Todesstrafe

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Maurice
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Di 14. Sep 2004, 16:04 - Beitrag #101

Aber eben auf philosophischer Ebene wird hier doch diskutiert, oder nicht?
Amüsant, dass ihr den Todesstrafe-Befürwortern falsche Emotionalität unterstellt (was ja imo auch bei manchen hier der Fall ist), ich euch aber dasselbe unterstelle.
Wenn hier argumentiert wird, dass man sich nicht von Gefühlen leiten soll, dann solltet ihr das auch vermeiden.

also einer einzigartigen Existenz

Nur weil eine Existenz einzigartig ist, besitzt sie keinen Wert an sich.

denke mal ein wenig mehr über den Wert eines Menschenlebens nach

Vielleicht solltest du dir nochmal meine vorangegangenen Posts durchlesen, dann sollte dir auch klar sein, dass ich mir darüber schon einige Gedanken gemacht habe. Du hingegen solltest dir vielleicht ein paar mehr Gedanken über den Begriff "Wert" an sich machen.

Ja Philosophie ist nicht alles, aber alles ist Philosophie. Wenn du Utilitarismus für Quatsch hälst, dann biete mir mal eine bessere Alternative.

Shockk
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Di 14. Sep 2004, 16:08 - Beitrag #102

Ich sprach von übertriebenem Utilitarismus, Maurice. Lies meine Beiträge bitte gründlicher. Das U. durchaus praktisch sein kann ist mir klar.

Mehr kommt heute Abend ... ich muss jetzt leider weg.

Maurice
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Di 14. Sep 2004, 16:19 - Beitrag #103

Ich lese deine (und die anderen) Beiträge richtig, ich habe es wohl nur falsch verstanden. Für mich klang das so, als ob Utilitarismus übertreibener Quatsch sei und nicht übertriebener Utilitarismus Quatsch. Wie gesagt, das habe ich wohl falsch aufgefasst. Mach dir deswegen nicht gleich ins Hemd. :shy:

Imo ist ja e jedes Wertesystem im grunde utilitaristisch, weil jedes behauptet das beste zu sein, was nichts anderes ist, als das nützlichste. Sie unterscheiden sich nur in ihrer Art.
Erkläre mir bitte, warum es nützlicher sein soll, einen psychophatischen Massenmörder einzusperren, statt zu töten.
Und wenn deine Einstellung nicht auf den Nutzen gründet, auf was dann?

@Menschenleben: Und warum ist dir ein Menschenleben so heilig?

Stalker
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Di 14. Sep 2004, 17:48 - Beitrag #104

Original geschrieben von Maurice
Erkläre mir bitte, warum es nützlicher sein soll, einen psychophatischen Massenmörder einzusperren, statt zu töten.


Erkläre mir bitte warum es nützlicher sein sollte, pflegebedürftige oder arbeitsunfähige Menschen zu ernähren, statt zu töten.

Wombat
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Di 14. Sep 2004, 17:56 - Beitrag #105

Original geschrieben von Stalker
Erkläre mir bitte warum es nützlicher sein sollte, pflegebedürftige oder arbeitsunfähige Menschen zu ernähren, statt zu töten.


Weil diese Menschen nicht die Absicht haben, jemanden umbringen zu wollen!

Stalker
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Di 14. Sep 2004, 18:03 - Beitrag #106

Die Frage war bewusst an Maurice gerichtet, für den menschliches Leben an sich keinen Wert darstellt.

Edit: Im übrigen, hat auch nicht jeder Mensch der in einem Todesstrakt sitzt, die Absicht zu töten. Ich würder sogar sagen, dass das nur auf eine Minderheit zutrifft.

Maurice
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Di 14. Sep 2004, 18:20 - Beitrag #107

Jaja der typische Vorwurf an den Utilitarismus, der dem Glauben unterliegt, er wäre nur zu kurzsichtigen Nutzendenken in der Lage. Kannst dir ja mal meinen Thread vom "sozialen Utilitarismus" ansehen, da hab ich einiges geschrieben, in welche Richtung meine Ansicht geht.
Aber um es kurz zu fassen: Warum sollte man pflegebedürftige Menschen nicht umbringen?
1. Weil sie durch ihre ehemalige Arbeit, sich ihr Recht auf Pflege selbst rearbeitet haben.
2. Weil Krankheit keine Straftat ist.
3. Und das Wichtigste: Alle Menschen zu töten, nur weil ihr Nutzen für die Gesellschaft abgenommen hat, würde imo zu starken sozialen Unruhen führen und das kann wohl kaum nützlich sein. Wer würde schon ein System unterstützen, wo er wüsste, dass er (z.B.) mit dem Eintritt in die Rente getötet werden würde?

Stalker
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Di 14. Sep 2004, 18:46 - Beitrag #108

Dem Utilitarismus werfe ich gar nichts vor, weil ich dich nicht für Utilitaristisch halte. Höchstens Scheinutilitaristisch.

1 zählt nicht, weil Pflegebedürftigkeit nicht voraussetzt dass einmal gearbeitet wurde.
2 zählt auch nicht, weil nicht alles was keine Straftat ist, auch nützlich sein muss.
3, ist halbwegs brauchbar. Staatliches Töten, fördert die moralische die Degeneration einer Gesellschaft.

Maurice
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Di 14. Sep 2004, 19:05 - Beitrag #109

Aha und warum "scheinutilitaristisch"? Was ist denn an meinen Ausführungen nicht utilitaristisch?

@1. Natürlich haben nicht alle pflegebedürftige scho nmal gearbeitet, aber zumindest ein Teil von ihnen hat gearbeitet.
@2. Habe ich auch nicht behauptet. Dass man alle "unnützen" Menschen töten soll, hast du gesagt, nicht ich. Es geht hier immer noch um die Todesstrafe und die ist eine, wie der Name sagt, STRAFE und eine Strafe kann nur gerechtfertigt sein, wenn vorher eine Straftat begangen wurde. Wenn wir anfangen darüber zu diskutieren, ob "unnütze" Menschen allgemein getötet werden sollen, sprechen wir nicht mehr über die Todesstrafe, sondern um etwas anderes.
Die Ansicht alle "unnützen" Menschen zu töten, ist imo wenn ein sehr kurzsichtiger Utilitarismus.

Außerdem waren Punkt 1 und 2 nur nebensächliche Argumente, das entscheidende ist Punkt 3. Wie kommst du darauf, dass staatliche Tötung die Gesellschaft moralisch degeneriert?
Ein Staat der alle "unnützen" Menschen tötet, wird kaum Überlebenschancen haben, weil ein heftiger Protest in der Bevölkerung vorprogrammiert wäre. Von daher kann es utilitaristisch gesehen imo auch nicht denkbar sein, was hier überspitzt dargestellt wurde.
Verfallt doch nicht in Extreme, nur um ohne Erfolg zu versuchen euer blauäugiges menschenverliebtes Moralsystem zu verteidigen.
Nochmal hier geht es um die Todesstrafe gegen Scherverbrecher, nicht darum jeden Menschen umzulegen, der der Politik nicht in den Kram passt. Und es ist effektiver einen hoffnungslosen Schwerverbrecher zu töten, als ihn bis ans Ende seiner Tage, auf Kosten der Bevölkerung durchzufüttern.

Padreic
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Di 14. Sep 2004, 19:25 - Beitrag #110

@Arschfurunkel
Dass du andere Gerechtigkeitsvorstellungen hast als die, die dem zitierten zugrunde liegen, heißt nicht, dass diese inkohärent sind oder dass man sie so einfach rundheraus als vollkommenen falsch bezeichnen kann.
Der Staat begibt sich nicht zwangsläufig auf die gleiche Ebene wie der Mörder. Der Mörder darf umgebracht werden, da er sein Leben durch seine Tat verwirkt hat, prinzipiell durch jeden, aber der Ordnung halber durch den Staat. Der Mörder wird dagegen Leben umgebracht haben, dass sich keiner vergleichbaren Tat bezichtigen konnte, wodurch seine Tat ungerecht war. Nur eine ungerechte Tötung ist hierbei Mord. So wird der Staat nicht zum Mörder.
Der Sühne-Gedanke kann, wie du schon richtig angemerkt hast, nicht singulär für Mordtaten gelten. Hier muss aber nicht, wie du in polemischer Übertreibung andeutest, genau die gleiche Tat dem Täter angetan werden, damit es gesühnt wird, sondern vielmehr ein gleichwertiges. Einen Raser, der jemanden tot-fährt, könnte man so, je nach Differenziertheit bezüglich dem Vorsatz des Täters, entweder eine Kugel in den Kopf jagen oder irgendeine mildere Strafform wählen. Einen Vergewaltiger würde man wohl auch nicht zur Strafe vergewaltigen, sondern versuchen, etwas dem Leiden äquivalentes zu finden. Das mag beispielsweise Folter sein.
Präventive Strafen passen übrigens in das System gerade nicht rein. Man geht immer von der Tat selbst aus, die gesühnt werden muss.

Ich denke aber, ich muss nicht anmerken, dass ich die dargestellte Position nicht teile. Aber es ist, denke ich, immer sinnvoll, eine fremde Position, so sehr sie einem auch missfallen mag, zu Ende zu denken und zu verstehen zu versuchen.

Padreic

Shockk
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Di 14. Sep 2004, 22:12 - Beitrag #111

@ Maurice: Ins Hemd mache ich mir nicht, keine Sorge.

Auf deine Frage mit dem Töten oder Einsperren des Massenmörders werde ich indirekt im folgenden Abschnitt antworten. Ich wiederhole und bekräftige hier allerdings nochmals meine Ansicht, dass man im Umgang mit Menschenleben niemals in den Kategorien "nützlich" und "nicht nützlich" denken sollte.

Warum ist das Leben eines Menschen für mich "heilig", fragst du?

Nach dem heutigen, wissenschaftlichen Stand der Dinge sind wir Menschen die einzigartigste Lebensform auf diesem Planeten, und zwar deshalb, weil wir Bewusstsein haben, weil wir intelligent sind. Im Gegensatz du zB den einzelnen Tieren einer Spezies, die quasi beliebig untereinander austauschbar sind (bei den meisten Spezies mit Ausnahme des Geschlechtes) ist jeder einzelne Mensch einzigartig. Des weiteren ist es bisher nicht möglich, zu erklären, warum genau der Mensch intelligent ist und ein Bewusstsein besitzt. Niemand kann eindeutig auf die Frage antworten, wie es dazu kam, dass wir uns über den Rest der Schöpfung "erhoben haben".

Wenn man sich so einen Menschen nun anschaut, dann findet man bei keinem die selben Erfahrungen, die selben Erlebnisse, den selben Lebenslauf. Jeder hat individuelle Freundschaften, Beziehungen, Meinungen, Eindrücke, Anschauungen usw usf.. All die Dinge, die den Menschen im Verlauf des Lebens formen.

Ich weiss nicht, ob Menschen eine Seele haben. Bewiesen wurde es leider nicht bisher, denn ich würde zu gerne daran glauben. Was ich aber weiss ist, dass uns Menschen etwas besonderes innewohnt, etwas, was uns von allem anderen Unterscheidet. Und dieses etwas, der Einfachheit in meinen vorherigen Beiträgen auch gerne mit "Leben" allgemein umschrieben, ist das wertvollste und Einzigartigste, was ein Mensch besitzen kann. Niemand sonst kann es haben. Und kein Mensch der Welt hat in meinen Augen das Recht, einem anderen Menschen diesen "Besitz" zu rauben. Aus welchem Grund auch immer.

Ich wiederhole mich nur ungern, muss es hier aber tun: Selbst wenn ein Mörder einen anderen Menschen tötet - was, wie beschrieben für mich der größte aller Frevel ist - gibt es seinen Richtern auf keinen Fall das Recht, ebenso zu handeln. Denn das Auslöschen einer menschlichen Existenz ist meiner Meinung nach eine der schlimmsten Manifestationen von Unmenschlichkeit.

@ Utilitarismus: Ich komme jetzt doch noch mal darauf zurück. Meine in Schrift gefasste Meinung oben noch im Hinterkopf verweise ich auf einen streng utilitaristisch geprägten Staat bzw dessen Rechtssystem, so wie du ihn/es beschreibst.

Der Mensch ist (das habe ich glaube ich weiter oben ebenfalls schonmal geschrieben) eine Mischung aus Vernunft und Unvernunft. Obwohl du das zB in dem Thread über die "Schädlichkeit" der Emotionen bereits angesprochen hast und dort deine Meinung so dargestellt hast, dass Menschen ohne Emotionen salopp gesagt besser dran wären, möchte ich mit Verweis auf diese Thema dem nochmals widersprechen. Der menschl. Geist besteht aus rationalem Denken und irrationalen Gefühlen. Ohne beide - oder ohne eins von beidem - wäre er nicht und könnte nicht sein. Reine Emotion würde den Menschen zum Tier, reine Vernunft zur Maschine machen.

Ein so nutzorientiertes Wertesystem, wie du es vertrittst, wäre absolut emotionslos. Es wäre nur noch "vernünftig", und damit absolut gefühlslos, kalt, um es mal ein wenig zu verbildlichen. Und damit wäre eine wesentliche Komponente des menschlichen Geistes aussen vorgelassen - ein wesentlicher Faktor, der uns ausmacht.

mathew
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Di 14. Sep 2004, 22:24 - Beitrag #112

Todesstrafe

Hallo LEute,

aber eins möchte ich mal von Euch wissen: Hätte Ihr Verständnis gehabt, wenn Frank Schmökel im November 2000 von Polizisten getötet worden wärt, er bedrohte soviel ich weiß sie ja mit einem Gegenstand. Es wäre bedauerlich gewesen, wenn dieser Polizist hätte seinen Dienst aufgeben müssen. Wegen so einem Kerl!!!

Ich denke nicht, daß es von grundauf das Böse im Menschen gibt, aber das Böse besiegen, das muß manchmal sein. Ich verglieich dei Todesstrafe mit Kreig und Terror. Wäre der 11. September gewesen, wenn es nicht Hunger und Ausbeutung auf dieser Welt gäbe?? Diese Menschen haben diese Tat begangen, weil sie verletzt worden sind und ein Osama bin Laden wird diesen Tag nicht bereuen, und so einer ist nicht geisteskrank. Sorry kam etwas vom Thema ab, aber man kann auch nicht den Terror besiegen.


Mathew

Maurice
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Di 14. Sep 2004, 22:51 - Beitrag #113

Shockk wenn wir hier weiter über den Mensch im allgemeinen diskutieren, werden wir wohl ot, obwohl das natürlich bei dem Thema hier eine Rolle spielt.
Wir haben eben verschiedene Welt- und Menschenbilder und da ist es nicht verwunderlich, dass wir auch andere Wertesysteme besitzen.
Was du über den Menschen mag zwar (großteils) stimmen, aber darauf leitet sich imo kein natürliches Recht auf Unversertheit ab. Du fragt, wer dem Menschen das Recht geben kann einen anderen zu töten? Ich frage dich wer kann es ihm verbieten? Gott? Die Natur? Die Moral? Nein, imo ist es der Mensch selbst, der sich Rechte oder Verbote aufstellt. Der Mensch ist sein eigener Richter.
Und was die Individualität des Menschens angeht: Das ist Ansichtssache, inwieweit ein Mensch einzigartig ist. Ich sage jeder Mensch ist einmalig, aber keiner ist einzigartig. Jeder Mensh gibt es nur einmal, aber das trifft auch auf jedes Tier zu. Die anderen Tiere sind zwar weniger komplex wie wir in ihrer Psyche, aber ist dennoch jedes Tier einmalig, weil es jedes Tier nur einmal gibt. Inwieweit ein jedes Tier einzigartig ist, ist Definitionssache, so wie imo auch beim Menschen.
Ich persönlich stelle den Menschen auch nicht ausnahmslos über alle andere Tiere, als eindeutige Krönung der Evolution. Der Mensch ist in vielen Dingen, anderen Lebewesen überlegen, aber auch in anderen unterlegen.
Aber wie gesagt, wenn wir an diesem Punkt weiterdiskutieren, sollten wir das besser in einen eignen Antrophologie-Thread in der Philo-Sektion machen, denke ich. :)



PS:
Reine Emotion würde den Menschen zum Tier, reine Vernunft zur Maschine machen.

Der Mensch ist ein Seil, geknüpft zwischen Tier und Übermensch - ein Seil über einem Abgrunde...

Stalker
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Mi 15. Sep 2004, 00:03 - Beitrag #114

Re: Todesstrafe

"Und es ist effektiver einen hoffnungslosen Schwerverbrecher zu töten, als ihn bis ans Ende seiner Tage, auf Kosten der Bevölkerung durchzufüttern."

Da stimmte ich dir absolut zu. Es ist unnütz, einen hoffnungslosen Schwerverbrecher am Leben zu lassen, wenn man von den weitaus höheren Kosten, die eine Hinrichtung mit sich bringt, als eine lebenslängliche Inhaftierung, absieht.
Und sollte die Menschheit irgendwann in der Lage sein objektiv und fehlerfrei zu beurteilen ab wann ein Mensch ein „hoffnungsloser Fall“ ist, ergibt sich daraus vollkommen neue Kriterien zur Beurteilung ob eine Hinrichtung sinnvoll oder nicht ist.
Zum Gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch, ist „Hoffnungslosigkeit“ kein Fakt, sondern höchstens eine Prognose. Wir sind zur Zeit noch nicht einmal in der Lage Vergangenes absolut sicher zu rekonstruieren, sprich, mit absoluter Sicherheit in allen Fällen, sicher zu stellen ob eine Schuld vorliegt oder nicht. Von Zukünftigem, also in welche Richtung sich ein Mensch entwickelt wird, ganz zu schweigen.
Auch wenn bei, eindeutiger Schuld, eine Affinität zu sozialschädigend Verhaltensweisen bei Menschen nachgewiesen sein sollte, sind dadurch keine Rückschlüsse auf die Potentialität und seinen späteren Nutzen für die Gesellschaft möglich. Mit der Todesstrafe wird menschliches Potential unwiederbringlich zerstört. Ob von schuldigen oder zwangläufig auch unschuldigen Menschen.
Hinzu kommt, dass die Todesstrafe in Konkurrenz zu resozialisierenden Maßnahmen steht. Dies bedeutet auch, dass die Forschung im Bezug auf Ursachen und Entwicklung von extremer Gewalt stark behindert, wenn nicht ganz ausgeschlossen wird. Als Beispiel dient die Täterprofil Analyse die nur durch Hilfe von verurteilten Schwerverbrechern entwickelt werden konnte. Auf lange Zeit gesehen, ist es nützlicher Therapieformen und Behandlungsmöglichkeiten für pathologische Menschen zu erforschen, unter anderem auch deshalb weil dies zur Früherkennung und zur Verhinderung von Verbrechen führen könnte.
Du schriebst „Die Gesellschaft kann ihre Recourssen sinnvoller einsetzen, als solche Menschen durchzufüttern oder gar in einer Luxus-Unterkunft therapieren.“ Die Todesstrafe ist aber nicht sinnvoller, zum einen weil sie bei weitem Ressourceintensiver ist, als jede Inhaftierung oder Therapierung, zum anderen weil sie, wie erwähnt ausschließlich Kontraproduktiv ist.

Warum du scheinutilitaristisch bist? Zum einen, weil du mit Äußerungen wie „Gib mir eine Knarre und einen Schwerstverbrecher und ich leg ihn dir um.“ Nicht gerade sehr objektiv erscheinst. Zum anderen weil du von dem Konzept der „Strafe“ redest. Strafe an sich ist allerdings ein moralisches Konzept.
Die Aufgabe der Rechtsprechung, ist es nicht Menschen zu „bestrafen“, ihre Aufgabe ist es nicht einmal die Lebensqualität eines Verurteilen zu schmälern. Ihre Aufgabe ist zwischen der Menschenwürde- und Rechte - der moralische Grundkonsens unsere Gesellschaft - und dem Schutz der Gesellschaft abzuwägen, und Menschen in isolierter Umgebung zu resozialisieren.

Hinzu kommt noch, dass du allem Anschein nach die Grenzen des Utilitarismus nicht kennst. Nämlich dass ein Utilitarismus ohne eine transzendente Moral absolut wertlos ist, und somit gar nichts legitimiert.

„Dass man alle "unnützen" Menschen töten soll, hast du gesagt, nicht ich.“ Das habe ich nie gesagt, und dir auch nie unterstellt. Ich habe dich lediglich danach gefragt.

P.S.: Dass sollte mein Beitrag zu der Diskussion gewesen sein. Neues wird eh nichts mehr gebacht.

Original geschrieben von mathew
Ich denke nicht


Ja, das habe ich vermutet.

Maurice
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Mi 15. Sep 2004, 15:36 - Beitrag #115

Die Todesstrafe soll teurer sein, als eine lebenslange Inhaftierung, aheb ich dich richtig verstanden? Eine Patrone eines gewehrs kostet nur ein paar Cent :shy: ...

Du sagst, dass man mit dem Tod eines Menschens ihm das Potential nimmt, dass er wieder in die gesellschaft zurückkehren kann, aber das macht man auch, wenn man einen Menschen lebenslang einsperrt. Bist du demnach auch gegen lebenslange Haft? Und mit lebenslang meine ich hier auch wirklich lebenslang und nicht "nur" 30 Jahre.

Die Todesstrafe wäre dann auch nur für Verbrecher, wo die Schuld sicher ist. Wo die Schuld nicht sicher ist, wird der Angeklagte ja auch frei gelassen, wo ist da das Problem für dich?
Unsere Justiz schwächelt teilweise eher die Schuld von Tätern zu beweisen und lässt diese wieder frei, als Unschuldige zu verurteilen.

@Utilitarismus: Das Zugpferd dieser Sicht heißt "Nutzen" an irgendwelchen transzendentalen Moralvorstellungen kann ich mich nicht erinnern. Such mir dazu bitte mal die passenden Stellen raus.

Stalker
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Mi 15. Sep 2004, 16:23 - Beitrag #116

"Die Todesstrafe soll teurer sein, als eine lebenslange Inhaftierung, aheb ich dich richtig verstanden? Eine Patrone eines gewehrs kostet nur ein paar Cent :shy: ..."

Erschreckend wie wenig du dich mit der Thamtik auskennst.

"Du sagst, dass man mit dem Tod eines Menschens ihm das Potential nimmt, dass er wieder in die gesellschaft zurückkehren kann, aber das macht man auch, wenn man einen Menschen lebenslang einsperrt. Bist du demnach auch gegen lebenslange Haft?"

Ja.

"Die Todesstrafe wäre dann auch nur für Verbrecher, wo die Schuld sicher ist."

Einverstanden. Da die Schuld niemals eindeutig sicher sein kann, wird sie auch niemals vollzogen.

"Wo die Schuld nicht sicher ist, wird der Angeklagte ja auch frei gelassen, wo ist da das Problem für dich?"

Das ist die Theorie, in der Praxis kommt es zu Fehlurteilen.


"@Utilitarismus: Das Zugpferd dieser Sicht heißt "Nutzen" an irgendwelchen transzendentalen Moralvorstellungen kann ich mich nicht erinnern. Such mir dazu bitte mal die passenden Stellen raus."

Du bist recht klug, ich bin überzeugt mit etwas Denkarbeit kommst du schon dahinter.

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Mi 15. Sep 2004, 17:20 - Beitrag #117

Original geschrieben von Maurice
@Furunkel:
Der Tod ist eine Bestrafung für ein Verbrechen und nicht in erster Linie eine Maßnahme, dafür dass kein Verbrechen verübt werden kann.


Keine Strafe sühnt ein Verbrechen, auch keine "Auge um Auge"-Bestrafung.

Eine Strafe, die nicht Abschreckung bedeutet, sondern bloßen Rachegelüsten frönt, ist eine sinnlose. Eine gute Strafe zeigt sowohl dem Täter als auch der Gemeinschaft auf, wie bestimmte Verbrechen geahndet werden.

Eine Todesstrafe, möglichst hübsch mit Folter und Qual, stellt einen Staat auf die gleiche Stufe wie einen gemeinen Mörder. Zudem hat die Todesstarfe noch den unangenehmen Nachteil, daß das vollstreckte Urteil irriversibel ist.
Kann man einen Staat, der unschuldige zum Tode verurteilt, als Rechtsstaat bezeichnen.

Dem Gegenargument "Dann muß man sich eben sicher sein", will ich gleichentgegen wirken: In den USA war man sich zur Urteilsverkündung der Todesstrafe mehr als 100 mal vollkommen sicher, hat aber trotzdem ein Fehlurteil gefällt. "Vollkommen 100%ige" Sicherheit gibt es nicht, wo Menschen am Werkl sind. Und wenn Menschen richten, dann machen sie auch Fehler.

Arschfurunkel
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Mi 15. Sep 2004, 17:36 - Beitrag #118

Original geschrieben von Padreic
[B]@Arschfurunkel
Dass du andere Gerechtigkeitsvorstellungen hast als die, die dem zitierten zugrunde liegen, heißt nicht, dass diese inkohärent sind oder dass man sie so einfach rundheraus als vollkommenen falsch bezeichnen kann.


Zugegeben korrekt ;) .

Der Staat begibt sich nicht zwangsläufig auf die gleiche Ebene wie der Mörder. Der Mörder darf umgebracht werden, da er sein Leben durch seine Tat verwirkt hat, prinzipiell durch jeden, aber der Ordnung halber durch den Staat.


Doch das tut der Staat. Ein Mord setzt Vorsatz voraus. Wenn ich als Staat sage, "Du hast das und das getan und deswegen wird Dein Leben beendet", dann handelt der Staat vorsätzlich.

Das einzige, was einen gemeinen Mörder vom Staat unterscheidet, sind die Beweggründe des Mordes.

Warum hat der Mörder sein Leben verwirkt, nachdem er jemanden umgebracht hat? Das Argument hört oder liest man ja immer wieder, aber nirgendwo findet man einen allgemein gültigen Beweis für die Richtigkeit dieser These. Und ohne Beweis bleibt's für mich eine willkürlich festgesetzte These.


Der Sühne-Gedanke kann, wie du schon richtig angemerkt hast, nicht singulär für Mordtaten gelten. Hier muss aber nicht, wie du in polemischer Übertreibung andeutest, genau die gleiche Tat dem Täter angetan werden, damit es gesühnt wird, sondern vielmehr ein gleichwertiges...


Es verbleibt natürlich die Frage, warum "Auge um Auge" nur für Mordfälle gelten soll. In sofern ist mein Einwurf mit der Scharia immer noch existent.



Ich denke aber, ich muss nicht anmerken, dass ich die dargestellte Position nicht teile. Aber es ist, denke ich, immer sinnvoll, eine fremde Position, so sehr sie einem auch missfallen mag, zu Ende zu denken und zu verstehen zu versuchen.

Padreic


Och, ich habe durchaus zu Ende gedacht und versucht zu verstehen, allerdings vergeblich... ;)

mary
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Mi 15. Sep 2004, 17:40 - Beitrag #119

todesstrafe

das ist das dümmste das es auf dieser welt gibt egal welche taten er gemacht hat und ob er es bereud oder nicht aber todesstrafe ist der gröste schwachsinn was es gibt weil was hat der jenige davon weil nach dem tot weiß er sowieso nichts mehr er existiert nicht mehr und die paar stunden vor dem tot sind auch nur trauerstunden und sie bestrafen nicht nur ihn sondern die mitmenschen die ihn lieben und mitleiden müssen obwohl sie nichts gemacht haben und auserdem wirt er nie wieder die chance haben sich zu bessern wenn er tod ist das einzige was da nutzt ist gefängnis weil da nehmen sie dir die freiheit weg und jeder mensch braucht seine freiheit ...

Maurice
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Mi 15. Sep 2004, 17:46 - Beitrag #120

Also ne Stalker auf so ein dummes Geschwätz hab ich echt keinen Bock mehr. Ka ob du es selbst glaubst, was du da postet, aber ich hoffe es nicht für dich. Ne auf der Ebene hab ich im Moment echt nicht die Lust und die Nerven darüber weiter zu diskutieren.
Lebenslange Haft billiger als eine Patrone... in deinen Träumen vielleicht...
Den Rest kommentiere ich jetzt mal nicht, das bringt bei dir e nix...

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