Worher kommt die Feindseligkeit gegen die Emotionen?

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Maurice
Analytiker
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Sa 4. Sep 2004, 16:11 - Beitrag #21

Außerdem muss man ja nicht zwangsweise vor anderen weinen. Wo soll denn ein manipulierender Charakter beim weinen sein, wenn es niemand anderes mitbekommt?

Seine Trauer im Griff zu haben und nicht zu weinen kann man als Stärke bezeichnen... ist es dann ein Zeichen größter Stärke, wenn jemand nicht mehr weinen kann?

Scipio
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Sa 4. Sep 2004, 23:46 - Beitrag #22

Ich glaub, ich hab mich ein wenig verkehrt ausgedrückt...
Ich dachte, wir reden nur über den Fall, dass ein Mann vor wem anderes weint
( nicht alleine in seinem Kämmerchen)...
und mir ging es eher darum, dass man unbewusst die Handlung der Leute verändert....
ich beispielsweise will von allen menschen objektiv ohne Mitleid oder dergleichen behandelt werden und würde mich daher schämen, vor anderen Leuten zu weinen...
Natürlich gibt es Fälle, in denen man von der Anatomie her nicht mehr anders kann als zu weinen, aber ich finde so etwas sollte man mit allen Mitteln versuchen zu unterbinden oder solche Fälle einzudämmen, wenn man in Gesellschaft ist....
Den Begriff "schwach" meinte ich auch nicht beleidigend oder alzu extrem herabwürdigend...
ein kleines kind, das sich nicht wehren kann, empfinde ich ebenfalls als schwach, auch wenn es nichts dafür kann oder völlig normal ist...
Und ebenso empfinde ich, wenn jemand vor mir weint...

Im Gegenzug halte ich Tapferkeit für eine große Stärke und das Gegenteil von einer Stärke bzw. von Tapferkeit ist nunmal eine Schwäche...



Ich rede nicht von Leuten, die das Mitgefühl ihrer Umwelt erheischen ( kenne das Wort zwar nicht, aber denke, ich weiß, was gemeint ist ^^)

Natürlich hab ich von der Anatomie her keine Ahnung, warum Menschen weinen und das mit den ausgeschütteten Stresshormonen ist mir neu, aber ist es definitiv sicher, dass nicht zu weinen ungesund ist?

vielleicht bin ich auch einfach zu gesellschaftlich geprägt, aber ich hoffe ihr habt verständnis dafür, dass ich trotzdem mal meine Meinung sagen will....

aleanjre
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So 5. Sep 2004, 00:06 - Beitrag #23

Deine Meinung darfst und sollst du immer sagen, ob sie mir nun gefällt oder nicht. Ist ja nicht dein Job, mir zu gefallen. :D
War halt etwas missverständlich.

Es ist nichts schlimmes, Tränen zu unterdrücken, wenn man sich das Knie angeschlagen hat. Der Schmerz geht vorbei, der Körper wird mit dem Stress gut fertig.
Etwas anderes, wenn man in einer schweren Krise steckt. Egal ob es sich dabei um heftigen Liebeskummer, Trauer über den Tod eines geliebten Menschen oder Schock über Katastrophen egal welcher Art - der Stress muss raus, abgebaut werden! Tränen, Schreien, irgendetwas! Werden all diese Mechanismen unterdrückt, schadet das dem Körper.
Gewiss, er wird es überstehen, genau wie der Körper fähig ist, eine Sauftour zu verkraften oder 30 Zigaretten am Tag oder vitaminarme Ernährung. Diese Kompensierung hat halt ihre Grenzen, und wer dauerhaft seine Emotionen unterdrückt, schadet sich auf Dauer. Auswirkungen von Stress sind bei jedem Menschen verschieden: Magengeschwüre, Depressionen, Herz - Kreislauf, Begünstigung von allen Arten von Krebs...

So ganz komme ich noch nicht dahinter, wie du den Begriff "schwach" verstehst.
Ja, es ist von der Gesellschaft gefordert, alle lauten Emotionsäußerungen zu unterlassen. Das heißt dann immer noch nicht, dass dies eine gute Sache ist. Ich hatte dein vorheriges Posting wirklich so verstanden, als würdest du meinen, dass jeder, der in Gesellschaft laut weint, bewußt manipulieren und schonende Extrabehandlung einfordern. Wie gesagt, dass gibt es. Aber in der Regel sind wir doch so geprägt, dass wir uns bemühen, niemanden mit unseren Tränen und Gefühlen zu belästigen. Wenn die Situation zu überwältigend ist, kann es gar keine Manipulation sein.

dmz
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Mo 6. Sep 2004, 14:08 - Beitrag #24

[Zitat: ...Worher kommt die Feindseligkeit gegen die Emotionen ? ...]
:::
Von Feindseligkeit gegen Emotionen moechte ich in diesem Zusammenhange nicht sprechen;
denn ein solcher Zustand des Menschen bedeutete,
dass er hinsichtlich seiner Aktionen und Reaktionen psychisch anormal ist.
Wenn ein Mensch wegen das Zeigens und Empfindens von Emotionen (feindselig) aufgebracht ist,
bedeutete das einerseits (wg. eigener Em.), er befindet sich im Zustand des Selbsthasses;
andererseits bedeutete es (wg. fremder Em.), er ist Misanthrop (Menschenverachter) und
nicht gesellschaftsfaehig.
Ich moechte statt des Begriffes "Feindseligkeit" daher lieber "Befremdlichkeit und Misstrauen" verwenden.
(das passt m.E. besser zu unserer Erfahrungswelt).
Ich begruende folgendermassen :
:::
Der Mensch tritt als "Restwertbildnis" aeusserlich (staendig) in Erscheinung.
Solange er nicht mit Informationen konfrontiert wird (eigene wie fremde), die
psychischer Art sind, befindet er sich in einem quasi-stabilen Zustand.
Um die Erhaltung eines stabilen Zustandes geht es dem menschlichen Wesen besonders;
das ist seine Natur.
Herausforderung und Erregung stoeren diesen stabilen Zustand;
das menschliche Wesen haelt andererseits einen instabilen Zustand nur kurzfristig aus,
ist also in Gefahr, ueberfordert zu werden.
Dieser Sachverhalt macht den Menschen im allgemeinen misstrauisch
gegen das Zeigen und Erkennen von Emotionen;
denn dadurch wird seine psychische Stabilitaet gefaehrdet; -
ein fuer ihn unangenehmer Zustand.
:::
Durch Umdeutung ist im Laufe der Generationen aus diesem Empfinden
ein Verhaltens- und Erziehungsmoment geworden.
Dahinter steht aber das Moment des Selbstsschutzes und
der Selbstbeschraenkung im aesthetischen Sinne der Lebensgestaltung.

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Di 7. Sep 2004, 11:29 - Beitrag #25

Ich denke, das man seine Gefühle schon zeigen sollte, allerdings in Maßen.
Ich kannte mal jemanden, der auf beruflicher Ebene gar keine Gefühle nach aussen hin zeigte. Er meinte, wenn man Gefühle zeigt, könne man seine Schwächen erkennen und ihn hinterher bei einem Fehler packen und ihm einen Strick daraus drehen.

Verstehen tue ich schon, aber irgendwie fand ich seine Einstellung sehr seltsam.

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