedliches Miteinander und voneinander Lernen viel nützlicher gewesen.

5. Ohne Trauer würden wir keinen Verlust überwinden müssen, weil er uns emotional nicht tangieren würde. Nicht der alleinige Verlust muss überwunden werden, sondern die Trauer wegen diesem.

6. Ist auf keinen Fall unabdingbar für die Fortpflanzung. Die wenigsten Tiere werden wohl "Liebe" empfinden können und trotzdem pflanzen sie sich alle fort. Das Widerspricht deiner These. Der Wunsch der Arterhaltung besteht auch ohne diese Emotion und familäre Strukturen sind auch aus rationalen Überlegungen sinnvoll, weil diese die Aufzucht der Nachkommen begünstigt.
Ich hoffe deine unteren Ausfhrungen waren kein Plädoyer für mehr Scheidungen. Denn das was du aufgezeigt hast, ist imo eine weitere Schwachstelle der menschlichen Natur, nämlich dieses chaotische im Arterhaltungstrieb.

7. Die Natur wird sich nichts dabei gedacht haben uns so auszustatten wie wir sind. Die Natur ist keine Person, die denkt und die Evolution bewusst steuert. Natur ist Chaos und nur durch das Einspielen der verschiedenen Faktoren kommt es zu den Strukturen, die wir als "natürliche Ordnung" empfinden. In der Natur herrscht aber keine Planwirtschaft, sondern eher eine funtkionierende freie Marktwirtschaft, wie sich Adam Smith erträumt hatte.


@Pad:
Das hier zu diskutieren würde wohl zu ot werden. Ich hatte mich ja diesbezüglich iirc schon ein paar mal geäußerten, als es um den Zweck des Lebens ging. Du hast mir damals nicht zugestimmt iirc, dass man nach dem allgemeinen Streben von Lebewesen nach Selbst- und Arterhaltung, eben dies als einen Selbstzweck des Lebens interpretieren kann. Der Verstand ist deshalb eine Wertungsinstanz, weil er sehr wohl bewerten kann, ob etwas für sein Überleben förderlich oder hinderlich ist. Imo kann man aus Regelmäßigkeiten Regeln ableiten, und das tue ich imo auch in diesem Fall. Ich bezweifle, dass wir uns hier so schnell einig werden, aber wenigstens habe ich gerade nochmal in aller Kürze versucht diesen Punkt nochmal zu benennen. Ich hoffe, dass ich damit deine Frage beantwortet habe.


@Nightmare: Wir können uns ja in einem Extra-Thread ein wenig über eine möglichst geeignete Definition von "Leben" unterhalten, wenn du willst. :)

the hui
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So 22. Aug 2004, 15:13 - Beitrag #19

Wenn ich das richtig verstehe sind doch Emotionen auch gleich Gefühle oder? Und wären wir ohne Gefühle nicht einfach nur umherlaufende Biomasse?!

Maurice
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So 22. Aug 2004, 15:28 - Beitrag #20

Gefühle, Sinneswahrnehmungen und Emotionen

@Hui: In meinen Augen sind wir im Grunde auch nicht mehr als herumlaufende Biomasse. ^^

Ok dann liefer ich mal meinen Versuch einer Defintion von Emotionen. Und Nightmare verzeihe mein "widerliches" Vokabular. ;) Dieser Defintionsversuch ist bisher nur eine Notiz und von daher noch nicht ausgereift, verzeiht also Schwächen in der Form.
Anmerkung: Dieser Thread sollte jetzt aber nicht dazu ausarten über die Definition von "Emotionen" zu diskutieren, was dann imo doch etwas ot werden würde. Falls wir wirklich so verscheidener Meinungen sein sollten und diese die eigentliche Diskussion unmöglich machen würde, so sollten wir imo diese Frage in einem extra Thread klären.

Gefühle lassen sich in Sinneswahrnehmungen und Emotionen unterteilen. Es findet hierbei keine Unterscheidung zwischen "körperlich" und "geistig" statt, sondern in ihrer Entstehungsweise (Kausalität). Zwar sind beide Arten der Gefühle das Produkt des Gehirns, doch gehen sie auf verschiedene Ursachen zurück.
Z.B. die Angst vor einer Prüfung und ein Schlag in den Bauch können sich ähnlich anfühlen, doch unterscheiden sie sich eindeutig in der Art ihrer Ursache. Ein Gefühl kann also wie in diesem Beispiel sinnlichen oder emotinalen Ursprungs sein. Diese beiden Gefühlskathegorien teile ich deshalb in Sinneswahrnehmungen und Emotionen ein.
Um die Emotionen noch etwas zu beschreiben: Eine Emotion simuliert quasi eine Sinneswahrnehmung. In unserem Fall wäre das als ein Schlag in den Bauch, der nicht stattgefunden hat.
Eine Unterscheidung zwischen innerer und äußeren Kausalität macht deshalb keinen Sinn, da jedes Gefühl nur durch äußere Eindrücke möglich ist, und diese immer innerlich verarbeitet werden. Zwar bedürfen auch Emotionen für ihre Entstehung Informationen, die dem System zugeführt werden, also somit auch den Sinnesorganen, aber werden die Gefühle eben in ihrem Entstehungsgrund unterschieden.
Sinneswahrnehmungen sind in ihrer Kausalität statisch, während Emotionen eine gewisse Willkür haben. Vorausgesetzt wir stehen nicht unter starken Medikamenten oder Drogen wird ein Schalg in den Bauch immer schmerzhaft sein, wobei die Emotionen vor einer Prüfung sehr stark variieren können (zwischen Zuversicht und Angst).

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