Die einen ignorieren sie. Die anderen glauben fest daran.
Hat die Bibel denn nur dem Gläubigen etwas zu sagen?
Tatsache ist: die geschichtliche Wahrheit, die hinter den Legenden steckt, die mündlich überliefert und vielfach verzerrt jeweils hunderte Jahre später niedergeschrieben wurde - ist schwer zu finden. Trotzdem ist sie eine Fundgrube. Leitfaden für Archäologen, die sonst, ohne dieses Buch, so viele Funde weder zu würdigen noch einzusortieren gewußt hätten.
Manche dieser Wahrheiten sind desillusionierend. So war die "Sinnflut" wohl tatsächlich ein vernichtender Vorgang (Durchbruch eines Binnensees, wenn ich mich nicht irre) aber nur für einen Landstrich, nicht für die ganze Welt. Und der Untergang von Sodom und Gomorrah nichts als ein schweres Erdbeben. Doch was dahintersteckt - schwere Naturkatastrophen und das Erleben der Menschen, die dem hilflos ausgeliefert waren - ist sowohl tragisch als auch faszinierend.
Wie so viele der Geschichten. Die Bibel ist voller menschlicher Tragik: Inzest, Brudermord, Gier, Krieg, Folter, Völkervernichtung. Und auch Zeugnis von Liebe, Treue, Freundschaft.
Sie ist gefüllt mit zeitlosen, immer wahrhaftigen Sinnsprüchen:
"Wer da ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein!"
Sie zeigt, dass aufrichtiger Glaube dem Menschen Kraft und Trost geben kann.
Ist der Stellenwert der Bibel also noch zu gering? Sollten die Legenden noch stärker an die nächste Generation weitergegeben werden, als Kulturschatz, als ewig moderne Märchen?
Meine damals 5jährige Tochter fragte mich:
"Mama, wie konnte der erste Mensch geboren werden, wenn er doch keine Mami hatte?"
Um der Vollständigkeit willen, hab ich ihr beide Versionen angeboten. Sowohl die "Gott-Paradies-Rippe-Apfel-Kiste" als auch die "Evolution-Affe-Mensch-Theorie". Das Ding mit Adam und Eva fand sie doof.
"Mama, da war Gott aber ein bisschen dumm. Warum stellt der zwei so wichtige Bäume genau in die Mitte? Hätte er sie irgendwo unten auf der Erde verbuddelt, wären sie nie gefunden worden!"
Danach wollte sie Dinos untergehen hören.

Die Schwächen im Glaubensbild der Bibel sind offenkundig. Jeden Tag liefert die Wissenschaft neue Beweise, die biblische Thesen widerlegen. Gewisse Glaubensgemeinschaften, die den Spruch mit dem Berg und dem Propheten übermäßig ernst nehmen und gerne an den Türen klopfen, verschließen davor die Augen. Für sie steht fest, dass die Erde erst 5000 Jahre alt ist, jeder Buchstabe der Bibel ewige Wahrheit, Fossilien stammen von der Sinnflut, Dinoknochen und C14 sind Erfindungen vom Teufel. Amen. Diese Menschen leben oft sehr glücklich (Denn seelig sind die geistig Armen...


Bekannterweise sind gerade die besonders bibeltreuen Gemeinschaften sehr rigide mit ihren Regeln und nutzen den unveränderlichen Glauben, um ihre Mitglieder zu gängeln. Trotzdem kann es aber ja ein erfüllendes Lebensmodell sein.
Das lasse ich mal so stehen. Wie empfinden die Atheisten hier die Bibel? Was haltet ihr von dem Weltbild der streng Gläubigen?