Jemanden kennen?!

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Wombat
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Mi 4. Aug 2004, 15:26 - Beitrag #21

@Maurice
Tja ... dazu kann ich wohl auch nichts mehr hinzufügen.

Was mich noch interessieren würde:
Wenn es reicht, dass man einige persönliche Dinge unseres Gegenübers weißt, um ihn einigigermaßen persönlich zu kennen, könnte man dann eine virtuelle Bekanntschaft genauso kennen, wenn man dieselben Sachen weißt?

Vorraussetzung ist natürlich jetzt, dass der Virtuelle die Wahrheit sagt.

Traitor
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Do 26. Aug 2004, 02:21 - Beitrag #22

Eine Definitionsmöglichkeit für Maurices "dritten Grad des Kennens" wäre folgende:
Man kennt einen Menschen, wenn das Bild, das man von ihm hat, bereits so komplex ist, das neue Informationen über ihn ohne allzu große Probleme integriert werden können.

Damit meine ich, dass die Grenze ungefähr in dem Bereich verläuft, in dem man beginnt, sich ein ganzheitliches Bild von einem Menschen zu machen, anstatt nur wenige Facetten zu kennen.
Von einem Klassenkameraden, mit dem ich wenig zu tun habe, kenne ich z.B. nur einen kleinen Teil seines Tagesablaufs, fast keine seiner Interessen und Beschäftigungen.
Einen guten Freund dagegen habe ich schon bei einem großen Teil seiner bevorzugten Aktivitäten erlebt, mit ihm über eine repräsentative Themenauswahl gesprochen, ihn in einem breiten Stimmungsspektrum erlebt.
Er kann mich noch immer überraschen, das wird auch immer so bleiben, egal wie gut ich ihn kenne. Aber alles, was er tut, passt sich in das Bild ein, das ich von ihm habe. Es können durchaus bestimmte Urteile und EInschätzungen über ihn komplett umgestoßen werden, aber es kommen keine absolut entscheidenden Bereiche mehr zum Bild dazu und es werden keine komplett ausgetauscht.

Unter dieser Definition ist es durchaus möglich, Menschen zu "kennen", es erfordert je nach Intensivität des Kontakts auch keine allzu lange Zeitspanne.
Mich selbst kenne ich nach dieser Definition, und zwar sehr gut: es mag mich zwar immer wieder auf den ersten Blick überraschen, was ich gerade getan habe, aber wenn ich es analysiere, ist mir kein Fall bekannt, in dem ich die Gründe dafür nicht herausbekommen hätte. (Funktioniert leider nur retrospektiv *g*)

Zu Taboos letzter Frage nach "virtuellem Kennen": meiner Meinung nach unmöglich. Denn auf diese Art kennst du nur einen kleinen Teil dieses Menschen. Du hast nie gesehen, wie er auf eine Vielzahl elementarer Dinge reagiert. Und selbst, wenn du ihn danach fragen würdest und er die absolute Wahrheit sagen würde, könntest du diese Informationen aufgrund deiner eigenen menschlichen Denkstruktur nicht so verarbeiten, wie wenn du sie selbst beobachtet hättest. Bei einem ersten Treffen wird dein Bild von ihm also in riesigen Bereichen stark erschüttert, erweitert und teils umgedreht, so dass nicht von einem Kennen in meinem Sinne gesprochen werden kann.

Wombat
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Do 26. Aug 2004, 02:56 - Beitrag #23

Warum ist virtuelles Kennen unmöglich?

Ich sehe ein, dass man per chat, mails oder sonstigen virtuellen Stuff nicht alles von einem Menschen kennenlernen kann. Aber das tut man auch nicht in RL.
Es fällt vielen Leuten z.B. viel leichter virtuell über Probleme, Emotionen, etc zu reden als im realen Leben. Und vorrasusgesetzt er sagt die volle Wahrheit kann man sich sogar ein besseres Bild von dieser Person machen als real.

Ich selber habe schon sehr Viele virtuell kennengelernt und dann real getroffen und ich muss sagen ... noch nie wurde das Bild, das ich von diesen Person hatte, in großem Maße, widerlegt. Oder habe ich da nur Ausnahmefälle kennengelernt?

Traitor
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Do 26. Aug 2004, 03:05 - Beitrag #24

"Alles" kann und muss man nicht kennenlernen. Es reicht wie gesagt, soviel zu kennen, dass man eine repräsentative Auswahl hat.
Sicherlich kannst du manche Dinge über eine Person online sehr detailliert erfahren, auch eigentlich klassisch direktzwischenmenschliche Dinge wie Emotionen. Aber dir fehlen immer ganz banale Dinge, etwa "Wie sieht der Blick dieses Menschen aus, wenn ich mit ihm rede?", die aber nichtsdestotrotz sehr wichtig für eine ganzheitliche Einschätzung sind.
Dass dein Bild von jemandem, den du erst virtuell kanntest, durch ein Treffen nicht widerlegt wurde, glaube ich durchaus. Aber das heißt nicht, dass es durch das Treffen nicht massiv verändert wurde. Sicher hattest du nach dem Treffen doch ein viel umfangreicheres Bild von ihm und hast seit dem eine andere Wahrnehmung von ihm, wenn du ihn noch einmal triffst? Denn es gibt eben unzählige mehr oder minder banale Dinge, die man bewusst oder teils auch nur unbewusst wahrnimmt und die eine Menge an unserem Umgang mit anderen Menschen bestimmen.
Zusammenfassung des letzten Absatzes: dein Bild wird nicht verändert, aber es kommen so viele neue Teile hinzu, dass das alte Bild nur ein Teil des neuen Bildes ist und das Gesamtbild somit ein anderes.

Wombat
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Do 26. Aug 2004, 03:19 - Beitrag #25

Und was unterscheidet Dein letzter Absatz von dem vorherigen Post, wo Du von einem Freund geredet hast:
Aber alles, was er tut, passt sich in das Bild ein, das ich von ihm habe. Es können durchaus bestimmte Urteile und EInschätzungen über ihn komplett umgestoßen werden, aber es kommen keine absolut entscheidenden Bereiche mehr zum Bild dazu und es werden keine komplett ausgetauscht.

da sprichst du auch von Kennen. Es ist doch mit dem virtuellen Kennen nicht anders, wenn es ins Reale übergeht. Also folgere ich daraus, dass man virtuell auch jemanden kennen kann. Ja, Gestik & Mimik sind dabei wohl das Problem, aber dies läßt sich durch ne Web-cam beseitigen! :D
Würdest Du dann einem virtuellen Kennen zustimmen?

Maurice
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Do 26. Aug 2004, 03:33 - Beitrag #26

Da will ich mal kurz etwas Haarspalterei betreiben ;) :
Es war von Gestik und Mimik die Rede, wenn man miteinander redet, womit wohl das kommunizieren mit dem Mund und nicht mit der Tastatur gemeint war. Mit der Webcam kann man also nur die Reaktion des anderen sehen, wenn man mit ihm chattet, aber nicht wenn man mit ihm redet (im Sinne von sprechen).
Da braucht man dann noch zusätzlich ein Headset... oder man telefoniert einfach vor der Webcam. Damit sollte das Problem dann wohl auch gelöst sein, oder? :D

Traitor
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Do 26. Aug 2004, 17:41 - Beitrag #27

Der Unterschied zwischen den beiden Postings besteht darin, dass beim wirklich gekannten Freund immer nur einzelne Elemente des Bildes verändert werden, während bei der reinen Online-Bekanntschaft beim ersten Treffen ein riesiger Batzen solcher Elemente dazukommt.
Auch Webcam und Headset ändern nichts qualitatives daran, dass man nur einen extrem beschränkten Ausschnitt des Lebens dieses Menschen kennenlernt - den, in dem er vor dem Monitor sitzt. Du weißt immer noch nichts über einen Großteil seiner Gestik und Verhaltensweisen und sein Benehmen in allen möglichen alltäglichen Situationen. Wie geht er? Wie isst er? Wie verhält er sich, wenn man ihm spontan vom anderen Ende des Raums etwas zuruft?

comand
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Fr 27. Aug 2004, 02:21 - Beitrag #28

kennen oder nicht kennen..

... ich denke, dass das sehr schwer ist zu sagen wann man einen menschen wirklich kennt.

man kann einen menschen nie richtig kennen. es ist schon schwer sich selbst wirklich absolut gut zu kennen. warum reagiert man in manchen situationen anders als bei anderen, auch wenn die rahmenbedingungen scheinbar gleich waren? wie soll man dann versuchen andere richtig zu kennen.
ich finde aber, dass das gerade den menschen ausmacht. er ist unberechenbar und man kann manchmal nur erahnen was er vor hat, doch mit 100% sicherheit kann man es nie sagen. eine kleinste veränderung am umfeld kann schon eine ganz andere wirkung erzielen.
was mir persönlich auffällt, ist das menschen sich immer ein gewisse art von menschen heraussucht, also freund etc.
es gibt menschen die kommen miteinander aus und es gibt welche die können sich aufs letzte nicht leiden..

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Fr 27. Aug 2004, 19:42 - Beitrag #29

warum reagiert man in manchen situationen anders als bei anderen, auch wenn die rahmenbedingungen scheinbar gleich waren?
Weil 1. die Rahmenbedingungen niemals absolut gleich sind und man sich 2. seit der letzten Situation weiterentwickelt hat - neue Erfahrungen gesammelt, andere Sichtweisen angenommen, Gewohnheiten geändert...
Zumindest bei mir selbst wundere ich mich (rückblickend) nie über eine Reaktion. Ich wundere mich darüber, warum ich bestimmte Eigenschaften habe, aber wie sie sich auswirken, kann ich klar beobachten.

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Mi 1. Sep 2004, 01:19 - Beitrag #30

Original geschrieben von Traitor
Wie geht er? Wie isst er? Wie verhält er sich, wenn man ihm spontan vom anderen Ende des Raums etwas zuruft?

Das sind Dinge, die (für mich) ziemlich nebensächlich sind. Wenn ich weiss, wie sich, sagen wir meine Schwester, in dem Fall verhalten würde, würde ich zwar meine Schwester diesbezüglich quantitativ besser kennen, aber macht es einen qualitativen Unterschied?
Vielleicht kommt es auch drauf an, was man an einem Menschen kennen möchte. Verhaltensforscher wollen mehr das Körperliche kennen (lernen), wobei Psychologen eher das Denken bevorzugen.

Traitor
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Mi 1. Sep 2004, 01:31 - Beitrag #31

Ich denke, du unterschätzt die unterbewusste Komponente, die im realweltlichen Umgang mit anderen Menschen eine äußerst starke Rolle spielt - die Diskussion hatten wir ja im Schwarz-Tragen-Thread schon angerissen. So sehr du dir auch sagst, was dich an einem Menschen interessiert und was nicht, du kannst nichts dagegen tun, dass beim ersten Treffen dein Unterbewusstsein einen entscheidenden Teil deines Eindrucks von ihm prägt. Und da das Unterbewusstsein hauptsächlich auf uns eigentlich unwichtig erscheinende Details achtet, hat so ein Realwelttreffen für es einen entscheidenden Stellenwert.

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Mi 1. Sep 2004, 01:39 - Beitrag #32

Ja, das Thema hatten wir schonmal angeschnitten.
Und ich bin ja auch Deiner Meinung, dass das Erscheinungsbild eine große Rolle spielt.
Aber nur, weil das Äußere der Online-Bekanntschaft nicht meinen Vorstellungen entspricht, heißt es nicht, dass mir diese Person plötzlich fremd ist, bzw. fremd wird.

Traitor
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Mi 1. Sep 2004, 01:46 - Beitrag #33

Nein, um eine durch das Treffen einsetzende Entfremdung geht es mir auch nicht. Er kann dir danach genauso sympathisch sein wie zuvor, dir muss nichtmal wirklich bewusst sein, dass sich an deiner Wahrnehmung von ihm überhaupt irgendetwas geändert hat, aber es gibt doch einen qualitativen Sprung in der Art, wie du ihn kennst. Es ist eine andere Erlebensform.

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Mi 1. Sep 2004, 02:35 - Beitrag #34

Wie Du bereits geschrieben hast, eine andere Erlebnisform, also ein anderes Kennen ... aber nichts desto trotz heißt es nicht, dass ich die Online-person nicht kenne, nur weil ich diese Art des Kennens (noch) nicht kenne.

Sephirod
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Di 7. Sep 2004, 20:01 - Beitrag #35

Ich brauche z.B en paar Wochen um ne person richtig kennenzulernen.WEil bei mir is das so ich muss erstmal Vertrauen und Absicherung zu ner Person aufbauen.

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