Jemanden zum reden...

Erlebnisse und Erfahrungen aus den schönsten und den traurigsten Stunden des Lebens. Träume von der perfekten Liebe und ein Kummerkasten für ihr Scheitern.
Maurice
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Do 26. Aug 2004, 03:45 - Beitrag #121

Das ist ja das paradoxe. Ich denke, dass ich ihnen meine Probleme anvertrauen könnte... dennoch tue ich es nicht.
Ich vertraue den beiden, aber wenn ich versuchen würde mit ihnen darüber zu reden, würde es garantiert dazu kommen, dass ich ab irgendeinem Punkt kein Wort mehr rausbekommen würde, und so Situationen sind mir sehr unangenehm. Ich habe dann die Sätze in meinem Kopf, kann sie aber einfach nicht aussprechen. Und ich muss mich ja auch nicht absichtlich in so Situationen bringen.
Ich muss da irgendwie was an mir ändern :( ...

Padreic
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Do 26. Aug 2004, 11:50 - Beitrag #122

Obwohl es vermutlich gerade unter Männern gar nicht so ungewöhnlich ist, nicht über seine persönlichen Probleme zu reden...zumindest ich rede auch mit keiner Person im RL darüber. [Mit einem Freund wäre es vielleicht gegangen, nur wir haben uns irgendwie aus den Augen verloren, nachdem er nach Hamburg umgezogen war.] Ob das gut ist, ist ne andere Frage.
Reden denn die anderen beiden mit dir über ihre persönlichen Probleme?

Padreic

gothlove
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Do 26. Aug 2004, 19:56 - Beitrag #123

Mit meiner Mutter verstehe ich mich super, wir können über alles quatschen und lachen, doch persönliche Probleme behalte ich lieber für mich selbst. Als ich letztens wirklich mal fix und alle war, bin ich in Tränen aufgelöst in ihre Arme gesunken. Das Ganze hat vielleicht eine knappe Minute gedauert und danach habe ich mich geschämt, Schwäche gezeigt zu haben.

Was ich damit sagen will, es ist nicht einfach, selbst vertrauten, geliebten Menschen Schwäche einzugestehen und sich verletzlich zu zeigen.

Vielleicht fehlt einfach das Selbstvertrauen, die verletzliche, sensible Seite zu zeigen bzw. auch als Mensch mit Fehlern, Ängsten und Problemen dazustehen.

Maurice
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Do 26. Aug 2004, 23:21 - Beitrag #124

@Pad: Nein ich kann mich nicht erinnern, dass die beiden das bisher getan hätten. Ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass sie mir nicht vertrauen würden, sondern weil sie mich nicht damit belasten wollen würden. Außerdem wie sollte ich ihnen auch bei ihren Problemen helfen können?

Pad du hast geschrieben, dass du mit keiner Person im RL über deine persönlichen Probleme sprichst, tust du das dafür aber im Internet?



@Gothlove: War denn die Scham berechtigt? Hast du dich geschämt, wegen dem Weinen an sich, oder weil du vor deiner Mutter geweint hast?
Ja vertraute Menschen müssen auch noch nicht Menschen sein, denen man vertraut. Und selbst im Vertrauen gibt es Unterschiede, wie mir erst jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, richtig deutlich wird. Man kann Menschen in dem Sinne vertrauen, dass man glaubt, dass sie einen nicht belügen oder betrügen würden. Und es gibt da noch die Menschen, denen man sich anvertrauen kann. Bei denen man sich fallen lassen kann, weil man keine Angst hat, dass sie einen nicht auffangen könnten. Was meinen wir denn für gewöhnlich, wenn wir sagen "ich vertraue der Person"? Welche Art des Vertrauens meinen wir? Für mich hieß "vertrauen" bisher erstmal "nur" das erste, was aber auch schon sehr viel ist. Aber die zweite Form des vertrauens ist nötig um sich auch jemanden anvertrauen zu können.

Mangelndes Selbstvertrauen? Gut möglich, aber es könnte auch die Angst davor sein, nicht akzeptiert zu werden...

Wombat
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Fr 27. Aug 2004, 18:54 - Beitrag #125

Mangelndes Selbstvertrauen? Gut möglich, aber es könnte auch die Angst davor sein, nicht akzeptiert zu werden...


Die Aussage des Satzes ist mir irgendwie nicht ganz klar. Du beschreibst zwei Dinge, die doch irgendwie das gleiche sagen, und stellst sie gegenüber.

Selbstvertrauen heißt ja, zu sich zu stehen, egal, was andere sagen.
Und Angst davor zu haben, nicht akzeptiert zu werden zeugt von mangelndem Selbstvertrauen.

Maurice
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Fr 27. Aug 2004, 19:00 - Beitrag #126

Also so sehe ich das bei mir:
Ich kann auch eine Meinung vertreten, obwohl alle anderen einer anderen sind. Wenn ich meine Ansicht für richtig und die der anderen für falsch halte, dann äußere und verteidige ich sie trotzdem. Das scheint von Selbstvertrauen zu zeugen.
Aber auf der anderen Seiten bin ich nicht selten in dem was ich tue unsicher und habe oft Selbstzweifel. Und dass ich mich manchen Menschen, denen ich im grunde vertraue nicht anvertraue, weil ich scheinbar Angst davor nicht akzeptiert zu werden, scheint auch nicht für Selbstvertrauen zu sprechen.
In meinen Augen ist das paradox. Habe ich nun Selbstvertrauen oder nicht?

gothlove
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So 29. Aug 2004, 15:16 - Beitrag #127

War denn die Scham berechtigt? Hast du dich geschämt, wegen dem Weinen an sich, oder weil du vor deiner Mutter geweint hast?

Nein eigentlich nicht, viele würden es ganz normal finden das man weint, wenn alles bisherige den Berg runter geht. Ich habe mich ja nicht geschämt, weil es was zum schämen gab, sondern weil ich eben vor meiner Mutter geweint habe. Ich habe durchblicken lassen, dass ich doch nicht so stark bin, wie ich mich in den letzten Monaten gegeben habe. Ich möchte einfach nicht, dass sie sich Sorgen macht, und deswegen vertraue ich ihr halt keine großen Probleme an.
Gegen das Weinen habe ich nichts, es hilft sogar danach die Dinge anders zu betrachten, finde es auch gut wenn Männer weinen können (denn nichts ist schlimmer als das Gegenteil).

Deiner Definition über das Vertrauen kann ich mich nur anschließen, aber vertraut man sich nicht auch manchmal nur deswegen einer vertrauenswürdigen Person (wo man weiß, dass sie immer zu einem steht) nicht an, weil man gerade dieser Person bestimmte Ängste etc. nicht aufhalsen möchte, ihr nicht zusätzlichen Kummer bereiten will?
Man sagt ja so schön: geteiltes Leid, ist halbes Leid, aber soll und darf man denn gerade diesen Menschen, der einem viel oder alles bedeutet, vielleicht im Moment super glücklich ist, dann plötzlich mit persönlichen Problemen in ein Tief reißen?

Habe ich nun Selbstvertrauen oder nicht?

Ich denke mal, es gibt verschiedene Arten des Selbstvertrauens.
Man kann das Selbstvertrauen haben, sich vor eine große Versammlung zu stellen und eine super Rede von sich geben und dafür riesigen Applaus bekommen.
Später bei einem vertrauten Menschen dann, würde man irgendetwas verrücktes, dummes tun wollen, weil alles z.B. eben auf dieser Versammlung gut gelaufen ist. Doch man traut sich nicht, aus Angst ausgelacht zu werden und nicht mehr in das Bild zu passen, welcher der jenige von einem hat.
Damit habe ich mir jetzt mal bildlich gemacht, was du, Maurice, mit deiner vorherigen Aussage meinst. Hoffe ich sehe das richtig...

Ich glaube, kein Mensch hat solches Selbstvertrauen, dass er immer der Meinung ist, alles ständig richtig und perfekt zu machen.

Maurice
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So 29. Aug 2004, 16:59 - Beitrag #128

Nein niemand wird wohl denken, dass es immer alles richtig und perfekt macht, denn die Erfahrung spricht dagegen. Jeder macht Fehler, der eine nur mehr und ein anderer weniger.
Was hier wohl der springende Punkt ist, ist ob man Angst davor hat, Fehler zu machen.

Ich möchte einfach nicht, dass sie sich Sorgen macht, und deswegen vertraue ich ihr halt keine großen Probleme an.

Gäbe es denn Grund sich Sorgen zu machen? Wenn nein, warum sollten sie sich dann Sorgen machen? Und wenn es Grund zur Sorge gibt, dann werden sie doch in ihrem Sorgen darüber nachdenken, wie man dir helfen könnte.
Aber die Sorge sollten sie wenn möglich vermeiden, denn Mitleid vermehrt das Leid.

Ich glaube, dass mich die meisten Personen nicht verstehen würden und mir auch nicht helfen könnten. Warum ihnen also davon erzählen, wenn es e nichts zu ändern scheinen kann?

Gegen das Weinen habe ich nichts, es hilft sogar danach die Dinge anders zu betrachten, finde es auch gut wenn Männer weinen können.

Das wäre sogar einen eigenen Thread wert, finde ich.
Also ich habe mit dme Gedanke daran Probleme, ich kann mri aber nur schwer erklären warum. Ok ich empfinde es als Schwäche, aber warum? Ich wurde nicht mit dem Spruch erzogen "ein Jugne weint nicht", also woher die Avesion? Komisch, dass es immer noch ein herrschendes Klischee ist, dass Frauen weinen dürfen, währen das bei Männern so eine Sache ist. Manche finden daran nicht ungewöhnliches, manche sind darüber skeptisch oder sagen sogar, das gehöre sich nicht.
Woher kommt der Assoziationszusammenhang Weinen=Schwäche?

Maurice
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Do 2. Sep 2004, 19:50 - Beitrag #129

Manchmal fühle ich mich, als würde ich am liebsten aus voller Kehle schreien, aber der Schrei zieht sich immer weiter zurück umso stärker er zu werden scheint.
Manchmal würde ich am liebsten losheulen. Schmerz und Trauer wegspülen, doch es geht nicht. Meine Augen füllen sich vielleicht kurz mit Tränen aber keine Träne fällt zu Boden, weil sie sich sofort wieder zurückziehen. Der Schmerz will nicht raus, er zieht sich immer weiter ins Innere zurück umso stärker er zu werden scheint.

Ich bin es leid, warum muss es immer wieder so weh tun? Warum schmerzt dann mein ganzer Körper? Warum bin ich so schwach?
Könnte ich nur so sein wie jemand anderes, der über sowas steht. Der auch seine Last trägt, aber nicht so darunter leidet, sondern stattdessen aufrecht und stolz seinen Weg geht.
Jemand der fest an sich und seine Ziele glaubt und sie mit Stärke und Erfolg nach ihnen strebt. Wie jemand zu dem man zu recht aufsehen kann.
Warum kann ich nicht so sein?

Ich wünschte es hätte ein Ende... und nicht selten wäre mir die Art sogar egal...

Padreic
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Do 2. Sep 2004, 22:12 - Beitrag #130

Könnte ich nur so sein wie jemand anderes, der über sowas steht. Der auch seine Last trägt, aber nicht so darunter leidet, sondern stattdessen aufrecht und stolz seinen Weg geht.

Solche Leute gibt es nur selten. Die meisten, die von außen so ausschauen, als ob sie es könnten, brechen irgendwann, seien es nun Jahre oder Jahrzehnte, unter der Last zusammen. Viele tragen die Verzweiflung versteckt in sich und irgendwann bricht sie auf.
Aber angenehmer als was du von dir beschreibst, ist es allemal. Nur nicht unbedingt edler oder sonst ein Mist. Und wirklich glücklich wirst du damit auch nicht werden.

Diesen Weg, den du beschreibst, zu gehen, erfordert große Stärke. Die haben wohl weder du noch ich, egal wie oft wir davon träumen mögen (ich auch bisweilen, ja). Sich selbst zu verbiegen oder sich etwas vorzuheucheln, ist keine Art ein Leben zu führen. Besonders wohl nicht für dich; so wie ich dich kenne, bist du zu dir selbst ehrlich. Man muss einen Weg finden, der einem entspricht. Wenn ich hier von deinen Bedürfnissen und Wünschen lese, wird der Weg eines aufrechten und stolzen Mannes (im Endeffekt wohl eines Kriegers, oder?) zu dir wohl kaum passen.
Auch wenn du wünschst, dass Leute zu dir zu recht aufsehen mögen, ist das wohl nicht der Punkt, um den man sich hauptsächlich kümmern sollte, oder? Hauptsache man ist glücklich und muss sich dessen nicht schämen, denke ich...

Und ich hoffe, dass dich dein Selbsterhaltungstrieb oder was auch immer noch lange hier halten wird. Es besteht die reale Chance, dass es einmal besser werden wird, vielleicht wirklich wesentlich besser, dass du irgendwann mal glücklich sein wirst.

Padreic

Maurice
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Do 2. Sep 2004, 22:58 - Beitrag #131

Ich hoffe die eine Person, an den ich während des Posts auch gedacht habe, wird nicht zusammenbrechen. Das wünsche ich ihr nicht.

Wenn ich hier von deinen Bedürfnissen und Wünschen lese, wird der Weg eines aufrechten und stolzen Mannes zu dir wohl kaum passen.

Ich bin also deiner MEinung nach nicht in der Lage ein aufrechtes Leben zu leben? Na vielen Dank das baut mich unheimlich auf...

Ja welches Leben man lebt ist doch egal, hauptsache man ist glücklich... aber zu oft bin ich zu sehr das Gegenteil.
Ja ich versuche mir auch immer wieder zu sagen "Kopf hoch warum solls nicht mal so werden, wie du es dir wünschst?", aber das hilft auch nciht immer so, wie es sollte. Es tut eben manchmal eben verdammt weh...

Monostratos
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Do 2. Sep 2004, 23:15 - Beitrag #132

Ja welches Leben man lebt ist doch egal, hauptsache man ist glücklich... aber zu oft bin ich zu sehr das Gegenteil.
Das Glück beschreibt eine Sinuskurve auf dem Lebensdiagramm...

Sei standhaft. Letztenendes wird es doch wieder gut.

Warum misst Du dem Schmerz so grosse Bedeutung zu?
Sind für Dich Glück und Unglück entscheidende Faktoren in Deinem Leben?

Warum?


In meinem ist es Glück jedenfalls nicht, da ich weiss, dass ich mich nach meinem Tode bis in alle Ewigkeit nicht mehr um Unglück sorgen muss.
[/EDIT:Erm, Ich hoffe Du weisst, wie ich das meine...Die Formulierung ist nicht ganz geglückt.]

Ich kann Deine Nöte aber auch nur begrenzt nachvollziehen, da ich immer jemanden habe, dem ich mich anvertrauen kann. Ich glaube, Du weisst, wer gemeint ist.



Mehr kann ich nicht beitragen.

Padreic
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Do 2. Sep 2004, 23:25 - Beitrag #133

@Maurice
Ich bin also deiner Meinung nach nicht in der Lage ein aufrechtes Leben zu leben? Na vielen Dank das baut mich unheimlich auf...

Was heißt denn ein aufrechtes Leben? Wenn du darunter verstehst, ein ehrliches Leben zu führen, ein Leben, das man gutheißen kann etc., dann sehe ich dich natürlich in der Lage dazu. Auch sogar ein glückliches.
Etwas anderes ist es allerdings, alles von sich zu werfen, was "schwach" ist und auch voll stolz auf sich blickt. Du bist ein selbstkritischer Geist, so wie ich dich kennengelernt habe, ein Suchender, auch jemand, der sich nach Dingen sehnt, die einen vielleicht nicht stark (im engeren Sinne), aber glücklich machen können. Es gibt verschiedene Wege, sein Leben zu leben und auch verschiedene gute. So wie es für die Person, an die du denkst, gut sein mag, ihren Weg zu gehen, auf dem sie dann vielleicht Erfolg hat, so mag es für dich gut sein, einen anderen Weg zu gehen.
Aber allzu viel solltest du eh nicht auf meine Einschätzung deiner geben. Allgemein bin ich wohl kein großer Menschenkenner und Psychologe und ich kenne dich zusätzlich auch "nur" aus diesem Forum...

Padreic

Maurice
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Fr 3. Sep 2004, 00:37 - Beitrag #134

@Mono: Les aufmerksam in der Philo-Sektion udn deien Fragen werden dir beantwortet. Im mOment bin ich zu müde (und auch gesitig ansosnten nicht in der Lage) da große Ausführungen zu machen. Über Sinn und Zweck von Handeln, Sein, Glück und die Verwerfung von Absolutheitsansprüchen ihnen gegenüber habe ich mich schon in der Philo-Sektion genug geäußert.

@Pad: Ich zweifle daran, dass der Weg der einen Person auch wirklich der beste für sie ist... die Richtung sehe ich als die richtige und beneide sie auch um ihre Stringens, aber die Art wie sie es tut, ist imo nicht zu ihrem besten. Nicht das sie letzten Endes doch daran zerbricht...

aleanjre
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Fr 3. Sep 2004, 01:00 - Beitrag #135

Ich kenne zwei Arten von Menschen, die stets aufrecht und unbelastet ihren Weg daherschreiten:
Die einen haben eine starke Fassade. Sie verbergen ihren Schmerz, ihre Angst, ihren Kummer und alles andere auch hinter einem Lächeln. Wenn sie sich mal kurz gehenlassen, dann nur, wenn niemand in der Nähe ist.

Die anderen sind die, die sich um nichts scheren. Keine Sorgen belasten ihren Geist, Kummer ist ihnen fremd, alles Unschöne wird verdrängt und vergessen, findet nicht statt in ihrem Leben. Ich kenne eine junge Frau, die war so ein Mensch. Oberflächlich, herzlich, immer fröhlich. Sehr dumm. Ihr erstes Kind war schwerstbehindert, starb nach wenigen Wochen in ihrem Arm. Jede andere Frau wäre zusammengebrochen. Sie nicht, sie zeigte alle Anzeichen von ehrlicher Erleichterung, dass es endlich vorbei war.

Für geistige Armut, Maurice, taugst du nicht. Wie stark deine Fassade ist, kann ich nicht beurteilen, ob sie reicht, deine Mitmenschen im RL zu blenden. Egal was du tust, du wirst dich niemals selbst täuschen können. Du weißt, wie schwach und traurig und von Selbstzweifel zerrüttet du bist.
Was du lernen musst ist nicht, die perfekte Selbsttäuschung zu erschaffen. Sondern gelassener zu werden. Fehler zuzulassen, sie als Chance zum Lernen anzunehmen. Die Zweifel etwas minimieren. Etwas weniger Perfektion anstreben, damit du auch Erfolgserlebnisse durchleben kannst statt immer nur auf die Latte zu starren, die viel zu hoch über dir liegt.

Ob die Person es schaffen wird? Vielleicht lässt sie zu, dass du ihr beim Tragen der Last hilfst? Ansonsten kannst du nicht viel machen...

Maurice
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Fr 3. Sep 2004, 01:36 - Beitrag #136

Über seinen Schatten zu springen ist nicht einfach... sogar mit der Hilfe einer andern Person hat es sehr viel Kraft und Selbstüberwindung gekostet... ich traue es mir nicht zu es auch alleine zu schaffen...

aleanjre
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Fr 3. Sep 2004, 09:27 - Beitrag #137

Ist gar nicht nötig, über den Schatten zu springen. Nur ein kleiner Schritt zur Seite, um eine ganz leicht veränderte Position einzunehmen, in der sich alles etwas besser tragen lässt... Es braucht Geduld und einiges an Zeit, diesen Schritt zu machen, aber es ist möglich. Auch aus eigener Kraft.

Wombat
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Fr 3. Sep 2004, 09:48 - Beitrag #138

Original geschrieben von Maurice
Nicht das sie letzten Endes doch daran zerbricht...


Aus diesem Satz folgere ich mal, dass Du es sogar für sehr wahrscheinlich hälst, dass sie zusammenbrechen wird ... warum strebst Du also denselben Weg an?
Auf solche Personen hinaufzusehen, gibt es IMO keinen Grund. Vielleicht sieht sie ja zu Dir herauf, da Du Emotionen zulassen kannst, und sie nicht.
Aber Helfen wirst Du ihr wohl nicht können, wenn sie es nicht zuläßt.

Maurice
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Mi 8. Sep 2004, 22:14 - Beitrag #139

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Kurz noch zu Taboo: Ich glaube zu wissen, dass sie mich um nichts beneidet, ich sie aber um einige Dinge.
Ich weiß nicht, ob sie zerbrechen wird, ich sage nur, dass es imo möglich ist.
Wie gesagt ich sehe zu ihr herauf, weil sie soviel besser im Alltag funktioniert als ich. Ich wünschte ich wäre da so wie sie...


Jetzt aber dem Kern dieses Postes, ein etwas längerer Text:

Jemanden der anders ist wird ständig gesagt "änder dich".Auf der anderen Seite heißt es "sei du selbst" und "bleib so wie du bist". Als ob man sich auch immer einfach so ändern könnte. Charakterliche Veränderungen können genauso leicht oder schwer wie äußerliche sein. Manche Angewohnheiten kann man ohne große Probleme ändern, so wie es wenig Aufwand ist seine Haarfarbe zu wechseln. Aber selbst hier macht es manchen mehr Mühe als anderen. Als ob alles so einfach wie haarefärben wäre.
Du hörst nicht die Musik, die die anderen hören? Änder dich!
Du schaust nicht die Filme, die die anderen schauen? Änder dich!
Du liest nicht die Bücher, die die anderen lesen? Änder dich!
Du magst nicht die Dinge, die die anderen mögen? Änder dich!
Wo ist da noch der Ratschlag "bleib du selbst"? Du sollst nicht du sein, sondern jemand der dem Vorstellungen anderer entspricht. Wer sich nicht daran hält ist nicht von Interesse und selber schuld.
Paradox!
Ich entschied mich dazu zu machen, was mir gefiel und nicht was andere von mir wollten. Ich zahlte einen hohen Preis. War es anfangs von mir gewollt und dann noch akzeptiert, ist es jetzt für mich schwerer denn je. Dabei ist mir immer noch nicht danach im Chaos der Masse zu baden und sich dem versteckten aber dennoch offensichtlichen Faschismus zu beugen. Muss ich mich erst selbst verlieren? Ich brauche die Masse nicht. Nein ich will sie nicht brauchen müssen.
Alles was ich brauche ist nur ein Mensch.
Und plötzlich aus heiteren Himmel, wie die uns unergründlichen Umstände und weltlichen Zusammenhänge spielen können, tauchte SIE unerwartet auf.
Hätte mir damals jemand gesagt, was passieren würde, ich hätte ihn ausgelacht und einen Spinner genannt. Das soll mir passieren? Mir? Träum weiter! Sowas ist mir in meiner Phantasie vorbehalten.
Doch können auch unglaubliche Dinge geschehen...
Ich halte inne und denke an den einen Moment zurück. Der Moment der soviel änderte... und dessen Wirkung wieder immer mehr zu schwinden scheint...
Da stehe ich nun vor dieser Mauer, die ich meine nicht überwinden zu können und dann lächelt sie mich an und reicht mir die Hand. "Ich helfe dir, du musst nur meine Hand nehmen." Sie steht nicht hiner mit und fordert "los über die Mauer! Änder dich!", sondernd kniet auf der Mauer, die sie selbst noch nicht überwunden hat, lächelt mich an und streckt mir ihre Hand entgegen.
Nach einem Moment des Zögerns, der wohl in Wirklichkeit nur ein Augenblick war, mir aber wie eine kleine Ewigkeit vorkam, ergreife ich ihre Hand... und sie hält mich.
Ich brauche selbst erst ein paar Minuten um es richtig zu realisieren, und umso klarer mir die Bedeutung dieses Momentes wird, umso schöner wird es. Welch unbeschreibliches Gefühl. Aber des unglaublichen Glückes war noch nicht genug. Nach Luft musste ich zu beginn immer wieder ringen, so ungewohnt war die Luft hier oben.
Auch auf der Mauer gab es Mauern, doch reichte sie mir immer wieder lächelnd die Hand. "Komm ruig, es wird nichts passieren", schien sie mir zuzuflüstern. "Du musst nichts tun, was du nicht willst, aber du brauchst vor nichts Angst zu haben." Bei jeder Mauer zögerte ich zuerst, doch jedes Mal erwartete sich mich mit offenen Armen.
Hätte mir jemand eine Woche davor gesagt, dass dies passieren würde, ich hätte ihn ausgelacht und einen Spinner genannt.
Wie ich einige Zeit darauf feststellen musste, gibt es für sie auch noch Mauern, die sie noch nicht überwunden hat. Kalt und mit ausdruckslosen Gesicht stand sie vor ihrer schwersten Hürde. Die Zeit war noch nicht nicht reif, diese zu bezwingen. "Diese Hürde habe ich noch nie genommen", sagte sie mit einer Stimme, die deren frühere Wärme entbehrte. "Und ich zweifle daran, sie jemals meistern zu können." Es schien, als stünde mir eine andere Person gegenüber. Gutes Zureden ließ sie nur den Kopf schütteln. Sie ist noch nicht soweit, es fehlt ihr noch an Vertrauen. Ich bot ihr meine Hilfe an, doch sie lehnte sie ab, weil sie meint es alleine schaffen zu müssen. Doch sie wird diese Mauer nicht alleine meistern können, weil man diese nicht alleine meistern kann. Erst wenn sie das einsieht, hat sie eine Chance. Ich beschloss also zu warten und ihr, ohne dass sie es bemerken wird, doch soviel zu helfen, wie es mir möglich sein wird. Nein schuldig bin ich ihr nichts, denn wir haben keine Vereinbarung getroffen, die den anderen zu etwas verpflichtet. Nein sie hat geholfen, ohne sich einen Vorteil verschaffen zu wollen. Ich bin ihr sehr dankbar für ihre Hilfe, und deshalb möchte ich versuchen, auch ihr zu helfen.
Erst da wurde mir eine Sache erst richtig klar: Sie half mir nicht trotz meienr Fehler und Schwächen, sondern weil ich so war, wie ich war. "Du bist wer du bist, und deshalb mag ich dich." Eine Welle der Kraft und der Freude durchströmte mich. Welch ein Glück.
Einige Tage erfreuten wir uns gemeinsam an der schönen Aussicht und redeten über die Mauern, die wir überwunden hatten und die die noch vor uns lagen. Doch konnten wir nicht beisammen bleiben und wir mussten uns wieder trennen. Kein Abschied für immer hieß es an dem Tag, wo sie sich auf den Weg machte. Ahnte ich in dem Augenblick noch nicht, was für eine Zeit auf mich da zukommen würde...
Ja wir blieben im Kontakt, doch merkte ich leider allzu schnell, dass die Mauern, bei denen sie mir geholfen hatte, für mich noch nicht vollständig überwunden waren. Es wurde rutschig auf den Steinen, nur mit Mühe halte ich mich oben, doch schon wieder ein Stück abgeglitten, Wunden schmerzen...
Niemand weiß was noch kommen wird und ich will die Hoffnung in ein kommendes Glück nicht aufgeben, wurde mir doch wie zuvor klar, dass auch Träume wahr werden können...

Steph
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Do 9. Sep 2004, 11:02 - Beitrag #140

Maurice,

hier mal was ganz Praktisches zu deinem Thema, wenn du so willst eine Übung oder ein Experiment...

Ich fand nämlich den Tipp, dich zu bewegen ganz gut und man kann das ja ruhig im übertragenen Sinne verstehen.

Folgender Vorschlag:

Nimm dir ein Stück Papier und ca. 10 Min. Zeit.

Schreib' ohne groß nachzudenken wahllos "alle" Wünsche auf, die dir in den Sinn kommen (ganz egal wie lächerlich, größenwahnsinnig oder unrealistisch sie dir vorkommen).
Lass zwischen den Wünschen ein paar Zeilen Platz. Das Ganze nicht länger als 4 Min. lang.

Im nächsten Schritt lege Prioritäten von 1 bis 10 fest. Sollten es mehr sein, fällt der Rest einfach weg weil sowieso nicht so wichtig. Sind es weniger - auch ok.

Im nächsten Schritt schreibst du unter jeden deiner Wünsche mit Priorität, was der Nutzen der Erfüllung dieses Wunsches für dich wäre.

Letzter Schritt ist, zu jedem Wunsch noch einen Zeitrahmen festzulegen, bis wann er möglichst in Erfüllung gehen soll.

Zettel weglegen und am besten vergessen.

Das wars.

Vielleicht kannst du damit was anfangen, wie gesagt ein Experiment. Man hat nichts zu verlieren.

Wünsch dir, dass du deinen Weg findest.

Gruß Steph

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