Sonntagsruhe

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Traitor
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Do 26. Aug 2004, 00:54 - Beitrag #1

Sonntagsruhe

Im Thread Hat die Kirche zuviel Macht? kam mal wieder die Frage nach Sinn und Unsinn des Ruhesonntags zur Diskussion. Das Thema ist allerdings zu umfangreich, um dort am Rande abgehandelt zu werden.

Die Hauptbegründung für die Sonntagsruhe ist nachwievor die der christlichen Tradition. Aufgrund der stark sinkenden Zahl derer, die so stark an dieser Tradition hängen, dass es für sie wirklich essentiell ist, scheidet dieses Argument IMHO quasi aus. Denn solche Dinge sollte man sich nicht von einer Minderheit diktieren lassen. Es ist eine zulässige Begründung, aber keine mehr, die einen gesellschaftlichen Konsens erzwingen können sollte.

Das Argument gegen die Abschaffung des Sonntags, dies würde de facto zur Siebentagearbeitswoche führen, ist oberflächlich betrachtet wenig stichhaltig, da man genausogut gesetzlich einen Ruhetag pro Woche und Person festsetzen könnte, den sich Arbeitnehmer dann frei legen können. Allerdings funktioniert dies nicht in jedem Fall, man bedenke kleine Geschäfte.

Ein weiteres Argument ist die zusätzliche Belastung von Familien, für die es je nach Arbeitssituation schwer wäre, alle freien Tage auf einen Wochentag zu fokussieren.

Ebenfalls zu beachten ist das im anderen Thread angesprochene Lärmproblem - mit variablem Ruhetag würde es keinen Tag mehr geben, der von Bau- oder Gartenarbeitslärm frei ist.


Persönlich denke ich, dass der Sonntag in der jetzigen Form zu strikt ist. Denn es ist einfach unpraktisch, einen kompletten Tag in der Woche kaum nutzen zu können, da es keine Einkaufsmöglichkeit gibt, öffentliche Verkehrsmittel weniger fahren usw.
Allerdings sind auch ideologiebereinigt noch einige Argumente gegen die totale Liberalisierung übrig. So denke ich, dass die freie Ruhetagswahl wohl schlecht zu realisieren ist und ein fester Sonntag mit "Freischeinen" für Handel, Vergnügungseinrichtungen und Transport eher in Richtung eines guten Kompromisses ginge. Aber auch hier bleiben definitiv noch Probleme, wie etwa wieder die Benachteiligung kleiner Geschäfte.
Eine klare Lösung ist extrem schwer zu finden...

norialis
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Do 26. Aug 2004, 13:18 - Beitrag #2

Ich halte sehr gern an dem Sonntag fest, weil es der einzige Tag ist, wo ausschlafen wirklich auch möglich ist, eben durch den eingeschränkten Lärm (keine Baufahrzeuge, kaum Berufsverkehr, etc.) ich halte das für kein Prtoblem, wenn eine Tag die Woche Ruhetag ist, warum nicht einheitlich ?

Aus welchen Gründen man daran festhalten mag, sei da aussen vor, sicher gibts einige die den Sonntag aus kirchlichen Gründen bevorzugen, da zähl ich mich zu. Anderen mag jeder andere Tag auch recht sein, warum dann nicht der Sonntag? Mich interssiert an der Stelle, ob es gesundheitlich vertretbar wär, den siebten Tag abzuschaffen.

Von mir aus kann ich sagen, wenn ich Schichtdienst mach, hab ich sieben Tage infolge, also auch den Sonntag mit drin und nach diesen sieben Tagen bin ich echt erledigt...

sony
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Sa 28. Aug 2004, 14:03 - Beitrag #3

So ein Sonntag in der 7Tagewoche ist schon was besonnderes. Auch wenn er keine Aktion hergibt, ist er doch ein Tach dem seinen Charakter nach einzigartig ist. Immer Samstag oder immer Montag ist auch Käse.

Fritz
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So 29. Aug 2004, 21:44 - Beitrag #4

Ich bin aus Gründen der "Freizeitvereinheitlichung" für die Erhaltung des Sonntages. Sei er auch einfach für die Leute, die jeden Sonntag um 15.00 in ihrem kleinen Verein Fussball spielen wollen oder sich mit ein paar Freunden zu einer Fahrradtour treffen. Sobald aber dieser Tag aufgelöst wird, steht da eine solche Verstückelung bevor, das diese gesellschaftlichen Aktivitäten wohl kaum noch in einem relativ starren, aber organisatorisch notwendigen Vereinsrahmen durchführen lassen werden.
Wär schade drum!

MartinR
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Mi 1. Sep 2004, 04:27 - Beitrag #5

Ein Tag als Ruhetag ist in gewisser Weise Sinnvoll!

Doch schon jetzt sind viele Berufe nicht mehr an die Sonntagsruhe gebunden. Alles was mit Medizin zu tun hat, ÖPNV, Notdienste, große Produktionsstätten die entweder nicht unterbrechen können oder das einen enormen Wirtschaftlichen Nachtteil hätte, etc......

Ich würde die grundlegende Form des Sonntags beibehalten. Besonders für Familien. Aber dennoch diesen viel weiter aufweichen! z.B. Entfernen jeder Ladenöffnungszeiten und die Arbeit am Sonntag grundsätzlich freigeben für Dienstleistungen, die auch am Wochenende benötigt werden. Also alle Läden. Nicht dafür Büros...

Na jedenfalls so in diese Richtung;)
Ganz ausgereift ist mein Vorschlag sicher noch nicht!;)

Die Kirchen sollten wir übrigens meiner Meinung nach gänzlich aus dem öffentlichen Leben raushalten!!!!
Kompromiss: Kirchliche Feiertage raus, dafür ein paar mehr Staatliche und / oder Urlaubstage

asw22
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Mi 1. Sep 2004, 07:25 - Beitrag #6

Ich kann ebenfalls die Argumente nicht nachvollziehen, von wegen, Familienfeindlich, etc.. es gibt ja nun wirklich genug Leute, die jetzt schon Sonntags arbeiten, wie oben schon genannt. Ich persönlich arbeite soweit möglich ebenfalls am Sonntag, und hab lieber unter der Woche mal einen Tag frei, da kann ich wenigstens was erledigen, und sitze nicht nur doof rum, weil so rein gar nix offen hat :s4:

Fargo
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Mi 1. Sep 2004, 08:48 - Beitrag #7

Original geschrieben von MartinR

Die Kirchen sollten wir übrigens meiner Meinung nach gänzlich aus dem öffentlichen Leben raushalten!!!!


1.) Wie Parteien, Gewerkschaften, Bürgerinitiativen etc. sind Kirchen auch Interessenvertretungsverbände. Man darf sie gar nicht aus dem öffentlichen Leben ausschließen. Das öffentliche Leben ist ihr natürliches Habitat.

2.) Wie soll ein Rückzug der großen Kirchen aus dem öffentlichen Leben denn aussehen? Sie werden geschlossene Betvereine? Stellen also ihre sozialen Dienste ein, schließen ihre Pflegedienste, Schulen, Altenheime, Kindergärten, ziehen sich aus den Trägerschaften von Drogenberatungen, ambulanten Psychiatrien, Altenbegegnungsstätten etc. pp. zurück?

Fragt der gerne Kirchensteuer zahlende Fargo

Traitor
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Mi 1. Sep 2004, 17:52 - Beitrag #8

@MartinR: Das Problem derartiger partieller Aufweichungen ist, dass Handel und vergleichbare Dienstleistungen bereits einen so großen Anteil der Arbeitnehmer ausmachen, dass ein nicht vernachlässigbarer Anteil der Familien keinen intakten Sonntag mehr haben kann. Das ist eben das anscheinend unlösbare Problem bei der Thematik...

@Fargo: Ich denke mal, er meint nicht "aus dem öffentlichen Leben raushalten", sondern "aus der Entscheidungskompetenz über das öffentliche Leben raushalten". Oder zumindes ist es das, wie ich es formulieren würde: die Kirchen dürfen gerne ein gleichberechtigter Interessenverband wie andere sein, aber ihr Wort darf nicht Gesetz sein.

MartinR
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Mi 1. Sep 2004, 20:05 - Beitrag #9

Traitor!
Das mit dem öffentlichen Leben hast Du richtig gesehen!;) Danke!! ich hab mich da vielleicht ein wenig ungeschickt ausgedrückt;) Sorry!

Der aufgeweichte Sonntag sollte dann mal wirklich vielleicht überdacht werden,und ggf. gegen ein anderes Modell ersetzt.

Die Idealfamilie gibt es eh nicht. Schon allein aufgrund der Tatsache, das wirtschaftliche Belange eigentlich immer im Vordergrund stehen.

Fargo
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Mi 1. Sep 2004, 21:07 - Beitrag #10

Original geschrieben von Traitor
@Fargo: Ich denke mal, er meint nicht "aus dem öffentlichen Leben raushalten", sondern "aus der Entscheidungskompetenz über das öffentliche Leben raushalten". Oder zumindes ist es das, wie ich es formulieren würde: die Kirchen dürfen gerne ein gleichberechtigter Interessenverband wie andere sein, aber ihr Wort darf nicht Gesetz sein.


Dsa Wort der Kirche ist auch nicht Gesetz. Wünsche und Vorschläge der Kirche können aber - wie die Anregungen anderer Gruppen in der Gesellschaft - vom Gesetzgeber zu welchen gemacht werden. Und darauf hinzuarbeiten, dass kirchliche Anliegen gesetzlich verankert bzw. anderweitig zu gesamtgesellschaftlichem Willen werden, steht Kirchen doch genau so zu wie jedem anderen Interessenverband.

Fargo

Traitor
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Mi 1. Sep 2004, 21:14 - Beitrag #11

Natürlich ist es nicht im direkten Sinne Gesetz. Allerdings gibt es keinen anderen Interessensverband, dem derart starker Einfluss zugestanden wird. Denn der indirekte Einfluss der Kirchen läuft oft schon fast auf ein faktisches Vetorecht hinaus.
Aber moment, gerade um diese Frage dreht sich doch der Thread , aus dem dieser hier abgetrennt wurde...
Ich glaube, einen geschlossener Offtopic-Kreis gab es noch nicht allzu häufig *g*

MartinR
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Do 2. Sep 2004, 00:16 - Beitrag #12

Die Kirche ist doch kein gewöhnlicher Interessensverband!

Kirche ist Religion.

Siehe Religionsfreiheit.
Siehe Diskussionen um Kreuze in Klassenzimmern etc...

Trennung von Staat und Kirche. Ansonsten können wir ja auch gleich einen Gottesstaat einrichten!!

Bundespräsident Johannes Paul II.

Und das mit "christlicher Tradition" hmmm. die Germanen (oder wie die Urnordmänner so alle hießen) waren bestimmt schon länger da, oder?

Aber ok. Tradition hin oder her, ich muß aber die möglichkeit haben, mich dieser zu entziehen. Sonst ist die Kultur Zwang. Und das soll sie ja per Grundgesetz nicht sein.


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