Also was spricht dagegen "Liebe" auch als ein Wechselspiel von chemischen Reaktionen zu sehen? Das sind doch alle Emotionen. Zumindest nach einem naturalistischen Weltbild.
Natürlich ist eine solche Umschreibung nicht ausreichend um den Sachverhalt zu beschreiben. Ich hatte mal eine nette Definition von "Liebe" gefunden, die auf der wissenschaftlichen Schiene läuft, ich poste die hier mal kurz:
Wenn sich jemand verliebt hat, werden im Gehirn amphetamin-ähnliche Substanzen freigesetzt, die ihn in einen Zustand anhaltender Hochstimmung versetzen. Später, wenn die erste Verliebtheit abgeklungen ist, wird das wie ein Tranquilizer wirkende Endorphin ausgeschüttet, das dazu beträgt, dass man sich entspannt ung glücklich fühlt.
Aus Verliebtheit wird Liebe.
Die Definition von "Liebe" gefällt mir, ist schön rational.
Aber wie gesagt beschreibt es das Phänomen auf keinen Fall ausreichend.
Ich hoffe es ist ok, wenn ich hier einfach mal zu deinen Überlegungen ein paar von mir dazuschreibe, die ich vor kurzen notiert hatte:
Liebe, was ist das? Zuerst natürlich ein Wort, eine Aneinanderreihung von Buchstaben. Diese Antwort ist nicht verwunderlich für mich. Doch wenn es nicht nur ein Wort, sondern auch ein Begriff ist, hat dieses Wort auch einen Inhalt, eine Idee die es repräsentiert. Für was steht also der Begriff "Liebe"? Es gibt keine allgemeine, feste und eng eingerenzte Definition davon, denn es haben sowohl Menschen verschiedene Vorstellungen von diesem Begriff, als auch nicht selten recht schwammige. Man differenziert zwischen verschiedenen Arten von Liebe. Es ist eine andere Liebe, wenn man sagt "ich liebe Eis", als wenn man sagt "ich liebe dich". Hier soll es um die Liebe zu jemanden gehen. Auch hier gibt es wieder Unterschiede, denn Liebe zwischen Geschwister ist eine andere als zwischen einem Liebespaar. Auch hier soll es um das letztere gehen. Ob die Unterschiede aber wirklich so groß sind, wie man anfangs meint oder wie sich scheinbare Widersprüche lösen lassen, werde ich gleich versuchen rauszufinden.
Klar ist, dass zwischen den hier aufgezählten Arten der Liebe Unterschiede bestehen, aber man wenn man über Liebe spricht, meistens die letzte Form meint. Sagen wir "ich liebe Eis", dann meinen wir damit "ich habe Eis sehr gerne". Ein Unterschied zu den anderen Formen der Liebe will man meinen, da man Liebe zu einem Menschen mehr meint als nur das sehr gerne mögen, wie einen Gegenstand. Was ist dieses "mehr"? Meinen wir wenn wir einen Menschen "lieben" nicht nur "ich mag ihn sehr", sondern "ich mag ihn wirklich unglaublich gerne", dann ist die Liebe doch "nur" eine erhöhte Form des Mögens. Entzauberung?
Wie wird denn Liebe gerne umschrieben? Die Person die man liebt, bedeutet alles. Sie ist das erste und das letzte, an was man an einem Tag denkt. Sich der Person nahe zu fühlen erfüllt mit größten Glück und sein Fehlen schmerzt. Das Glück des anderen ist einem wichtiger als das eigene. Man würde für die Person sterben. Ach es gibt soviele Arten dieses Wort zu umschreiben, dabei gehen die Vorstellungen der Menschen auseinander. Bei den einem liegt die Grenze zwischen "mögen" und "lieben" niedriger als andere. Der Mensch entscheidet eben selbst, wie er die Wörter definiert, die er benutzt und bei einem Wort wie "Liebe" hat niemand die alleinig richtige Defintion gepachtet. Jede Definition, ist für den der sie definiert die richtige, doch ist keine mehr richtiger als die eines anderen. Dennoch gibt es in den meisten Fällen gewisse Grenzen in denen sich die meisten Definitionen eines Wortes aufhalten, was daran liegen mag, dass wir schon eines Vorstellung des Begriffes haben, bevor wir über seine Definition nachdenken und diese Vorstellungen sind häufig gesellschaftlich vorgeprägt.
Was nun "Liebe" bedeutet werden nicht alle die gleiche Meinung haben, aber sie werden sich alle in einem gewissen Rahmen befinden. Doch was beschreiben die Definitionen jeweils mehr, als eine besonders starke Form von "mögen"? Das klingt vielleicht erstmal nach einer Entzauberung von "Liebe", aber ich frage warum? Ist etwas schlimmes daran, den Begriff so zu betrachten? Warum meinen manche Menschen den Begriff möglich überstilisieren zu müssen? Auch ein Indiz für diese Überstilisierung ist es diesen Bereich der Gefühlsregung mehrfach zu unterteilen, aber ohne klare Linien. Wo liegt der genaue Unterschied zwischen mögen, schwärmen, verknallt sein, verliebt sein, und lieben? Das eine sei ein stärkeres und tieferes Gefühl als das andere, aber wie lassen sich diese Unterschiede noch sicher unterscheiden, wenn so oft unterteilt werden und keine exakten Vorstellungen vorliegen? Wie sollen vor allem wir unsere eigenen Gefühle bewerten, wenn wir in einer starken emotionalen Situation sind? Gelingt es uns denn sicher zu sagen, welcher der Begriffe nun auf einen zutrifft? Sicher ist die starke Emotion und spielt es denn so eine wichtige Rolle, wie wir diese benennen? Der Name ist doch nebensächlich, es soll sich doch nicht um Wörter drehen, sondern um die Ideen, um die Vorstellungen, um das was ist.
Auch Begriffe sind Prinzipien und wir müssen uns nichts sklavisch an aufgestellte Defintionen halten, wenn wir meinen, dass andere sinnvoller wären. Definieren wir Wörter also möglichst sinnvoll, also wie wir meinen, dass sie unser Denken möglichst passend darstellen können.